(spr. grammóng),FrançoisPhilippeHenri Delmas de, franz.
Historiker, geb. zu
Versailles,
[* 3] trat 1854 als
Offizier in die
Armee, der er bis 1871 angehörte, widmete sich darauf geschichtlichen
Studien und lebt als Mitglied der
Akademie
in
Algier. Von seinen
Schriften nennen wir: »Le
[* 4] R'azouat est-il l'œuvre de Kheïr-ed-din Barberousse?« (Villeneuve-sur-Lot
1873);
[* 11]
Karl, Neuphilolog, Verfasser zahlreicher Sprachlehrbücher, geb. zu
Greiz,
[* 12] anfangs
Kaufmann, widmete
sich später sprachwissenschaftlichenStudien und wurde Oberlehrer am
Gymnasium in
Marienwerder.
[* 13] Er machte
das von den Engländern
Ellis und
Pitman erfundene phonetische
System zuerst in
Deutschland
[* 14] bekannt (»The spelling reform«, Leipz.
1852). Von seinen durch Wissenschaftlichkeit und pädagogischen
Takt ausgezeichneten, zum Teil an die
Ahn-SeidenstückerscheMethode sich anlehnenden Sprachlehrbüchern fanden die meiste Verbreitung: »Simplest method of acquiring
an elementary knowledge of the French language«;
»A practical and methodical grammar of the French language« (2
Tle.);
»Nouvelle
méthode pour apprendre la langue anglaise« (2
Kurse);
»Grammaire complète de la langue anglaise« (2 Bde.);
Auch
gab er eine
»Englische
[* 16]
Chrestomathie« (in 2 Teilen, 5. Aufl., Leipz. 1889) und
ein »Handbuch der neuern und neuesten französischen Litteratur« (das.
1864,2 Bde.) heraus.
(Grenznutzen, engl.
Final degree of utility), der Wert, welchen von einer
Menge von
Gütern
gleicher Art die letzte
Einheit für uns hat. Nach einem alten
Erfahrungssatz sinkt bei sonst gleich bleibenden Umständen
mit steigendem
Preise die
Nachfrage, indem die einen das teurer gewordene
Gut überhaupt nicht mehr begehren, während andre
ihren
Bedarf einschränken und sich mit einer geringern
Menge begnügen. Bei sinkendemPreise nimmt dagegen
die
Nachfrage zu, indem neue
Käufer auftreten und andre mehr
Güter zu erlangen trachten als vorher.
Hieraus geht hervor, daß man für eine kleinere
Menge verhältnismäßig mehr hinzugeben gewillt ist als für eine größere,
oder daß sie verhältnismäßig höher geschätzt wird als die letztere. Ist man geneigt, zu zahlen
für
Mengen von 1,2,3, 4,5,6, 7,8Lit. je 20,39,56, 70,80,83, 83,79
Mk., aber nicht mehr als diese
Summen, so schätzt man ein einzelnes
Liter zu 20 Mk.
Da man aber für 2
Lit. nicht 40, sondern
nur 39 Mk. gibt, so bemißt man den Wert des 2.L. auf 19 Mk. Denn sobald mehr als diese
Summe verlangt
wird, nimmt man vom
KaufeAbstand.
Für eine
Mengevon 3L. gibt man eben noch 56 Mk. Man ist demnach bereit, für das 3., zu den frühern
beiden hinzukommendeLiter 17 Mk. zu zahlen, ebenso für das 4.L. 14, für das 5. 10, für das 6. 3,
für das 7. aber würde man nichts zahlen, weil man nicht mehr in der
Lage wäre, es zweckmäßig zu verwenden. Das 7.L.
wäre demnach für uns wertlos. Sollte man 8L. übernehmen, so werden uns etwa Unbequemlichkeiten und
Kosten verursacht. Wir würden darum für 8L. weniger zahlen als für 7 und könnten demnach sagen, daß das 8.L. für
uns nicht nur wertlos sei, sondern für uns geradezu einen Unwert habe. Die Grenzwerte jedes letzten
Liters wären in unserm
Falle bei den
Schätzungen dieser Art stehen in Übereinstimmung mit physiologisch-psychischen Zuständen und
Wirkungen. Von verschiedenen
Unterhaltsmitteln können
¶
mehr
wir je nur Mengen bis zu bestimmter Höhe in angemessener Weise verwenden. KleinereMengen erwecken eine gewisse Befriedigung.
