gegeben zu haben, ist hauptsächlich das
VerdienstGlasers selbst, den seine sprachlichen und epigraphischen Kenntnisse zur
eignen Verarbeitung des in seinen
Händen befindlichen
Stoffes befähigen. Es sind von ihm erschienen: »Mitteilungen über
einige aus meiner Sammlung stammende sabäische
Inschriften«
(Prag
[* 2] 1886,
Selbstverlag);
Manche der überraschenden
AusstellungenGlasers, die
eine vollkommene Umwälzung der bisherigen
Ansichten insbesondere über die Geschichte des alten
Arabien zur
Folge haben würden,
sind in den
Kreisen der Fachgelehrten erheblichem
Widerspruch begegnet, und eine sichere
Lösung der von
ihm angeregten
Fragen wird
vor der vollständigen Veröffentlichung des ganzen
Materials kaum erreicht werden. Hierdurch wird
natürlich das
Verdienst des zielbewußten Reisenden und anregenden
Gelehrten in keiner
Weise gemindert, ein
Verdienst, welches
ihm außer andern
Ehren 1889 den
honoris causa erteilten Doktortitel der
UniversitätGreifswald
[* 4] eingebracht hat. Gegenwärtig
lebt Glaser, mit der weitern Verarbeitung seiner
Inschriften beschäftigt, in
München.
[* 5]
[* 6] Der durch die wirtschaftlichen Verhältnisse der letzten 20 Jahre herbeigeführte Aufschwung der Bauthätigkeit
in
Deutschland,
[* 7] die Wiederbelebung alter Kunstbetriebe und die beständig zunehmende
Freude an der farbigen
Ausstattung aller
zum innern
Ausbau der
Monumental- und Privatbauten gehörigen
Elemente haben auch die Glasmalerei zu einer neuen
Entwickelung geführt. Während sie bis um die Mitte der 70er Jahre nur von einigen wenigen, zum Teil von
Regierungen unterstützten
Instituten gepflegt wurde und zu ihrer
Existenz meist auf spärliche Aufträge für Kirchenbauten angewiesen war, sind in den
letzten 15
Jahren in allen
Mittelpunkten deutscher Kunstthätigkeit Privatinstitute für Glasmalerei entstanden,
die jede
Technik der Glasmalerei üben und auch den umfangreichsten monumentalen Aufgaben gerecht zu werden vermögen.
In
München, von wo die Erneuerung der in unserm
Jahrhundert ihren
Ausgang genommen hat, sind neben dem alten F. X. Zettlerschen
Institut, das nach der Aufhebung der königlichen Glasmalereianstalt (1869) noch den Zusammenhang
mit der frühern Zeit aufrecht erhielt, die Mayersche Hofkunstanstalt, die unter andern Glasfenster für die
Kathedralen in
Metz
[* 8] und
Olmütz,
[* 9] den Stephansdom zu
Wien,
[* 10] die
Elisabeth- und Nikolaikirche in
Eisenach
[* 11] und die Stiftskirche zu
Kaiserslautern
[* 12] geliefert hat, das
Atelier von J. P.
^[JosephPeter] Bockhorni, dessen
Spezialität ebenfalls Kirchenfenster
sind, und die Anstalt von
Karl deBouché entstanden, der alle
Techniken der Glasmalerei für kirchliche und Profanzwecke kultiviert.
In
Berlin
[* 13] nehmen die Anstalten von P. Glasmalerei Heinersdorff und W.
Ernst neben dem königlichen
Institut für Glasmalerei die ersten
Stellen
ein. Auch diese beiden Kunstanstalten haben zahlreiche
Kirchen im In- und
Ausland mit monumentalen Glasgemälden
ausgestattet und daneben auch die
Kabinettsmalerei gepflegt.
Letztere wird ausschließlich von der
FirmaGrimme u. Hempel in
Leipzig
[* 14] betrieben, die Hängebilder und Fenstervorsetzer mit
Einfassungen von
Kathedralglas und
Butzenscheiben nach
Vorlagen beliebter
Genre- und Porträtmaler für den
Schmuck von Privatwohnungen liefert.
Jede
Theorie, welche die fließende
Bewegung des
Gletschers erklären will, muß sich auf die Veränderungen
gründen, welche mit dem Gletscherkorn im Verlauf der
Wanderung vom Firnfeld bis zur Gletscherzunge vor
sich gehen. Diese
Körner sind das wichtigste
Element in der
Struktur des
Gletschers. Das Gletschereis besteht bekanntlich aus
kristallinischen, unregelmäßig geformten Eiskörnern, deren
Größe vom Firnfeld durch die
Zunge hinab stetig zunimmt.
Über den Vorgang selber, durch welchen aus dem winzigen Eiskristall im pulverigen Hochschnee zuerst
ein
Firn-, dann ein Gletscherkorn wird, welches aber trotz einer
Große von mehreren Kubikzentimetern doch immer nur ein
Kristall
bleibt, sind verschiedene
Ansichten geäußert. Nach der einen sollen die Gletscherkörner unter
Druck sich in dem
Falle zu
einem
Kristall verbinden, wenn ihre Kristallisationsachsen parallel liegen.
Beim Verschieben der Gletscherkörner
im G. abwärts werde dieser
Fall um so häufiger eintreten, so daß im Gletscherende nur große
Körner vorhanden sind.
