(Briefkarte), im posttechnischen Dienstbetrieb das Verzeichnis der von einer
Postanstalt einer
andern in einem Kartenschluß (s. unten) überwiesenen Versendungsgegenstände, zeigt das auf den
Sendungen haftende
Porto, die
Natur der Sendungen (gewöhnliche
Briefe,
Einschreib- und Geldbriefe) sowie die Zeit der Absendung.
Je nachdem die Karte nur die
Liste der gewöhnlichen
Briefe (summarisch) und der Einschreibbriefe (einzeln aufgeführt) oder die
Liste der Wertbriefe, Wert- und Einschreibpakete enthält, heißt sie
Briefkarte oder Geldkarte. Kartenschluß
heißt der zwischen zwei
Postanstalten nach Maßgabe des Bedürfnisses verabredete Austausch von Postsendungen in geschlossenen
Paketen oder
Beuteln, deren
Inhalt in der begleitenden Karte spezifiziert ist.
Als Begründer des Kasernenbaues ist
Vauban zu betrachten, der 1680 ein bis in die neueste
Zeit gültiges
System entwarf. Zu beiden Seiten einer
Treppe
[* 11] lagen in jedem
Stockwerk je zwei Wohnräume, einer nach vorn, einer
nach hinten, voneinander getrennt durch eine parallel zu den Seitenwänden verlaufende Scheidewand.
Später ließ man letztere
fallen und erreichte dadurch bessere Lüftung derZimmer. Nach dem
System Belmas verlief in der Mitte der
Kaserne anstatt der Scheidewand ein
Korridor, der dunkel, gar nicht zu ventilieren war und die aus den einzelnen
Stuben stammende
schlechte
Luft den andern mitteilte.
Dies
System wurde 1874 in
Frankreich eingeführt, wo bis dahin das
Vaubansche geherrscht hatte.
Beim spanischen
System, bis vor kurzem in
Preußen
[* 12] und
Österreich gebräuchlich, lief ein
Gang
[* 13] an der Hofseite der Gebäude in jedem
Stockwerk
rings um den
Hof,
[* 14] und an diesem
Gange lagen sämtlicheZimmer. In
Preußen reduzierte man die Zimmertiefe und machte den
Gang
breit und durch zahlreiche
Fenster ventilierbar. 1874 aber nahm man den linearen
Typus an, der eine wesentliche
Verbesserung repräsentiert.
Ein geradliniges Gebäude darf senkrecht gestellte
Flügel erhalten, die aber den dritten Teil der
Länge des Hauptgebäudes
nicht überschreiten sollen; anderweitige Anbauten sind zu vermeiden, müssen jedenfalls so kurz und niedrig bemessen sein,
daß sie sich nicht gegenseitig
Luft und
Licht
[* 15] wegnehmen. Dies
System gewahrt allseitigen freien Luftzutritt, gestattet die
Orientierung nach der entsprechenden Himmelsrichtung, die
Anlage von
Ställen und
Latrinen nach der herrschenden Windrichtung.
Kommen hierzu noch zweckmäßige
Disposition der innern
Räume, Trennung von Wohn- und Schlafräumen (bisher nur in den sächsischen
und nordamerikanischen
Kasernen, früher in den alten hannöverschen), besondere Waschräume, Eßsäle, Putzräume, so lassen
sich nach diesem
System vortreffliche
Kasernen erbauen, welche z. B. bei
Dresden
[* 16] eine ganz bedeutende Herabminderung der
Sterblichkeit
herbeigeführt haben. Immerhin haften auch diesen
Kasernen die Nachteile des Zentralisationssystems an, welches keine weitere
Befürwortung verdient. InFrankreich hat man noch in neuester Zeit
Kasernen für 2-3000, selbst für 5000 Mann
gebaut, in
Deutschland
[* 17] sind seit 1874 nur drei
Stockwerke zulässig, und in einem Gebäude sind nicht mehr als die
Mannschaften
eines
Bataillons unterzubringen.
Der Luftkubus für einen Mann beträgt 15-16
cbm bei einer
Grundfläche von 4,59 m, doch ist dies kein
Ersatz für die nicht ausreichend herzustellende
Ventilation. Indem die
Mannschaften in demselben
Raum wohnen, essen, schlafen,
putzen, findet eine starke Verunreinigung statt, welche sich in dem bekannten Kasernengeruch zu erkennen gibt. Die Erkrankungs-
und Sterblichkeitsstatistik führt eine beredte
Sprache
[* 18] und hat deutlich gezeigt, wie wertvoll die eingeführten
Verbesserungen sind, aber auch, daß dieselben noch nicht ausreichen.
