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Wechsel | Lombarddarlehen | |||
---|---|---|---|---|
in Tausenden Mark | ||||
1889 | 1888 | 1889 | 1888 | |
Januar | 465429 | 503279 | 54932 | 57110 |
April | 462598 | 434460 | 55521 | 50980 |
August | 538586 | 384448 | 64095 | 42412 |
September | 591990 | 418145 | 81803 | 53838 |
Dezember | 538673 | 467443 | 115425 | 59372 |
Die Reserve steuerfreier Noten betrug durchschnittlich in 1889: 193,627,000, in 1888: 275,001,000 Mk. Am überstieg der Notenumlauf die steuerfreie Grenze um 109,473,000 Mk., während in 1888 noch 66,143,000 Mk. steuerfreie Reserve vorhanden war. Der Bankdiskonto wechselte im J. 1889 fünfmal zwischen 3 und 5 Proz. und betrug durchschnittlich 3,676 Proz. gegen 3,324 Proz. in 1888. Am offenen Markte wechselte der Diskontosatz zwischen 1,521 und 4,776 Proz. gegen 1,409 und 3,505 Proz. im J. 1888. Der durchschnittliche Satz betrug in 1889: 2,629, 1888: 2,056 und 1887: 2,304 Proz., im Dezember 1889: 4,776 Proz., 1888: 3,505 und 1887: 2,418 Proz.
In der nachstehenden Aufstellung zeigt sich die Geldbewegung des ganzen Jahres sehr deutlich. Es stellte sich am offenen Markte der durchschnittliche Diskontosatz wie folgt:
1889 Prozente | 1888 Prozente | |
---|---|---|
Januar | 2,158 | 1,678 |
Februar | 1,521 | 1,501 |
März | 1,770 | 1,829 |
April | 1,573 | 1,543 |
Mai | 1,570 | 1,555 |
Juni | 2,265 | 1,753 |
Juli | 1,768 | 1,409 |
August | 2,157 | 1,671 |
September | 3,151 | 1,830 |
Oktober | 4,185 | 3,250 |
November | 4,702 | 3,159 |
Dezember | 4,776 | 3,505 |
im ganzen Jahre | 2,629 | 2,408 |
Im ersten Semester des Jahres 1890 berechnet sich der durchschnittliche Diskontosatz auf 3,366 Proz. Auf dem Kapitalmarkt hat sich eine bemerkenswerte Veränderung der Verhältnisse vollzogen. Die fremden Anleihen haben den deutschen Anleihen in der Kursentwickelung den Rang abgelaufen. Die Kursbewegung war folgende:
1889 | deutsche Reichsanleihe | preußische Konsols | ||
---|---|---|---|---|
4 Proz. | 3½ Proz. | 4 Proz. | 3½ Proz. | |
Höchster Kurs | 109.60 | 104.40 | 109.10 | 105.80 |
Niedrigster Kurs | 106.60 | 101.70 | 105.00 | 102.10 |
Schlußkurs | 107.40 | 103.10 | 106.00 | 104.45 |
1890 31. März | 106.00 | 101.00 | 106.00 | 101.40 |
30. Juni | 107.40 | 100.50 | 106.50 | 100.70 |
.
1889 | 4proz. Ägypter | Italien. Rente | 6proz. Mexikaner | Österr. Goldrente | Ungar. Goldrente |
---|---|---|---|---|---|
Höchster Kurs | 95.00 | 97.90 | 99.50 | 95.00 | 89.20 |
Niedrigster Kurs | 84.00 | 91.90 | 92.70 | 93.60 | 84.80 |
Schlußkurs | 94.20 | 93.80 | 95.90 | 93.75 | 87.10 |
1890 31. März | 94.10 | 91.80 | 95.20 | 94.10 | 86.50 |
30. Juni | 97.50 | 94.30 | 98.00 | 95.00 | 89.90 |
Diese Aufstellung bedarf kaum eines Kommentars. Die Kurse fremder Anleihen haben allermeist das höchste Niveau des Jahres 1889 überschritten, während die Kurse der deutschen Reichsanleihe und Konsols, besonders 3½proz., erheblich unter den höchsten Kurs gegangen sind. Die Bewegung des Kapitalpreises spricht sich weit mehr in den Kursen der Reichsanleihen und Konsols als in denjenigen fremder Anleihen aus. Daß der Kapitalpreis im J. 1889 gestiegen ist, bekundet die matte Haltung fast aller 3½proz.
