ausgleichende Abwechselung zwischen
Hauswirtschaft und Ackerwirtschaft, Widerstandsfähigkeit gegen schwere
Krisen des
Handels
wegen großer
Elastizität, Möglichkeit des
Verdienstes sämtlicher Familienmitglieder, ohne daß das natürliche
Maß der
Kräfte überschritten zu werden braucht. In vielen
Fällen bildet auch das
Gefühl der Selbständigkeit und das Eigentumsgefühl
einen
Damm gegen die Bestrebungen derSozialdemokratie und gegen die zu starke
Zentralisation der Kapitalien,
weil die Hausindustrie einen breiten Mittelstand mit guten sozialen
Kräftenin sich schließt, der die
Grenzen
[* 2] der Klassenordnungen verwischt.
Trotzdem sind in den letzten
Jahren viele
Bezirke mit hausindustrieller
Bevölkerung
[* 3] der sozialdemokratischen
Agitation zum
Opfer
gefallen. Es hat dies seinen
Grund einerseits in der allgemeinen Anreizung durch das parlamentarische
Verfassungsleben und die dadurch bewirkte Unabhängigkeit der politischen
Gesinnung sowie in der nur durch äußere
Mittel
erschwerten Aufreizung durch berufsmäßige
Agitatoren, anderseits in der Unzulänglichkeit der wirtschaftlichen Grundlagen,
dem Verschwinden patriarchaler Erwerbsformen überhaupt, dem lockern
Verhältnis zwischen Hersteller und
Vertreiber der
Waren und in einem gewissen
Pessimismus gegenüber dem siegreichen Fortschreiten des maschinellen
Großbetriebs.
Da die hausindustrielle Betriebsform infolge der rasch aufeinander folgenden Einführung neuer, verbesserter Produktionsmethoden
und der ungeahnt schnellen Überflügelung der volkswirtschaftlichen Organisationstechnik durch die moderne Maschinentechnik
in mancher Hinsicht den allgemeinen
Bedingungen der modernen Fabrikationsart nicht mehr entspricht, so ist
ihre
Existenz erschüttert und in vielen
Zweigen der Bestand derselben sogar gänzlich in
Frage gestellt. In größerm
Maßstab
[* 4] ist die Hausindustrie gegenwärtig nur noch vorhanden für einen Teil der Eisenindustrie, der Textilindustrie, Spielwarenindustrie,
Samt- und Seidenindustrie, der Weißstickerei,
Strohflechterei,
Holzschnitzerei, Marmorschleiferei, Goldwarenindustrie, Glaswarenindustrie,
Blumenindustrie etc. Im allgemeinen darf die Behauptung aufgestellt werden,
daß, wo die
Maschine
[* 5] billiger, besser und mehr produziert, die
Handarbeit zu gunsten des zentralisierten Fabrikbetriebs aufhören
muß.
Nur auf kunstgewerblichem Gebiet und hinsichtlich der Erzeugung von
Luxus- und Modeartikeln, die, für das individuelle
Bedürfnis
bestimmt, einem raschen Verbrauch unterliegen und eine individuelle Behandlung erfordern, wird sich die
hausindustrielle Betriebsform auch für die
Folge noch behaupten. Etwanige
Reformen zu gunsten der Hausindustrie müssen in dem
Bewußtsein
erfolgen, daß die Hausindustrie nur eine historische Form der
Produktion ist, welche ihre Zeit zum größten Teile erfüllt hat, indem
sie den Übergang zum zentralisierten Fabrikbetrieb vorbereitete. Soweit sich solche Maßnahmen auf
das Individium beziehen, ist es
Pflicht der
Gerechtigkeit, wie solche in der Bestimmung unsrer Staatsordnung liegt, den Übergang
der brotlos gewordenen Heimarbeiter zu andern Erwerbsquellen nach Möglichkeit zu erleichtern.
»Schriften des
Vereins fürSozialpolitik:
Die deutsche Hausindustrie«, Bd. 39 ff.;
Daselbst: Stieda, Litteratur, heutige Zustande und Entstehung der deutschen Hausindustrie, Bd.
