1) Rudolf, Paläontolog, geb. 7. Okt. 1850 zu Wien, studierte daselbst seit 1869 Naturwissenschaft, besonders Mineralogie,
Geologie, Paläontologie und Zoologie, machte 1872 Studienreisen mit Süß nach Italien, war 1873 Begleiter der Expedition Conzes
nach Samothrake und beteiligte sich 1874-76 an den Aufnahmen der Geologischen Reichsanstalt in Südtirol. Er promovierte 1875 und
wurde 1876 außerordentlicher, 1883 ordentlicher Professor der Geologie und Paläontologie an der Universität Graz. Hoernes lieferte
Untersuchungen über den geologischen Bau der Insel Samothrake, Studien über das Tertiär, über die Fauna des Schlier von Ottnang,
über die Gattung Megalodus und über Erdbeben.
Auch schrieb er: »Die Erdbebentheorie Rudolf Falbs und ihre wissenschaftliche Grundlage« (Wien 1881);
»Elemente
der Paläontologie« (Leipz. 1884; franz., Par.
1886);
»Grundzüge der Geognosie und Geologie« (4. umgearbeitete Auflage von Leonhards gleichnamigem Werke, Leipz. 1889);
»Die
Gasteropoden der miocänen Meeresablagerungen der ersten und zweiten Mediterranstufe in der österreichisch-ungarischen Monarchie«
(mit Auinger, Wien 1879 ff.).
2) Moritz, ethnograph. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 29. Jan. 1852 zu Wien, studierte seit 1870 daselbst
und in Berlin Philologie und Archäologie, erwarb 1878 den Doktorgrad, nahm in demselben Jahr als Offizier am Okkupationsfeldzug
in Bosnien teil und bereiste 1879-80 das okkupierte Gebiet im Auftrag des Unterrichtsministeriums zu archäologischen Forschungen.
Seit 1889 ist er Assistent am k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien. Er schrieb: »Altertümer der Herzegowina
und Bosniens« (Wien 1881);
»Atlantis«, mythologisches Märchen (das. 1884);
»Dinarische Wanderungen« (das. 1888);
»Bosnien und die
Herzegowina« (das. 1888);
»Die Urgeschichte des Menschen« (das. 1891);
Berichte über Gräberfunde (Wallburg von St. Michael, Tumuli
von Glasinac) in den »Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien«, u. a.
Richard Monckton Milnes, Lord, engl. Politiker.
Vgl. Wemyß Reid, The life, letters and friendships of R. M. M.
first Lord Houghton (Lond. 1890,2 Bde.).
Alfons, Historiker, geb. 14. Okt. 1834 zu Fügen in Tirol, studierte 1855-59 unter Fickers Leitung in Innsbruck, habilitierte
sich 1859 als Dozent der Geschichte daselbst, wurde 1863 ordentlicher Professor, 1867 korrespondierendes, 1872 wirkliches Mitglied
der Akademie zu Wien, 1887 Professor der Geschichte daselbst. Er schrieb: »Die Waldstätte Uri,
Schwyz,
Unterwalden bis
zur festen Begründung ihrer Eidgenossenschaft« (Innsbr. 1861);
»Geschichte der Vereinigung Tirols mit Österreich« (das. 1864);
»Geschichte des Herzogs Rudolf IV. von Österreich« (das. 1865);
»Geschichte Österreichs« (Gotha 1885-1888, Bd. 1-3, bis 1527).
Aus Böhmers Nachlaß gab er den 4. Band der »Fontes rer. Germanicarum« (Stuttg. 1868) und die »Regesten des
Kaiserreichs unter Karl IV.« (Innsbr. 1877, Ergänzungsheft 1889) heraus.
de Grais (spr. hü d'gräh), Robert, Graf, preuß. Verwaltungsbeamter und Theoretiker des Verwaltungsrechts, geb. 25. Aug. 1835 zu
Wolkramshausen bei Nordhausen, besuchte die Klosterschule zu Ilfeld, studierte in Bonn, Halle und Berlin, ward 1860
Regierungsassessor
in Minden, dann in Koblenz, 1867 Kreishauptmann in Hildesheim, 1879 Polizeipräsident in Stettin, 1887 vortragender Rat im Ministerium
des Innern, 1889 Regierungspräsident in Potsdam. Er schrieb: »Reorganisation der innern Verwaltung Preußens auf Grundlage
der Selbstverwaltung« (Berl. 1871);
»Die Weiterführung der preuß. Verwaltungsorganisation«
(das. 1878);
»Handbuch der Verfassung und Verwaltung in Preußen und dem Deutschen Reiche« (7. Aufl., das.
1890);
»Grundriß der Verfassung und Verwaltung in Preußen und dem Deutschen Reiche« (2. Aufl., das. 1886).