Das Gefühl der Befriedigung wird um so größer, je größer die Menge wird; aber diese Zunahme ist keine schrankenlose. Von
einem gewissen Punkte ab können Lust und Annehmlichkeit in Unlust und Unannehmlichkeit umschlagen. Für
den Dürstenden ist eine kleine Menge eines Getränks außerordentlich wertvoll; aber er kann sich nicht mehr als satt trinken.
Nimmt er mehr von dem Getränk zu sich, so ist die Wirkung ein Gefühl des Unbehagens. Das Gleiche gilt auch von Speisen, ebenso
von Kleidungsstücken etc. Ein Anzug ist uns als Schutz gegen die Unbilden der Witterung oder auch im Interesse
der Wohlanständigkeit unentbehrlich. Ein zweiter kann uns, schon um mit der Kleidung wechseln zu können und auch im Interesse
der Bequemlichkeit, recht wertvoll sein. Wären wir aber genötigt, uns Tausende von Anzügen zu beschaffen und sie auch alle
in raschestem Wechsel zu benutzen, so würden uns empfindliche Lasten und Kosten erwachsen. Aber auch bei Bedürfnissen geistiger
Art, deren Befriedigung nicht unmittelbar ein körperliches Wohlbefinden hervorruft, können wir leicht ähnliche Erscheinungen
beobachten. Ein Zuviel hat bekanntlich Blasiertheit, Abstumpfung und endlich Widerwillen und Ekel zur Folge.
Aus diesen Thatsachen ergibt sich für uns eine Richtschnur für unser wirtschaftliches Verhalten und
unsre Haushaltsordnung. Unsre gesamte Aufwandsfähigkeit an Kräften und Mitteln ist jeweilig eine bestimmt gegebene. Unsre Bedürfnisse
sind aber einer praktisch unbegrenzten Ausdehnung
[* 32] fähig, wir können uns die mannigfaltigsten Zwecke setzen, die verschiedensten
Gegenstände verwenden. Nun werden wir suchen, die höchstmögliche Gesamtbefriedigung zu erzielen.
Dies höchste Maß wird aber nicht dadurch erreicht, daß wir bei einer oder wenigen Güterarten ein Maximum erstreben, sondern
wir müssen von den verschiedensten Gütern, welche Gegenstand unsers Verlangens sind, so viele zu erlangen suchen, daß die
Werte je der letzten Mengen der verschiedenen Arten einander gleich sind. Nun ist aber der Wertbegriff, der
ein Größenbegriff ist, ebenso wie letzterer überhaupt, ein Ergebnis der Vergleichung. Sind uns 10 Lit. Bier soviel wert
wie 2L.Branntwein, so ist uns 1L.Branntwein fünfmal soviel wert als 1L.Bier, oder wenn wir den Wert von 1L.Bier
= 1 setzen, so würden wir denjenigen von 1L.Branntwein mit der Zahl 5 beziffern. In dieser Art verfahren wir mit dem Gelde.
Wir setzen einfach den Wert von 1 Mk. = 1. Geben wir für die Einheit einer Güterart eben noch 10 Mk., so ist uns dieselbe 10 Mk.
wert. Haben wir nun eine bestimmte Anzahl von Mark zur Verfügung, so werden wir von den verschiedenen Güterarten so viel erwerben,
daß je der Grenznutzen der einen, dividiert durch den Preis derselben, gleich dem Grenznutzen der andern, dividiert durch
deren Preis, ist, mit andern Worten, daß wir mit der letzten Mark überall einen gleich hohen Grenznutzen
erkaufen. Der einen Verwendung werden wir so lange Mittel entziehen und für eine andre benutzen, als der Verzicht auf der
einen Seite durch den Vorteil auf der andern Seite überwogen wird. Der größte Nutzen aber wird erzielt, sobald auf beiden
Seiten Gleichheit besteht.
