Die Janko-Klaviatur ordnet die zwölf
Tasten einer
Oktave in stetem
Wechsel als
Ober- und Untertasten (wieVincentschromatische Klaviatur), gibt aber jeder
Taste drei Angriffsstellen, stellt sich also äußerlich als eine
Terrasse von sechs
Tastenreihen dar. Die Vorzüge der Janko-Klaviatur sind: geringere
Spannweite der
Oktave (5/7), daher Ermöglichung sehr weiter
Akkordgriffe und allerlei neuer
Figuren, und zweitens eine
Fülle überraschender (chromatischer)
Glissando-Effekte. (Vgl. Jankos
Schrift »Eine neue
Klaviatur«, 1886.) Obgleich mehrere Instrumentenbauer
Versuche mit dem Janko-Klavier
gewagt haben, auch namhafte
Lehrer und
Schüler (z. B.
HansSchmitt, der auch Schulwerke für die Janko-Klaviatur herausgab,
in
Wien; K. Wendling in
Leipzig)
[* 11] sich die neue
Technik angeeignet haben, so ist doch eine Verdrängung der alten
Klaviatur durch
die neue nicht wahrscheinlich, da der
Bau jener nicht nur dem
Aufbau unsers Tonsystems, sondern auch dem
Bau unsrer
Hand
[* 12] besser entspricht. J. gibt seit 1889 »Mitteilungen über die Janko-Klaviatur«
heraus.
Die
Wahlen für das Abgeordnetenhaus des
Reichstags, von welchen infolge des hohen
Zensus allerdings die
untern
Klassen ganz und auch ein Teil der Mittelklassen ausgeschlossen waren, sanden statt und vollzogen sich ohne
erhebliche
Störungen. Darauf wurde auch das
Herrenhaus gebildet und
Graf Ito zum
Präsidenten desselben ernannt. Der
Kaiser eröffnete selbst 29. Nov. das erste japanische
Parlament mit einer kurzen
Thronrede, in der es hieß: »Ernstlich flehen
wir, daß wir mit
Ihrer Mitwirkung die Vergangenheit einheitlich vollenden, die Zukunft hell und
licht gestalten, die trefflichen
Früchte, welche die
Verfassung zeitigen wird, treu bewahren und somit fortfahren mögen, den
Ruhm unsers
Reiches zu wahren und zu
Haus und in der fremde den bewunderungswürdigen und loyalen
Charakter unsers
Volkes zu bethätigen.«
Der vom Abgeordnetenhaus gewählte
Präsident Nakashima, ein
Christ, wurde vom
Kaiser bestätigt. Beide
Häuser beantworteten
die kaiserliche
Thronrede mit Ergebenheitsadressen. Nicht lange nachher brannte das provisorische Gebäude desParlaments
ab. - Zur Litteratur: Whitney, Concise dictionary of the principal roads, chief towns and villages
of J. (Lond. 1889);
v. Matsudaira,
Die völkerrechtlichen
Verträge des Kaisertums J. (Stuttg. 1890);
Malerei. Der Liebhaberei für japanische Kunstgegenstände ist die kunstgeschichtliche Forschung gefolgt.
Sie ist auf diesem Gebiet, auf dem man noch vor wenigen
Jahren nicht über
Vermutungen hinaus gekommen war, von dem glücklichsten
Erfolg begleitet gewesen. Durch die
ArbeitenvonL. Gonse, W.
Anderson, H.
Gierke und Fenollosa ist es ermöglicht
worden, eine Übersicht zu gewinnen sowohl über die geschichtliche
Entwickelung der
Malerei in
Japan als über die charakteristischen
Eigenschaften der einzelnen
Malerschulen und der hervorragendsten
Meister.
dargestellten Gegenständen die Wirkung des Runden, Plastischen zu geben. Da er in einem schwarzen Gegenstand, einem Gewand,
einem Vogel, nicht durch Abtönung des Schattens und Lichtes zu modellieren weiß, wird den Faltenlinien ein weißer Grund gegeben,
oder es werden die innern Umrisse weiß ausgespart. Die Unkenntnis der Gesetze der Linearperspektive hat
Gierke daraus zu erklären gesucht, daß der Japaner hockend über seine Bildfläche gebeugt arbeitet. In dieser Stellung, in der
man nur senkrecht auf das Bild herabsehe, scheine der Mangel an perspektivischer Raumvertiefung nicht so bemerkbar.
