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eine kleine Kohlenablagerung mit 7 bauwürdigen Flözen von zusammen 5 m Kohle und unter ähnlichen Verhältnissen am Piesberg bei Osnabrück [* 2] eine solche mit 3 Flözen und 2,74 m anthracitischer Kohle abgebaut. Die kleine Kohlenmulde von Löbejün-Wettin bei Halle [* 3] a. S. ist, soweit sie bekannt war, abgebaut. Unbedeutend sind die dem Rotliegenden angehörigen Vorkommen nördlich und südlich des Harzes (Meisdorf und Ilfeld), ferner im Thüringer Wald (Ruhla, Manebach, Crock), in Oberfranken (Stockheim) und der Oberpfalz (Erbendorf).
Auch die am Teutoburger Wald, Wesergebirge, Deister, Süntel und Osterwald zum Teil gegenwärtig noch im Gange befindliche Gewinnung einer der Wealdenformation angehörenden jüngern Steinkohle ist nur von örtlichem Interesse. Bedeutender sind die wiederum (wie auch die sub a-c genannten) der Steinkohlenformation angehörenden Becken des Königreichs Sachsen. [* 4] Hier ist es neben dem kleinen Becken von Hainichen-Ebersdorf (nicht mehr in Gewinnung) und dem Plauenschen Grunde bei Dresden [* 5] vor allem d) das Becken von Zwickau-Lugau, welches 9 bauwürdige Flöze von zum Teil sehr bedeutender Mächtigkeit umschließt.
Gegen O. fortschreitend erreichen wir e) das niederschlesische oder Waldenburger Becken mit 16 bauwürdigen Flözen (zusammen 28,7 m Kohle), deren Südflügel nach Böhmen [* 6] hineinreichen. Gegenwärtig bereits von hervorragender wirtschaftlicher Bedeutung und in der Zukunft noch einer außerordentlichen Entwickelung fähig ist das große gegen O. nach Rußland, gegen S. und SW. nach Österreich [* 7] übergreifende f) oberschlesische Becken. Seine bedeutendste Entwickelung findet dasselbe in den Kreisen Kattowitz, [* 8] Beuthen [* 9] und Zabrze. Nur in verhältnismäßig kleinen Flächen zu Tage tretend, auf weite Erstreckung aber von Kreide, [* 10] Tertiär und Diluvium [* 11] bedeckt, erstreckt sich das bergmännisch aufgeschlossene Feld bereits über 650 qkm mit 104 bauwürdigen Flözen von 155 m Kohle.
In den vorerwähnten Gebieten bilden die Steinkohlen mehr oder minder reine Lagen (Flöze) zwischen Schieferthonen, Sandsteinen und Konglomeraten. Die Kohle der Flöze stellt eine Zusammenhäufung pflanzlicher, mehr oder minder chemisch und physikalisch veränderter Substanz dar. Über die ursprüngliche Natur und Beschaffenheit derselben geben zum Teil die in der Nachbarschaft der Flöze im Gestein eingebetteten vereinzelten Pflanzenreste, zum Teil auch vereinzelte Partien der Kohlenmasse selbst Aufschluß.
Diese letztere läßt nämlich öfters nach geeigneter Behandlung unter dem Mikroskop [* 12] noch pflanzliche Gewebsteile und Zellen zwischen dem feinsten, aus der Vermoderung hervorgegangenen Kohlenmulm erkennen. Dabei hat sich herausgestellt, daß die gegenwärtigen physikalischen, chemischen und pyrotechnischen Eigenschaften der Kohle in erster Linie abhängig sind von dem Vorwalten dieser oder jener Pflanzengattung (Kalamiten, Sigillarien etc.) oder bestimmter Teile der Pflanzen (Rinde, Holzkörper, Samen) [* 13] in der ursprünglichen Pflanzenzusammenhäufung.
Man hat guten Grund, sich die Bildung der Steinkohlen im ganzen als einen der Entstehung des Torfes und der Braunkohlen analogen Vorgang zu denken, jedoch nicht so, daß im Laufe der Zeit nun aus Torf in jedem Falle Braunkohle, dann Steinkohle und endlich gar Graphit entstände; es ist das Endergebnis der Entwickelung zu Braun- oder Steinkohle weit mehr von dem verwendeten Material und den besondern physikalischen Bedingungen als lediglich von der Zeitdauer des Bildungsprozesses abhängig.