Anleihen und die Thatsache, daß dieselben nur schwer und sehr langsam verkäuflich sind. Die Kurse der fremden Anleihen standen unter dem Einfluß von Konvertierungen, welche sich nicht mehr an die Bewegungen des Kapitalpreises anschließen, sondern Finanzoperationen geworden sind, deren Erfolg in der Schwierigkeit liegt, die Gläubiger zu einer gemeinsamen Opposition zu veranlassen. Auch fehlt für größere Summen, und um solche handelt es sich, der Ersatz von besser verzinslichen Papieren. Diese Gestaltung der Verhältnisse findet darin eine Stütze, daß 3½ Proz. der in Deutschland [* 2] vertretenen großen Zahl kleinerer Kapitalisten nicht genügen und auf Kosten der Sicherheit ein wesentlicher Teil des Kapitals Veranlagung in fremden Anleihen vorzieht.
Weiter mußte der bedeutend günstigern Gestaltung der finanziellen Verhältnisse verschiedener Staaten, besonders Rußlands, Erwähnung gethan werden. Dieselbe wurde allerdings durch Konvertierungen älterer Anleihen und eine dadurch veranlaßte Entlastung bewirkt; es sind aber auch die Steuerkräfte ganz bedeutend in Anspruch genommen worden. Das große Publikum sieht nur die Thatsache, ohne die Ursache zu untersuchen. Diese Thatsache wurde durch die bedeutende Kurssteigerung der fremden Anleihen gegenüber dem Rückgang der deutschen Anleihen verschärft, und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der deutsche Kapitalbesitz in Wertpapieren durch die Aufnahme fremder Anleihen im J. 1889 bedeutend gestiegen ist.
Im J. 1890 sind in Wirkung dieser Erscheinungen die Kurse der deutschen Reichsanleihen und preußischen Konsols unter Pari gegangen. Einem Konsortium der angesehensten Banken und Firmen, an welchem auch die Reichsbank und die Königliche [* 3] Seehandlungs-Societät beteiligt waren, war es in einem Zeitraum von einem halben Jahre nicht möglich, 120 Mill. Mk. 3½proz. Reichsanleihen und 50 Mill. Mk. 3½proz. preußischer Konsols unterzubringen.
Ein bedeutender Teil 3½proz. Konsols kam allerdings im Austausch gegen Prioritäten verstaatlichter Bahnen zur Ausgabe; aber die Voraussetzung ist gerechtfertigt, daß ein Teil dieser Konsols zum Zwecke des Tausches gegen fremde Anleihen verkauft worden ist. Jedenfalls ist die sich widersprechende Kursrichtung fremder und deutscher Anleihen ein bemerkenswertes Symptom der neuesten Zeit, in welcher die Höhe des Zinsertrags bei der Wahl der Anlagepapiere eine größere Rolle als die Sicherheit spielt. Diese Kursbewegung ist ferner ein bemerkenswertes Symptom, weil sie mit der in neuester Zeit vielfach behandelten Frage im Zusammenhang steht, wohin die fortdauernde Belastung der Völker für Rüstungszwecke führen soll.
Der Wechselmarkt stand mit den Bewegungen des Geldmarktes im engsten Zusammenhang. Berlin [* 4] war jahrelang der billigste, im J. 1889 wurde er der teuerste Geldmarkt. Teures Geld wirkt drückend auf die Wechselkurse. Auch wurde der Wechselmarkt sehr stark durch die großen finanziellen Operationen beeinflußt. Rußland hat den Schwerpunkt [* 5] derselben von Berlin nach Paris [* 6] verlegt; aber der Berliner [* 7] Wechselmarkt stand doch unter dem Einfluß auch der großen russischen Konvertierungen. Die ¶
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Konvertierungen Österreich-Ungarns wirkten in derselben Richtung. Frankreich hat bedeutende Posten italienischer Wertpapiere abgegeben. Ein bedeutender Teil derselben ist von Deutschland aufgenommen. Die Effektenarbitrage war ebenfalls ein den Wechselmarkt beeinflussender Faktor. Die deutschen Handelsbilanzen trugen gleichfalls dazu bei, die Wechselkurse zu beeinflussen. In dieser Beziehung ist das Resultat der Handelsbilanz von 1889 sehr bemerkenswert.
