ein. Daneben unterrichtete er in der höhern
MädchenschuleseinerGattin und seit 1839 in der
Lehrerbildungsanstalt der
Gesellschaft
der
Freunde des vaterländischen
Schul- und Erziehungswesens. Seit 1848 beteiligte er sich eifrig am Vereinsleben der
Hamburger
und überhaupt der deutschen
Lehrer und erwarb gleichzeitig als
Leiter des
»Hamburger Schulblattes« (1852-66) in der
Lehrerwelt solches Ansehen, daß er in der allgemeinen deutschen
Lehrerversammlung 21mal (von der dritten an) mit dem Vorsitz
betraut ward. 1859 in die
HamburgerBürgerschaft und bald darauf auch von dieser zum Vorsitzer gewählt, hatte Hoffmann wesentlichen
Anteil an der Reorganisation des hamburgischen
Schulwesens durch das
Gesetz von 1870 und trat als
Schulrat
für das Volksschulwesen in die neue Oberschulbehörde ein, aus der er 1881 wegen zunehmender Kränklichkeit schied. Er starb in
Hamburg.
[* 2]
Konrad, Sprachgelehrter und mittelalterlicher Litteraturforscher, geb. im
KlosterBanz in
Oberfranken, erhielt seine Schulbildung in
Bamberg,
[* 3] studierte seit 1837 in
München
[* 4] und
Erlangen
[* 5] zunächst
Medizin,
ging dann zur
Philologie über und promovierte nach gründlichen
Studien in
Erlangen,
Leipzig
[* 6] und
Berlin
[* 7] 1848 in
Leipzig mit einer
Dissertation aus dem Altindischen. DieStudien auf dem Gebiete der Romanistik und Germanistik, auf
dem er
bald zu den führenden Geistern gehören sollte, vertiefte Hofmann bei einem Aufenthalt in
Paris
[* 8] 1850-51, wo er, an den
Bibliotheken
eifrig arbeitend, viele romanische Sprachdenkmäler abschrieb, um sie später sämtlich, teils in Einzelausgaben, teils in
einer
Chrestomathie herauszugeben.
NachMünchen zurückgekehrt, betrieb er seine
Studien an der von
Schmeller musterhaft eingerichteten Handschriftenabteilung
der königlichen
Hof- und Staatsbibliothek, an der er selbst ein Jahr (1853/54) angestellt war, in inniger
Verbindung von Germanistik
und Romanistik. Diese
Verbindung, durch welche die vielfältige Einwirkung der französischen
Dichtung auf die deutsche
Ritterpoesie
klargelegt ward, trug wesentlich zur
Erklärung und zum Verstehen manches deutschen Dichters bei.
Außerdem wußte Hofmann für seine Forschungen auch seine umfassenden Kenntnisse des
Sanskrits und einer Anzahl andrer
Sprachen,
seine Kombinationsgabe auf textkritischem Gebiet und seine ungewöhnliche Kenntnis mittelalterlicher
Realien in hohem
Maße
fruchtbar zu machen. Von
Schmeller selbst zu dessen Nachfolger empfohlen, wurde Hofmann 1853 zum außerordentlichen, 1856 zum
ordentlichen
Professor für altdeutsche
Sprachen ernannt; 1869 erhielt er auch die Vertretung des Altromanischen.
Nach neuen Studienreisen, die er auf
Kosten des
KönigsMaximilian II. 1857,1858 und 1859 nach
Paris,
London,
[* 9]
Oxford,
[* 10] St.
Gallen
und Bern
[* 11] unternommen hatte, blieb er dauernd in
München, wo er bis zu seinem (während des Sommeraufenthalts
in Waging bei
Traunstein) erfolgten
Tode eine sehr fruchtbare Lehrthätigkeit entwickelte. Seit 1853 gehörte Hofmann der königlich
bayrischen
Akademie der
Wissenschaften als Mitglied an, 1871 wurde er auch Mitglied der königlich dänischen Altertumsgesellschaft.
Seine litterarische Thätigkeit war eine ausgebreitete; die
Mehrzahl seiner
Arbeiten ist in den Sitzungsberichten
und
Denkschriften der
MünchenerAkademie der
Wissenschaften, in
Pfeiffers
»Germania«
[* 12] und Vollmöllers
»Romanischen Forschungen«
zerstreut. Diese kurzen Einzelschriften behandeln beinahe sämtliche wichtigern germanischen und romanischen Litteraturdenkmäler
und enthalten eine
Fülle von gelehrtem
Wissen, kritischem
Scharfsinn und fruchtbarer
Kombination. An selbständigen
Werken veröffentlichte er zuerst 1850 eine in
Gemeinschaft mit
Vollmar besorgte
Ausgabe des »Hildebrandliedes«. Dieser folgten:
»Amis et Amiles« und »Jourdain de Blaivies«
(Erlang. 1852,2. Aufl. 1882);
»Primavera y
Flor de Romances« (mit F.
Wolf, Berl.
(1856);
»Karls d. Gr. Pilgerfahrt«, anglonormännisch, kymrisch und englisch
(Münch. 1866);
Stella, Schauspielerin, geb. zu
Florenz,
[* 14] widmete sich, ohne eine dramatische
Ausbildung genossen
zu haben, der
Bühne, trat zum erstenmal als
Luise in
»Kabale und
Liebe« auf dem
Nationaltheater
zu
Berlin auf und gab dann
Gastrollen in
Straßburg
[* 15]
i. E. und in der
Schweiz.
