gehören nicht zu dieser
Klasse von Feldbeamten. Wenn sie aus dem
Reserve- oder Landwehrverhältnis bei der
Mobilmachung für
eine Feldstelle, z. B.
Feldapotheker bei
Sanitätsdetachements oder
Kriegslazaretten etc., einberufen werden, so werden sie
zu Beamten ihrer
Stelle ernannt und erhalten die entsprechenden Gebührnisse.
Litteratur,neuere.Wie der
Feldzug der deutschen Großmächte gegen
Dänemark
[* 2] im J. 1864 vermöge des Auftretens der Hinterladungswaffen einen wichtigen
Abschnitt in der
Kriegskunst bildet und wie er die
Bewegung einleitete, aus welcher die
WiedergeburtDeutschlands
[* 3] und eine ganz veränderte Machtstellung der europäischen
Staaten
hervorgingen, so kennzeichnet
er den Beginn eines neuen
Zeitalters für die
Kriegsgeschichte. Der gewaltige
Umschwung in den Verhältnissen der
Völker zu einander und die in den meisten
Ländern stattfindende Einführung oder
Ausdehnung
[* 4] der allgemeinen
Wehrpflicht steigerten das
Interesse für die Kenntnis kriegerischer Vorgänge, vorzüglich aus neuerer Zeit,
und in weit größerm
Umfang als früher erfolgte die Vermittelung dieser Kenntnis von berufenster Seite, nämlich
durch die
Generalstäbe.
Von großer Wichtigkeit für die Zahl der nichtamtlichen
Arbeiten und für deren Wert waren die vermehrte Leichtigkeit, Zutritt
zu den
Archiven zu erlangen, und die Fortschritte, welche das Verständnis für quellenkritische Forschung gemacht hat. Das
Feld geistiger Thätigkeit, über welche hier
Bericht erstattet werden soll, ist daher ein reich angebautes.
Nur die hauptsächlichsten unter den
Früchten, welche es gezeitigt hat, können zur Nennung kommen. Der deutsche und demnächst
der französische Büchermarkt werden vorzugsweise Beachtung finden; was in weniger verbreiteten
Sprachen geschrieben ist,
kann nicht ebenso eingehend angeführt werden. Der
Inhalt von
Zeitungen und
Zeitschriften ist nicht berücksichtigt
worden, teils
weil er meist von geringerer Bedeutung ist als das in selbständigen Werken Gebotene, teils weil seine
Aufnahme
zu weit geführt haben würde. Ein vorzügliches Hilfsmittel sich mit demselben bekannt zu machen, ist das an eine gleichnamige,
bis 1859 reichende
Arbeit von v. Sturmfeder anschließende
»Repertorium der deutschen Militärjournalistik«
(Berl. 1878) von
Hirsch
[* 5] und Kowalski, welches in zwei von
Hirsch bearbeiteten, bis 1883 reichenden Nachträgen (das. 1882 u.
1885) und in einem 1890 erschienenen ersten Teil des 4.
Bandes auch das
Ausland in Betracht zieht.
Ferner geben seit 1884 die
seit 1874 in
Berlin
[* 6] erscheinenden »Jahresberichte über die Veränderungen
und Fortschritte im Militärwesen«, herausgegeben von v.
Löbell, in ihren
»Berichten über die
Kriegs- und heeresgeschichtliche
Litteratur« auch über die
Erscheinungen in der Militärjournalistik des In- und
Auslandes Auskunft. Der Übersichtlichkeit
wegen gliedern wir unsern
Stoff in vier Abteilungen.
Eine »Allgemeine
Kriegsgeschichte aller
Völker undLänder« zuschreiben hat der
FürstN. S. Galitzin unternommen.
Leider ist das Unternehmen, wie viele ähnliche zuvor, nicht zur Vollendung gediehen, sondern nur bis an die
Wende des 18. und 19. Jahrh.
gelangt. Das Werk ist russisch geschrieben und teils von
Eichwald, teils von Streccius in das Deutsche
[* 7] übersetzt
(Kassel
[* 8] 1874-89).
In seinen 15
Bänden gibt es umfassende und auch meist zuverlässige Auskunft über die behandelten
Zeiten.