Die schlechten Gesundheitszustände in der englischen
Armee veranlaßten die Einsetzung einer
Kommission, welche 1861 das
Dezentralisations-
oder Blocksystem vorschlug. Nach diesem bilden mehrere kleine Gebäude,
Blöcke oder
Pavillons das Kasernement eines Truppenteils.
Die einzelnen Gebäude sollen mindestens um den Betrag ihrer
Hose voneinander entfernt stehen, sie bestehen
nur aus einem einzigen
Raume ohne
Gänge und mit
Fenstern an beiden Langseiten.
Anfänglich einstöckig, hat man diese
Kasernen später zweistöckig gebaut. Der Einfluß dieser durchgreifenden
Reform spricht
sich deutlich in der Verminderung der
Sterblichkeit aus. Dieselbe betrug 1826-46 durchschnittlich 17,8, jetzt nur
8,43pro Mille. Die
Sterblichkeit an
Schwindsucht ist von 7,8 auf 2,5pro Mille gesunken. In
Frankreich stellte Tollet 1875 ein
ähnliches
System auf. Jeder
Block, im
Durchschnitt spitzbogig behufs vollster Ausnutzung des
Raumes bei kleinstem Materialaufwand,
soll nur erdgeschossig und für höchstens 70 Mann berechnet sein.
Die
Blöcke sind untermauert und bestehen aus einem
Gerippe von
Eisen;
[* 19] die
Felder werden durch
Hohl- oder
Vollziegel in Zementmörtel ausgefüllt. Das
Material soll unverbrennlich und so beschaffen sein, daß es sowohl durch
Waschen
als durch flammendes
Feuer gereinigt werden kann.
Ferner fordert Tollet
Bau derKasernen außerhalb der
Städte,
Zerstreuung der
Wohngebäude auf eine
Fläche von mindestens 50 qm auf den
Kopf, vollständige Trennung von
Ställen,
Küchen,
Krankenstuben etc., 3,5 qm
Grundfläche und 22
cbm Luftraum für den Infanteristen, bez. 4,2
qm und 25
cbm für den Kavalleristen, besondere
Wasch- und Baderäume, eine innere Einrichtung, welche gründlichste
Reinigung
gestattet, etc. Das Tolletsche
System läßt sich jedem
Klima
[* 20] anpassen und auch zu
Improvisationen verwenden.
Die
Ventilation soll durch zweckmäßig verteilte Öffnungen herbeigeführt,
Porosität der
Wände dagegen vermieden werden,
um Einlagerung organischer
Substanzen zu vermeiden. Die innere Oberfläche der Wand ist daher völlig glatt und ganz undurchdringlich
für
Luft. Jeder
Pavillon besitzt in der Mitte einen Vorraum
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mehr
mit Vorrichtungen zum Waschen, rechts und links je ein Mannschaftszimmer, 20 m lang und 6,8 m breit, an beiden
Enden des Pavillons je 2 Zimmer für Unteroffiziere mit eignen Eingängen an der Giebelseite von 3,66 und 2,60
m. Die Mannschaftszimmer haben 8 große Fenster, dazu noch Giebelrosetten und Dachklappen. Über ein Artillerieregiment,
welches 1874-75 in einer Kaserne alten Stiles, seit 1875 in einer Tolletschen Kaserne untergebracht ist, liegen folgende Angaben vor:
Es unterliegt keinem Zweifel, daß dem Tolletschen System die Zukunft gehört. Einstweilen benutzt man noch Übergänge; im
speziellen sind in Deutschland durch den Kasernierungsplan des Reichsheeres von 1885 (vgl. Garnisonsgebäudeordnung
vom sehr wichtige und weitgehende Konzessionen an das Dezentralisationssystem gemacht worden: kleinere, höchstens
dreigeschossige Wohngebäude für 1-2 Kompanien, außerdem je ein Ökonomiegebäude mit Küche, Speiselokal,
Bädern, Waschküche etc., ferner ein Montierungsgebäude, ein Wachtgebäude, ein Wohngebäude
für Verheiratete, unter Umständen ein Gebäude für Handwerker und die Offizierspeiseanstalt. Die Einrichtung besonderer
Wohn- und Schlafräume ist gestattet, bedarf aber der jedesmaligen Genehmigung des Kriegsministeriums. Jede Kompanie erhält
einen besondern Raum zum Putzen, Reinigen der Kleidung etc. Auch sind Revierkrankenstuben mit 20 cbm Luftraum
für den Kopf vorgesehen. Für Wasserversorgung, Entwässerung etc. wird die Berücksichtigung hygienischer Anforderungen stets
in erster Linie betont.