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Erntemenge des Jahres 1889 | Prozent einer Mittelernte | |
---|---|---|
Weizen | 36592900 Hektol. | 78 |
Mais | 26485100 - | 89 |
Wein | 21139100 - | 58 |
Reis | 6854700 - | 93 |
Hafer | 5713010 - | 88 |
Öl | 1349100 - | 39 |
Hanf | 763760 metr. Ztr. | 89 |
Die Weinernte kam nur in Sizilien [* 2] dem mittlern Ertrag nahe, während sie sonst überall infolge ungünstiger Witterung und Schädigung durch Insekten [* 3] bedeutende Ausfälle zeigte. In Bezug auf die Qualität war der gewonnene Wein zu 7 Proz. sehr gut, zu 51 gut, zu 37 mittelmäßig und zu 5 Proz. schlecht. Auf den italienischen Eisenbahnen sind für Mosttransporte auf weite Entfernungen Zisternenwagen mit besonders präparierter Innenfläche angeschafft worden, welche gegenüber dem Weintransport im Fasse eine Ersparnis von durchschnittlich 27 Proz. ergeben sollen.
Der Ausfall in der Reisernte, welcher namentlich im J. 1888 ungewöhnlich groß war (der Ertrag belief sich in diesem Jahre nur auf 60 Proz. einer Mittelernte), wird teilweise der Aussaugung des dieser Kultur gewidmeten Bodens zugeschrieben und führte in den letzten Jahren zu einer Mehreinfuhr in diesem Artikel (1889 betrug die Reisausfuhr 1632, die Einfuhr 19,993 Ton.). Die Anbaufläche hat sich in den letzten 20 Jahren von 230,000 auf ca. 200,000 Hektar verringert.
Besonders schwach ist im J. 1889 die Olivenernte ausgefallen. Trotzdem hat der Ölexport auch im J. 1889 sich auf der gewohnten Höhe erhalten, ja mit 553,000 metr. Ztr. die Ausfuhr des Vorjahrs (524,000 metr. Ztr.) noch überschritten. Die Agrumenkultur, welche in den letzten Jahren, namentlich in Sizilien, sehr an Ausdehnung [* 4] gewonnen hat, ist neuerdings infolge der Überproduktion in diesem Artikel, der wachsenden Ausbreitung dieser Kultur in Nordamerika, [* 5] dem frühern Hauptabsatzgebiet für italienische Ware, endlich infolge von Krankheiten, welche die italienischen Agrumenwaldungen schädigen, in bedrängte Lage geraten.
Sie ergab 1889: 2701,7 Mill. Stück (73 Proz. einer Mittelernte). Die Ausfuhr belief sich 1888 auf 1,6 und 1889 auf 1,9 Mill. metr. Ztr. Ein wichtiger Zweig der italienischen Landwirtschaft ist ferner die Seidenzucht; dieselbe hatte in den beiden Vorjahren je 43,9 Mill. kg abgeworfen, im J. 1889 ergab sie nur 34,3 Mill. kg, woraus 2,8 (1888: 3,9) Mill. kg Rohseide gewonnen wurden. Die Getreideernte des Jahres 1890 war nach den vorläufigen Schätzungen in Weizen befriedigend; sie lieferte 44,6 Mill. hl, d. h. 96 Proz. einer Mittelernte; hiervon waren 9 Proz. sehr guter, 87 Proz. guter und 4 Proz. mittlerer Qualität.
Die Ernte [* 6] in Hafer [* 7] belief sich auf 5,327,400 hl (82 Proz. einer Mittelernte), in Gerste [* 8] auf 3,429,400 hl (88 Proz. einer Mittelernte). Um die daniederliegenden landwirtschaftlichen Kreditverhältnisse zu heben, ist durch Gesetz vom Juli 1890 ein großes Bodenkreditinstitut mit weitgehenden Befugnissen in Bezug auf die Ausübung des Hypothekengeschäfts ins Leben gerufen worden. Das Aktienkapital beträgt vorerst 30 Mill. Lire, soll aber innerhalb zweier Jahre eine Erhöhung auf 50 Mill. Lire erfahren.
[Bergbau und Industrie.]