Ein ähnliches Werk ist in einer im
Ausland noch weniger bekannten
Sprache,
[* 9] der dänischen, erschienen. Es ist die »Almindelig
Krigshistorie«
von Schnitler
(Christiania
[* 10] 1879-81,3 Bde.),
eine
Arbeit, welche nicht sämtliche kriegerische Vorgänge gleichmäßig in den
Rahmen ihrer Betrachtung
zieht, sondern die verschiedenen Zeitabschnitte zuerst allgemein und darauf durch
Berichte über Einzelereignisse näher kennzeichnet,
ganz in der
Weise, wie es in der »Anleitung zum
Studium der
Kriegsgeschichte« von J.
^[Julius] v.
H. (ardegg),
fortgesetzt von
v. Troschke (Darmst. 1868-78),
der umgearbeiteten 2.
Auflage der »Vorlesungen über
Kriegsgeschichte« des
erstgenannten Verfassers, geschieht. Die
oben erwähnte schriftstellerische Thätigkeit der
Generalstäbe macht sich, außer
durch die Herausgabe der später zu erwähnenden »Generalstabswerke«, durch
Veröffentlichungen bemerkbar, welche sich über das ganze Gebiet der
Kriegsgeschichte verbreiten. So läßt seit 1878 das
kriegsgeschichtliche und kriegsgeschichtliche Kriegsarchiv zu
Wien
[* 11] »Mitteilungen«, der
GroßeGeneralstab zu
Berlin seit 1883 »Kriegsgeschichtliche
Einzelschriften« bearbeiten; in
Kopenhagen
[* 12] erscheinen »Meddelelser fra Krigsarkiverne«, in
Stockholm,
[* 13] verwandten Ursprungs,
»Krigsvetenskaps-Akademiens-Handlingar«. Auch die »Beihefte
zum Militärwochenblatt«
(Berlin) behandeln häufig kriegsgeschichtliche
Stoffe.
Einen sichern Wegweiser beim
Suchen nach den
Quellen gibt die »Bibliotheca historico-militaris« von
Pohler
(Kassel 1887 ff.),
ein Bücherverzeichnis, welches das kriegsgeschichtliche Schrifttum aller
Völker, soweit es durch den
Druck selbständiger Werke zugänglich gemacht ist, umfassen soll. Zwei stattliche
Bände, den Hauptteil der Aufgabe erledigend,
liegen vor, und keinem
Zweifel ist daher unterworfen, daß ein oft begonnenes, ebenso oft unvollendet gebliebenes Unternehmen
diesmal zu Ende geführt werden wird. Eine gedrängte
Darstellung der wichtigsten Kriegsvorfälle nebst
Angabe von Werken, welche weitere Belehrung bieten, ist in dem »Handwörterbuch
für die gesamten
Militärwissenschaften«, herausgegeben von B.
Poten (Bielef. u. Leipz. 1877 bis
1880,9 Bde.) enthalten.
Trotz anerkennenswerten
Strebens nach
Wahrheit und nach Unparteilichkeit, welches die neuere Geschichtsschreibung kennzeichnet,
besteht eine große Zahl von
Sagen und
Legenden in betreff einzelner Ereignisse und Persönlichkeiten.
Ihnen entgegenzutreten, ist vor allem das
Verdienst der neuern Forschung, welche sich nicht begnügt, aus den
Quellen zu schöpfen,
sondern letztere vorher auf ihre Glaubwürdigkeit prüft, sie kritisch untersucht. Einzelheiten, welche zu landläufigem
Ansehen gelangt waren und selbst zu geflügelten
Worten den
Anlaß gegeben hatten, sind durch W. v.
Janko
in
»Fabel und Geschichte«
(Wien 1880) gewürdigt worden.
Eine bedenkliche Art der Behandlung kriegsgeschichtlicher Aufgaben würde, wenigstens für die weitere
Öffentlichkeit, diejenige
sein, welche unter der
Maske der
Wahrheit auf dem
Hintergrunde der
Thatsachen Erzeugnisse der eignen
Einbildungskraft vorführt,
wie es z. B. durch Kriegsgeschichtliche
Bleibtreu in
»Dies irae« (Berl. 1884),
einer sogen.
»Studie« oder unter dem geheimnisvollen
Titel
»Werweiß es?« (das. 1884),
und durch de la Croix in den aus dem
Französischen
übersetzten »Enthüllungen« (Hannov. 1885)
in Beziehung auf den
Krieg von 1870/71 geschehen ist, wenn nicht die
Kritik sie rasch in ihren Bereich,
den des
Romans, verwiese.
