Bund. Der
Bund gliedert sich gegenwärtig (Anfang 1891) in die nachstehend verzeichneten 35 Hauptvereine,
die 522
Zweig- und Ortsvereine mit zusammen 76,000 Mitgliedern umfassen:
Thomas, Zahnarzt, geb. zu
Philadelphia,
[* 33] widmete sich seit 1841 der Zahnheilkunde und erwarb sich sehr
bald den
Ruf eines der geschicktesten Zahnärzte. 1848 ging er nachParis,
[* 34] wo es ihm gelang, die
GunstNapoleons
III. und dadurch auch die
Kundschaft mehrerer
Fürsten zu erlangen. Er machte sich um das
Kriegssanitätswesen verdient und
rüstete 1870 ein amerikanisches freiwilliges
Sanitätskorps aus, welches der französischen
Armee ins
Feld folgte.
Später verhalf
er der
KaiserinEugenie zur
Flucht aus
Paris. Er schrieb: »La commission sanitaire des États-Unis, etc.«
(Par. 1865);
»Les institutions sanitaires pendant le conflit austro-prussien-italien«
(das. 1867),
auch gibt er in
Paris eine Wochenschrift: »The American
Register«, seit 1887 ein täglich erscheinendes
Blatt
[* 35] in
englischer
Sprache
[* 36] heraus und veröffentlichte noch: »The memoirs of H.
Heine« (Lond. 1884).
Ende 1889 erschien eine neue
Ausgabe des Exerzierreglements für die
Infanterie,
welche einige durch die Einführung des kleinkalibrigen
Gewehrs M/88 und die Schießvorschrift vom bedingte Neuerungen
enthält.
Die Fußartillerie hat unterm
(Bayern23. Juni) ein neues Exerzierreglement erhalten, durch welches das
Signalhorn für die
Infanterie an
Stelle der Signaltrompete eingeführt wurde. Die
Spielleute der Fußartillerie haben damit
die Bezeichnung Signalhornisten erhalten.
Siegmund, Physiolog, geb. zu
Wien,
[* 37] studierte daselbst und in
Heidelberg
[* 38]
Medizin, beschäftigte sich hauptsächlich
mit
Physiologie und wurde 1870
Assistent bei
Brücke
[* 39] in
Wien. Hier habilitierte er sich auch als
Privatdozent
und wurde 1874 zum außerordentlichen
Professor ernannt. Exner lieferte zahlreiche Untersuchungen über die
Physiologie der
Sinnesorgane,
der Nervenzentren etc. Zweimal erhielt er von der
Akademie der
Wissenschaften in
Wien den Liebenschen
Preis, 1874 für seine
Untersuchungen über die einfachsten psychischen
Prozesse, 1889 für die dioptrischen Untersuchungen am Insektenauge. Er
schrieb: »Untersuchungen über die Lokalisation der
Funktionen in der Großhirnrinde des
Menschen«
(Wien 1881).
Die Anwendung der Explosivstoffe für
Zwecke des
Krieges und der
Industrie beruht auf der plötzlichen Erzeugung
eines beträchtlichen Gasvolumens in einem allseitig geschlossenen
Raume, der zu klein ist, dasselbe unter dem Atmosphärendruck
eingeschlossen zu halten. Infolge hiervon entsteht in sehr kurzer Zeit eine mehr oder weniger große Expansivkraft, die fähig
ist,
Geschosse
[* 41] zu schleudern oder die Wandungen der
Gefäße zu zerreißen, in denen die
Gase
[* 42] eingeschlossen sind. Die plötzliche
Ausdehnung
[* 43] der
Gase zu einem viel größern
Volumen als das ursprüngliche, welche außerdem von lautem
Geräusch und heftigen mechanischen
Wirkungen begleitet ist, bildet die
Explosion. Erreicht dieselbe den höchsten
Grad der
Geschwindigkeit,
so wird sie
Detonation genannt.
Die mechanischen
Wirkungen hängen von der Art der
Explosion ab und von der
Ausdehnung, die sie bewirkt. Ein Teil der lebendigen
Kraft,
[* 44] welche den Gasmolekülen innewohnt, teilt sich teils den
Geschossen, teils den zertrümmerten Wandungen
der Umhüllung und den in der
Nähe befindlichen
Körpern mit, die erschüttert, niedergeworfen, aus den
Fugen gebracht und
zerrissen nach allen
Richtungen hin geschleudert werden. Diese
Resultate können entweder durch die einfache
Ausdehnung eines
vorher komprimierten
Gases oder eines aus einer überhitzten
Flüssigkeit erzeugten
Dampfes hervorgebracht
werden, oder besser durch eine chemische
Reaktion, die plötzlich in einem festen, flüssigen oder gasförmigen
Körper ein
großes Gasvolumen und eine Temperaturerhöhung erzeugt.