1;
Ziegler, Die sozialpolitischen Aufgaben auf dem Gebiete der Hausindustrie (Berl. 1890).
montenegrinischer, gestiftet von
FürstDanilo I. in den 50er
Jahren für
Glieder
[* 11] fürstlicher
Familien und
höchste Würdenträger. Die
Dekoration besteht aus einem an doppelköpfigem, gekröntem
Adler
[* 12] hängenden,
blau-weiß-rot emaillierten und golden besäumten Johanniterkreuz mit Kugelspitzen. Der Mittelschild zeigt auf rotem
Grunde
die Gottesmutter in
Gold,
[* 13] umrahmt von blauem
Ringe mit der
Inschrift:
»Danilo der Montenegriner«. Zwischen den Kreuzarmen und
zwischen
Kreuz
[* 14] und
Adler befinden sich ausschreitende
Löwen.
[* 15] Der
Revers zeigt auf rotem
Grunde die Namenschiffer
»Δ. Ι.« und im blauen
Ringe die
Inschrift: »Für die Unabhängigkeit
Montenegros«. Das
Band
[* 16] ist rot, weiß und blau.
eine eigentümliche, den Rindengiften der
Pflanzen vergleichbare
Klasse von Giftstoffen, die von den
Hautdrüsen
verschiedener
Tiere, namentlich nackthäutiger
Amphibien, abgesondert werden
und sie vor den
Angriffen vieler
Fleischfresser schützen.
Es handelt sich hier namentlich um die im Volksmund seit langem bekannte, aber von den Naturforschern
(Lenz,
Giebel,
Brehm,
Leunis u. a.) immer wieder geleugnete Giftigkeit der
Kröten,
Salamander,
Tritonen und verwandten
Tiere, die
durch neuere Untersuchungen zweifellos festgestellt wurde.
Freilich nicht in dem
Umfang, in welchem z. B.
Plinius (XXIX, 23) den
Salamander das gräßlichste aller
Tiere nannte,
weil er
durch
Baum- und
Brunnenvergiftung ganzeVölker morden könne, oder Boccacio erzählt, daß jemand, der
sich mit einem Salbeiblatt, unter dem eine
Kröte gesessen, die
Zähne
[* 19] gerieben, sofort tot hingestürzt sei, aber immerhin
so weit, daß die Pfeilgiftbereiter, die den
Molchen,
Salamandern und
Kröten ihr Hautdrüsengift entlocken, völlig
vor derWissenschaft gerechtfertigt dastehen, sofern diese Hautgifte den
Schlangengiften wenig an Gefährlichkeit nachgeben.
Die Untersuchungen über die Giftigkeit des
Salamanders gehen bis zum Ende des 17. Jahrh. zurück, doch fand Wurfbainius 1683,
daß derselbe nicht giftig sei, was
Maupertuis 1727 bestätigte. Dagegen zeigte
Laurentius bereits 1783, daß das
Sekret der
Hautdrüsen kleine
Tiere, in deren
Mund¶
mehr
es gebracht wird, nach wenigen Minuten unter Nacken- und Rückenkrämpfen (Opisthotonus) tötet. Auch die Drüsenflüssigkeit
der Wassermolche (Triton
[* 21] cristatus) fand er für kleinere Tiere tödlich und erkannte die Verschiedenheit ihres unter Lähmungserscheinungen
tötenden Giftes. Diese Versuche waren völlig in Vergessenheit geraten, als Gratiolet und Cloëz (1851-1852), Vulpian (1856),
Albini (1858) die Giftstoffe von Salamander, Molch und Kröte durch Ausziehen mit Alkohol reiner darstellen
und ihre erhebliche Giftigkeit sowohl im Magen
[* 22] als im Blute nachwiesen.
Zalesky stellte 1866 das Salamandrin aus dem durch Abstreichen des Tieres mit einem Löffel gewonnenen weißlichen Milchsaft
rein dar, bestimmte die empirische Formel (C86H60N2O10) ^[(C86H60N2O10)] und zeigte,
daß es ähnlich wie Strychnin wirkt und selbst größere Versuchstiere (Hunde)
[* 23] tötet. Im vorigen Jahre haben Phisalix und
Langlois die tödlichen Mengen für verschiedene Tiere festgestellt und gefunden, daß schon 0,0001 g Mäuse tötet, während
für Hunde die tödliche Gabe 0,009 g für das Kilogramm Körpergewicht beträgt, wenn es in die Venen gespritzt
wird.