Deutschland hat infolge der durch Kartelle und Konventionen eingetretenen einseitigen Preisfestsetzung vieler Artikel seine Stellung auf dem Weltmarkt teilweise verloren. Die stattgehabte Umgestaltung des Saldos war aber auch eine Folge des Eintritts Hamburgs und Bremens in das deutsche Zollgebiet. Im J. 1888 wurde von den Zollanschlüssen an der Elbe und Weser in den freien Verkehr des deutschen Zollgebietes für 808,13 Mill. Mk. ein- und für 854,99 Mill. Mk. Waren und Produkte nach diesen Zollanschlüssen ausgeführt.
Der Verbrauch derselben erscheint in den 1889er Listen nicht mehr als Ausfuhr. Während der Wert der Ausfuhr in den Vorjahren meist einen Überschuß ergeben hatte, blieb er im J. 1889 um 83,27 Mill. Mk. gegenüber der Einfuhr zurück. Im J. 1889 ist der Wert der Einfuhr auf 4087,06 Mill. Mk. gestiegen und derjenige der Ausfuhr auf 3256,42 Mill. Mk. gefallen. Der Überschuß des Einfuhrwertes betrug also 830,64 Mill. Mk. Deutschland war in der Lage, diesen Überschuß aus dem dem Besitz fremder Wertpapiere entspringenden Guthaben decken zu können.
Die russische und österreichisch-ungarische Valuta waren steigend, obgleich der 1889er Ernteausfall die Ausfuhr dieser Länder ungünstig beeinflußte. Rußland hat mit alten Vorräten einen Teil dieses Ausfalls gedeckt. In Österreich-Ungarn [* 9] wirkte die Absicht einer Valutaregulierung und in neuester Zeit die durch die Silberfrage in den Vereinigten Staaten [* 10] veranlaßte Steigerung des Silberpreises in London. [* 11] Die italienische Valuta stand unter dem Einfluß großer finanzieller Operationen, an welchen große deutsche Banken und Bankhäuser beteiligt sind. Die Kursbewegung am Wechselmarkt war folgende:
Anfang des Jahres | Höchster Kurs | Niedrigster Kurs | Ende des Jahres | |
---|---|---|---|---|
Amsterdam | 168.85 | 169.65 | 168.25 | 168.50 |
London | 20,380 | 20,485 | 20.32 | 20,380 |
Paris | 80.60 | 81.35 | 80.55 | 80.85 |
Wien | 168.75 | 173.60 | 167.75 | 172.40 |
Petersburg | 208.90 | 219.05 | 206.10 | 218.25 |
Italien | 79.80 | 81.10 | 78.85 | 79.90 |
Die große Bedeutung der Berliner Börse als Geld-, Wechsel-, Kapital- und Spekulationsmarkt sprach sich zunächst in dem 1889er Jahresbericht der Bank des Berliner Kassenvereins aus. Es betrug der Inkasso-Verkehr (in Tausenden Mark):
Einlieferungen | ||||
---|---|---|---|---|
Insgesamt | Höchste | Niedrigste | Durchschnittlich | |
pro Tag | ||||
1889 | 14099176 | 528664 | 10954 | 46226 |
1888 | 10165171 | 389868 | 549 | 33438 |
1887 | 7178059 | 221510 | 4657 | 27051 |
1886 | 8277699 | 275606 | 4300 | 24507 |
1885 | 7450279 | 258786 | 3446 | 25877 |
1880 | 7354595 | 249579 | 3279 | 19236 |
1872 | 13433402 | 268082 | 15657 | 43900 |
Hiervon fielen auf Ultimo-Einlieferungen 5121,61 Mill. Mk. in 1889 gegen 3214,72 Mill. Mk. in 1888 und 2001,02 Mill. Mk. in 1887. Beachtenswert ist, daß von den eingelieferten Summen durch Abrechnung geordnet sind in 1889: 88,32 Proz., in 1888: 86,02 Proz., in 1887: 80,076 Proz. Es betrug der Gesamtumsatz im Giroverkehr 12,465 Mill. Mk. gegen 10,577,12 Mill. Mk. in 1888 und 8417,71 Mill. Mk. in 1887.