Das ist nicht der alleinige Grund, denn es wurde auch vielfach, namentlich früher, vor dem senkrecht
stehenden Bilde gemalt. Es ist hierfür, wie auch für die der Natur nicht entsprechende konventionelle Schattierung namentlich
der übermächtige Einfluß der altchinesischen Vorbilder maßgebend gewesen, deren Mangel mit übernommen wurden und bis
heute nachgewirkt haben. Durch die genannten beiden Hauptmängel ist die j. M. für das europäische Auge
[* 29] immer in die Grenzen
[* 30] der Skizze, der Dekoration, eingeschränkt geblieben. Innerhalb dieser Grenzen aber hat sie das Höchste
geleistet, das mit ihren Mitteln zu erreichen war.
Der japanische Künstler malt nur auf Seide
[* 31] und Papier und zwar mit Tusche oder mit Wasserfarben, die mit Leim versetzt sind. Nach
der Form teilt man die japanischen Bilder in Kakemonos (hängende Dinge), in Makimonos (gerollte Dinge) und
in Oribon (Klappbücher). Auch die faltbaren Wandschirme und seltener gerahmte Bilder (Gaku) haben in der Malerei eine Rolle
gespielt. Die häufigste Form für den Schmuck der Wohnung ist der Kakemono. Es ist ein schmaler und hoher
Papier- oder Seidenstreifen, der auf grobe Leinwand geklebt und mit farbigen Brokatstoffen umrahmt ist.
An den Schmalenden sind Holzstäbe eingefügt, damit das Bild beim Aufhängen gerade bleibt, oder über welche es gerollt
werden kann, wenn es aufbewahrt wird. Denn die Japaner hängen gewöhnlich nicht mehr als zwei Kakemonos in einem
Raume und zwar nur an einer Wand auf. Höchstens sind es drei Bilder, die jedoch nach dem Gegenstand des Dargestellten zusammengehören
müssen, wenn sie gleichzeitig aufgehängt werden. Die Makimonos sind niedrige Streifen von beliebiger Länge, die nur aufgerollt
bewahrt werden und nicht dauernden Zimmerschmuck bilden sollen.
Die größte Sorgfalt wird der Herstellung guter Pinsel gewidmet. Die Haare
[* 32] verschiedener Tiere werden in
runde Halter aus Bambus oder flache, breite Halter aus Holz
[* 33] gefaßt. Form und Anzahl der Pinsel sind bei den einzelnen Malerschulen
verschieden. So verwendet die Tosaschule, die auf feinste miniaturartige Durchführung Wert legt, nur runde, feine u. ganz
spitze Pinsel, die Kanoschule bevorzugt breite, flache Pinsel, deren sie zu den virtuosen Improvisationen
in Tusche bedarf.
Die Malerei ist durch Vermittelung von Korea vor mehr als einem Jahrtausend aus China nach Japan gelangt. Sie stand in den ersten
Jahrhunderten durchaus im Dienste
[* 34] der buddhistischen Religion und hatte sich bis gegen das 10. Jahrh. von der
Nachahmung der chinesischen Vorbilder aus der Tangdynastie (7.-10. Jahrh.) nicht frei
gemacht. Das Ideal der Chinesen und ihrer japanischen Nachahmer ist ein kalligraphischer Schwung der Linienführung und eine
kraftvolle Wirkung allein durch Schwarz- und Weißmalerei.
Dieser Art sind die noch erhaltenen Gemälde der ersten japanischen Künstler, Kose-no-kana-oka, die den
japanischen Kennern noch heute als die höchsten Leistungen ihrer Kunst gelten. In der Wahl
ihrer Gegenstände waren Kana-oka
und seine Nachfolger in der buddhistischen Stilrichtung, die sich fast unverändert bis in die Neuzeit erhielt, durch die
Überlieferung und Zwecke des Kultus beschränkt. Aus der Nachahmung der chinesisch-koreanischen Muster entwickelte
sich bereits im 11. und 12. Jahrh. die national-japanische Schule Yamato-riu, die seit dem 13. Jahrh., ihrer höchsten Blüte,
[* 35] den NamenTosa-riu annahm und behielt. An Stelle der religiösen Darstellungen traten Bilder des heimischen Lebens, Turniere und
Kämpfe, Szenen des Hoflebens und der Heldensage.
