In den Großstädten ist trotz strenger Bestrafung die
Feuerwehr oft durch die öffentlichen Feuermelder
[* 2] mutwillig und zwecklos
alarmiert worden.
DiesenUnfug sucht
Vogel durch seine patentierte Signalsäule zu verhindern, welche den betreffenden Melder
bis zum Eintreffen der
Feuerwehr oder eines Sicherheitsbeamten gefangen hält. Der
Zweck des
Alarms: die
Feuerwehr so
schnell wie möglich auf die
Stelle der
Gefahr zu schaffen, wird dadurch bei vorsichtigen und ängstlichen Meldern oft verfehlt
werden.
Die höchste Ausnutzung der
Brennstoffe wird durch die Zerlegung derselben mittels trockner
Destillation
[* 6] erreicht; doch wird diese Zerlegung nur an einem verhältnismäßig kleinen Teil derselben durchgeführt,
z. B. sind von der 1887/88 nach
Berlin
[* 7] eingeführten 1,75 Mill.
Ton.
Brennstoffe nur 450,000 T. in den Gasanstalten zerlegt.
Die
Verbrennung der übrigen 1,30 Mill. T. hat durch
Bildung von
Rauch, d. h. unbenutzte Entlassung unverbrannter Stoffteile,
einen Verlust von mindestens 1,25 Mill. Mk. verursacht.
Viel größer
noch ist der durch die mangelhafte Ausnutzung des totalen Heizeffekts der
Brennstoffe entstehende Verlust, welcher
sich bei den etwa 0,5 Mill. T., die bei den
Berliner
[* 8] Kesselanlagen verbrannt sind, wenigstens auf 1,75 Mill. Mk.
beläuft, aber bei den 800,000 T. nicht zur Kesselfeuerung benutzten
Brennstoffen noch verhältnismäßig
viel höher ist. Nach G. Schimming in
Charlottenburg
[* 9] bietet die
Zentralisation der Krafterzeugungsanlagen ein
Mittel, die Ausnutzung
der
Brennstoffe zu erhöhen. Es sollen hiernach sämtliche
Kohlen in
Retorten abgegast und die glühenden
Koks zur Kesselfeuerung
benutzt werden.
Der erzeugte
Dampf
[* 10] wird zum Betrieb von
Luftkompressoren benutzt und diePreßluft nach dem
SystemPopp verteilt.
Die Grußkoks werden in besondern Feuerungen verbrannt. Die in den
Retorten erhaltenen flüchtigen
Produkte werden in ein billiges,
stark leuchtendes und heizendes
Gas verwandelt. Nach Schimming beträgt der Kohlenbedarf bei einer solchen
Anlage (wenn besondere
Dampfmaschinen,
[* 11] in denen der
Dampf durch explodierendes
Gas erhitzt wird, verwendet werden) ein
Kilogramm
pro
Stunde und
Pferdekraft. Sämtliche sonst verloren gehenden
Teer- und Ammoniakprodukte werden hierbei gewonnen. Statt der
sonst gebräuchlichen rohen
Brennmaterialien sollen
Koks und
Gas, beide rauchfrei brennend, zur allgemeinen Verwendung kommen.
Über Fiebertheorien und Fieberbehandlung bestehen noch immer wie seit Jahrzehnten heftige Meinungsverschiedenheiten;
immerhin haben die neuesten Forschungen gewisse
Thatsachen kennen gelehrt, welche neues
Licht
[* 13] über die
Frage verbreiten. Vornehmlich
kommen zwei Fiebertheorien in Betracht, die von
Traube und die von
Liebermeister. Die
AnschauungTraubes ging dahin, daß das
Fieber nicht durch über die
Norm vermehrte
Wärmeproduktion im Innern des
Körpers bedingt werde, sondern daß vielmehr gleichsam
eine Wärmestauung durch verminderte Wärmeabgabe nach außen erfolge.
