Wolle in verdünnter
Schwefelsäure
[* 2] erhält man eine leicht lösliche
Substanz, die sogen.
Lanuginsäure, welche in
Lösungen
der sauern
Farbstoffe intensiv gefärbte
Niederschläge erzeugt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß beim
Färben von
Wolle in
Säurebädern sich diese oder eine nahe verwandte Amidosäure bildet und zur Fixierung der
Farbstoffe Veranlassung gibt. Stellt
sich so die Färbung als ein
chemischer Prozeß dar, dann ist es von höchstem
Interesse, die
Konstitution der tierischen
Faser
kennen zu lernen. In dieser Hinsicht ist es von Bedeutung, daß
Richard die Gegenwart von Amidogruppen in
Wolle und
Seide
[* 3] nachgewiesen
hat. Setzt man nämlich die
Fasern 24
Stunden lang der Einwirkung von salpetriger
Säure in sehr verdünnter
Lösung aus, so verhält sich die strohgelb gewordene
Faser wie eine Diazoverbindung; beim Eintauchen in alkalische Phenollösungen
entstehen lebhafte, je nach der
Natur des
Phenols rote, orange oder braune Färbungen.
Heinrich, Schulmann und pädagogischer Schriftsteller, geb. zu
Unruhstadt, besuchte die Präparandenanstalt
zu
Wollstein und dasSeminar zu
Bromberg,
[* 5] wo er auch 1864 als
Elementarlehrer der städtischen
Realschule
angestellt ward. 1865 trat er in gleicher
Eigenschaft an das Wilhelmsgymnasium zu
Berlin
[* 6] über, nahm 1870-71 am
Kriege gegen
Frankreich teil und ward 1871
Lehrer, 1890 Oberlehrer am königlichen
Seminar für Stadtschullehrer zu
Berlin. Im Nebenamt war
er 1871-1876
Lehrer der Töchter des
PrinzenFriedrichKarl und ist seit 1889
Lehrer der kaiserlichen
PrinzenWilhelm, Eitel
Friedrich und
Adalbert. Fechner verfaßte zahlreiche Schulbücher, unter denen namentlich bekannt geworden die in
drei
Ausgaben erschienene »Deutsche
[* 7]
Fibel nach der analytisch-synthetischen Lehrmethode« (Ausg. A, 51. Aufl.)
und das mit
Engelien (s. d.) in drei
Ausgaben bearbeitete »Deutsche
Lesebuch; aus den
Quellen zusammengestellt«.
Ferner erschienen von ihm: »Der erste Leseunterricht« (Berl.
1878);
in
Kehrs »Geschichte der
Methodik« (2. Aufl., Gotha
[* 8] 1889 ff.);
Nach allgemeiner Einführung der modernen Schnellfeuerwaffen mit ihrer in so hohem
Grade gesteigerten
Tragweite, Trefffähigkeit und Durchschlagskraft wird es sich in dem nächsten großen
Kriege, in welchem auf jeder Seite
Millionen mehr oder weniger ausgebildeter
Soldaten kämpfen werden, sehr oft um den
Angriff fester
Stellungen handeln, die entweder
bereits im
Frieden vorbereitet sind
(Festungen), oder bei Beginn eines
Feldzugs, bez. im Verlauf desselben errichtet werden.
Die letztern
Arten bezeichnet man im allgemeinen als provisorische und Feldbefestigungen;
da man aber in
neuerer Zeit im
Felde nicht nur
Erde und
Holz,
[* 12] sondern auch
Stein und
Eisen
[* 13] verwendet, ist die
Grenze schwer zu bestimmen, wo die
provisorische
Befestigung aufhört und wo die
Feldbefestigung
[* 14] anfängt, so daß man zweckmäßiger nur von und verstärkten
Feldbefestigungen spricht, welch letztere im Stellungskrieg sehr oft je nach Maßgabe der zur
Verfügung stehenden personellen und materiellen
Mittel nach und nach aus erstern entstehen.
Was zunächst die im
Felde zu verwendenden
Deckungen aus
Erde,
Holz,
Steinen oder
Eisen anbetrifft, so widerstehen die bislang
als ausreichend erachteten Brustwehrstärken nicht mehr den modernen Schußwaffen. Von dem neuen deutschen Infanteriegewehr
werden auf nähere
Entfernungen Erdmassen von 100
cm, Tannenhölzer von 40
cm, ja einen
Stein starke Ziegelmauern
und 10-11
mm starke Stahlplatten glatt durchschlagen; auf größere
Entfernungen (z. B. 500 m) nimmt die Durchschlagskraft
allerdings wesentlich ab. Daß unter solchen Umständen die Ausführung widerstandsfähiger Feldbefestigungen sehr
erschwert wird, liegt auf der
Hand;
[* 15] man wird sich daher in Zukunft mehr, als bisher geschehen, zunächst
auf
Deckung gegen
Sicht und gegen aus größern
Entfernungen wirkende Schußwaffen zu beschränken und die weitere Verstärkung
[* 16] ins
Auge
[* 17] zu fassen haben, sobald die nötigen
Kräfte zur
Verfügung stehen.
