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Königsberg 6,6,° Krefeld 9,3,° Köln 10,1,° Kreuznach und Frankfurt a. M. 9,8,° Kassel 8,6,° Brocken 2,4,° Leipzig 8,5,° Berlin 9,0,° Arys 6,3,° Posen 7,9,° Breslau 8,3,° Mannheim 10,5 °, Karlsruhe und Straßburg 10,2,° Ulm und Regensburg 8,2,° München 7,5° C.
Bei diesen Zahlen ist wohl zu berücksichtigen, daß die Temperatur mit der Erhebung abnimmt und zwar um rund 0,5° für je 100 m Höhe. Dieses ist bei der Konstruktion unsrer Isothermenkarten berücksichtigt worden, indem für je 100 m Seehöhe 0,5° dem Mittel hinzugefügt wurden (Reduktion aufs Meeresniveau, vgl. Lufttemperatur, Bd. 10, S. 994).
Betrachten wir nun unsre Karten, auf welchen die Isothermen oder die Verbindungslinien der Orte mit gleicher mittlerer Wärme für je 2 Grad und für die die Jahreszeiten repräsentierenden Monate dargestellt sind, so sehen wir im Januar, daß dieselben fast gänzlich von N. nach S. verlaufen, so daß also kein Unterschied der Wärme von N. nach S., dagegen ein erheblicher von W. nach O. vorhanden ist. Die Nullisotherme verläuft von Bremen über Magdeburg nach München, während die Isotherme von -4° an der ostdeutschen Grenze liegt. Im April haben die Isothermen eine westöstliche Lage, und nun tritt der Gegensatz zwischen N. und S. hervor, wogegen jener zwischen W. und O. verschwindet. Der Unterschied zwischen N. und S. beträgt in dieser Jahreszeit ungefähr 7°. Im Sommer haben die Isothermen fast dieselbe Lage wie im Frühjahr, nur sind die Frühjahrsisothermen nach dem hohen Norden gewandert, so daß die südlichste Isotherme von 12 auf 22° und die nördlichste von 5 auf 16° gestiegen ist. Im Oktober haben die Isothermen noch dieselbe Lage wie im Frühjahr und Sommer, nur sind sie weiter auseinander getreten, während ihr Wert sich verringert hat. Die südlichste Isotherme hat wie im Frühling den Wert von 12°, dagegen ist die nördlichste nur bis auf 8° herabgegangen, so daß also der Temperaturunterschied zwischen der Nord- und Südgrenze nur noch 4° beträgt.
Nachstehende Fig. 1 veranschaulicht den jährlichen Gang der Temperaturen für einige Stationen Deutschlands. Die beigeschriebenen Zahlen bedeuten die höchsten und niedrigsten mittlern Abweichungen der Monatstemperaturen vom Jahresmittel, so daß also die mittlere Jahresschwankung der Temperatur hieraus sofort hervorgeht. Man sieht die sehr große Übereinstimmung im Gange der Temperatur in der jährlichen Periode sowie die Zunahme der Jahresschwankung von W. nach O. und von N. nach S., anderseits die Abnahme derselben mit der Erhebung. Der tägliche Gang der Temperatur ist durch das Diagramm Fig. 2 dargestellt. Auch hier nimmt die tägliche Schwankung der Temperatur (Amplitude) von NW. landeinwärts zu. Die den Karten eingeschriebenen Zahlen geben die Extreme an, welche wir durchschnittlich in Deutschland in jedem Jahre zu erwarten haben; sie bieten einen Ausdruck für die mittlern absoluten Temperaturschwankungen in unserm Klima. Man sieht, die mittlern Kälteextreme halten sich zwischen -12° und -22°, am geringsten sind sie im nordwestlichen Deutschland, von dort aus nehmen sie nach dem Kontinent allenthalben zu; Ostdeutschland hat schon russische Minimaltemperaturen. Die mittlern Temperaturmaxima sind viel gleichmäßiger über das ganze Gebiet verteilt: im westdeutschen Binnenland steigen sie auf 34°, während sie im nordwestdeutsche Küstengebiet auf 28° herabsinken. Die absolute Jahresschwankung der Wärme ist also am geringsten im nordwestlichen Deutschland, wodurch sich dessen Klima als ein maritimes kennzeichnet im Gegensatz zu den ost- und südwärts gelegenen Gebietsteilen, die dem kontinentalen Klima angehören. Die höchsten und tiefsten Temperaturen, welche seit mehreren Jahren vorgekommen sind, gibt folgende kleine Zusammenstellung (tiefste Temperaturen eingeklammerte Zahlen): Borkum 32° (-15°), Sylt 33° (-14°), Hamburg 32,1° (-20°), Swinemünde 32° (-22°), Königsberg 38° (-30°), Hannover 30° (-28°), Kassel 37° (-27°), Berlin 36° (-26°), Ratibor 36° (-33°), Karlsruhe 36° (-22°), Augsburg 38° (-29°), München 38° (-30°). Diese Zahlen sind, streng genommen, nicht ganz miteinander vergleichbar, da bei obigen Stationen die Beobachtungsreihen voneinander verschieden sind.