Diese wiederum sollte durch die
Gefäßnerven
(vasomotorische Nerven) in der
Weise hervorgebracht werden, daß dieselben eine
Zusammenziehung sämtlicher
Blutgefäße an der Körperoberfläche bewirken.Liebermeister (und mit ihm
die meisten Physiologen und
Kliniker) ist der
Ansicht, daß im F. keine verminderte
Abgabe, sondern erhöhte
Produktion von
Wärme
[* 14] statthabe und zwar infolge gesteigerten Zerfalls von Körpermaterial, insbesondere der stickstoffhaltigen
Eiweißkörper,
aber auch des Körperfettes.
Gegen
TraubesTheorie sprach zunächst der Umstand, daß man eine
Kontraktion der
Blutgefäße nur im Fieberfrost,
nicht aber in der Fieberhitze wahrnehmen konnte; noch mehr aber wurde sie widerlegt durch die
Thatsache, daß der Fieberkranke
mehr
Harnstoff, mehr
Salze etc. ausscheidet als der
Gesunde, obwohl die Nahrungsaufnahme erheblich vermindert ist. Soweit muß
notwendig im
F. ein gesteigerter Zerfall von Körpersubstanz stattfinden, und da wir wissen, daß überhaupt
die Eigenwärme durch die
Oxydation unsers Körpermaterials erzeugt wird, so muß auch erhöhte
Oxydation erhöhte Körperwärme
hervorrufen.
Nun ist allerdings auch damit noch nichts gewonnen für die
Frage, wodurch denn mit einem
Male eine so erhöhte
Oxydation des
Körpermaterials entstehe. In dieser
Richtung haben die neuesten bakteriologischen und besonders bakteriochemischen
Untersuchungen bedeutungsvolle Aufschlüsse geliefert, und weitere sind von dieser Seite her noch zu erwarten. Fieber ist
im wesentlichen an die Infektionskrankheiten gebunden, d. h. es entsteht immer dann, wenn Infektionserreger
auf den
Körper einwirken (wenn auch bei manchen
Krankheiten, welche nicht zu den infektiösen im strengen
Sinne gerechnet werden, Fieber vorkommt, z. B. bei leichtern
Darmkatarrhen,
Bronchialkatarrhen, so dürfen wir doch annehmen, daß
auch in diesen
FällenBakterien mit im
Spiele sind).
Man hat nun zunächst solche
Bakterien bei verschiedenen Infektionskrankheiten im
Blute und den
Organen der Erkrankten gefunden,
und es lag nahe, dieselben zu beschuldigen, daß sie durch ihre
Vermehrung auf
Kosten des
Organismus bei
diesem neben andern
Störungen auch Fieber erzeugen.
Nun sind in neuester Zeit bestimmte
Stoffe von großer Giftigkeit, welche die
Bakterien bei ihrer
Vermehrung erzeugen, entdeckt worden, sogen.
Ptomaïne, welche als das wesentliche schädliche
Prinzip bei
der Einwirkung der krankheitserregenden
Bakterien zu betrachten sind.
Die bedeutungsvollste
Entdeckung auf diesem Gebiet ist die erst im Beginn dieses
Jahres von
Brieger und Fränkel gemachte, daß
eine ganze Anzahl pathogener
Bakterien im stande ist, höchst giftige Eiweißstoffe aus dem Gewebseiweiß des erkrankten
Individuums
abzuspalten (Toxalbumine). Damit ist nicht nur die Giftwirkung der Krankheitserreger aufgeklärt, sondern
ganz besonders der Vorgang des Eiweißzerfalles und damit des
Fiebers bei den Infektionskrankheiten dem Verständnis näher
gerückt.
