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Führung dienen, nicht umgekehrt dazu gelangen, sie zu beherrschen. Dies geschieht aber, wenn die Arbeit begonnen wird, bevor die Absicht zweifellos feststeht. Verfrühte Verstärkung [* 2] des Geländes ist also geradezu schädlich und hemmt die Bewegungsfreiheit. Es bedarf seitens des Führers taktischer Schulung, um zu wissen, wo und wann, nicht bloß wie man das Schanzzeug anwendet.
Es ist anzunehmen, daß in Zukunft die großen Gelegenheitsschlachten, welche im Feldzug 1870/71 eine so große Rolle spielten (z. B. Wörth, [* 3] Spichern, Colombey-Nouilly, Mars la Tour), [* 4] möglichst vermieden werden, und daß der Angreifer sich bestreben wird, seine Zwecke mit geringern Opfern zu erreichen. Die sich zum Entscheidungskampf rüstenden Armeen werden daher nicht unterlassen, diejenigen Punkte des voraussichtlichen Schlachtfeldes, welche sowohl beim Vor- als beim Zurückgehen von besonderer taktischer Wichtigkeit sein können, rechtzeitig zu verstärken; ein Warten, bis die Absicht zweifellos feststeht, könnte leicht verhängnisvoll werden, da, wie schon oben bemerkt, widerstandsfähige Befestigungen zu ihrer Ausführung eine erheblich längere Zeit als früher in Anspruch nehmen, und da die Maßnahmen des einen Gegners sehr oft doch von denen des andern abhängen, von zweifellosen, lange vorher zu treffenden Anordnungen also keine Rede sein kann.
In der Defensive muß man also das ausgewählte Schlachtfeld entsprechend dem wahrscheinlichsten, bez. möglichen Verlauf des Kampfes befestigen, wobei den Führern überlassen bleiben muß, diese Befestigungen nur dann zu besetzen, wenn dies im Interesse der Verteidigung liegen sollte. Daß durch derartige Befestigungen die Bewegungsfreiheit möglichst wenig beschränkt werden darf, ist eine von einsichtigen Offizieren schon seit langen Jahren scharf betonte Forderung.
Handelt es sich z. B. um die Befestigung eines von Ortschaften, Gehöften, Gehölzen und Wasserläufen durchschnittenen hügeligen Geländes, so wird es darauf ankommen, zunächst die eine gute Feuerwirkung gestattenden Höhenzüge zur Hauptverteidigungsstellung und zwar durch Einschneiden der Geschütze [* 5] sowie durch Anlage von ausgedehnten Schützengräben (möglichst in 2-3 Reihen übereinander) zur hartnäckigsten Verteidigung vorzubereiten, und dieser Stellung, sei es durch Befestigung von kleinen Dörfern, Gehöften und Gehölzen, sei es durch Anlage von besondern, möglichst sturmfrei herzustellenden, nach allen Seiten hin Front machenden Erdwerken, feste Stützpunkte zu geben. Diese Stützpunkte müssen deren Besatzung befähigen, sich beim heftigen Vorstoßen des Gegners langer zu halten als die der benachbarten Schützengräben und letztere selbst derartig beherrschen, daß ein Festsetzen des eingedrungenen Feindes in denselben verhindert, auch das rechtzeitige Eingreifen heranrückender Reserven ermöglicht werden kann.
Während man früher diese Stützpunkte in regelmäßigen Formen gestaltete (Lünette, [* 6] Flesche, Halbredoute), bestrebt man sich neuerdings, sowohl den Grundriß als die Profilierung derart anzuordnen, daß sich das Werk dem Gelände anpaßt und sich gleichzeitig möglichst wenig vom Horizont [* 7] abhebt. Man wählt daher gern eine langgestreckte, in den Ecken abgerundete Form mit niedrigen Traversen zur Sicherung der auf den Flanken stehenden Verteidiger gegen Seitenfeuer.
Gestatten es die Verhältnisse, so ist die Bildung von Gruppenbefestigungen, wie solche neuerdings für große Waffenplätze [* 8] vielfach zur Ausführung gebracht, bez. geplant sind (vgl. Festungen und Festungskrieg), auch für die Befestigung von Schlachtfeldern von großem Vorteil. Solche aus einzelnen befestigten Gehöften, Gehölzen, Schanzen, Schützen-, Deckungs- und Verbindungsgräben zu bildende Gruppen sind dann einem geschlossenen Truppenteil (Bataillon oder Regiment) zur Besetzung und Verteidigung zu überweisen, wobei die Besatzung jedes festen Stützpunktes (Kompanie) den bestimmten Befehl erhalten muß, sich nicht darum zu kümmern, was draußen geschieht, ob die benachbarten Stellungen (sie mögen befestigt sein oder nicht) behauptet oder aufgegeben werden, ob der Feind das ganze Gefechtsfeld überflutet und den Stützpunkt zur Insel macht; nur höherer Befehl rechtfertigt das Aufgeben eines solchen Postens. In der Behauptung der Stützpunkte liegt (wie lehrreiche Beispiele in der Schlacht von Noisseville beweisen) vor allem die Möglichkeit des Wiedergewinnens der notgedrungen aufgegebenen Stellungen, bez. des ganzen Schlachtfeldes.
