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»Frankenstein«, der aus dem »Homunculus« hervorgegangen, von Lucy Maddox Rossetti. Damit ist das »Life of Mary Wollstonecraft Shelley« von Frau Julian Marshall zusammenzustellen. Von Roden Noel haben wir ein sympathisches Buch: »Life of Lord Byron«, mit wertvoller Bibliographie von John Anderson. »De Quincey's life and writings, with unpublished letters« ist von A. H. Japp herausgegeben. Frau Roß, Tochter und Enkelin zweier berühmter Schriftstellerinnen, der Lady Duff Gordon und Frau Sarah Austin, die sich viel mit Einführung deutscher Litteratur beschäftigt haben, veröffentlichte »Early days recalled«, worin Guizot, Carlyle, Thackeray, Rogers, Grote, Layard u. a. vorgeführt werden.
Sehr anziehend ist der erste Band [* 2] des »Journal of Sir Walter Scott«, welches bereits Lockhart in seiner bekannten Lebensgeschichte des großen Dichters benutzt, und das nun von Douglas vollständig herausgegeben wird. Von John Addington Symonds sind »Essays, speculative and suggestive« zu verzeichnen, von W. Englische [* 3] Henley: »Views and reviews in appreciation«. Mit Italien [* 4] hat sich William Vernon beschäftigt in »Readings on the Purgatorio of Dante«, mit Indien Georg Grierson durch das sehr eingehende Werk: »The modern vernacular literature of Hindustan«. Während Garcin de Tassy, der ein langes Leben mit Entzifferung von verworrenen Handschriften und Vorlesungen über Urdu und Hindi verbrachte, nur 70 hindische Schriftsteller aufzählen konnte, hat Grierson das Dasein von nahezu 1000 entdeckt, und diese Zahl begreift noch nicht die große Masse von Liedern und Balladen, die im Volke umgehen, und deren Verfasser unbekannt sind.
Biographie.
Viele der nachfolgend verzeichneten Bücher sind als Teile der oben erwähnten Sammelwerke erschienen. Nur wenige gehen bis zum 17. Jahrhundert zurück, und sie werden zahlreicher in dem Maße, als wir unsern Tagen nahen. Fräul. Bradley beschäftigt sich mit einem bedauernswerten Opfer der herzlosen Familienpolitik Jakobs I., in dem »Life of Lady Arabella Stuart«, in welchem sie bisher ungedruckte Urkunden zu Tage fördert. Reginald Palgrave erörtert von neuem eine Streitfrage, die abgethan schien, in »Oliver Cromwell, an appreciation based on contemporary evidence«.
Vom königfreundlichen Standpunkt aus tritt er der wesentlich günstigen Auffassung entgegen, welche durch Carlyle die frühere Verketzerung des großen Staatsmannes abgelöst hat. Dagegen bringt F. Harrison in »Twelve eminent statesmen« ein Leben Cromwells, voll des Lobes. Richard Garnetts »Milton« schließt sich seinem Carlyle und Emerson würdig an. In das 18. Jahrh. treten wir ein mit »Locke« von Professor Fraser, »Peterborough« von William Stebbing, »Lord Clive« von Oberst Wilson, »Dupleix« von Oberst Malleson, der auch einen »Akbar« herausgibt, »Warren Hastings« von Sir Alfred Lyall, einem hochverdienten englischen Staatsmann. Hierher gehören auch die von dem nunmehr verstorbenen Lord Carnarvon veröffentlichten Briefe Chesterfields: »Letters to his god-son and successor«, die sich den schon seit dem vorigen Jahrhundert bekannten, einst übermäßig bewunderten wie übermäßig verlachten Briefen an seinen Sohn anschließen;
diese neue Briefsammlung stellt den Verfasser jedenfalls in ein günstigeres Licht; [* 5]
sie gehören einem spätern Lebensalter an.