Wenn nach frühern
Anschauungen die Anwendung der Feldbefestigungen den Offensivgeist der
Armeen lähmen sollte, geht
man jetzt vielfach von der
Ansicht aus, daß nicht nur in der
Defensive, sondern auch in der
Offensive in der
Regel von großem
Nutzen sein werden. Selbst in der deutschen
Armee, welche im allgemeinen von jeher das
Schanzen für überflüssig, ja schädlich
erachtete, sind zur Zeit andre Strömungen bemerkbar. So ist z. B. in
den betreffenden neuesten Vorschriften bemerkt, daß rechtzeitig am richtigen Platze hergestellte künstliche
Deckungen der
Truppe und ihrer
Führung wichtige, zuweilen unentbehrliche
Dienste
[* 18] leisten (selbst beim
Angriff zur Festhaltung und Verstärkung
gewonnener
Abschnitte), aber unter der
Bedingung, daß sie nur den Absichten der
¶
mehr
Führung dienen, nicht umgekehrt dazu gelangen, sie zu beherrschen. Dies geschieht aber, wenn die Arbeit begonnen wird, bevor
die Absicht zweifellos feststeht. Verfrühte Verstärkung des Geländes ist also geradezu schädlich und hemmt die Bewegungsfreiheit.
Es bedarf seitens des Führers taktischer Schulung, um zu wissen, wo und wann, nicht bloß wie man das
Schanzzeug anwendet.
Es ist anzunehmen, daß in Zukunft die großen Gelegenheitsschlachten, welche im Feldzug 1870/71 eine so große Rolle spielten
(z. B. Wörth,
[* 20] Spichern, Colombey-Nouilly, Mars la Tour),
[* 21] möglichst vermieden werden, und daß der Angreifer sich bestreben
wird, seine Zwecke mit geringern Opfern zu erreichen. Die sich zum Entscheidungskampf rüstenden Armeen
werden daher nicht unterlassen, diejenigen Punkte des voraussichtlichen Schlachtfeldes, welche sowohl beim Vor- als beim Zurückgehen
von besonderer taktischer Wichtigkeit sein können, rechtzeitig zu verstärken; ein Warten, bis die Absicht zweifellos feststeht,
könnte leicht verhängnisvoll werden, da, wie schon oben bemerkt, widerstandsfähige Befestigungen zu ihrer Ausführung eine
erheblich längere Zeit als früher in Anspruch nehmen, und da die Maßnahmen des einen Gegners sehr
oft doch von denen des andern abhängen, von zweifellosen, lange vorher zu treffenden Anordnungen also keine Rede sein kann.
In der Defensive muß man also das ausgewählte Schlachtfeld entsprechend dem wahrscheinlichsten, bez.
möglichen Verlauf des Kampfes befestigen, wobei den Führern überlassen bleiben muß, diese Befestigungen
nur dann zu besetzen, wenn dies im Interesse der Verteidigung liegen sollte. Daß durch derartige Befestigungen die Bewegungsfreiheit
möglichst wenig beschränkt werden darf, ist eine von einsichtigen Offizieren schon seit langen Jahren scharf betonte Forderung.
Handelt es sich z. B. um die Befestigung eines von Ortschaften, Gehöften, Gehölzen und Wasserläufen
durchschnittenen hügeligen Geländes, so wird es darauf ankommen, zunächst die eine gute Feuerwirkung gestattenden Höhenzüge
zur Hauptverteidigungsstellung und zwar durch Einschneiden der Geschütze
[* 22] sowie durch Anlage von ausgedehnten Schützengräben
(möglichst in 2-3 Reihen übereinander) zur hartnäckigsten Verteidigung vorzubereiten, und dieser Stellung,
sei es durch Befestigung von kleinen Dörfern, Gehöften und Gehölzen, sei es durch Anlage von besondern, möglichst sturmfrei
herzustellenden, nach allen Seiten hin Front machenden Erdwerken, feste Stützpunkte zu geben. Diese Stützpunkte müssen deren
Besatzung befähigen, sich beim heftigen Vorstoßen des Gegners langer zu halten als die der benachbarten Schützengräben
und letztere selbst derartig beherrschen, daß ein Festsetzen des eingedrungenen Feindes in denselben verhindert, auch das
rechtzeitige Eingreifen heranrückender Reserven ermöglicht werden kann.