Nur diese letztere
Methode wird in der
Praxis verwertet, weil bei ihr die erzielten
Wirkungen für eine bestimmte
Menge des wirksamen
Körpers viel heftigere sind, und weil man keiner Hilfsapparate bedarf, um die
Gase vorher zu komprimieren
oder die
Flüssigkeit zu erhitzen, die
man inDampf
[* 45] verwandeln will, Weder die
Windbüchse, noch die
Dampfkanone haben jemals
wirklich praktische Verwendung gefunden. Ausschließlich die chemischen
Reaktionen sind es, deren man sich bedient, um Explosivwirkungen
hervorzurufen, und zwar beschränkt man sich auf solche, bei denen freier
Sauerstoff und verbrennliche
Substanzen zur
Wirkung
gelangen. Den
Sauerstoff liefert gewöhnlich das Kaliumnitrat
(Salpeter) oder das Kaliumchlorat, während
Salpetersäure, da
dieselbe eine
Flüssigkeit ist, nur ausnahmsweise Verwendung findet. Man mengt daher die oxydierende
Verbindung mit einer gewöhnlich
ebenfalls festen, verbrennlichen
Substanz, wie
Schwefel, verschiedene
Sulfide,
Phosphor,
Kohle,
Zucker,
[* 46]
Kohlenwasserstoffe
u. a. m.
Die explosiven Gemische sind aber mehr und mehr durch
chemische Verbindungen ersetzt worden, die sowohl den oxydierenden als
verbrennlichen
Körper enthalten, und die sämtlich durch Einwirkung von
Salpetersäure auf organische
Körper entstehen, demnach
sämtlich
Stickstoff enthalten, wie z. B. das
Nitroglycerin, die
Schießbaumwolle, das
Knallquecksilber,
das Kaliumpikrat. Auch stickstofffreie
Körper, wie der Perchlorsäureäther und das Silberoxalat, können verwendet werden.
Ja man hat selbst sauerstofffreie
¶
mehr
Körper benutzt, wie das Diazobenzol und das Stickstoffsulfid, Körper, die, da sie unter Wärmeabsorption aus ihren Elementen
entstanden, einen Vorrat von Energie enthalten, der bei ihrer plötzlichen Zersetzung frei werden kann.
Erst nachdem die neuen Explosivstoffe entdeckt waren, gelang es allmählich, an Stelle des bisherigen empirischen Herumprobierens eine
auf die allgemeinen Prinzipien der Chemie und Thermochemie gegründete exakte Theorie der Explosivstoffe zu setzen,
eine Theorie, die die Kraft der explosiven Substanzen ableitet allein aus der Kenntnis ihrer chemischen Reaktionen.
Die Anwendung der Explosivstoffe gründet sich auf den Druck und die Arbeit, die sie entwickeln. Der Druck hängt hauptsächlich ab von der
Natur der gebildeten Gase, von ihrem Volumen und ihrer Temperatur, die Arbeit hauptsächlich von der entbundenen Wärme,
[* 48] die ein
Maß für die entwickelte Energie ist. Mit andern Worten, das Arbeitsmaximum, welches eine explosive Substanz leisten kann, ist
proportional der durch ihre Zersetzung entwickelten Wärmemenge. Bezeichnet. A diese Wärmemenge, ausgedrückt
in Kalorien, so ist die entsprechende Arbeit, in Kilogrammetern ausgedrückt = 425 A, nach dem mechanischen Wärmeäquivalent.
Diese Zahl drückt die potenzielle Energie der explosiven Substanz aus; sie wird in der Praxis natürlich niemals erreicht,
aber man muß sie kennen als die einzige absolute Vergleichungsgrenze. Die thatsächliche Umwandlung dieser Energie
in Arbeit ist abhängig von dem Volumen der Gase und dem Gesetz der Expansion. Diese Umwandlung ist immer unvollständig, ja
nur ein Teil derselben wird ausgenutzt. Bei den Waffen
[* 49] z. B. ist die Arbeit, die dem Geschoß seine lebendige Kraft verleiht,
allein von Nutzen, während die auf Kosten der Waffe sowie zur Fortschleuderung der Gase und der Luft aufgewandte
Arbeit verloren ist. Außerdem bleibt ein beträchtlicher Bruchteil der Energie ungenutzt unter der Form von in den Gasen aufgespeicherter
oder dem Geschoß, der Waffe etc. mitgeteilter Wärme.