Die
Steinkohlen
erlangten zum Teil sicher ihre gegenwärtige
Beschaffenheit sehr bald nach ihrer
Ablagerung, wie die Steinkohlenbruchstücke
zerstörter
Flöze, welche in
Schichten der
Steinkohlenformation und des Rotliegenden eingeschlossen sind, beweisen. Die große
Masse der Steinkohlenflöze
besteht aus Pflanzenmaterial, welches nicht an
Ort und
Stelle der gegenwärtigen
Ablagerung gewachsen,
sondern in lagunenartigen flachen
Becken mit schwach bewegtem
Wasser zusammengeflößt ist. An den Rändern dieser
Becken wuchsen
in schlammigen, von Wasserrinnen durchzogenen Wäldern die
Bäume und
Gewächse, welche das
Material zur Kohlenbildung lieferten.
Zeitweilige und in einzelnen Territorien wiederholte Niveauschwankungen ermöglichten
Einbrüche des benachbarten
Meeres und begruben die Reste mariner
Faunen zwischen den aus Landpflanzen gebildeten
Kohlenflözen.
Braunkohlen. Die im folgenden aufgeführten
Lager
[* 14] gehören sämtlich der
Tertiärformation
[* 15] an. Im oberrheinischen Tertiärbecken
sind kleine
Ablagerungen bei
Buchsweiler, ferner in der
Bayrischen
Pfalz (bei
Dürkheim
[* 16] etc.), dann bei
Ober-Ingelheim
und Hallgarten bekannt. Auch im
Neuwieder
Becken ist die Braunkohlenführung gering; dagegen sind in der niederrheinischen
Bucht bei Herzogenrath, dann zwischen
Aachen-Jülich und
Düren,
[* 17] weiter bei
Rott, Uthweiler, auf der
Hardt, endlich bei
Bergisch-Gladbach,
Deutz und
Grevenbroich auf große
Strecken Braunkohlenflöze
von allerdings nur geringer
Mächtigkeit verbreitet.
Gegen O. schließen sich die vielfach ergiebigen
Becken des
Westerwaldes, der
Wetterau und des
Vogelsbergs an und leiten über
zu den zwar ausgedehnten, aber ärmlichen
Lagern der
Rhön.
Reicher sind die niederhessischen Tertiärablagerungen mit ihren
Ausläufern zum Knüll,
Reinhardswald und in das Werragebiet. Der
Meißner, der
Hirschberg,
[* 18] Stellberg,
Kaufunger Wald und
Habichtswald bei
Kassel
[* 19] beherbergen einige mächtige, stellenweise durch Basaltkontakt veredelte Braunkohlenflöze
, die zum
Teil bereits über 100 Jahre in lohnender
Ausbeute stehen.
Alle vorgenannten Becken werden jedoch weit übertroffen von den zahlreichen und wertvollen oligocänen Braunkohlenlagern der Provinz Sachsen und deren Umgegend. Auflagernd auf Trias und Bechstein beginnen die Ablagerungen südlich vom Kyffhäuser (Frankenhausen-Artern), gewinnen dann über Riestädt, Bornstädt Anschluß an die bedeutende Oberröblinger Mulde und das ausgedehnte und reiche, teils auf Trias, teils auf Rotliegendem lagernde, von der Saale durchschnittene unteroligocäne Braunkohlengebiet von Halle a. S., an welches sich mit mehrfacher Unterbrechung gegen SO. die reichen Becken von Weißenfels, [* 20] Teuchern, Zeitz, [* 21] Meuselwitz bis Altenburg [* 22] anschließen.
Hier ist neben der Mächtigkeit der Kohle die vortreffliche Beschaffenheit (Schwelkohle, Pyropissit) Veranlassung zu einer großartigen Paraffin- und Mineralölindustrie geworden. Von Halle gegen NO. reichen die Ablagerungen, in einzelne kleine Becken getrennt, über Bitterfeld [* 23] bis zum Fläming, während gegen NW. die kleine, aber an mächtigen Flözen reiche Mulde von Aschersleben [* 24] und die langgestreckte Staßfurt-Egeln-Helmstädter Mulde zu erwähnen sind. Die Braunkohlen der Mark sind jüngern, nämlich miocänen Alters. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt um Frankfurt [* 25] a. O. und erstreckt sich einerseits nach Freienwalde, anderseits nach Landsberg [* 26] a. W., Schwiebus [* 27] und Grünberg. [* 28] Ein südlicherer Zug von Dobrilugk-Senftenberg-Spremberg-Muskau-Sorau reicht in die ¶
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Lausitz hinein. Auch das Königreich Sachsen ist reich an Braunkohlenlagern, da zunächst nicht unbedeutende Teile herüberreichen, dann aber auch am ganzen nördlichen Gebirgsrand Tertiärablagerungen entlang ziehen. Selbst innerhalb des kristallinischen Gebirges findet sich bei Zittau [* 30] eine kleine, aber reiche Mulde eingesenkt, in ähnlicher Lage wie die reichen böhmischen Nachbarbecken von Teplitz und Eger. [* 31] Zwischen Oder und Weichsel liegen noch vereinzelt unbedeutendere Ablagerungen. Eine eigentümliche, der Steinkohle ähnliche Pechkohle tritt in den tertiären Ablagerungen am nördlichen Rande der Bayrischen Alpen von der Salzach bis zur Grenze von Vorarlberg aus. Die Hauptgewinnungspunkte liegen bei Au, Miesbach, Pensberg und Hohenpeißenberg.