Während man früher diese Stützpunkte in regelmäßigen Formen gestaltete (Lünette,
[* 23] Flesche, Halbredoute), bestrebt man sich
neuerdings, sowohl den Grundriß als die Profilierung derart anzuordnen, daß sich das Werk dem Gelände
anpaßt und sich gleichzeitig möglichst wenig vom Horizont
[* 24] abhebt. Man wählt daher gern eine langgestreckte, in den Ecken
abgerundete Form mit niedrigen Traversen zur Sicherung der auf den Flanken stehenden Verteidiger gegen Seitenfeuer.
Gestatten es die Verhältnisse, so ist die Bildung von Gruppenbefestigungen, wie solche neuerdings für
große Waffenplätze
[* 25] vielfach zur Ausführung gebracht, bez. geplant sind (vgl.
Festungen und
Festungskrieg), auch für die Befestigung von Schlachtfeldern von großem Vorteil. Solche aus einzelnen befestigten
Gehöften, Gehölzen, Schanzen, Schützen-, Deckungs- und Verbindungsgräben zu bildende Gruppen sind dann einem geschlossenen
Truppenteil (Bataillon oder Regiment) zur Besetzung und Verteidigung zu überweisen, wobei die Besatzung
jedes festen Stützpunktes (Kompanie) den bestimmten Befehl erhalten muß, sich nicht darum zu kümmern, was draußen geschieht,
ob die benachbarten Stellungen (sie mögen befestigt sein oder nicht) behauptet oder aufgegeben werden, ob der Feind das ganze
Gefechtsfeld überflutet und den Stützpunkt zur Insel macht; nur höherer Befehl rechtfertigt das Aufgeben
eines solchen Postens. In der Behauptung der Stützpunkte liegt (wie lehrreiche Beispiele in der Schlacht von Noisseville beweisen)
vor allem die Möglichkeit des Wiedergewinnens der notgedrungen aufgegebenen Stellungen, bez. des ganzen Schlachtfeldes.
Von der früher so beliebten Herstellung von ausgedehnten Fronthindernissen wird man, da durch dieselben
einerseits die Bewegungsfreiheit, anderseits die Waffenwirkung bei den in der Regel niedrigen Erhebungen der Feuerlinien sehr
beeinträchtigt wird, meistens Abstand zu nehmen haben, und dies erscheint heute um so gerechtfertigter, als die modernen
Infanteriegewehre auf nähere Entfernungen in geradezu vernichtender Weise wirken. Ein besonderes Gewicht ist bei Einrichtung
solcher Stellungen auf möglichst gute Flankendeckung zu legen, da jeder Angreifer sich, wie es z. B.
am bei St.-Privat der Fall war, bestreben wird, dem in fester Stellung stehenden Feinde die Flanke abzugewinnen, falls
ein Frontalangriff zu große Opfer erfordern sollte.
Vor der Hauptverteidigungsfronte noch ravelinartige feste Posten anzuordnen, erscheint bedenklich, obgleich
man sich im deutsch-französischen Kriege noch vielfach in mangelhaft befestigten, weit vorgeschobenen Posten schlug (z. B.
le Bourget vor Paris).
[* 26] Man wird derartige vorgeschobene Posten nur zur Sicherung der Vorposten in ihren feindwärts gelegenen
Fronten leicht befestigen, die Kehlen dagegen öffnen, um dem Angreifer die Festsetzung in diesen Posten
zu erschweren; rückt der Feind mit starken Kräften vor, so müssen derartige Posten in der Regel sofort aufgegeben werden.
Hält man aber ein solches Verfahren für unzulässig, so beweist das nur, daß die Hauptverteidigungsstellung nicht richtig
gewählt ist und dieselbe mehr den Charakter einer Reservestellung besitzt, deren Befestigung zwar manchmal
erwünscht, aber nicht immer erforderlich erscheint. Daß für die Sicherung der Verbindungen in der gewählten Stellung durch
Herstellung von Kolonnenwegen, zahlreichen Brücken
[* 27] über die Flußläufe, Telegraphenanlagen, Beobachtungsposten, Beleuchtungsvorrichtungen
u. dgl. in ausgiebigster Weise Sorge zu tragen ist, bedarf keiner weitern Ausführung.
Da ein Angriff auf eine gut gewählte und stark verschanzte Stellung bei hellem Tage über das freie Feld
hinweg die schwersten Opfer erfordern, ja sehr oft unmöglich sein wird (Gravelotte, St. Privat, Plewna),
[* 28] so dürften in Zukunft
nächtliche Unternehmungen eine weit größere Rolle spielen als in den letzten Kriegen, welche freilich außerordentliche Anforderungen
an die Führung sowie die Disziplin der Truppen erheischen. Genaue Kenntnis der feindlichen Stellung und
der zu derselben führenden Wege, bestimmte Befehlsgebung, eingehende Belehrung der
¶