Von der früher so beliebten Herstellung von ausgedehnten Fronthindernissen wird man, da durch dieselben einerseits die Bewegungsfreiheit, anderseits die Waffenwirkung bei den in der Regel niedrigen Erhebungen der Feuerlinien sehr beeinträchtigt wird, meistens Abstand zu nehmen haben, und dies erscheint heute um so gerechtfertigter, als die modernen Infanteriegewehre auf nähere Entfernungen in geradezu vernichtender Weise wirken. Ein besonderes Gewicht ist bei Einrichtung solcher Stellungen auf möglichst gute Flankendeckung zu legen, da jeder Angreifer sich, wie es z. B. am bei St.-Privat der Fall war, bestreben wird, dem in fester Stellung stehenden Feinde die Flanke abzugewinnen, falls ein Frontalangriff zu große Opfer erfordern sollte.
Vor der Hauptverteidigungsfronte noch ravelinartige feste Posten anzuordnen, erscheint bedenklich, obgleich man sich im deutsch-französischen Kriege noch vielfach in mangelhaft befestigten, weit vorgeschobenen Posten schlug (z. B. le Bourget vor Paris). [* 9] Man wird derartige vorgeschobene Posten nur zur Sicherung der Vorposten in ihren feindwärts gelegenen Fronten leicht befestigen, die Kehlen dagegen öffnen, um dem Angreifer die Festsetzung in diesen Posten zu erschweren; rückt der Feind mit starken Kräften vor, so müssen derartige Posten in der Regel sofort aufgegeben werden.
Hält man aber ein solches Verfahren für unzulässig, so beweist das nur, daß die Hauptverteidigungsstellung nicht richtig gewählt ist und dieselbe mehr den Charakter einer Reservestellung besitzt, deren Befestigung zwar manchmal erwünscht, aber nicht immer erforderlich erscheint. Daß für die Sicherung der Verbindungen in der gewählten Stellung durch Herstellung von Kolonnenwegen, zahlreichen Brücken [* 10] über die Flußläufe, Telegraphenanlagen, Beobachtungsposten, Beleuchtungsvorrichtungen u. dgl. in ausgiebigster Weise Sorge zu tragen ist, bedarf keiner weitern Ausführung.
Da ein Angriff auf eine gut gewählte und stark verschanzte Stellung bei hellem Tage über das freie Feld hinweg die schwersten Opfer erfordern, ja sehr oft unmöglich sein wird (Gravelotte, St. Privat, Plewna), [* 11] so dürften in Zukunft nächtliche Unternehmungen eine weit größere Rolle spielen als in den letzten Kriegen, welche freilich außerordentliche Anforderungen an die Führung sowie die Disziplin der Truppen erheischen. Genaue Kenntnis der feindlichen Stellung und der zu derselben führenden Wege, bestimmte Befehlsgebung, eingehende Belehrung der ¶
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Truppen, größte Ruhe, Zuteilung zahlreicher Pioniere mit sogen. Sturmgerät, unter Umständen auch mit elektrischen Scheinwerfern (welche selbstverständlich erst dann in Thätigkeit zu treten haben, wenn der Verteidiger den Angreifer entdeckt hat), sind Grundbedingungen des Erfolgs. Wenn auch die feindlichen Stellungen nicht beim ersten Anlauf [* 13] genommen werden sollten, so wird doch sehr oft das Festsetzen in nahe vor der Hauptverteidigungslinie belegenen, taktisch wichtigen Punkten gelingen, und es wird dann darauf ankommen, diese Punkte zur hartnäckigsten Verteidigung vorzubereiten sowie ausgedehnte Schützengräben auszuheben, von welchen aus bei Tagesanbruch das Feuergefecht eröffnet werden kann, unterstützt von den rückwärtigen, gleichfalls einzuschneidenden Batterien. Wenn künstlicher Rauch entwickelt wird, so lassen sich derartige Befestigungen unter gewissen Verhältnissen auch bei hellem Tage ausführen, bez. verstärken. Bei weiterm Vorschreiten des Angriffs werden die eroberten Stellungen in der Regel gleichfalls zur Verteidigung vorzubereiten sein, so daß der ganze Kampf in vielfachen Beziehungen mit einem beschleunigen Angriff auf Festungswerke in Vergleich gezogen werden kann.
In neuester Zeit haben die der Feldbefestigung [* 14] zu Gebote stehenden Mittel einen wesentlichen Zuwachs durch die mit leichten Schnellfeuerkanonen armierten Schumann-Grusonschen fahrbaren Panzerlafetten erhalten, welche seitens der deutschen Armee bereits bei verschiedenen Stellungsbefestigungen (Küstrin, [* 15] Spandau, [* 16] Korpsmanöver des 10. Armeekorps, Lötzen) erprobt worden sind. Nachdem die im September 1890 vom Grusonwerk angestellten Fahr- und Schießversuche mit derartigen Lafetten ergeben haben, daß die Transportfähigkeit derselben den in Zukunft bei der Verteidigung und dem Angriff allgemein zur Verwendung kommenden Festungskanonen, Haubitzen und Mörsern mittlern Kalibers gleich zu schätzen, so ist anzunehmen, daß Verteidiger wie Angreifer wenigstens bei an den Landesgrenzen geplanten Schlachten [* 17] und bei günstigen Bodenverhältnissen von dieser neuen Schutzwaffe einen mehr oder weniger ausgedehnten Gebrauch machen werden.