Über den Bergwerksbetrieb Italiens [* 9] sind offizielle Mitteilungen für das Jahr 1886 veröffentlicht worden. Hiernach gab es im ganzen 667 Bergwerke, welche 49,237 Arbeiter beschäftigten und eine Produktion von 1,097,830 Ton. im Werte von 53,591,771 Lire ergaben. Hiervon kamen auf die Hauptprodukte:
Hauptprodukte | Bergwerke | Produktion in Tonnen | Wert in Lire |
---|---|---|---|
Eisenerz | 41 | 209082 | 2292454 |
Kupfererz | 8 | 25162 | 1100065 |
Bleierz | 76 | 39841 | 7128363 |
Zinkerz | ↗ | 107548 | 6911960 |
Silbererz | 7 | 1639 | 1441400 |
Golderz | 12 | 10759 | 532650 |
Quecksilber | 2 | 251 | 929865 |
Kohle | 24 | 243325 | 1803750 |
Schwefel | 403 | 374343 | 27962282 |
Stein- und Quellsalz | 26 | 29275 | 612821 |
Borsäure | 12 | 3063 | 1531400 |
Andre Produkte (Erdpech, Aluminium, Graphit, Mangan etc.) | 56 | 53542 | 1344760 |
Die Eisenerzproduktion konzentrierte sich mit 186,337 Ton. im Werte von 2,049,707 Lire auf die Bergwerke der Insel Elba. Von der gesamten Erzproduktion Italiens werden jährlich über 300,000 T. (1889: 309,500), hauptsächlich Eisen-, Blei-, Zink- u. Kupfererz, und zwar insbesondere nach England, Belgien, [* 10] Nordamerika und Frankreich exportiert. Von den einzelnen Industriezweigen Italiens befindet sich die Baumwollindustrie fortwährend in regem Aufschwung.
Die Einfuhr von roher Baumwolle [* 11] hat sich von 472,645 metr. Ztr. im J. 1880 auf 750,354 metr. Ztr. im J. 1888 gesteigert. Allerdings findet noch immer eine Mehreinfuhr an Baumwollgarn von 30,000 metr. Ztr. und an Geweben von 74,000 metr. Ztr. statt. Namentlich die Spinnerei, welche gegenwärtig 1,800,000 Spindeln zählt, ist noch einer Erweiterung fähig. Bei der gesamten Baumwollindustrie sind gegenwärtig mehr als 70,000 Arbeiter thätig. Günstige Verhältnisse herrschen auch bei der Papierindustrie. Es bestehen mehr als 500 Papierfabriken und Papiermühlen mit fast ausschließlich hydraulischen Motoren von 14,000 Pferdekräften, 17,000 beschäftigten Arbeitern und einer Produktion im Werte von 50 Mill. Lire, was ungefähr dem Verbrauch im Inland entspricht.
Die italienischen Zuckerfabriken können nicht recht gedeihen; in der Campagne 1889/90 waren von 7 nur 2 im Betrieb und lieferten zusammen 4475 metr. Ztr. Zucker. [* 12] Da die Einfuhr ausländischen Zuckers jährlich nahe an 1 Mill. metr. Ztr. (1889: 781,800) beträgt, so entfällt bisher ein sehr bescheidener Anteil an der Deckung des italienischen Zuckerkonsums auf die einheimische Industrie. Bier wurde zur selben Zeit von 139 Brauereien in einer Menge von 137,745 hl (im Vorjahr 174,922), Spiritus [* 13] von 1854 Brennereien in einer Menge von 156,000 hl, Zichorie in 144 Fabriken 18,800 metr. Ztr. produziert. Ein neu eingeführter Industriezweig ist die Asbestfabrikation, welche in Oberitalien [* 14] in Verbindung mit den Asbestbrüchen zu Verres und Chatillon im Val Aosta entstanden ist und dort bedeutenden Aufschwung nimmt.
Auch I. geht endlich daran, seine bisher so dürftige Arbeiterschutzgesetzgebung auszubauen. Im Februar 1890 hat die Regierung in der Kammer einen Gesetzentwurf, betreffend die Unfallversicherung der Arbeiter, eingebracht. Hiernach wird den Unternehmern die Versicherungspflicht der Arbeiter, und zwar vorläufig nur in den Bergwerken, Steinbrüchen, Bauunternehmungen und Fabriken entzündlicher Stoffe, dann, sofern die Zahl der beschäftigten Arbeiter mehr als 10 beträgt, in den Schiffswerften, Arsenalen, Metallwerkstätten, mechanischen und Textiletablissements mit Maschinenbetrieb, auferlegt. Die Arbeiter haben 1/10, die Arbeitgeber 9/10 der Versicherungsprämie zu leisten. Die Versicherung kann bei ¶
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der 1883 gegründeten National-Unfallversicherungskasse oder bei autorisierten Privatversicherungsgesellschaften erfolgen. Von der Versicherungspflicht sind diejenigen Fabriken oder Verbände befreit, welche den Bestand einer eignen zweckentsprechenden Kasse nachweisen. An die Spitze des Gesetzes wird die Verpflichtung der gewerblichen Unternehmer zur Einführung aller durch die Wissenschaft und Erfahrung vorgeschriebenen Schutzmaßregeln gestellt.