Ein wichtiger klimatischer Faktor ist die Veränderlichkeit der Temperatur von Tag zu Tag. Um diese zu erhalten, addiert man die Unterschiede zwischen den täglichen Temperaturmitteln je zweier aufeinander folgender Tage und zwar ohne Rücksicht auf das Vorzeichen und dividiert die Summe durch die Anzahl der Tage. Diese Veränderlichkeit ist für Deutschland nach den Untersuchungen von Kremser aus folgender Tabelle zu ersehen:
^[Abb.: Fig. 1. Jährliche Periode der Temperaturabweichungen vom Jahresmittel- ----0.]
^[Abb.: Fig. 2. Täglicher Gang der Wärmeabweichungen vom Tagesmittel- ----0.]
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Jan. | April | Juli | Okt. | Jahr | |
---|---|---|---|---|---|
Östliche Ostseeprovinzen (4 Stationen) | 2,1 | 1,6 | 1,5 | 1,4 | 1,67 |
Westliche Ostseeküste (6 Stationen) | 1,4 | 1,5 | 1,4 | 1,4 | 1,47 |
Nördliche Küste (5 Stationen) | 1,4 | 1,4 | 1,5 | 1,3 | 1,40 |
Östliches Binnenland | 2,2 | 1,9 | 1,7 | 1,7 | 1,89 |
Mitteldeutschland (6 Stationen) | 1,9 | 1,7 | 1,8 | 1,7 | 1,77 |
Westliches Binnenland (6 Stationen) | 1,8 | 1,8 | 1,9 | 1,6 | 1,76 |
Riesengebirge (3 Stationen) | 2,6 | 2,2 | 2,8 | 2,1 | 2,35 |
Stuttgart | 2,1 | 1,8 | 1,8 | 1,6 | 1,8 |
München | 2,8 | 1,9 | 2,2 | 1,6 | 2,1 |
Die größte Veränderlichkeit fällt auf die Gebirgsgegenden (Riesengebirge, München); nach den Küsten der Nord- und Ostsee nimmt die Veränderlichkeit ab, am geringsten ist sie auf den Nordseeinseln. Also nimmt in Deutschland die Veränderlichkeit zu mit der Entfernung vom Meere und der Erhebung über der Erdoberfläche. Das Maximum der Veränderlichkeit fällt in den Winter, das Minimum in die wärmere Jahreszeit.
2) Bewölkungsverhältnisse. Die mittlere jährliche Bewölkung haben wir auf unsrer Karte nach Elfert übersichtlich dargestellt. Hiernach ist die Bewölkung in den Alpengegenden am geringsten, in der deutschen Tiefebene am beträchtlichsten. Wenn auch die Verteilung der Bewölkungsgröße eine sehr unregelmäßige ist, so kann man doch im allgemeinen behaupten, daß die mittlere Bewölkung mit der Entfernung von der Nord- und Ostsee nach S. und O. hin abnimmt, daß dieselbe in den dem Südwestwind zugewandten Gebirgen mit der Höhe zunimmt, und daß im Windschatten der Gebirge die Bewölkung verhältnismäßig gering ist. Die Verteilung der Bewölkungsgröße haben wir durch das folgende Diagramm dargestellt, in welchem die beigeschriebenen Zahlen die mittlere Bewölkung in Prozenten bedeuten (Fig. 3 und 4). An allen Stationen ist die Bewölkung in der kältern Jahreszeit am größten, in der wärmern am geringsten. Das Minimum tritt an den nordwestlichen Stationen im Frühjahr, an den östlichen und südlichen im Sommer ein. Bei den beiden hier als Beispiel gewählten Höhenstationen fällt das Maximum auf den Oktober, das Minimum in den Januar. Die tägliche Periode der Bewölkung ist an den beiden Stationen Wien und Krefeld illustriert, woraus ersichtlich ist, daß die Bewölkung im allgemeinen im Laufe des Tages gegen Abend hin abnimmt und zu dieser Tageszeit ein Minimum erreicht, und ferner, daß im Sommer an den Vormittagsstunden die Bewölkung zunimmt.