In vieler Beziehung übertreffen diese an Wirksamkeit selbst die Schlangengifte, sofern sie auch vom Magen aus töten, wo letztere
meist unschädlich sind. Nach den Beobachtungen von Albini scheinen Salamander- und Krötengift vom Magen aus sogar stärker
zu wirken als in Wunden, und dies ist natürlich, da sie ja diese sonst verteidigungslosen Tiere vor den
Bissen stärkerer Arten schützen sollen. Gemminger sah 1852 einen Sperber, der im Käfig eine Kröte mit Schnabelhieben angegriffen
hatte, unter fortwährendem Kopfschütteln davonspringen, betäubt wanken und nach wenigen Sekunden tot niederfallen.
Damit hängt zusammen, daß diese durch Hautgifte geschützten Tiere sich sicher fühlen, meist sehr langsam
bewegen und vielfach, wie z. B. unser Feuersalamander, durch lebhafte Farben undZeichnungen (Trutzfarben) ausgezeichnet sind.
In denTropen sind solche durch Hautgifte geschützte Tiere meist sehr auffallend gefärbt, und Belt erzählt von einem sehr dreisten,
rot und blau gefärbten Frösche
[* 24] Nicaraguas, den keine Ente anrühren wollte, bis ein junges, unerfahrenes
Tier zuschnappte, ihn aber gleich wieder mit allen Zeichen des Ekels fortwarf. Übrigens scheinen sich manche Raubtiere
[* 25] an diese
Hautgifte gewöhnt zu haben, so daß sie ihre Träger
[* 26] ohne Schaden angreifen können. Vulpian fand, daß die Hautgifte für Tiere derselben
Art nicht oder sehr viel weniger schädlich sind, während dasjenige der Feuersalamander Wassermolche
und Kröten tötete.
Bau und Verteilung der Giftdrüsen bei Salamandern und Kröten hat kürzlich PaulSchultz in Berlin
[* 27] untersucht. Er fand, daß man
unterscheiden müsse zwischen gewöhnlichen Schleimdrüsen, die über die gesamte Haut der Tiere gleichmäßig verteilt sind
und ihren Inhalt, der das für sie gefährliche Eintrocknen der Haut verhindert, unbeeinflußt von dem
Willen des Tieres ergießen, und Giftdrüsen, die sich nur am Kopfe, auf dem Rücken und an den Beinen finden.
Sie stehen namentlich dicht gedrängt unmittelbar hinter den Augen in der Ohrengegend des Salamanders; kleinere Gruppen auch
an den Kieferwinkeln; die Öffnungen der erstern (Parotidendrüsen) sind sehr deutlich als schwarze Punkte
auf leuchtend gelbem Grunde erkennbar. Die Giftdrüsen des Rückens stehen beim Salamander sehr regelmäßig in vier Längsreihen,
zwei in der Mittellinie längs der Wirbelsäule vom Kopfe zum Schwanze und je eine an der Seite verlaufend; bei den Kröten
liegen sie unter den
unregelmäßig verteilten Rückenwarzen.
Die Ausscheidung erfolgt nach Schultz willkürlich durch Zusammenziehung von Ringmuskeln, sobald sich das Tier verteidigen will,
das Gift spritzt, wenn man die Drüsen elektrisch reizt, beim Salamander in dünnen Strahlen fußweit hervor, während es bei
den Kröten nur langsam in Tropfen hervortritt. Es ist also beim Umgang mit Salamandern einige Vorsicht erforderlich;
Vulpian, dem eine geringe Menge in ein Auge
[* 28] und Nasenloch spritzte, bekam trotz sofortiger Auswaschung heftige Schmerzen und
eine derartige Entzündung und Anschwellung, daß er das Auge eine Zeitlang nicht öffnen konnte. Die Kröte ist in dieser Beziehung
ganz ungefährlich und ein sehr nützlicher Vertilger schädlichen Gewürms, so daß sie Gärtner und
Gartenliebhaber schonen müssen.