Was hier hervorzuheben ist, bezieht sich erklärlicherweise hauptsächlich auf die Ereignisse der Neuzeit. Der
Eindruck, welchen
diese machten, war ein
¶
mehr
gewaltiger, und der Einfluß, welchen sie ausübten, ist ein so tief einschneidender, daß das Interesse an allem Frühern
weit dagegen zurücktreten mußte.
Was über das Altertum gedruckt worden ist, hat wenig Neues von Wert an das Licht
[* 16] gefördert. Der Streit über den Ort der Varusschlacht,
welcher, wohl im Andenken an jene erste Erhebung derDeutschen gegen fremde Anmaßung, zahlreiche Federn
in Bewegung gesetzt hat, ist noch nicht zum Austrag gelangt, wenn auch die meisten Stimmen sich dahin einigen, daß die Stelle
nördlich von Osnabrück,
[* 17] in der Nähe des Gutes Barenau, zu suchen sei, und die Mehrzahl der sonstigen, die Zeiten
der Griechen und Römer
[* 18] behandelnden Schriften beschäftigt sich mit der Erörterung unerledigter Fragen durch Philologen. Eine
wesentliche Bereicherung hat die Cäsarlitteratur durch eine Arbeit des Obersten BaronStoffel, Napoleons III. tüchtigsten Mitarbeiters,
über »La guerre civile« (Par. 1887) erhalten.
Die Kreuzzüge erfuhren eine Gesamtdarstellung durch B. Kugler (Berl. 1880) in Onckens »Allgemeiner Geschichte
in Einzeldarstellungen«. Licht in das Dunkel, welches die Zeit des Mittelalters verschleiert, bringt ein höchst verdienstliches,
freilich nicht in erster Linie der Kriegsgeschichte gewidmetes, aber diese wesentlich bereicherndes Werk: »Entwickelung des
Kriegswesens und der Kriegführung in der Ritterzeit« von GeneralKöhler (Bresl. 1885-89). Es geht bis zu
den Hussitenkriegen. Wo es aufhört, setzen »Urkundliche Berichte zur Geschichte des Hussitenkriegs 1419-36« von F. Palaczky
(Prag
[* 19] 1872-74) und für Schlesien
[* 20] »Die Hussitenkriege 1420-35« von F. Grünhagen (Bresl. 1872) sowie des nämlichen Verfassers
»Geschichtsquellen der Hussitenkriege« (das.
1871) ein.
Die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, welchem vor vielen andern eine gründliche und unparteiische
Darstellung not thäte, ist namentlich von zwei eine solche anstrebenden Schriftstellern behandelt. Der eine von ihnen,
A. Gindely, welcher mit der Veröffentlichung seiner Geschichte des Krieges 1869 begann, steckt aber noch in den Anfängen
(2. Abt.: »Die Strafdekrete Ferdinands II. und der pfälzische Krieg«, Prag 1880); der andre, O. Opel, behandelt
nur den niedersächsisch-dänischen Krieg, der 2. Band
[* 21] (Magdeb. 1878) geht bis zum Jahre 1626. Beide haben außerdem zu den
Schriften beigesteuert, welche in reicher Menge Einzelheiten des Krieges gewidmet wurden.
Zum Abschluß ist eine gedrängtere, meist auf deutschen Druckwerken beruhende »Histoire de la guerre de trente ans«
von Charveriat (Par. 1878,2 Bde.)
gekommen. Der 200jährigen Wiederkehr des Tages der Errettung Wiens aus der Türkengefahr danken zahlreiche Schriften ihr Entstehen.
Vor allen ist zu nennen »Das Kriegsjahr 1683«, vom Kriegsarchiv herausgegeben, daneben »Beiträge
zur Geschichte der Belagerung etc.« von F. Newald, »Wien im J. 1683«, im Auftrag des Gemeinderats von V.
v. Renner, und von den Darstellungen, welche für die Hilfsvölker eintreten: »Die Beteiligung der
kursächsischen Truppen« von P. Hassel und Graf Vitzthum, »König Johann III. vor Wien« von P. Kluczycki, deutsch von J. ^[Josef]
Petelenz, letztere Arbeit, wie eine gegen »Das Jahr 1683 etc.«
von O. Klopp gerichtete kleine Schrift von J. ^[Johann] Chelmecki, »JohannSobieski«, vom polnischen Standpunkt
geschrieben.