[Handel und Verkehr.]
Der Wert des auswärtigen Warenhandels Italiens bezifferte sich im J. 1889 in der Einfuhr auf 1391 Mill., in der Ausfuhr auf 950½ Mill. Lire, so daß sich ein Überschuß zu gunsten der Einfuhr mit 440½ Mill. Lire ergab. Im J. 1888 belief sich diese Differenz auf 282⅔ Mill. Lire, da die Einfuhr 1174⅔ Mill., die Ausfuhr 892 Mill. Lire betrug. Dieses Vorwiegen der Einfuhr über die Ausfuhr erreichte in den letzten 20 Jahren die ansehnliche Durchschnittssumme von rund 200 Mill. Lire pro Jahr. Der Wert der einzelnen Warengattungen war 1889 folgender:
Einfuhr | Ausfuhr | |
---|---|---|
Mill. Lire | Mill. Lire | |
Spirituosen, Getränke, Öle | 34.2 | 128.5 |
Kolonialwaren, Droguen, Tabak. | 83.7 | 6.7 |
Chemikalien | 39.7 | 45.6 |
Farbstoffe | 23.2 | 9.5 |
Baumwolle | 172.2 | 27.8 |
Wolle, Pferdehaar | 93.5 | 10.0 |
Seide | 113.8 | 353.2 |
Holz und Stroh | 43.8 | 7.5 |
Papier und Bücher | 11.6 | 15.3 |
Häute und Felle | 42.6 | 22.9 |
Mineralien, Metalle | 194.8 | 26.5 |
Steine, Erden, Glas | 135.2 | 50.9 |
Getreide, Mehl | 244.2 | 74.6 |
Tiere und tierische Produkte | 114.6 | 92.8 |
Verschiedene Gegenstände | 19.3 | 7.6 |
Von diesen Waren entfallen in der Einfuhr in Prozenten auf Ackerbau 36,2, auf Viehzucht [* 16] 19,2, Fischerei [* 17] 2,8, Wald 4,5, Bergbau [* 18] 19,5, Industrie 17,8 Proz.; in der Ausfuhr auf Ackerbau 31,8, Viehzucht 52,7, Bergbau 6,7, Industrie 8,8 Proz. Außerdem wurden an Edelmetallen 49,6 Mill. ein- und 55 Mill. Lire ausgeführt. An der Einfuhr waren hauptsächlich beteiligt (einschließlich Edelmetalle) Großbritannien [* 19] (313,7 Mill. Lire), Frankreich (206,6 Mill.), Österreich-Ungarn [* 20] (165,3 Mill.), Deutschland [* 21] (156,5 Mill.), Rußland (153,6 Mill.), die Schweiz [* 22] (65,6 Mill.), Belgien (46,9 Mill.), das übrige Europa [* 23] mit 88,4 Mill., die Vereinigten Staaten [* 24] und Kanada mit 75,4 Mill. Lire; an der Ausfuhr die Schweiz (237,3 Mill. Lire), Frankreich (199,4 Mill.), Großbritannien (115,3 Mill.), Österreich-Ungarn (95,5 Mill.), Deutschland (95,2 Mill.), das übrige Europa mit 49,2 Mill., die Vereinigten Staaten und Kanada mit 75,6 Mill. Lire. Der Wert des Transithandels betrug 1888: 53,1 und 1889: 55,1 Mill. Lire.
Die Grundlage der neuen Handelspolitik Italiens ist bekanntlich der schutzzöllnerische allgemeine Zolltarif vom gültig vom Eine weitere Verschärfung hat der Zolltarif seither noch im Laufe des Jahres 1888 in den Positionen Zucker, Cerealien und Reis erfahren. Von den Handelsverträgen sind die wichtigsten die mit Österreich-Ungarn und mit der Schweiz abgeschlossenen Tarifverträge. Namentlich zeigt sich in dem erstern Vertrag noch ein hohes Maß von Entgegenkommen.
