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gewaltiger, und der Einfluß, welchen sie ausübten, ist ein so tief einschneidender, daß das Interesse an allem Frühern weit dagegen zurücktreten mußte.
Was über das Altertum gedruckt worden ist, hat wenig Neues von Wert an das Licht [* 2] gefördert. Der Streit über den Ort der Varusschlacht, welcher, wohl im Andenken an jene erste Erhebung der Deutschen gegen fremde Anmaßung, zahlreiche Federn in Bewegung gesetzt hat, ist noch nicht zum Austrag gelangt, wenn auch die meisten Stimmen sich dahin einigen, daß die Stelle nördlich von Osnabrück, [* 3] in der Nähe des Gutes Barenau, zu suchen sei, und die Mehrzahl der sonstigen, die Zeiten der Griechen und Römer [* 4] behandelnden Schriften beschäftigt sich mit der Erörterung unerledigter Fragen durch Philologen. Eine wesentliche Bereicherung hat die Cäsarlitteratur durch eine Arbeit des Obersten Baron Stoffel, Napoleons III. tüchtigsten Mitarbeiters, über »La guerre civile« (Par. 1887) erhalten.
Die
Kreuzzüge erfuhren eine Gesamtdarstellung durch B.
Kugler (Berl. 1880) in
Onckens »Allgemeiner Geschichte
in Einzeldarstellungen«.
Licht in das
Dunkel, welches die Zeit des
Mittelalters verschleiert, bringt ein höchst verdienstliches,
freilich nicht in erster
Linie der
Kriegsgeschichte gewidmetes, aber diese wesentlich bereicherndes Werk:
»Entwickelung des
Krieg
swesens und der Kriegführung in der Ritterzeit« von
General
Köhler (Bresl. 1885-89). Es geht bis zu
den Hussitenkriegen.
Wo es aufhört, setzen »Urkundliche
Berichte zur Geschichte des Hussitenkriegs
1419-36« von F. Palaczky
(Prag
[* 5] 1872-74) und für
Schlesien
[* 6] »Die Hussitenkriege
1420-35« von F.
Grünhagen (Bresl. 1872) sowie des nämlichen Verfassers
»Geschichtsquellen der Hussitenkriege«
(das.
1871) ein.
Die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, welchem vor vielen andern eine gründliche und unparteiische Darstellung not thäte, ist namentlich von zwei eine solche anstrebenden Schriftstellern behandelt. Der eine von ihnen, A. Gindely, welcher mit der Veröffentlichung seiner Geschichte des Krieges 1869 begann, steckt aber noch in den Anfängen (2. Abt.: »Die Strafdekrete Ferdinands II. und der pfälzische Krieg«, Prag 1880); der andre, O. Opel, behandelt nur den niedersächsisch-dänischen Krieg, der 2. Band [* 7] (Magdeb. 1878) geht bis zum Jahre 1626. Beide haben außerdem zu den Schriften beigesteuert, welche in reicher Menge Einzelheiten des Krieges gewidmet wurden.
Zum Abschluß ist eine gedrängtere, meist auf deutschen Druckwerken beruhende »Histoire de la guerre de trente ans« von Charveriat (Par. 1878,2 Bde.) gekommen. Der 200jährigen Wiederkehr des Tages der Errettung Wiens aus der Türkengefahr danken zahlreiche Schriften ihr Entstehen. Vor allen ist zu nennen »Das Kriegsjahr 1683«, vom Kriegsarchiv herausgegeben, daneben »Beiträge zur Geschichte der Belagerung etc.« von F. Newald, »Wien [* 8] im J. 1683«, im Auftrag des Gemeinderats von V. v. Renner, und von den Darstellungen, welche für die Hilfsvölker eintreten: »Die Beteiligung der kursächsischen Truppen« von P. Hassel und Graf Vitzthum, »König Johann III. vor Wien« von P. Kluczycki, deutsch von J. ^[Josef] Petelenz, letztere Arbeit, wie eine gegen »Das Jahr 1683 etc.« von O. Klopp gerichtete kleine Schrift von J. ^[Johann] Chelmecki, »Johann Sobieski«, vom polnischen Standpunkt geschrieben.