Wir nähern uns unsern Tagen mit einem merkwürdigen Buche, welches eine bisher ganz unbekannte, lange Jahre dauernde Episode aus dem Leben Wellingtons vorführt: »The letters of the Duke of Wellington to Miss J., 1834/51«. Diese sehr religiös gestimmte Frau hatte sich vorgenommen, die Seele des bereits nicht mehr jungen Soldaten und Staatsmannes zu retten, und drängte sich ihm zu diesem Zwecke auf, indem sie ihm eine zarte Ergebenheit an den Tag legte, die von weiblicher Gefallsucht nicht frei war, und es ist sehr merkwürdig, mit wie großem Langmut der Herzog diese Herzensfreundin bis ganz kurz vor seinem Tode behandelte, da selbst Versuche, dem alten Herrn ein Eheversprechen abzugewinnen, der eifrigen Sorge um sein Seelenheil nicht ganz fremd blieben.
Briefe und Tagebuch sind von einem gewissen Herrick herausgegeben; die Urschriften scheint indessen niemand gesehen zu haben. Handelt es sich um eine Erfindung, was doch nicht behauptet wird, so ist sie höchst geschickt. Das »Life of the Marquis of Dalhousie«, Vizekönigs von Indien, ist von Hauptmann Trotter, das des Generals »Havelock« von Archibald Forbes behandelt, der wohl in seinen Kriegsberichten von 1870/71 und 1877/78 glücklicher war. In sehr eingehender Weise hat Spencer Walpole »The life of Lord John Russell« geschrieben; ihm stellte Königin Viktoria drei Manuskriptbände von Briefen zur Verfügung, welche der einst vielgefeierte Staatsmann an sie gerichtet.
Lloyd Sanders gab »Lord Melbourne's papers« heraus, dessen Leben auch von Henry Dunckley geschrieben wurde, einem Schriftsteller, der häufig unter dem Namen Verax vor das Publikum getreten ist. Von andern britischen Premierministern sind Lebensschilderungen erschienen: »Beaconsfield« von dem alten J. A. ^[James Anthony] Froude (während der viel jüngere Lord Rowton, dem der sterbende Staatsmann seine Papiere anvertraut hat, mit seiner Arbeit zurückhält);
»Palmerston« vom Marquis von Lorne, dem Schwiegersohn der Königin;
»Sir Robert Peel« von dem irischen Agitator Justin Mac Carthy;
»Gladstone« von G. W. Englische Russell. Diese letzten fünf Bücher bilden den Anfang einer Folge, in welcher noch Russell, Aberdeen, [* 6] Salisbury und Derby demnächst erscheinen werden. Des letztern (Vater des jetzigen Lord Derby) Leben ist auch von J. E. ^[richtig: T.
Englische für Thomas Edward] Kebbel geschrieben. Das Leben des Lord Althorpe wurde von dem auch auf andern Gebieten rührigen Ernest Myers dargestellt. Von ausländischen Staatsmännern wurde »Gambetta« von Frank Marzials vorgeführt.
Der 1886 verstorbene Mitgründer des englischen Genossenschaftswesens, Lloyd Jones, hat uns in »Robert Owen, his life, times and labours« ein merkwürdiges Zeitbild und mit der Feder eines Bewunderers das Leben eines für das Gemeinwohl begeisterten Mannes geschildert, der die Charakterzüge des Schwärmers mit denen des Geschäftsmannes zu verbinden wußte. »The diaries of Sir Moses and Lady Montefiore« zeigen uns ein freundliches Bild des 1885 verstorbenen jüdischen Philanthropen, der hochgeehrt das 100. Lebensjahr in unermüdlichem Wohlthun überschritt. In »Leaves of a life« erzählt Montagu Williams, erst Soldat, dann sehr rühriger Rechtsanwalt, endlich Richter, seine eigne Laufbahn, mit vielen interessanten Mitteilungen aus der Verbrecherwelt.