Derselbe läuft im Falle der Kündigung, welche im J. 1891 erfolgen muß, Ende 1892 ab. Es ist anzunehmen, daß bei der allgemeinen Neugestaltung der handelspolitischen Verhältnisse I. in dem bisherigen System der Regelung seiner auswärtigen Handelsbeziehungen keine wesentliche Änderung vornehmen werde. Der mit Frankreich seit März 1888 bestehende Zollkrieg ist dadurch abgeschlossen oder wenigstens gemildert worden, daß durch Gesetz vom die für Waren französischer Herkunft eingeführten Differentialzölle vom außer Wirksamkeit gesetzt worden sind, so daß von da an für französische Provenienzen wieder die Zollsätze des italienischen Generalzolltarifs zur Anwendung kamen.
Von den ermäßigten Vertragszöllen allerdings blieb die französische Einfuhr nach I. nach wie vor ausgeschlossen, was auch weiterhin durch die Forderung von Ursprungscertifikaten bei der Einfuhr aller Waren, für welche auf Grund bestehender Verträge ermäßigte Zölle in Anspruch genommen werden, kontrolliert wird. Die Seeschiffahrt in den italienischen Häfen zu Handelszwecken ergab im Ein- und Ausgang im J. 1889 eine Bewegung von 232,549 Schiffen von 41,670,976 Ton., und zwar 172,481 Segelschiffe von 6,966,074 T. u. 60,068 Dampfschiffe von 34,704,902 T. Gegen das Jahr 1888 (222,160 Schiffe [* 25] von 40,133,567 T.) stellte sich eine Zunahme von 10,389 Schiffen und 1,537,409 T. heraus. Der Anteil der verschiedenen Flaggen [* 26] an der italienischen Schiffahrtsbewegung ist aus folgendem zu ersehen:
Schiffe | Tonnengehalt | |
---|---|---|
Italien | 213487 | 26546233 |
Großbritannien | 9465 | 10206482 |
Österreich-Ungarn | 3006 | 1180447 |
Deutschland | 896 | 975100 |
Frankreich | 1476 | 827404 |
Griechenland | 1969 | 563237 |
Nordamerika | 23 | 18882 |
Der durch die Seeschiffahrt vermittelte Warenverkehr belief sich im J. 1889 auf 14,536,101 T. gegen 13,386,907 T. im Vorjahr. Auf den Ausgang kommen 5,407,327 T. (gegen 4,954,865 T.), auf den Eingang 9,428,774 T. (gegen 8,432,042 T. im Vorjahr). An diesem Warenverkehr war die italienische Flagge im Eingang mit 3,707,337, im Ausgang mit 3,354,163 T., fremde Flaggen im Eingang mit 5,721,437 T., im Ausgang mit 2,053,164 T. beteiligt. Diese Ergebnisse bekunden einen allgemeinen Aufschwung des Seehandels; die Ausfuhrzahlen speziell sind die höchsten, welche seit 1881 verzeichnet wurden.
Das italienische Eisenbahnnetz hat im J. 1889 eine Erweiterung um 454 km erfahren und hatte somit eine Gesamtlänge von 13,063 km. Die Bruttoeinnahmen des Gesamtnetzes beliefen sich im Betriebsjahr 1889/90 auf 248,9 Mill. Lire, d. h. um 5, bez. 9 Mill. Lire mehr als in den beiden Vorjahren. Für die Förderung des Personenverkehrs ist unter anderm die Einstellung eines täglichen Blitzzugs von Mailand [* 27] nach Rom [* 28] (im Anschluß an die Gotthardbahn) und zurück von Belang.
Für das Eisenbahntarifwesen ist ein besonderer Tarifrat beim Ministerium der öffentlichen Arbeiten gebildet worden. Nach einem von der Regierung in der Kammer eingebrachten Gesetzentwurf soll das Telephonwesen monopolisiert und zur Ablösung der bestehenden Unternehmungen, deren Konzession nach 6 Monaten erlischt, sowie zur Erweiterung der Telephonanlagen der Regierung ein Kredit von 8 Mill. Lire eingeräumt werden. Auch sonst hat die unter der gegenwärtigen Regierung erfolgte Schaffung eines besondern Post- und Telegraphenministeriums Neuerungen in der Organisation des Post- und Telegraphenwesens gebracht, insbesondere Tarifänderungen im internen Dienste, [* 29] Einführung eines sehr zweckmäßigen ¶