zwischen
Bengalen und Oberbirma geführt hat. Die beiden Quellflüsse des
Irawadi, den Mehka und den Malika (oder Namkiu),
suchte im Mai 1890
Kapitän Barwick aus dem
Dampfer Pathfinder zu erforschen. 150 engl.
Meilen von
Bhamo entfernt erreichte er
die bisher noch nicht besuchte
Konfluenz beider
Flüsse,
[* 2] konnte aber wegenStromschnellen und ebenso wegen
Mangels an Brennmaterial auf beiden nur eine kurze
Strecke aufwärts dampfen. Am Zusammenfluß ist der
Strom noch
ca. 450 m
breit.
Schon ältern
Datums ist die
Reise des indischen
Panditen R-N- (vgl. Bd. 17, S. 57), welcher 1885-86 unsre Kenntnis
des
StaatesBhutan ansehnlich erweitert und den größten
Fluß desselben, den Kurutschu oder Lhobrak, entdeckt
hat. Die offizielle
AufnahmeIndiens, an deren
Spitze Oberst
H. R. Thuillier steht, beschäftigte 1888-89 nicht weniger als 25 Abteilungen,
nämlich eine mit
Triangulation,
[* 3] 3 mit topographischen, 4 mit
Wald-, 7 mit
Kataster-, 6 mit sogen. traverse-Aufnahmen, 3 mit
geodätischen und Gezeitenbeobachtungen und eine mit geographischen
Aufnahmen. Zu ethnographischen und
Sammelzwecken reiste 1890
AdolfBastian in
Ostindien;
[* 4] den letzten Nachrichten zufolge war er nach einem längern Aufenthalt
in der Gegend von
Bombay
[* 5] in
Madras
[* 6] eingetroffen.
Im Frühjahr 1887 haben Freih. v.
Brenner-Felsach und v.
Mechel zum ersten
Male die
unabhängigen
Battak-Länder im nördlichen
Sumatra durchkreuzt und sind über den Tobasee gefahren; nach letzterm ist kürzlich
auch der italienische Zoolog Modigliani aufgebrochen. Eine Expedition, welche der Geolog van
Schelle im
Dezember 1889 unternahm,
um die vermuteten Zinngruben an der Südküste von
Flores zu untersuchen, scheiterte infolge eines
Überfalls durch die
Eingebornen und der Verwundung des Reisenden.
Derselbe hat seinen
Versuch im
Sommer 1890 wiederholt, diesmal mit einer
Eskorte von 400
Soldaten, aber die
Truppen stießen auf
heftigen
Widerstand, und
Zinn wurde nicht gefunden. Trotzdem wurde im
September 1890 eine dritte Expedition von der
Nordküste
her nach jener Gegend unternommen. Die von der niederländischen Geographischen
Gesellschaft veranstaltete
Untersuchung der
Kei-Inseln unter Planten wurde 1890 vollendet und die ganze
Gruppe wenigstens in ihren
Umrissen kartographisch
aufgenommen.
Die geologischeReiseL. C.Griesbachs in
Afghanistan,
[* 8] welche im Juli 1889 beendet wurde, hat zur
Auffindung von
Kupfer,
[* 9]
Magnesit,
Graphit,
Eisen,
[* 10]
Blei,
[* 11]
Silber und namentlich eines großen, das ganze obere Surchabthal erfüllenden
Kohlenbeckens geführt,
Entdeckungen, welche für die Erschließung des
Landes von großer Bedeutung sein werden.
Griesbach
hat sich dann zusammen mit Oldfield nachBelutschistan begeben, um auch dieses Land auf seine Mineralschätze
hin zu untersuchen.
Die
Vermessung des Zhobthals, 1884 von
Leutnant Wahab begonnen, wird jetzt vom
Oberstleutnant Holdich fortgeführt, wobei auch
die
Grenze zwischen
Afghanistan und
Britisch-Belutschistan genauer
festgestellt werden soll. Das französische
Ministerium hat
die
Herren A. Develay und Geographische Pisson mit einer
Reise nach
Persien
[* 12] und
Afghanistan betraut, wobei dieselben
namentlich die Gegenden zwischen
Kaschan und
Tebbes und zwischen
Herat und
Kabul untersuchen werden. Von besonderer Wichtigkeit
ist aber, daß die britisch-indische
Aufnahme über
Belutschistan ausgedehnt wird; namentlich hat der Unteraufnehmer
AhmedAli
1888-1889 etwa 19,000 engl. QMeilen im W. des
Landes rekognosziert.