[* 16] Darauf debütierte sie als Desdemona
auf dem Hofburgtheater zu
Wien,
[* 17] für das sie nach kurzer Thätigkeit engagiert wurde und dem sie noch gegenwärtig als
Vertreterin des
Faches der naiven und muntern Liebhaberinnen angehört. Seit 1889 ist sie mit dem frühern artistischen
Sekretär
[* 18] des Burgtheaters, dem Schriftsteller
Alfred v.
Berger, vermählt.
Lehranstalten. Die Zahl der höhern Lehranstalten in
Deutschland
[* 21] hat, wie der
Vergleich nachstehender Übersicht
(S. 421) mit der entsprechenden vom Jahre 1886 in
Band
[* 22] 8 dieses Werkes beweist, sich abermals vermehrt. Die Gesamtvermehrung
im
DeutschenReiche von 946 zu 983 beträgt 3,9 Proz. Die
Latein und
Griechisch treibenden Anstalten haben
sich von 446 (399 Gymnasien, 47 Progymnasien) auf 480 (423 Gymnasien, 57 Progymnasien) vermehrt oder um 7,6
Proz. Die
Latein treibenden Realanstalten sind von 243 (136 Realgymnasien, 107 Realprogymnasien) auf 238 (132 Realgymnasien, 106 Realprogymnasien)
gesunken, d. h. um 2,5 Proz.
Die lateinlosen Realanstalten sind von 170 (16
Oberrealschulen, 67
Realschulen, 87 höhere
Bürgerschulen) auf 177 (15
Oberrealschulen, 61
Realschulen, 101 höhere
Bürgerschulen) gestiegen oder um 4,1 Proz. Die
Vermehrung in
Preußen
[* 23] allein von 549 auf 570höhere Lehranstalten kommt der Gesamtvermehrung
mit 3,8 Proz. fast gleich. Sie verteilt sich aber
auf die drei
Gruppen ganz anders, die eigentlichen Gymnasialanstalten
(Latein und
Griechisch) erhoben sich von 292 (258 Gymnasien, 34 Progymnasien)
auf 312 (268 Gymnasien und 44 Progymnasien) oder um 6,9 Proz.; die
Latein treibenden Realanstalten stiegen von 173 (90
¶
mehr
Übersicht der höhern Lehranstalten im DeutschenReich (Mai 1890).
Realgymnasien,
83 Realprogymnasien) auf 174 (90 Realgymnasien, 84 Realprogymnasien), hielten sich also auf
wesentlich gleicher Höhe. Die lateinlosen Realanstalten dagegen sanken von 52 (13 Oberrealschulen, 17 Realschulen, 22 höhere
Bürgerschulen) auf 50 (10 Oberrealschulen, 18 Realschulen, 22 höhere Bürgerschulen), zeigen also eine Verminderung um 3,9
Proz. Wenn der preußische Minister v. Goßler in seiner großen Landtagsrede vom unter den Hauptpunkten
seines Programms für das höhere Unterrichtswesen aufstellte: »Bevorzugung von lateinlosen
Schulen mit kürzerer Unterrichtsdauer, namentlich zu ungunsten der lateintreibenden, insbesondere Gymnasien, höhern
Anstalten«, so muß man angesichts der obigen Zahlen erkennen, daß die Entwickelung gerade nach der Seite hin stattgefunden
hat, die man schon jetzt als einseitig überwiegend an- sieht.
Zweifellos liegt darin der Beweis, daß der Ruf nach Reformen auf diesem Gebiet nicht ganz unberechtigt ist. Aber das heißt
nicht, daß nun alle Anklagen gegen den bestehenden Zustand und gegen die einzelnen Schulformen berechtigt sind. Mit diesen
Zahlen besteht ganz wohl die vom Minister v. Goßler wiederholt vertretene Ansicht, daß es nicht sowohl
auf eine grundsätzliche Umgestaltung der einzelnen Anstalten als darauf ankomme, die Berechtigung der einzelnen Schulanstalten
hinsichtlich des Heerdienstes in geeigneterer Weise zu verteilen und namentlich das Recht auf den Einjährig-Freiwilligendienst
von dem Bestehen entweder der besonders dafür eingerichteten Prüfungvor der eigens bestellten Kommission oder der
Abgangsprüfung an einer berechtigten, mindestens sechsstufigen höhern Lehranstalt (höhern Bürgerschule etc.) abhängen
zu lassen.
Daß dies in Aussicht genommen, teilte der Minister v. Goßler im preußischen Abgeordnetenhaus andeutend mit und
verhieß gleichzeitig, daß eine größere Versammlung von Sachverständigen verschiedener Partei- und Lebensstellung zur gründlichen
Besprechung dieser Fragevor der endgültigen Entscheidung des Staatsministeriums berufen und gehört werden
sollte. Kurz zuvor hatte die schwebende Frage der praktischen Ausbildung der Lehrer an höhern Schulen ihren Abschluß
(s. Seminare für das höhere Lehramt) gefunden, ohne daß dadurch die öffentliche Meinung von der Schulreform abgelenkt
wäre.
an den Generalinspekteur des Militärerziehungs- und Bildungswesens.
Ich erachte es für notwendig, daß das Kadettenkorps auf der Grundlage, welche Se. Majestät der Kaiser und König Wilhelm I.,
Mein in Gott ruhender Herr Großvater, in nie rastender Fürsorge für die Wohlfahrt der Armee durch Einführung des Lehrplans
der Realgymnasien ihm gegeben, nach folgenden Gesichtspunkten noch eine weitere Ausgestaltung und Vertiefung
seiner Lehraufgabe erfahren soll:
¶