Die Kriegsereignisse des daran sich schließenden Zeitraums haben eine Darstellung gefunden, so mustergültig, wie sie kaum
je einem solchen zu teil geworden, indem das kriegsgeschichtliche und kriegsgeschichtliche Kriegsarchiv unter
dem
Titel: »Feldzüge des PrinzenEugen von Savoyen« auf Grund der Urkunden und unter Benutzung aller übrigen
vorhandenen Quellen ein bändereiches Werk veröffentlicht, welches, nach vorausgeschickter Einleitung mit dem Feldzug von 1697 beginnend,
bis zum Jahre 1712 gediehen und somit von seiner Vollendung nicht mehr allzuweit entfernt ist.
Dasselbe bietet weit mehr als der Titel andeutet, da es die gesamten kriegerischen Ereignisse in den Kreis
[* 22] seiner Betrachtungen zieht, an denen in jener Zeit die TruppenÖsterreichs und seiner Verbündeten teilnahmen. Die daneben
hergehende Geschichte des spanischen Erbfolgekriegs von C. v. Noorden (Düsseld. 1870-72) erwähnen wir besonders wegen der
gedrängten und übersichtlichen Darstellung und wegen der gelungenen Schilderung der politischen Verhältnisse.
Eine Lücke füllten »Die FeldzügeKarls XII.« von Ch. v. Sarauw (Leipz. 1880), zugleich ein wertvoller Beitrag zur Geschichte
des Königs.
woneben jedoch die Kenntnis einer »SchwedischenDarstellung etc.« (Sonderabdruck aus dem »Militärwochenblatt«,
1876, Nr. 83 bis 86) nicht fehlen darf. GrößereArbeiten liegen erst aus der Zeit Friedrichs des Großen vor. Der Zeitfolge
nach ist zuerst eine Veröffentlichung des GroßenGeneralstabes anzuführen, welche »Die KriegeFriedrichs des Großen« schildert.
Es ist nach langer Vorarbeit des 1. Teiles 1. Band erschienen (Berl. 1890),
welcher »Die Besetzung Schlesiens
und die Schlacht bei Mollwitz« enthält. Wichtige Beiträge zur Geschichte jener Zeit hat auch C. Grünhagen namentlich durch
seine »Geschichte des ersten schlesischen Krieges« (Gotha
[* 27] 1881,2 Bde.)
geliefert; es darf ferner, neben den betreffenden Bänden von J. G. ^[JohannGustav] Droysens ebensosehr durch
gewissenhafte Forschung wie durch glänzende Darstellung hervorragender »Geschichte der preußischen Politik«, desselben Verfassers
»Schlacht von Chotusitz« (Berl. 1873) nicht unerwähnt bleiben. Mehrseitige Beachtung noch hat der
Siebenjährige Krieg gefunden. Vor allem durch eine vorzügliche Gesamtdarstellung von A. Schäfer (Berl. 1867-74), dann durch
die sehr gründliche Schilderung der Vorgänge in Pommern
[* 28] etc., welche Kriegsgeschichtliche Marschall v. Sulicki (Berl. 1867)
geliefert hat, und durch den russischen Obersten Masslowski, von dessen Arbeit der 1. Teil, den Feldzug 1756-57 in Ostpreußen
[* 29] enthaltend, durch A. v. Drygalski (das. 1889) in das Deutsche übersetzt ist. Die Gesamtheit der Kriege behandelt in »Friedrich
d. Gr. als Feldherr« (Berl. 1881) in geistvoller Weise und gegen die Lobredner des PrinzenHeinrichFront
machend, Th. v. Bernhardi.
SeinBuch hat indessen nicht durchweg Beifall gefunden, wovon A. v. Taysen in einer Schrift: »Zur Beurteilung des Siebenjährigen
Krieges« (Berl. 1882),
Zeugnis ablegt. Eine sehr wichtige Quelle
[* 30] für den Verlauf der Kriege ist die aus
den Staatsarchiven geschöpfte »PolitischeKorrespondenzFriedrichs d. Gr.«, welche vom 13. Bande an (Berl. 1885), welcher mit
dem Jahre 1756 anhebt, auch den militärischen Schriftwechsel des Königs bringt. Mit Recht, denn beide Seiten
¶