Die Kriegsereignisse des daran sich schließenden Zeitraums haben eine Darstellung gefunden, so mustergültig, wie sie kaum je einem solchen zu teil geworden, indem das kriegsgeschichtliche und kriegsgeschichtliche Kriegsarchiv unter dem Titel: »Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen« auf Grund der Urkunden und unter Benutzung aller übrigen vorhandenen Quellen ein bändereiches Werk veröffentlicht, welches, nach vorausgeschickter Einleitung mit dem Feldzug von 1697 beginnend, bis zum Jahre 1712 gediehen und somit von seiner Vollendung nicht mehr allzuweit entfernt ist.
Dasselbe bietet weit mehr als der Titel andeutet, da es die gesamten kriegerischen Ereignisse in den Kreis [* 9] seiner Betrachtungen zieht, an denen in jener Zeit die Truppen Österreichs und seiner Verbündeten teilnahmen. Die daneben hergehende Geschichte des spanischen Erbfolgekriegs von C. v. Noorden (Düsseld. 1870-72) erwähnen wir besonders wegen der gedrängten und übersichtlichen Darstellung und wegen der gelungenen Schilderung der politischen Verhältnisse. Eine Lücke füllten »Die Feldzüge Karls XII.« von Ch. v. Sarauw (Leipz. 1880), zugleich ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des Königs.
Um zu den Kämpfen Brandenburgs und Preußens [* 10] zu gelangen, greifen wir notwendigerweise zurück. Einzeldarstellungen sind es, denen wir zunächst begegnen, so »Die Schlacht bei Warschau« [* 11] von A. Riese (Bresl. 1870),
der »Krieg des Großen Kurfürsten gegen Frankreich« von H. Peter (Halle [* 12] 1870) und aus Veranlassung der 200jährigen Wiederkehr des Tages mehrfach bearbeitet: »Die Schlacht von Fehrbellin«, [* 13] am besten durch A. v. Witzleben und Hassel (Berl. 1876),
woneben jedoch die Kenntnis einer »Schwedischen Darstellung etc.« (Sonderabdruck aus dem »Militärwochenblatt«, 1876, Nr. 83 bis 86) nicht fehlen darf. Größere Arbeiten liegen erst aus der Zeit Friedrichs des Großen vor. Der Zeitfolge nach ist zuerst eine Veröffentlichung des Großen Generalstabes anzuführen, welche »Die Kriege Friedrichs des Großen« schildert. Es ist nach langer Vorarbeit des 1. Teiles 1. Band erschienen (Berl. 1890),
welcher »Die Besetzung Schlesiens und die Schlacht bei Mollwitz« enthält. Wichtige Beiträge zur Geschichte jener Zeit hat auch C. Grünhagen namentlich durch seine »Geschichte des ersten schlesischen Krieges« (Gotha [* 14] 1881,2 Bde.) geliefert; es darf ferner, neben den betreffenden Bänden von J. G. ^[Johann Gustav] Droysens ebensosehr durch gewissenhafte Forschung wie durch glänzende Darstellung hervorragender »Geschichte der preußischen Politik«, desselben Verfassers »Schlacht von Chotusitz« (Berl. 1873) nicht unerwähnt bleiben. Mehrseitige Beachtung noch hat der Siebenjährige Krieg gefunden. Vor allem durch eine vorzügliche Gesamtdarstellung von A. Schäfer (Berl. 1867-74), dann durch die sehr gründliche Schilderung der Vorgänge in Pommern [* 15] etc., welche Kriegsgeschichtliche Marschall v. Sulicki (Berl. 1867) geliefert hat, und durch den russischen Obersten Masslowski, von dessen Arbeit der 1. Teil, den Feldzug 1756-57 in Ostpreußen [* 16] enthaltend, durch A. v. Drygalski (das. 1889) in das Deutsche [* 17] übersetzt ist. Die Gesamtheit der Kriege behandelt in »Friedrich d. Gr. als Feldherr« (Berl. 1881) in geistvoller Weise und gegen die Lobredner des Prinzen Heinrich Front machend, Th. v. Bernhardi.