Wie die Fiebertheorien, so ist auch die Fieberbehandlung
(Antipyrese) noch ein vielumstrittener Gegenstand und muß es sein,
da sie die praktische Anwendung der
Vorstellungen sein soll, welche man sich von der Entstehung des
Fiebers
macht. Auch auf diesem Gebiet stehen sich dieselben
Kliniker gegenüber, die
SchülerTraubes,
Senator, Fränzel u. a. auf der
einen,
Liebermeister,
Jürgensen,
Leyden,
¶
mehr
Ziemssen, Immermann u. a. auf der andern Seite. Die erstern wollen den Fieberkranken nur abwartend
behandelt wissen, erwarten insbesondere von der Bekämpfung des Fiebers keinen Vorteil, da sie nicht dieses, sondern die stattgehabte
Infektion allein als das Gefahrbringende ansehen. Sie erwarten nur von der Anwendung spezifischer Mittel, welche die in den
Körper eingedrungenen Infektionsstoffe unschädlich zu machen vermögen, eine günstige Wirkung und sind der Ansicht, daß,
wo solche Mittel nicht existieren, nicht mehr geschehen könne, als die Kranken zweckmäßig hygienisch-diätetisch zu verpflegen.
Von manchen wird auch dem Fieber unmittelbare Heilwirkung in der Weise zugeschrieben, daß es die Bakterien vernichte oder doch
schädige. Liebermeister dagegen sieht, ohne die Wirkung der spezifischen Giftstoffe abzuleugnen, in hohem und besonders in
anhaltendem Fieber die Hauptgefahr für das Leben des Erkrankten und ist deshalb bestrebt, dieses energisch zu bekämpfen und
zwar in erster Linie durch kalte Bäder im Sinne der seiner Zeit von Brand in Stettin
[* 16] eingeführten Methode,
sodann auch in schwereren Fällen durch Anwendung der sogen. antipyretischen Arzneimittel (Chinin, Antipyrin, Antifebrin u. a.).
Bei Krankheiten, gegen welche spezifische Mittel bekannt sind, werden sie selbstverständlich von den Vertretern beider Richtungen
angewandt.
Einen Standpunkt, welcher zwischen den zwei genannten etwa in der Mitte steht, vertrat Cantani auf dem
zehnten internationalen medizinischen Kongreß in Berlin. Er ist der Ansicht, daß das Fieber zwar als gesteigerter Oxydationsprozeß
dem Gewebe
[* 17] des Körpers allerdings Schaden bringe, daß dasselbe aber gleichwohl notwendig sei, um die in den Körper eingedrungenen
Krankheitserreger zu schädigen, um die Widerstandsfähigkeit der Gewebe zu kräftigen und so den Infektionsstoffen
einen schlechten Nährboden zu bereiten. Er verwirft deshalb die antipyretischen Medikamente, weil sie die Wärmeerzeugung
beeinträchtigen, will aber bei Gefahren, welche durch besonders hohe Temperaturen drohen, eine mäßige Wärmeentziehung durch
kühle Bäder sowie durch Einverleibung großer MengenWasser (3-6 Liter täglich zu trinken und im Klystier)
[* 18] angewandt wissen.
Eine günstige Beeinflussung der Infektionskrankheiten durch hohe Fiebertemperaturen ist reine Hypothese,
welche an den experimentell-bakteriologischen Erfahrungen nur wenig Stütze findet, denn die pathogenen Bakterien gehen erst
bei 42 und 43° zu Grunde, einer Temperatur, welche der Mensch erfahrungsgemäß nur in seltenen Fällen erreicht, und bei welcher
er in wenigen Stunden stirbt. Anderseits ist die vernichtende Wirkung, welche hohe Temperatur allein (nicht
durch Fieber erzeugt) auf den Menschen ausübt, durch die Fälle von Hitzschlag hinlänglich bekannt. Daß die Fiebermittel, insbesondere
die neuern, unter Umständen schädliche Wirkungen auf den Organismus ausüben können, daß es kein Gewinn ist, die Temperatur
um jeden Preis herabzudrücken, ist allerdings sichergestellt. - S. auch die Kongreßberichte: Balneologische Gesellschaft,
Innere Medizin und Medizinischer Kongreß.