Hue de Grais vertrat 1885-89
den Wahlkreis Sangerhausen-Eckartsberga im preußischen Abgeordnetenhaus.
2) Victor, franz. Dichter.
Vgl. Dupuy, Victor Hugo, l'homme et le poète (Par. 1887);
Derselbe,
V. Hugo, son œuvre poétique (das. 1887);
Schmeding, Victor ein Beitrag zu seiner Würdigung in Deutschland (Braunschw. 1887).
Zu den früher angeführten Rassen kommen noch einige neuere, von denen die Lang-shan- und Orpingtonhühner die
wirtschaftlich wichtigsten sind. Die Lang-shan haben ihren Namen von dem Lang-shan-Gebirge im NO. von China; die andern von der
Stadt Orpington, wo sie von W. Cook 1887 aus glattbeinigen Lang-shans, Plymouths und Minorkas gezüchtet wurden. Über beide
Rassen ist in den Geflügelblättern viel hin und her gestritten worden. Die Lang-shans gehören zu den
großen asiatischen Rassen und haben manche Ähnlichkeit mit Kochins, besonders mit den schwarzen Schlägen, mit denen man sie
in England mehrfach gekreuzt hat.
Die rauhbeinigen Kreuzungsprodukte (Kochin- Lang-shans) gelten für wirtschaftlich geringer, die echten werden, als Zier- und
Wirtschaftsgeflügel, als sehr gut bezeichnet. Das Fleisch wird als sehr saftig und wohlschmeckend, die
Haut als zart und weiß, der Knochenbau als sein gepriesen. (Jahn.) Die Stammfarbe ist schwarz, weitere Farbenschläge sind
weiß, braun und blau. Letztere sollen mehr und größere Eier legen als die schwarzen. (Maar.) Der Typus der Orpingtons soll
die Mitte halten zwischen Dorking und schwarzen Hamburgs (Kreuzungsprodukt).
Trotz des englischen Standard soll die Rassencharakteristik weniger in äußern Merkmalen als in der Qualität ihrer sonstigen
hervorragenden Eigenschaften zu suchen sein. Als solche werden außerordentliche Fruchtbarkeit, Schwere und Mastfähigkeit gerühmt.
Die Farbe ist ein glänzendes Schwarz, andre Farbenschläge sind noch nicht bekannt. Eine gleichfalls vielbesprochene neuere
Rasse, deren Konstanz aber noch zu erweisen sein dürfte, sind die amerikanischen Wyandottes (Name eines
nordamerikanischen Indianerstammes), die als Zierhühner wie als Wirtschaftshühner sehr geschätzt werden.
Färbung und Zeichnung brillant weiß und schwarz; als Eierproduzenten zwar mittelmäßig, aber ausnahmslos vorzügliche Brüter,
von großer Widerstandsfähigkeit bei der Aufzucht. In Amerika hat man neben dem schönen Stammschlag
auch rein weiße, schwarze und Gold-Wyandottes. Als neuestes Sporthuhn wurde kürzlich, gleichfalls aus Nordamerika, das schwarze
Javahuhn eingeführt (Karl Huthe, Frankfurt a. M.). Näheres ist noch nicht bekannt. Perlen des ungarischen Tieflandes ist die
Reklamespitzmarke gewöhnlicher ungarischer Landhühner, deren Fruchtbarkeit von der Billigkeit ihres Preises jedenfalls noch
überholt werden dürfte.
mehr
Nutzen der Hühnerzucht. Trotz oder vielleicht wegen der großen Anzahl von Geflügelzuchtvereinen in Deutschland (und England)
wird der Konsum von Eiern und Mastgeflügel durch eigne Produktion längst nicht gedeckt. Nach statistischen Erhebungen des deutschen
landwirtschaftlichen Ministeriums überstieg in den 3 Jahren 1881-83 die Einfuhr von Geflügel und Eiern die Ausfuhr
um nicht weniger als 447,088 Doppelzentner; es gehen demnach immer noch durchschnittlich 2,5
Mill. Mk. jährlich ins Ausland.
Nur eine gründliche Reform des Vereinswesens, die Trennung des Sportes von den landwirtschaftlichen und nationalökonomischen
Zwecken dienenden Vereinen, wie sie zum Teil sich bereits vollzogen hat, und die alleinige Zuwendung staatlicher Beihilfe
an die letztgenannten Vereine (Geldprämien etc.) dürften ein rascheres Tempo in die Hebung der deutschen Geflügelzucht und
damit einen nicht unbedeutenden Nationalgewinn herbeiführen. Auch die allgemeine Einführung des Eierverkaufs nach Gewicht
wird voraussichtlich einigen Einfluß auf die Hebung des landwirtschaftlichen Betriebs der Hühnerzucht üben: überall, wo
man ihn bisher eingeführt, hat er sich fördernd gezeigt.