Sein Buch hat indessen nicht durchweg Beifall gefunden, wovon A. v. Taysen in einer Schrift: »Zur Beurteilung des Siebenjährigen Krieges« (Berl. 1882),
Zeugnis ablegt. Eine sehr wichtige Quelle [* 18] für den Verlauf der Kriege ist die aus den Staatsarchiven geschöpfte »Politische Korrespondenz Friedrichs d. Gr.«, welche vom 13. Bande an (Berl. 1885), welcher mit dem Jahre 1756 anhebt, auch den militärischen Schriftwechsel des Königs bringt. Mit Recht, denn beide Seiten ¶
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der Thätigkeit des staatsleitenden Feldherrn sind so innig miteinander verbunden, daß sie nicht von einander getrennt werden dürfen. In den Kriegsjahren bis zum Juni 1759, mit welchem Zeitpunkt die zuletzt erschienene erste Hälfte des 18. Bandes abbricht, ist der militärische Schriftverkehr bedeutender als der politische. Daneben darf nicht übersehen werden, was aus gegnerischer Seite veröffentlicht ist: des Österreichers A. v. Arneth »Maria Theresia und der Siebenjährige Krieg« (Wien 1875),
des Generals Grafen Pajol »Guerres sous Louis XV« (Par. 1881-87),
beide schon durch die Namen der Verfasser als hochwichtig gewährleistet, die letztere Arbeit ergänzt durch »Frédéric II et Louis XV 1740-44« vom Herzog von Broglie (das. 1884),
sowie »Die schlesischen Kriege und das Kurfürstentum Hannover« [* 20] (Hannov. 1879), ein Buch, dessen Verfasser, W. v. Hassell, nicht zu den Verehrern des Königs gehört; dasselbe behandelt dem Titel zuwider fast nur den Feldzug von 1757 auf dem nordwestlichen Kriegsschauplatz.
Die Wiederkehr der Zeit, in welcher 100 Jahre früher die Vereinigten Staaten [* 21] von Nordamerika [* 22] ihre Selbständigkeit errangen, hat zu keiner umfassenden Darstellung der Vorgänge Veranlassung gegeben; doch gehört das Beste, was darüber geschrieben ist, dem hier behandelten Zeitraum an; es findet sich in Bancrofts »Geschichte der Vereinigten Staaten«.
Das Streben nach Wahrheit und nach unparteiischer Darstellung tritt erfreulicherweise auch in Frankreich hervor, dessen Geschichtschreiber wegen Mangels an diesen Eigenschaften früher vielfach in wenig gutem Rufe standen. Es verdient dieses mannhafte Vorgehen um so mehr Anerkennung, als es sich gegen tief eingewurzelte Lieblingsideen der Bevölkerung [* 23] richtet und der Beginn in eine Zeit fiel, in welcher die jenen Ideen verschwisterte Staatsform soeben wieder die herrschende geworden war. Wir sprechen von kriegsgeschichtlichen Werken, welche unter der zweiten französischen Republik erschienen sind. Zwei davon betreffen die Schaffung der Heere, mit denen die Kriege der Revolution geführt wurden: A. Duruy weist in »L'armée royale en 1789« (Par. 1888) nach, daß Carnot seine Heere keineswegs aus der Erde stampfte, sondern daß er die Massen, welche das Aufgebot ihm stellte, um den festen Kern scharte, welchen die königlichen Truppen bildeten, und schon vorher hatte C. Rousset in »Les Volontaires 1792-93« (deutsch von Kriegsgeschichtliche. Braun, Berl. 1875) unwiderleglich dargethan, daß die sogen. Freiwilligen diesen Namen zumeist wenig verdienten, und daß es zuchtlose, oft feige, ihrer Aufgabe wenig gewachsene Banden waren.
Wie es kam, daß sie trotzdem Erfolge hatten, zeigt die »Histoire des guerres de la Révolution« von A. Chuquet, dessen meist auf den Urkunden des Dépôt de la guerre beruhende Arbeit bis jetzt fünf Teile: »La première invasion prussienne«, »Valmy«, »La retraite de Brunsvic«, »Jemappes et la conquête de la Belgique« und »La trahison de Dumouriez« (Par. 1886 bis 1891),
brachte. Ein Gegenstück dazu bildet eine Schrift aus dem Nachlaß des verdienstvollen M. v. Ditfurth: »Die Hessen [* 24] in den Feldzügen in der Champagne, am Main und am Rhein 1792-94« (Marb. 1881);
die Kriegsgeschichte der Kurhessen, die Domäne des Verfassers, steht im Vordergrund.