Der Tosastil ist der Geschmack der Aristokratie, des Hofes von Kioto. Er kennzeichnet sich durch äußerste
Sorgfalt und Feinheit der Ausführung, die an die persisch-indischen Miniaturen erinnert, denen er auch durch das reiche Kolorit
nahesteht. Die Einzelheiten, leblose Dinge, Blumen undVögel,
[* 36] werden minutiös ausgeführt; dagegen ist die Empfindung und Erfindung
konventionell und die Darstellung der menschlichen
[* 28]
Figur ungenau und wenig erfreulich. Das 14. und 15. Jahrh.
bringt eine Wiederholung des chinesischen Einflusses in Kunst und Wissenschaft und damit ein Wiederaufleben der kraftvollen
Skizzierkunst Kana-okas. Die Hauptmeister dieser Richtung sind Cho-Densu (1351-1427) und Josetsu, welche die Tuschmalerei vor
dem Farbenreichtum und der Feinheit der Tosa-riu bevorzugen. Cho-Densu ist als begabtester
[* 28]
Figurenmaler,
Josetsu dagegen als Landschafter bedeutend. Neben letzterm werden noch Soga-Shiubun und Sesshiu (1421-1507) als Landschafter
ersten Ranges genannt.
Die Erneuerung des chinesischen Einflusses führt im 15. Jahrh. zur Kanoschule, die von Kano-Masanobu und seinem Sohn Kano-Motonobu
den Namen trägt. Sie sind aus der Werkstatt des Shiub-un und Sesshiu hervorgegangen. Ohne die Darstellung der
nationalen Geschichte und des Genres ganz zu vermeiden, pflegen sie doch vorwiegend die chinesische Landschaft, Tiere und Pflanzen.
Anfänglich mehr der Schwarz- und Weißmalerei zugewandt, bilden sie später eine mehr dekorative Richtung aus, die in reicher
Verwendung von Gold
[* 37] und Farben mit der Tosa-riu wetteiferte. Charakteristisch aber bleibt, dem chinesischen
Ursprung gemäß, die virtuose, rasche Mache mit einfachen Mitteln. Die namhaftesten der spätern Meister der Kanoschule sind
Kano Utanosuke, der größte Vogel- und Blumenmaler, und Kano Yeitoku (gest. 1590), der das glänzendste, lebhafteste Kolorit
ausbildete. Im 17. Jahrh. ist der volkstümlichste Vertreter der Schule Tanyu oder Morinobu.
Während der Regierung der Tokugawa-Shogune, im 17. Jahrh., beginnt sich aus der Tosaschule eine neue
Richtung abzuzweigen, deren Vertreter ihre Motive mit Vorliebe dem Leben des gemeinen Volkes entnehmen. Diese volkstümliche
Schule, Ukio-yé, wird von den japanischen Kennern nicht geschätzt, sie ist aber diejenige, die
den Europäern zumeist bekannt wurde und bei diesen die größte Bewunderung erregte. Sie ist für die gesamte Kunstthätigkeit
von Japan von der höchsten Bedeutung, wenn ihre ästhetische Würdigung als Malerei auch bestritten bleibt, vornehmlich dadurch,
daß die Künstler der Ukio-yé den Holzschnitt zur Vervielfältigung ihrer Werke in reichstem Maße heranzogen.
Sie haben dadurch sowohl zur Blüte des Holzschnittes beigetragen als alle Gebiete des Kunsthandwerks mit einer Fülle von Vorbildern
versorgt. Unter den zahlreichen Anhängern der vulgären Schule ragen als bedeutendste hervor: Miyagawa Choshun, Torii Kiyonobu,
der zuerst die Bilder von Theatergrößen vervielfältigte, und als der
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