Moncure Conway, ein Amerikaner, der den größten Teil seines thätigen Lebens in England verbracht hat, gibt uns in »Hawthorne« das Bild eines Landsmannes, das günstiger für den Schilderer als ¶
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den Geschilderten ausfällt und die vorausgegangenen Biographien desselben von Henry James und dem Sohne Julian vollkommen ersetzen durfte. Wemyß Reid bringt »The life, letters and friendships of Monkton Milnes, Lord Houghton«, der, selbst ein Dichter, den persönlichen Umgang und die Hochschätzung vieler ihm Überlegener genoß. - Das große »Dictionary of National Biography« ist bis zum 24. Bande (Ha) gelangt.
Staats- und Kulturgeschichte.
In erster Linie stehe hier die Vollendung eines monumentalen Werkes. Mit dem siebenten und achten Bande hat William Edward Lecky die »History of England in the XVIII. century« zu Ende gebracht; die ersten Bände waren 1878 erschienen. Lecky ist auch durch Übersetzungen seiner frühern Werke, die Geschichte des Rationalismus, die Geschichte der Moral von Augustus bis Karl d. Gr., in Deutschland [* 8] wohl bekannt. Beim Schluß des oben genannten Buches stehen die irischen Angelegenheiten im Vordergrund.
Lecky ist Ire und hat bei frühern Gelegenheiten ein warmes Herz für die Leiden [* 9] Irlands bewiesen. Aber als Gladstone vor vier Jahren zu Parnell überlief, wandte sich Lecky als irischer Patriot mit Entrüstung von den vorgeschlagenen Heilmitteln ab. »Kein größeres Übel«, sagt er, »kann über eine Nation hereinbrechen, als daß sie hauptsächlich durch Verschwörer, Abenteurer oder berufsmäßige Wühler vertreten und geleitet wird, und keine schärfere Verurteilung kann über ein politisches System ausgesprochen werden, als daß es naturgemäß zu einem solchen Ergebnis führt.«
Hier schließt sich an: »Ireland under the Tudors« von R. Bagwell, das mit dem dritten Bande noch nicht beendet ist; seine große Sorgfalt in den Einzelheiten wäre vielleicht doch mit größerer Freiheit des Umblicks zu vereinen gewesen, wie sie Gibbon verstand. Man ist in Gefahr, durch das Detail erdrückt zu werden. Hierher gehören ferner: »With Essex in Ireland«, Auszüge aus einem Tagebuch, welches 1599 Heinrich Harvey, Sekretär [* 10] des Grafen Essex, geführt hat, und das jetzt mit Einleitung von seinem Abkömmling Emily Lawleß herausgegeben wurde;
»Church and State under the Tudors« von Gilbert Child, eine fleißige Arbeit, und »The Stuart dynasty« von Percy M. Thornton.
Für das letztere, reich ausgestattete Werk hat Königin Viktoria die Benutzung von Dokumenten gestattet, welche in ihrem Besitz auf Schloß Windsor sind, und es wird vermutet, daß das Buch in wichtigen Punkten die Ansicht der Königin ausspreche. Die Frage über das Maß der Schuld Maria Stuarts wird nochmals hervorgezogen, und der Verfasser neigt sich zur Ansicht, daß wenigstens an dem Morde Darnleys die schöne schottische Königin unschuldig sei. Die alten »Casket letters«, auf deren belastendes Zeugnis von den Gegnern Gewicht gelegt wird, wurden in den Gerichtsverhandlungen als eigenhändig und unterzeichnet eingeführt, aber sie sind es nicht.
Sie waren ein Jahr lang in der Hut [* 11] Mortons, des Feindes der Königin, geblieben und wurden den Kommissaren in York in schottischer Sprache [* 12] und in Westminster auf Französisch vorgelegt. Seitdem sind die Urschriften verschwunden. Es wird hier auch angenommen, daß einige echte Briefe, die aber an Darnley, nicht an Bothwell gerichtet waren, den gefälschten in dem Kistchen beigefügt worden. Eine weitere hochwichtige Sammlung von Dokumenten aus dieser Zeit zeigt sich in dem »Calendar of State papers etc., relating to English affairs, in the archives of Venice«, von 1558 bis 1580, von Rowden Brown und Cavendish Bentinck im Auftrag der englischen Regierung herausgegeben.
