mehr
verantwortlich macht, findet eine übertrieben günstige Beurteilung in einer von A. Rastoul (1890) veröffentlichten Biographie. Zum Schlusse erwähnen wir noch eine von E. de Menorval begonnene Geschichte der Stadt Paris, [* 2] deren 1. Band [* 3] (1890) bis 1380 reicht und eine ganz brauchbare Zusammenstellung gibt.
England. Die populäre Sammlung »Twelve English statesmen« beginnt mit »William the conqueror« von der Hand [* 4] Freemans (1888), der darin einen Auszug aus seiner Geschichte der normännischen Eroberung liefert. Gleichfalls populär, aber wertvoll wegen der Benutzung der in den letzten Jahrzehnten veröffentlichten Archivalien ist J. ^[James] Gairdners »Henry VII.« (1889). Mandell Creighton verdanken wir eine Biographie des Kardinals Wolsey (1888),
die im Einklang mit andern neuern Werken über die Zeit Heinrichs VIII. den einflußreichen Staatsmann ziemlich günstig beurteilt. Die Litteratur über die berüchtigten Kassettenbriefe ist durch Henderson, »The casket letters and Mary queen of Scotts« (1889), vermehrt worden; der Verfasser sucht die Echtheit aller Kassettenbriefe, sogar die des von Breßlau angezweifelten zweiten Glasgower Briefs zu erweisen und druckt im Anhang diese Briefe vollständig ab. Von Cromwells Biographie aus der Feder von F. Hoenig sind Band 2 u. 3 (Berl. 1888 bis 1889) erschienen, worin der Verfasser die Thätigkeit des Lord-Protektors bis 1650, bez. bis zu seinem Tode schildert, aber das bekannte Quellenmaterial nur teilweise heranzieht und in der Wertschätzung seines Helden wohl etwas zu weit geht.
Eine unparteiischere Beurteilung erfährt Cromwell in der oben erwähnten englischen Sammlung, für welche F. Harrison (1888) sein Leben bearbeitet hat, und in einem Buche von R. Palgrave (1890). Auch S. Gardiner, der beste Kenner der englischen Geschichte im 17. Jahrh., der soeben den 2. Band seiner »History of the great civil war« (1890) veröffentlicht hat, hält sich von jeder Überschätzung Cromwells frei, ja er bemängelt sogar dessen militärische Leistungen. Eine wertvolle Zusammenstellung der wichtigsten Aktenstücke aus jener für Englands Verfassungsgeschichte bedeutsamen Zeit liefert derselbe Gelehrte in den »Constitutional documents of the Puritan revolution 1628-60« (1890). Die »Correspondance between William Pitt and Charles duke of Rutland« ist von dem Enkel des letztern (1890) herausgegeben worden.
Schweden.
[* 5] In der umfangreichen Sammlung »Rikskansleren
Axel
Oxenstierna's skrifter och brefvexling« hat Styffe von dessen historischen
und politischen
Schriften einen
Band (aus der Zeit von 1605 bis 1652) herausgegeben, in einem zweiten veröffentlicht
Per
Sondén
Briefe und
Instruktionen von
Gustav
Adolf (Stockh. 1888). Die für die Geschichte des Dreißigjährigen
Krieges wertvolle
Publikation schöpft aus dem ehemaligen
Archiv
Oxenstiernas in Tidö. Die innern Zustände
Schwedens zu Anfang des 18. Jahrh.
faßt G. E. Axelson
(Wisby 1888) ins
Auge
[* 6] und weist im einzelnen nach, wie unheilvoll
Karls XII.
Regierung für das Land gewesen
ist. Die schon vor 20
Jahren veröffentlichten
Memoiren der
Königin
Ulrike Luise, der
Schwester
Friedrichs d. Gr., hat F.
Arnheim
(Halle
[* 7] 1888) kritisch untersucht. Die von Rußland und
Schweden vereinbarte bewaffnete
Neutralität des
Jahres 1800 behandelt
Historische Larsson
(Lund 1888). - Bei Gelegenheit der Jubelfeier der Bauernemanzipation in
Dänemark
[* 8] sind mehrere
Schriften erschienen, unter denen wir die
Darstellungen von
E.
Holm und J.
^[Johannes]
Steenstrup (Kopenh. 1888) über die soziale
Stellung der
Bauern im vorigen
Jahrhundert und die
Kämpfe, welche zu ihrer
Befreiung führten, hervorheben.
Gleichzeitig hat
Fridericia die darauf bezüglichen Aktenstücke von 1733 und 1788 veröffentlicht.
Andre Staaten. J. ^[Jacob] Caro hat den 5. Band seiner »Geschichte Polens« (Gotha [* 9] 1888) vollendet, der sich mit dem Zeitraum 1455-80 beschäftigt und in seiner ersten Hälfte den 13jährigen Krieg mit dem Ordensstaat mit gewohnter Unparteilichkeit schildert. Schybergson hat eine »Geschichte von Finnland« (Helsingfors 1887-89,2 Bde.) bis zur Gegenwart verfaßt. F. W. Schirrmacher hat die von ihm übernommene Fortsetzung der vor fast 60 Jahren von Lembke begonnenen »Geschichte von Spanien« [* 10] wieder um einen Band (Bd. 5, Gotha 1890) gefördert, worin das Jahrhundert von Peter III. bis zum Tode Peters IV. von Aragonien geschildert wird. Der spanische Staatsmann Canovas del Castillo veröffentlichte unter dem Titel: »Estudios del reinado de Felipe IV« (Madr. 1888-89, Bd. 1 u. 2) eine Reihe von Aufsätzen, in denen er, wie z. B. im ersten, über die von Spanien gegenüber Portugal befolgte Politik, ins 16. Jahrh. zurückgreift; in spätern Aufsätzen schildert er die Kriege Spaniens gegen Frankreich bis zum Pyrenäischen Frieden.
Wir schließen diese Übersicht mit dem Hinweis auf zwei
Schriften zur Geschichte der
Vereinigten Staaten
[* 11] von
Nordamerika:
[* 12] J.
^[John] Fiske, »The critical period of American history 1783-89«
(Lond. 1888), behandelt
den Zeitraum nach dem
Befreiungskrieg in populärer Form; da er nur bekannte
Quellen verwertet, darf
man von ihm neue Ergebnisse nicht erwarten; in seiner Beurteilung der leitenden Staatsmänner weicht er mehrfach von der
bisher geltenden Auffassung ab. Eine Ehrenrettung des
Staatssekretärs Randolph, den man des
Verrats von
Staatsgeheimnissen an den französischen
Gesandten Fauchet beschuldigt hat, versucht mit
Glück
M. D.
Conway, »Omitted chapters
of history disclosed in the life and papers of E. Randolph, governor of
Virginia«
(New York 1888). Weiteres s. im
Bericht über
die
Nordamerikanische Litteratur.