Sei unser Begehr gerichtet auf Seide
[* 33] und Bier, sei die Summe, über welche wir verfügen, gleich 108 Mk., der Preis eines Hektoliters
Bier gleich 9 Mk., der eines Meters Seidenstoff gleich 18 Mk. und seien Nutzen der Gesamtmenge und der Grenznutzen durch folgende
Zahlen ausgedrückt, wobei
G/P den Quotienten als Grenznutzen und Preis darstelle:
Der größte Nutzen wird erzielt, wenn 3 m Seide und 6 hlBier gekauft werden. Der Grenzwert für 6 hl, d. h. der Wert für das 6. hl,
ist, in einer absoluten Zahl genommen, gleich 13. Diese Größe durch den Preis dividiert, gibt 1 4/9;
dies wäre die Menge Nützlichkeit, welche man für 1 Mk. erstehen kann. Ebenso finden wir für 3 m Seide die Größe 1 4/9.
Der dann erzielte Gesamtnutzen wäre gleich 95 + 205 = 300. Für jede andre mögliche Zusammensetzung von MengenSeide und Bier,
welche für 108 Mk. gekauft werden könnten, ist der Gesamtnutzen kleiner. So
finden wir für 6 m Seide 128, für 5 m Seide und 2 hlBier 215, für 4 m Seide und 4 hlBier 275 und für 2 m Seide und 8 hlBier 282. Alle
diese Größen sind kleiner als 300. Bei einer richtigen Ordnung des Haushalts würden demnach die Grenzwerte
der verschiedenen Güter, welche man erwirbt, je gleich dem Preise derselben sein.
Der Preis eines MetersSeide ist 18 Mk. Die absolute Zahl für den Grenznutzen von 3 m, also für die Nützlichkeit
des 3. Meters, ist 26. Als relative Zahl, d. h. Seide verglichen mit Geld, erhalten wir 26/1 4/9 = 18, oder
das 3. MeterSeide ist uns eben noch die 18 Mk. wert, welche wir für dasselbe geben müssen. Wäre der Preis höher, so würden
wir dieses 3. Meter nicht mehr kaufen. Der Preis der 3 m zusammen genommen ist gleich 3×18 = 54 Mk. Ist 18 Mk.
der normale Marktpreis, so würden wir 54 Mk. auch als Tauschwert von 3 m bezeichnen. 126 Mk. wäre der Preis und auch der Tauschwert
von 7 m Seide. Dagegen schätzt der Käufer diese 7 m nicht so hoch. Er würde bewerten das 1. zu 37/1
4/9 = 25 12/13, das 2. zu 22 2/13, das 3. zu 18 Mk., dagegen das 4. auf 12 6/13, das 5. auf 6 12/13,
das 6. auf 3 6/13 und das 7. auf 1 5/15 Mk., demnach alle 7 m zusammen auf 90 4/13. Die
ersten 2 m schätzt er höher, die letzten 4 dagegen niedriger als den Marktpreis oder den sogenannten Tauschwert.
Die Wertskala, wie sie oben in einem Beispiel dargestellt wurde, ist nicht für alle Menschen die gleiche, sie ist auch für
einen und denselben Menschen keine feststehende, sondern sie kann zu verschiedenen Zeiten ganz verschiedene
Gestalten aufweisen. Der Gestaltung selbst wird man sich kaum jemals voll bewußt. Weil dies eben praktisch nicht nötig
ist, so fragt man sich auch nicht, wieviel man für das 1., 2., 3. etc. Hektoliter gerade noch
zahlen würde. Dagegen wird jeder, welcher wirtschaftliche Erwägungen anstellt, sich darüber klar zu
werden suchen, welche Menge er bei gegebenem
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