Wie bedeutend zu allen Zeiten die Mitteilungen der scharfsichtigen Diplomaten Venedigs gewesen und wie wichtig für die Geschichtschreibung ihre Berichte sind, ist allgemein bekannt. Hier aber ist zu bemerken, daß während der angegebenen Periode und bis zum Ende von Elisabeths Regierung die Republik keine Gesandten am Hofe der ketzerischen Königin hielt, aber um so eifriger waren ihre Vertreter in Paris, [* 13] Madrid, [* 14] Brüssel [* 15] und Wien [* 16] bemüht, sich auf Privatwegen Mitteilungen über England zu verschaffen, welche hier zu finden sind; vieles von hohem Interesse erscheint über Elisabeth, Maria Stuart, Katharina von Medici, Philipp II., Don Karlos, die spanische Königin Elisabeth und jenen Chastelard, der Maria Stuart geliebt, und dem Swinburne in seiner gleichnamigen (1865 erschienenen) Tragödie einen höhern Charakter verliehen, als die Dokumente ausweisen.
Bemerkenswert ist noch, daß aus den venezianischen Archiven für diese Periode die sämtlichen Depeschen aus Frankreich vom bis verschwunden sind, welcher Zeitraum die Bluthochzeit einschließt. Eine andre Reihe von Regierungsmitteilungen aus den Archiven spricht über Heinrich VIII.; der letzt erschienene Band gibt uns den Aufstand Askes in Nordengland, die sogen. Pilgrimage of Grace, und die 1537 erfolgte Unterdrückung der Bewegung. Der Historiker Gardiner (s. d., Bd. 17) hat als Nachtrag zu seinem großen Werke herausgegeben: »The constitutional documents of the Puritan revolution, 1628-60«. Ins Mittelalter gehen zurück: »The house of Wallace« von A. Rogers und die »Chronicles of Robert of Forigni, abbot of the monastery of St. Michel in peril of the sea« von Richard Howlett, im Auftrag der englischen Regierung herausgegeben, indem es einen Band der »Chronicles of the reigns of Stephen, Henry II. and Richard I.« bildet.
Dies wichtige Geschichtswerk hat schon früher einen deutschen Bearbeiter in Dr. Bethmann gefunden, auch einen französischen in Delisle, der neue Herausgeber benutzt indes mehrere Handschriften (auch eine des Vatikans), welche bei den frühern unbeachtet geblieben waren. Der mönchische Geschichtschreiber hatte für seine Abtei allerlei Vorteile von König Heinrich II. erhalten, und er zeigt sich nicht undenkbar. Über unangenehme Dinge weiß er gar zart hinwegzugehen; Unwahres sagt er nicht, aber die volle Wahrheit weiß er zu verschweigen, und des schrecklichen Mordes des Erzbischofs Thomas a Beckett gedenkt er nur mit den Worten: »ruit ense Thomas«.
Weiter zurück liegen die »Sancta Res publica Romana; history of Rome and Italy from the division of the Roman world to the breaking up of Charlemagne's empire« von Richard Wrightson, und in Parallele [* 17] hiermit das geistreiche Buch von J. B. ^[John Bagnell] Bury: »History of the later empire, from Arcadius to Irene, 395-800«, zu welchem Frau Bury einen Beitrag über byzantinische Kunst geliefert hat. In den Osten und die mohammedanische Welt führen uns: »Palestina under the Moslems: Syria and the Holy Land from 650 to 1500«, ein klares, sorgfältig gearbeitetes Werk, welches Guy le Strange aus den Werken arabischer Schriftsteller des Mittelalters kompiliert hat;
Stanley Lane-Pooles »The Barbary corsairs«, welches sich dessen »Turkey« und »The Moors in Spain« anschließt;
W. D. Morrisons »The Jews under the Roman rule« und John Andersons »Early English intercourse with Siam in the 17. century«. ¶