Truppen, größte
Ruhe, Zuteilung zahlreicher
Pioniere mit sogen. Sturmgerät, unter Umständen auch mit elektrischen Scheinwerfern
(welche selbstverständlich erst dann in Thätigkeit zu treten haben, wenn der Verteidiger den Angreifer entdeckt hat), sind
Grundbedingungen des Erfolgs. Wenn auch die feindlichen
Stellungen nicht beim ersten
Anlauf
[* 2] genommen werden sollten, so wird
doch sehr oft das Festsetzen in nahe
vor der Hauptverteidigungslinie belegenen, taktisch wichtigen
Punkten
gelingen, und es wird dann darauf ankommen, diese
Punkte zur hartnäckigsten
Verteidigung vorzubereiten sowie ausgedehnte
Schützengräben
auszuheben, von welchen aus bei Tagesanbruch das Feuergefecht eröffnet werden kann, unterstützt von den rückwärtigen,
gleichfalls einzuschneidenden
Batterien. Wenn künstlicherRauch entwickelt wird, so lassen sich derartige
Befestigungen unter gewissen Verhältnissen auch bei hellem
Tage ausführen, bez. verstärken. Bei weiterm Vorschreiten des
Angriffs werden die eroberten
Stellungen in der
Regel gleichfalls zur
Verteidigung vorzubereiten sein, so daß der ganze
Kampf
in vielfachen Beziehungen mit einem beschleunigen
Angriff auf Festungswerke inVergleich gezogen werden
kann.
In neuester Zeit haben die der
Feldbefestigung
[* 3] zu
Gebote stehenden
Mittel einen wesentlichen
Zuwachs durch die mit leichten Schnellfeuerkanonen
armierten
Schumann-Grusonschen fahrbaren
Panzerlafetten erhalten, welche seitens der deutschen
Armee bereits bei verschiedenen
Stellungsbefestigungen
(Küstrin,
[* 4]
Spandau,
[* 5] Korpsmanöver des 10.
Armeekorps,
Lötzen) erprobt worden sind. Nachdem die imSeptember 1890 vom
Grusonwerk angestellten
Fahr- und Schießversuche mit derartigen
Lafetten ergeben haben, daß die Transportfähigkeit derselben
den in Zukunft bei der
Verteidigung und dem
Angriff allgemein zur Verwendung kommenden Festungskanonen,
Haubitzen und
Mörsern
mittlern
Kalibers gleich zu schätzen, so ist anzunehmen, daß Verteidiger wie Angreifer wenigstens bei an den Landesgrenzen
geplanten
Schlachten
[* 6] und bei günstigen Bodenverhältnissen von dieser neuen
Schutzwaffe einen mehr oder weniger ausgedehnten
Gebrauch machen werden.
[* 13] Die
ungeahnte
Ausdehnung
[* 14] des neuen Verkehrsmittels stellte die staatlichen wie privaten
Verwaltungen vor
die Aufgaben:
1) durch Verbesserung der Umschaltevorrichtungen auf den großen Vermittelungsanstalten
Schnelligkeit in der Bedienung und
Arbeitsersparnis zu erzielen und 2) durch Vervollkommnung der Sprechapparate und des Linienbaumaterials das gesprochene
Wort deutlicher, dann aber auch auf weitere
Entfernungen zu übermitteln, als dies bei den bis in die neueste
Zeit üblich gewesenen Konstruktionsmethoden möglich gewesen war. Der unter 1) gestellten Anforderung wird durch
den sogen. Vielfachumschalter (multiple switchboard) entsprochen, welcher auf dem Grundgedanken
beruht, daß jedem auf der Vermittelungsanstalt thätigen Beamten die Leitungen aller an die Vermittelungsanstalt angeschlossenen
Teilnehmer von seinem Platze aus zugänglich sein müssen, und daß jeder Beamte alle bei der Herstellung und Aufhebung der
Verbindung zweier Teilnehmer vorkommenden Verrichtungen selbständig ausführen kann, ohne sich von seinem Platze zu
entfernen.
Das von der deutschen
Verwaltung angenommene Vielfachsystem ist das zuerst von Scribner angegebene. Es besteht darin,
daß sämtliche Teilnehmerleitungen dauernd mit je einer in einem Leitungsstöpsel endigenden
Schnur verbunden sind. In jeder
Vermittelungsanstalt sind also ebensoviel Stöpselschnüre wie Leitungen vorhanden. Durch Emporheben des Leitungsstöpsels
aus der Ruhelage wird der Sprech-, bez. Hörapparat des Beamten automatisch
in die betreffende Leitung eingeschaltet, so daß es nach erfolgter Verständigung mit dem anrufenden
Teilnehmer nur noch der Feststellung, ob die verlangte Anschlußleitung frei ist, sowie unter anderm des
Einsetzens des Stöpsels
in den Klinkenumschalter jener Leitung bedarf.