^[Abb.: Fig. 3. Jährliche Periode der Bewölkung. 0 = wolkenlos, 100 = ganz bedeckt.]
^[Abb.: Fig. 4. Tägliche Periode der Bewölkung für Krefeld. Tägliche Periode der Bewölkung für Wien.]
3) Niederschlagsverhältnisse. Nach unsrer Karte, in welcher (mit Benutzung des Töpferschen Materials) die Verteilung der Niederschlagsmengen über Deutschland dargestellt ist, allerdings nur in angenäherter Weise, ist das nördliche deutsche Tiefland, die westlichen, unter dem Einfluß der Nordsee stehenden Gebietsteile ausgenommen, am regenärmsten; nach S. hin nimmt die Regenmenge zu, im allgemeinen mit der Erhebung über dem Erdboden. Von großem Einfluß auf die Regenmenge sind die Gebirge. Da in Deutschland die südlichen bis nordwestlichen Winde die Regenbringer sind, so werden die südlichen bis westlichen Seiten der Gebirge die regenreichern sein, dagegen die nördlichen bis östlichen die regenärmern. Dieses zeigen die folgenden Zahlen für den Harz und Umgebung, wobei sich die Stationen von S. nach N. anreihen:
Göttingen | Heiligenstadt | Ballenstedt | Klausthal | Brockengipfel | Wernigerode | Salzwedel | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Seehöhe | 130 m | 221 m | 255 m | 565 m | 1143 m | 246 m | 40 m |
Regenmenge | 55 cm | 60 cm | 95 cm | 143 cm | 170 cm | 72 cm | 58 cm |
Ist dagegen ein Gebirgszug nach NO. gerichtet, so sind die Regenmengen auf beiden Seiten des Gebirges nahezu gleich, wie folgende Angaben für das Erzgebirge zeigen: in einer mittlern Seehöhe von 293 m fallen an der böhmischen Seite des Erzgebirges jährlich durchschnittlich 53 cm Regen, an der sächsischen Seite in einer Seehöhe von 268 m im Jahresmittel 54 cm Niederschlag. Auch andre, selbst kleinere Gebirge, wie z. B. der Schwarzwald, der Teutoburger und Thüringer Wald, zeigen eine größere Niederschlagsmenge an der Westseite als an der Ostseite.
Der Grund der Zunahme der Niederschläge mit der Höhe in Gebirgen liegt darin, daß die bewegte Luft bei Annäherung an ein Gebirge gezwungen wird, eine aufsteigende Bewegung anzunehmen, wobei sie sich ausdehnt, sich infolgedessen abkühlt und immer mehr die Fähigkeit verliert, den Wasserdampf in luftförmigem Zustand bei sich zu behalten. Ein aufsteigender Luftstrom nähert sich, wenn er nicht ganz mit Wasserdampf gesättigt ist, zuerst dem Sättigungspunkt und dann verliert er immer mehr seine Feuchtigkeit, um so rascher, je schneller das Aufsteigen erfolgt. Hierbei muß aber der Wasserdampfgehalt der Luft bei größerer Höhe auf ein so geringes Maß herabsinken, daß die Niederschlagsmengen trotz der größern Regenhäufigkeit nach Überschreitung einer gewissen Höhe mit wachsender Erhebung nicht mehr zunehmen, sondern geringer werden. Diese Grenze liegt im Winter tiefer als im Sommer und dürfte in unsern Alpen 2000 m nicht überschreiten.
Das folgende Diagramm (Fig. 5) veranschaulicht die Regenverteilung für einige Orte Deutschlands. Deutschland hat drei Regengebiete: 1) Gebiet mit vorwaltendem Herbstregen (vgl. Sylt). Diesem Gebiet gehören hauptsächlich die Orte an, welche an der Nordseeküste liegen; es bildet den Übergang zu dem