Nach
ForelsAnsicht dagegen wächst das Gletscherkorn durch das Schmelzwasser, welches von der Oberfläche durch
Spalten und
die feinen Zwischenräume zwischen den einzelnen
Körnern in die Tiefe dringt und, seines geringen Wärmeüberschusses
bald beraubt, immer neue Eisschichten um die bereits vorhandenen
Kristalle
[* 18] lagert. Die so stattfindende Wärmezufuhr werde
von der winterlichen Durchkältung völlig paralysiert. Durch die Volumvermehrung eines jeden einzelnen Eiskornes muß aber
auch die ganze Eismasse des
Gletschers wachsen und sich aufwölben, und die Eisbewegung, das Fließen
der Gletscher, würde nicht, wie man allgemein annimmt, von der
Schwere, sondern von der
Wärme
[* 19] herrühren. Um diese
Ansicht auf ihre
Richtigkeit hin zu prüfen, benutzte
Forel eine ausgedehnte Eisgrotte im Arollagletscher im Kanton Wallis,
[* 20] welche gestattete, tief im Innern
des
Gletschers Untersuchungen über die physikalische
Beschaffenheit des
Eises anzustellen.
1) Bei den Untersuchungen über die Infiltrierbarkeit des
Eises stellte sich heraus, daß das
Eis im Innern der Gletscher für
Wasser
nicht durchlässig ist. Die
Spalten zwischen den Gletscherkörnern sind nur dort offen, wo der Gletscher der
Wärme und Abschmelzung
¶
mehr
ausgesetzt ist; im gesunden Eise sind dieselben geschlossen. Dieser Thatsache der Undurchdringlichkeit des gesunden Gletschereises
gegenüber sind die Theorien, welche die Vergrößerung des Gletscherkornes durch Gefrieren des in den Gletscher eindringenden Wassers
erklären, unhaltbar geworden. An den Eiswänden der Grotte waren überall die sogen. Forelschen Streifen (oberflächliche
Schmelzstreifen) zu sehen. Es sind das feine parallele Vertiefungen, welche auf dem Gletscherkorn sichtbar
werden, wenn dasselbe im Abschmelzen begriffen ist. IhreBreite
[* 22] beträgt 0,25-0,5 mm. Sie geben dem Eisstück ein Aussehen,
als ob es aus Platten von der angegebenen Dicke zusammengesetzt wäre. Ein bestimmtes Verhalten dieser Platten zur optischen
Achse des Eiskristalls konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
2) Temperatur im Innern der Gletscher. Nimmt man an, daß die Gletscher von der Isotherme von 0° geschnitten werden, so muß es auf dem Gletscher eine
oberflächliche Schicht von einigen MeternDicke geben, in welcher sich die Temperaturschwankungen der äußern Luft noch bemerkbar
machen. In einer gewissen, bei der schwachen Wärmeleitung
[* 23] des Eises geringen Tiefe wird sich dann eine
unveränderliche Schicht finden, deren Temperatur im allgemeinen der mittlern Jahrestemperatur der Luft entsprechen wird, jedoch
mit der Abweichung, daß das Gletschereis sich niemals über 0° erwärmen kann.
Unterhalb der Isotherme von 0° wird also der in der Tiefe eine konstante Temperatur von 0°, oberhalb
derselben aber eine solche von weniger als 0° besitzen, und zwar je weiter aufwärts, um desto tiefer wird die Temperatur
sein. Bei den Temperaturmessungen im Eise des Arollagletschers ergab sich nun, daß die Temperatur des Eises im Mittel 0,01-0,02°
unter dem Gefrierpunkt liegt, obgleich das Eis im Schmelzen begriffen war. Diese Erniedrigung des Gefrierpunktes
findet ihre hinreichende Erklärung in dem Druck, welcher durch die hier 40-50 m betragende Mächtigkeit des Eises ausgeübt
wird. Jo das Eis befindet sich thatsächlich über dem ihm zukommenden Schmelzpunkt, welcher bei dem angenommenen Druck auf
-0,03° stehen müßte. Das Ergebnis ist also, daß die Eismasse an den Gletscherenden
sich im Hochsommer in einem Temperaturzustand befindet, welcher Schmelzung bedingt, wenn auch der faktische Schmelzpunkt unter
0° liegt.
Rückschreiten und Vorrücken der Alpengletscher. Die Rückzugsperiode, welche um die Mitte des laufenden Jahrhunderts begann,
hat für einen Teil der Alpengletscher ihr Ende erreicht. Im W. der Schweiz
[* 24] hat sich seit einigen Jahren
sogar ein Gebiet des Gletscherwachstums entwickelt. Es dehnt sich aber nur sehr langsam nach O. aus. Im ganzen sind 55 Gletscher bekannt,
bei denen ein Anwachsen der Eismasse mit mehr oder minderer Gewißheit konstatiert ist. Nur für das Massiv
des Montblanc läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß alle in der Zunahme begriffen sind; bei andern Massiven ist es wenigstens
für die Mehrzahl der Gletscher der Fall, während gleichzeitig sich andre in stationärem Zustand oder sogar noch in der Abnahme
befinden. Letzteres gilt besonders von denen der Walliser und Berner Alpen. Alle vorstoßenden Gletscher liegen
westlich von der Gotthardlinie und verteilen sich auf folgende Massive: Pelvoux, Grand Paradis, Montblanc, Dent du Midi, MontColon,
Weißhorn, Monte Rosa, Mischabel, Weißmies, Galenstock, Blümlisalp, Finsteraarhorn und Wetterhorn. In den Ostalpen sollen im Ortlergebiet
einige Gletscher Zeichen eines beginnenden Vorstoßen gegeben haben.