Der Vorteil dieses neuen
Systems springt sofort in die
Augen: der Beamte der Vermittelungsanstalt hat stets nur mit einem Leitungsstöpsel
zu hantieren. Zu 2) Vervollkommnung der Sprechapparate ist hervorzuheben, daß für den
Verkehr in den
Stadt-Fernsprecheinrichtungen sowie für den Fernverkehr ausschließlich
Mikrophone als
Geber eingeführt sind. Als Empfänger
dient nach wie
vor der gewöhnliche Fernsprecher. Unter der großen Zahl der neuerdings erfundenen
Mikrophone haben sich die sogen. Kohlenpulvermikrophone
sowie einige
Abarten des Aderschen
Mikrophons Eingang verschafft.
Die erstern sind namentlich in
Amerika
[* 15] verbreitet, wogegen in
Europa
[* 16] das Adersche
Mikrophon das
Feld behauptet. Das in
Deutschland
[* 17] gebräuchliche
Mikrophon unterscheidet sich von dem Aderschen
Geber nur dadurch, daß die Sprechplatte zur Erleichterung des
Gebrauchs senkrecht, statt wie früher wagerecht, gestellt ist. Diese
Anordnung bedingte besondere Vorrichtungen,
um die
Schwingungen der Sprechplatte, bez. der Kohlenstäbe in geeigneter
Weise zu dämpfen. Zu diesem
Zwecke kam zunächst
die Filzdämpfung, neuerdings die Federdämpfung in
Gebrauch.
Die
Mikrophone gestatten ein erheblich leiseres Sprechen als der gewöhnliche und sind die eigentlichen
Apparate für den Fernsprechverkehr
auf weite
Entfernungen, der erst durch ihre
Erfindung und durch die Verwendung von
Phosphorbronze- u. Siliciumbronzedraht
an
Stelle des
Eisen- und Stahldrahts für Fernsprechleitungen möglich geworden ist (s. weiter unten unter
»Bautechnik«, S. 271). Die längsten Fernsprechverbindungen sind:
Paris-Marseille (1000 km),
NewYork-Washington (450 km),
Hamburg-Breslau
(650 km),
Berlin-Breslau (350 km),
Paris-Brüssel (320 km),¶
Auf Berlin
[* 24] allein kamen davon 1890: 13,800 Sprechstellen mit 29,962 km Leitung, also mehr, als z. B.
ganz Frankreich (s. unten) zusammen.
Die Gesamtzahl aller an einem Tage innerhalb der Stadt-Fernsprecheinrichtungen des deutschen Reichspostgebiets
ausgeführten Gespräche beträgt rund 1,5 Mill. Nicht eingerechnet sind dabei diejenigen Gespräche,
die auf Anlagen zur Verbindung verschiedener Stadt-Fernsprecheinrichtungen gewechselt worden sind. Derartige Anlagen waren Ende 1890 in
einer Zahl von 243 mit einer Gesamtausdehnung von 14,089 km Leitung und mit einer Durchschnittsbelastung von täglich 30,000
Gesprächen vorhanden. Die wichtigsten, bez. ausgedehntesten Verbindungsanlagen
dieser Art sind:
Fernsprechanlagen in Industriebezirken waren Ende 1890: 7 Anlagen mit 2589 Sprechstellen, 7076 Anschluß- und 3620 km Verbindungsleitungen
vorhanden, von denen die wichtigsten sind:
Über den Stand des Fernsprechwesens im Ausland ist es, namentlich wo dasselbe in Händen von Privatgesellschaften
ruht, äußerst schwierig, genaue Angaben zu erhalten. Soweit solche unbedingt zuverlässigen Quellen entnommen sind, sind
sie in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt. Die Gebühren verstehen sich, wo nichts andres vermerkt ist, für eine Entfernung
bis zu 2 km von der Vermittelungsanstalt.
Paris außerdem bezahlen die Teilnehmer die DepartementsApparate und
leisten einen Zuschuß zu den Luftleitungen Herstellungskosten der Linie bis 12.50 Mk. für je 100 m