Die zweite Hälfte des Jahres 1889 brachte für die Banken ein sehr lebhaftes, fast noch niemals zuvor erreichtes Geschäft und infolgedessen auch fast durchweg höhere Dividenden. Aber auch die Reserven wurden mit ganz außerordentlichen Beträgen bedacht, durch welche sich die Situation der Banken nicht unerheblich gebessert hat. Diejenigen Banken, welche ihr Kapital erhöht haben, konnten aus dem Agiogewinn ebenfalls bedeutende Summen den Reserven überweisen. Im Laufe des Jahres 1889 erhöhten folgende in Berlin domizilierende Banken das Kapital:
Diskonto-Gesellschaft um | 15 Mill. Mk. |
Bank für Handel und Industrie um | 20 Mill. Mk. |
Berliner Handels-Gesellschaft um | 10 Mill. Mk. |
Dresdener Bank um | 12 Mill. Mk. |
Deutsche Genossenschaftsbank um | 6 Mill. Mk. |
Nationalbank für Deutschland um | 9 Mill. Mk. |
Über die in Berlin mit einem Gesamtkapital von 702,939,800 Mk. vertretenen Banken geben wir in nachstehendem eine Zusammenstellung, welche über das Kapital und die in den letzten Jahren gezahlten Dividenden Auskunft gibt.
Banken | Kapital Mk. | Dividende 1888 | Dividende 1889 |
---|---|---|---|
Allgemeine Deutsche Handelsgesellschaft | 1000000 | 4 | 10 |
Bank für Sprit und Produktenhandel | 5000400 | 3 2/3 | 2 ⅓ |
Berliner Bank | 5000000 | - | 7½ |
- Kassenverein | 9000000 | 5 1/3 | 6 |
Handelsgesellschaft | 40000000 | 10 | 12 |
- Maklerverein | 3000000 | 10 | 10 |
- Produkten- u. Handelsbank | 4200000 | 5 | - |
Börsen-Handelsverein | 3000000 | 10½ | 12 |
Bank für Handel u. Industrie (Darmstädter) | 80000000 | 9 | 10½ |
Deutsche Bank | 75000000 | 9 | 10 |
- Genossenschaftsbank | 21000000 | 7½ | 8 |
- Grundschuldbank | 3000000 | 6 | 6½ |
Hypothekenbank | 9000000 | 6¼ | 6¼ |
Diskontogesellschaft | 75000000 | 12 | 14 |
Dresdener Bank | 60000000 | 9 | 11 |
Internationale Bank | 20000000 | - | 9 |
Maklerbank | 3000000 | 8 | 9 |
Mitteldeutsche Kreditbank | 30000000 | 6 | 7 |
Nationalbank für Deutschland | 36000000 | 9 | 10 |
Norddeutsche Grundkreditbank | 4500000 | - | - |
Preußische Bodenkreditbank | 30000000 | 6 1/3 | 6½ |
- Zentral-Bodenkreditbank | 36000000 | 9½ | 10 |
- Hypothekenaktienbank | 6000000 | 6½ | 6½ |
- Hypothekenversicherungsgesellschaft | 13500000 | 8 | 8 |
- Immobilienbank | 1500000 | 7 | 7 ⅓ |
Preußisches Leihhaus | 1995200 | - | 10 |
Realkreditbank | 2200000 | 9 | 8½ |
Reichsbank | 120000000 | 5.4 | 7 |
Rheinisch-Westfälische Bank | 1669200 | - | 9 |
Vereinsbank (Berlin) | 2000000 | - | - |
Weimarische Bank | 3375000 | 2¾ | 8½ |
Gesamtes Nominalkapital: | 702939800 |
An die schon oben gemachten Bemerkungen über die Reichsbank anschließend, sind noch folgende Daten aus dem 1889er Jahresbericht derselben von Bedeutung. Die folgende Aufstellung gibt die außerordentliche Zunahme, welche der Verkehr bei der Reichsbank, ganz besonders aber bei der Zentrale in Berlin erfahren hat. Die Umsätze bei der Reichsbank betrugen: ¶