Ein zweites, »Les guerres de la Révolution« benanntes Werk, von E. d'Ornano verfaßt (Par. 1887),
führt den Nebentitel »Hoche«, um dessen Lichterscheinung die Erzählung gruppiert ist; ein Abschnitt aus dem Leben dieses Generals ist außerdem von G. Escandre in »Hoche en Irlande« (das. 1888) dargestellt. Noch mehrere von den zahlreichen Einzelschriften zu nennen, würde zu weit führen. Nicht unerwähnt darf dagegen eine Arbeit bleiben, welche die größte unter den gewaltigen Persönlichkeiten jener Zeit, Napoleon, den Schlachtenkaiser, zum Gegenstand hat.
Unter dem Titel: »Napoleon als Feldherr« (Berl. 1885-86) ist Graf Yorck, ein preußischer Offizier, an der Hand [* 25] der Ereignisse dem Andenken des großen Heerführers nach jeder Richtung hin gerecht geworden. Zur Geschichte der nachfolgenden Kriege, denen Napoleon ihr Gepräge verlieh, sind nur Bausteine geliefert worden: »Geschichte des Krieges von 1805« (Wien 1874), aus der Feder des Österreichers Schönhals, welcher Radetzkys Feldzüge in Italien [* 26] glänzend geschildert hat, ist schon 1821 geschrieben und aus dem Nachlaß herausgegeben, es fehlt daher die Bekanntschaft mit den spätern Veröffentlichungen; »Roßbach [* 27] und Jena«, [* 28] von C. Freiherrn von der Goltz (Berl. 1883),
gehört nicht streng der Kriegsgeschichte an, trägt aber zum Verständnis derselben bei, wie »Österreichs Teilnahme an den Befreiungskriegen«, nach Aufzeichnungen von Fr. v. Gentz durch den Fürsten Richard Metternich herausgegeben (Wien 1886), trotz der vorwiegend politischen Eigenart des Buches beim Studium jener nicht entbehrt werden kann, und wie die Auseinandersetzungen zwischen M. Lehmann und seinen Widersachern über den Einfluß der in den Befreiungskriegen maßgebend gewesenen Persönlichkeiten (»Aus Schöns Papieren«, »Zu Schutz und Trutz am Grabe Schöns«, »Knesebeck und Schön«, »Eine diplomatische Trilogie aus dem Leben Knesebecks«),
sowie endlich W. Oncken in »Österreich [* 29] und Preußen [* 30] im Befreiungskrieg« (Berl. 1876-79) neues Licht über die Kriegspläne und deren Verwirklichung verbreiten. In strengerm Sinne kriegsgeschichte sind die Beiträge des Kapitäns Foucart zu der Geschichte der Kriege von 1806/1807 (»Campagne de Prusse«, Par. 1887, und »Campagne de Pologne«, 1882),
denen jüngst der 1. Band des vom preußischen Obersten v. Lettow verfaßten »Krieg von 1806/1807« (1891) gefolgt ist, und zu derjenigen der Kämpfe von 1813-15, welche General v. Ollech um das Lebensbild des Generals v. Reyher, des Vorgängers von Moltke, gruppiert hat. Sie finden sich in den Beiheften zum »Militärwochenblatt« (1861-78), der Feldzug von 1815 ist auch in einer Sonderausgabe (Berl. 1876) erschienen. Während Ollech nicht das Gesamtgebiet jener Kriege darstellt, sondern sich auf diejenigen Teile beschränkt, welche mit Reyhers Thätigkeit in Verbindung standen, hat das Deposito de guerra in Madrid [* 31] dem General Don Jose Gomez de Arteche das Ziel gesteckt, in »Guerra de la Independencia« eine militärische Geschichte Spaniens von 1808 bis 1814 auf breitester Grundlage zu schreiben. Die nächste Veranlassung zu kriegerischen Unternehmungen gab der Zug der Franzosen nach Algier. Derselbe hatte vielfache Kämpfe im Gefolge, welche der schon genannte C. Rousset in mehreren Werken geschildert hat. Das erste war »La conquête d'Alger« (Par. 1879),
dann folgte »L'Algérie 1830-40« (das. 1887),
den vorläufigen Schluß machte »La conquête de l'Algérie 1841-57« (1889).
Über die Geschichte der Kämpfe in den Jahren 1848 bis 1850 ward seiner Zeit viel geschrieben. Dann wurde der Anteil, welchen man an ihnen nahm, geringer, so daß hier nur ein bedeutenderes Werk zu nennen ist: »Den dansk-tydske Krig i Aarene 1848-50«. Die Bearbeitung, ursprünglich vom Generalstab ¶