Aus
Persien ist aus den
Jahren 1886-87 die
Reise von
Bogdanowitsch nachzutragen, welcher die
Gebirge Chorassans geologisch untersucht
hat. Zu politischen
Zwecken bereiste im
Winter 1889/90 Geographische
Curzon das Gebiet des kürzlich der
Schiffahrt eröffneten Karunflusses,
während H. F. B. Lynch das Bachtiarengebiet östlich davon erforschte und den Weg von
Schuster nach
Ispahan
aufnahm.
Leutnant Vaughan hatte sich die innere
WüstePersiens zum Forschungsgebiet erwählt und seine
Route, welche von Lingah
am
PersischenMeerbusen in nördlicher
Richtung über
Jezd nach Semnan und dann östlich nach Badschistan zum Teil durch früher
nie betretene Gebiete führte, sorgfältig aufgenommen. Das nördliche
Persien endlich berührte im
Sommer 1890
Radde
(s.
oben unter
Kaukasus).
Litteratur1885-90.Mehr als je haben wir uns in unserm
Bericht über die neuesten
Erscheinungen auf dem
Gebiete der
Geographie größter Knappheit zu befleißigen, um wenigstens die hervorragendern Werke verzeichnen
und summarisch charakterisieren zu können. Verschiedene
Momente machen den
Zuwachs zu der geographischen Litteratur gerade
der letzten Jahre zu einem ungewöhnlich bedeutenden: vor allen
Dingen die tiefere und allgemeinere Einbürgerung der
Erd-
und Länderkunde als akademische
Wissenschaft, die dadurch bedingte intensivere und systematischere Thätigkeit
der geographischen
Gesellschaften sowie der
Regierungen und der einzelnen Reisenden, die großen Fortschritte der
Geographie
als Unterrichtsdisziplin in den
Schulen jeder Art, endlich die von
Deutschland
[* 13] ausgegangene moderne Kolonialbewegung, die auf
alle überseeische
Politik treibenden Kulturnationen mächtig eingewirkt und besonders die angewandten
Zweige der
Geographie
nachhaltig gefördert hat. Eingehendere Bücherbesprechungen bringt der vortreffliche Litteraturbericht
von
»PetermannsGeographischen Mitteilungen«.
getreten sind, beziehen sich größtenteils auf das Kolonialwesen; so namentlich die von v. Danckelman redigierten »Mitteilungen
aus den deutschen Schutzgebieten« (Berl., seit 1888),
das seit 1887 in Leipzig
[* 15] erscheinende
»Jahrbuch der deutschen Kolonialpolitik« und das von
Meinecke herausgegebene »Koloniale Jahrbuch«, von dem seit 1889 zwei Bände vorliegen. Von der »Revue coloniale internationale«
erschienen nur zwei Jahrgänge (Amsterd. 1885-86). Über den gesamten überseeischen BesitzEnglands berichtet A. J. R. ^[ArthurJames Richens] Trendells »Colonial Yearbook« (Lond., seit 1890). Von andern neuen Zeitschriften in deutscher Sprache
[* 16] verzeichnen wir namentlich »Himmel
[* 17] und Erde« (Berl., seit 1888), das von M. W.
Meyer redigierte Organ der GesellschaftUrania, das außer seinen vortrefflichen Aufsätzen über astronomische Gegenstände auch
solche über Gegenstände der physikalischen Geographie enthält, sowie den »Jahresbericht des Vereins fürErdkunde
[* 18] zu Stettin«
[* 19] (seit 1885) und die »Mitteilungen des deutschen wissenschaftlichen
Vereins in Mexiko«
[* 20] (seit 1890). Den »Globus«, welcher sich ursprünglich eng an »Tour du Monde« anschloß, suchte E. Deckert seit 1887 auf
eine selbständigere und nationalere Basis zu stellen, indem er ein Hauptgewicht auf mit Originalbildern ausgestattete Berichte
deutscher Reisender legte und gleichzeitig auch das wirtschafts- und kolonialgeographische Moment stärker
in den Vordergrund treten ließ; 1891 übernahm RichardAndree die Redaktion der Zeitschrift.