Erdöl [* 32] (Petroleum) findet sich im Thale der Ill nahe bei Altkirch im Oberelsaß, ferner bei Pechelbronn, Lobsann und Sulz zwischen Hagenau [* 33] und Weißenburg [* 34] im Unterelsaß. Die letztern, zum Teil seit alter Zeit bekannten Vorkommen stehen gegenwärtig in guter Ausbeute. Gleichzeitig findet Asphaltgewinnung statt. Seit 1430 bekannt ist die unbedeutende St. Quirinus-Ölquelle bei Tegernsee in Oberbayern. Die Hoffnungen, welche von vielen Seiten auf das Vorkommen im nordwestlichen Deutschland [* 35] (im Hannöverschen, Braunschweigischen und Holsteinischen) gesetzt worden sind und welche Ende der 70er Jahre zu zahlreichen Unternehmungen bei Ösede (Ölheim) Reitling, Wieze, Steinförde und Verden [* 36] führten, haben sich wenig erfüllt. Die Betriebe sind entweder eingestellt oder fristen ein trauriges Dasein. Dagegen ist die Asphaltgewinnung bei Limmer unfern Hannover [* 37] und im Braunschweigischen noch ziemlich rege. Die deutsche Graphitgewinnung bleibt auf einen etwa 11 km langen Streifen im Gneisgebiet des Bayrischen Waldes (Landgericht Passau [* 38] und Wegscheid) beschränkt.
2) Salz. [* 39] Den größten Reichtum an Steinsalz birgt in Deutschland die Zechsteinformation. Eine große Reihe der wichtigsten natürlichen und künstlichen Solquellen wird aus Steinsalzlagern gespeist, welche dieser Formation angehören. Wurden früher schwache, natürliche Solen durch Gradierung angereichert, so haben die vervollkommten Bohrmethoden vielerorts die Möglichkeit gewährt, das die Sole speisende Salzlager zu ermitteln und damit entweder gesättigte Lösungen oder das Steinsalz selbst zu Tage zu fördern.
Die Zahl der nunmehr bekannten Salzlager im Zechstein ist so bedeutend, daß nur ein Teil derselben in Gewinnung steht. Von Staßfurt [* 40] aus, wo 1843 ein Salzlager von über 200 m Mächtigkeit erbohrt wurde, gelang es, die Verbreitung dieses mächtigen Lagers durch einen großen Teil der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt [* 41] zu verfolgen. Bei Sperenberg, 38 km südlich von Berlin, [* 42] wurde 1867 das nämliche Lager in 88,8 m Tiefe erreicht und ununterbrochen bis 1271,63 m Tiefe, ohne dort das Ende erreicht zu haben, verfolgt. 1871 und 1872 gelang die Auffindung eines bedeutenden Lagers zu Inowrazlaw und Wapno in Posen. [* 43]
Bereits 1868 war auch bei Segeberg in Holstein ein wohl einer jüngern Formation angehörendes Salzlager erbohrt worden. Während die Salzlager von Salzungen, Kissingen, [* 44] Allendorf a. W. dem Zechstein angehören, liegt das Salz der Salinen und Bergwerke von Erfurt, [* 45] Buffleben, Stotternheim in Thüringen und ebenso dasjenige fast aller süddeutschen Salinen in der Trias und zwar vorzugsweise im Muschelkalk. Ebendahin gehören die Vorkommen von Dürrheim in Baden, [* 46] Rottweil, [* 47] Bergfelden, Sulz und Heilbronn [* 48] am Neckar in Schwaben, endlich von Stetten in Hohenzollern. [* 49]
Auch an der Westseite der Vogesen liegen unfern Saaralben in zwei verschiedenen Horizonten Salzlager, welche sich nach Frankreich hinein erstrecken. Im Salzkammergut [* 50] des südlichen Bayern [* 51] tritt das triadische Salz in eigentümlicher Verwachsung mit dem Nebengestein (Haselgebirge) auf, so daß es in unterirdischen Weitungen aufgelöst und abgeklärt wird. Aus der westfälischen Kreideformation [* 52] treten bei Unna [* 53] (Königsborn), Lippstadt, [* 54] Salzkotten etc. Solquellen aus, deren Ursprung man nicht mit Sicherheit kennt. Von besonderer volkswirtschaftlicher Wichtigkeit ist das Vorkommen von Kali- und Magnesiasalzen in Verbindung mit den Steinsalzlagern von Staßfurt, Leopoldshall, Tiede, Aschersleben und Vienenburg. Ein Teil dieser sogen. Abraumsalze, namentlich Kainit und Carnallit, dienen der Landwirtschaft als Dungmittel; andre werden in den zahlreichen Fabriken der Staßfurter Gegend für chemische, pharmazeutische und photographische Zwecke verarbeitet.