Entsprechend den verschiedenen Arbeiten, die mittels der explosiven Substanzen geleistet werden sollen, verwendet man Pulver,
deren Kraftentwickelung eine verschiedene ist. Die Kraft der Explosivstoffe gibt sich aber kund durch den Druck, welche dieselben ausüben,
und die Arbeit, die sie leisten. Der Druck resultiert von dem Volumen, welches die Gase bei der Explosionstemperatur einnehmen,
die Arbeit von der Wärmemenge, die entbunden wurde, und die Verteilung dieser auf die Explosivstoffe und
die diese umgebenden Massen hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der die Gase sich entwickeln. Diese fundamentalen Bedingungen,
Gasvolumen und Wärme, sind die Folgen der chemischen Reaktion. Jede Reaktion, die Gase entbindet oder das Volumen eines bereits
vorhandenen Gases vergrößert, kann eine Explosion veranlassen. Zur Bestimmung der Kraft einer explosiven
Substanz muß man also ihre chemischen Reaktionen kennen, die von ihr entwickelte Warme und das Gasvolumen sowie die Geschwindigkeit
der Reaktion.
Die chemische Reaktion ist bekannt, wenn die chemische Zusammensetzung der explosiven Substanz sowie die Zusammensetzung der
Explosionsprodukte bekannt ist, da aber die letztere infolge des Temperaturwechsels, der während des
Explosionsvorganges sich vollzieht, sich ändern kann, so muß auch die Dissociation in Rechnung gezogen werden.
Die explosive Substanz kann entweder allein Verwendung finden, oder im Gemisch mit einem trägen Körper, welcher die Heftigkeit
der Explosion abzuschwächen, d. h. einen brisanten Explosivstoff in einen einfach treibenden oder dislozierenden
zu verwandeln, bestimmt ist. Dies ist z. B. beim gewöhnlichen Dynamit, dem Gemisch aus Nitroglycerin und Kieselgur, oder der
nassen sowie paraffinierten Schießbaumwolle der Fall. Umgekehrt kann man die explosive Substanz mit einer ähnlichen mischen,
um ihre Wirkung zu verstärken, wie bei den Dynamiten mit aktiver Basis (Nitroglycerin und Schießbaumwolle).
Dem entsprechend kann eine vollständige Verbrennung bei der Explosion erfolgen, z. B. beim Silberoxalat, das in Kohlensäure
und metallisches Silber zerfällt; oder es fehlt an Sauerstoff, wie beim Kaliumpikrat und der Schießbaumwolle, oder endlich
Sauerstoff ist im Überschuß vorhanden, wie beim Nitroglycerin. In letzterm Falle kann man die gesamte
Energie der explosiven Substanz ausnutzen, wenn man ihr einen verbrennlichen Körper in geeigneter Menge beimischt, wie Kohle
oder noch besser Schießwollpulver. Fehlt der explosiven SubstanzSauerstoff, so kann ihr ein sauerstoffreicher Körper, wie
Kaliumchlorat oder Kaliumnitrat, beigemischt werden.
Daß dieselbe explosive Substanz sich in sehr verschiedener Weise zersetzen kann, das hängt ab von der
relativen Geschwindigkeit, mit der die Zersetzung erfolgt, und von der Temperatur, bei der dieselbe sich vollzieht. Außer den
Zersetzungsprodukten, die nach erfolgter Abkühlung auftreten, müssen auch noch die Zersetzungsprodukte untersucht werden,
die entstehen während der Dauer der Explosion und im Augenblick, bei welchem die explosive Substanz die höchste
Temperatur erreicht hat, d. h. es muß die Dissociation berücksichtigt werden.
Die gesamte Wärmemenge, die während einer explosiven Reaktion entwickelt wird, kann auf experimentellem Wege in einem Kalorimeter
gemessen werden. Sie kann berechnet werden, wenn man von den mechanischen Wirkungen absieht, immer dann, wenn
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