Ebenso hat es K. von den Steinen seit 1890 unternommen, mit dem »Ausland« eine durchgreifende innere Umgestaltung, bez. Rückgestaltung
zu dem, was es unter Peschel war, vorzunehmen. Fr. Ratzel legte die Herausgeberschaft demselben bereits 1884 nieder. Sehr
wichtig ist das von A. S. White herausgegebene »Scottish Geographical Magazine« (Edinb., seit 1885) geworden, in welchem dem
englischen Globetrottertum weit weniger Raum vergönnt wird als in den »Proceedings« der LondonerGeographischenGesellschaft.
W.Schmidt, »Über einige geographische Veranschaulichungsmittel« (das.
1889).
Die physikalische Geographie zeigt sich in dem hier in Frage stehenden Zeitraum von zwei Werken beherrscht, die einander wechselseitig
ergänzen, und die voraussichtlich noch lange im Vordergrund des Interesses stehen werden: von EduardSüß'
»Antlitz der Erde«, dessen zweiter Band im
[* 29] J. 1888 erschien, und von Ferd. v. Richthofens »Führer für Forschungsreisende« (Berl.
1886). Nachdem der geniale WienerGelehrte in dem ersten Bande seines Werkes seine epochemachende und auf ein außerordentlich
umfassendes Induktionsmaterial gegründete Theorie über die Bewegungen im Felsgerüste der Erde und die
Entstehung der Gebirge dargelegt hatte, thut er in dem hier zu verzeichnenden zweiten Bande das Gleiche bezüglich der Veränderungen,
welchen die Oberflächengestalt der Meere durch die lange Reihenfolge der geologischen Zeiträume hindurch zu unterliegen
gehabt hat.
Ebenso eröffnet v. Richthofens »Führer«, den man gleichzeitig als ein ungemein gründliches und geistvolles
Kompendium der physikalischen Geographie bezeichnen kann, vielfach ganz neue Gesichtspunkte betreffs der Probleme, welche diese
Wissenschaft gelöst hat oder zu lösen im Begriff steht. Seit Peschels »Problemen« hat kein Werk so tief in den Entwickelungsgang
der geographischen Wissenschaft eingegriffen als diese beiden. Unter den ausländischen Publikationen können wir denselben
nur de Lapparents »Traité de géologie« (2. Aufl., Par. 1885) an die Seite
stellen, der sich ebenfalls in der Hauptsache auf dem Felde bewegt, das von alters her als physikalische Geographie gegolten
hat, und der um so bemerkenswerter ist, als de Lapparent in mehrfacher Beziehung den Süßschen entgegengesetzte Anschauungen
vertritt. M. Neumayrs prächtige »Erdgeschichte« (Leipz.
1886-87), die wir ebenfalls wenigstens in ihrem ersten Bande für die physikalische Erdkunde in Anspruch zu nehmen haben, steht
ganz auf Süßschem Boden und entwickelt die neuern Theorien von dem Baue und den Umgestaltungen des Erdballes in elegant populärer
Form.
Von andern hervorragendern Werken über das Gesamtgebiet der physikalisch-geographischen Disziplin nennen
wir: S. Günther, »Lehrbuch der Geophysik« (Stuttg. 1884-85,2 Bde.),
das eine gewaltige Litteratur bemeistert;
A. Supan, »Grundzüge der physischen Erdkunde« (Leipz. 1884);
E. Hull,
[* 30] »Textbook of physiography« (das.
1888);
R. Strachey, »Lectures in geography« (das.
1888);
Appletons »Physical geography« (New York 1887) und R. Hinman, »Eclectic physical geography« (Cincinnati 1888).
Ein gutes
Lexikon der physikalischen Geographie ist v. Zaffauks »Erdrinde und ihre Formen« (Wien 1885). Geographische de la Noës und E. de Margeries,
»Les formes du terrain« (Par. 1888) handelt in
ausgezeichneter Weise von den Wirkungen der Atmosphärilien auf die feste Erdrinde. Auf andre physikalisch-geographische Einzelfragen
beziehen sich: E.
¶