3) Erze. Der Erzbergbau Deutschlands [* 55] tritt gegenwärtig gegen die Gewinnung von Kohlen und Salz erheblich zurück. Insbesondere ist die Gewinnung von Edelmetallen nur noch eine nebensächliche und beschränkte. Die ganze jährliche Ausbeute an Gold [* 56] (zum Teil vom Rammelsberg bei Goslar) [* 57] beträgt ca. 460 kg. Auch die Silbergewinnung [* 58] ist zurückgegangen, seit die reichen Silbererzgänge bei Freiberg [* 59] i. S. und Andreasberg i. Hannov. nahezu erschöpft sind. Die Kupfererze des Mansfeldischen und viele Bleierze des rheinischen Schiefergebirges sowie Schlesiens weisen jedoch einen geringen Silbergehalt auf, welcher beim Verhütten gewonnen wird.
Auch die inländische Kupfererzeugung vermag nicht entfernt den Bedarf zu decken. Die der Zechsteinformation angehörenden Kupferschiefer des Mansfeldischen ergeben infolge der sorgsamen und geschickten Verarbeitung trotz ihrer Armut (nur 2-3 Proz. Kupfer [* 60] in einer 5-18 cm starken Schicht) gegenwärtig noch 14,000 Ton. Kupfer und Kupferstein im Jahre. Während früher am gesamten Harzrand, am Thüringer Waldrand, längs des Kyffhäuser, des Riechelsdorfer- und Werragebirges in Hessen, [* 61] des Spessart etc. der Kupferschiefer gegraben wurde, beschränkt sich die Gewinnung jetzt auf die von Wasserzuflüssen hart bedrängte Mansfelder Mulde und die Gegend von Bieber bei Gelnhausen. [* 62]
Auch die unmittelbare Unterlage der Zechsteinformation enthält auf Spalten (Rücken) konzentriert bei Saalfeld [* 63] in Th., Riechelsdorf in Hessen und Stadtberge in Westfalen [* 64] Kupfererze, die an erstern Orten mit Nickel- und Kobalterzen vergesellschaftet sind. Kleinere Kupfererzpartien sind auch auf den Eisen- und Bleierzgruben der Aachener Gegend, des Siegerlandes und des Lahnthals bekannt. Der Erzstock des Rammelsbergs bei Goslar liefert neben vielen andern zum Teil seltenen Erzen hauptsächlich Kupfer und Blei. [* 65]
Nicht unbedeutend ist die Gewinnung von Blei- und Zinkerzen, die vielfach vergesellschaftet vorkommen. Wichtige Bleierzgänge treten im rheinischen Schiefergebirge, im Bergischen bis ins Siegerland und vor allem im Nassauischen (Gegend von Ems, [* 66] Laurenburg, Holzappel etc.) auf. Auch die Gegend von Aachen [* 67] und Stolberg [* 68] weist reiche Gänge im Kulm auf. Der gleichen Formation gehören die reichen Gänge des Klausthaler Reviers im Oberharz an, während der einst bedeutende Bergbau [* 69] des Unterharzes fast erloschen ist. Ein sehr reiches und ausgedehntes Lager kleiner knotenförmiger Bleierze findet sich im Buntsandstein bei Kommern und Mechernich in der Eifel. Die reichen Lager von Tarnowitz [* 70] etc. bei Beuthen i. Oberschles. ¶