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»Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik sowie der Methode des grammatischen Unterrichts in der Volksschule«. Auch erschien von ihm eine Geschichte seiner Vaterstadt (Landsb. 1857).
Seite 18.258 Jahres-Supplement 1890-1891
»Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik sowie der Methode des grammatischen Unterrichts in der Volksschule«. Auch erschien von ihm eine Geschichte seiner Vaterstadt (Landsb. 1857).
S. (Pseudonym für Eduard Schön), Männergesangskomponist, geb. zu Engelsberg in Österreichisch-Schlesien, empfing seine musikalische Ausbildung durch seinen Vater und durch Selbststudium, blieb auch in seiner Stellung als Ministerialrat in Wien [* 2] der Tonkunst treu und schuf eine Reihe viel gesungener Männerchöre, von denen die bekanntern sind: »Meine Muttersprache«, »So weit«, »Waldesweise«, »Heini von Steier«, »Ballszenen«, »Narrenquadrille«. Engelsberg starb in Deutsch-Jaßnik.
[* 3] Litteratur 1889-90. Die schon in unserm vorigen Bericht erwähnten biographischen und andern Sammelwerke wurden auch im letzten Jahre fortgeführt und durch neuere Unternehmungen dieser Art vermehrt (»English statesmen«, »The story of the nations series«, »Philosophical classics for English readers«, »The Mermaid series of Elizabethan dramatists«, »The foreign favourite series«, »The Saga library«, »The statesmen series«, »Rulers of India« u. a.). Die Zeitschriften weisen außerordentliche Verbreitung auf; die neubegründete »Review of Reviews«, teilweise von geborgtem Material lebend, ein Wunder an Fülle des Stoffes und Wohlfeilheit des Preises, gehört in den Händen des rührigen William Stead einem stark religiös gefärbten Radikalismus an, der an das Puritanertum erinnert, dabei aber kunstliebend ist. Der kürzlich zum Katholizismus übergetretene Verlagsbuchhändler Kegan Paul, längst auch als Schriftsteller vorteilhaft bekannt, begründete die »Paternoster Review«, in welcher auf wissenschaftlichem wie schönwissenschaftlichem Wege der Einfluß des päpstlichen Rom [* 4] den Übeln der Zeit entgegenwirkt soll.
Des greisen Robert Brownings letztes Buch: »Asolando«, ging seinem Tode nur wenige Tage voraus. Asolo ist der Name eines freundlichen Städtchens in den Friauler Alpen, [* 5] das einst ein Lieblingsaufenthalt der Katharina Cornaro war, welche dort einen litterarisch glänzenden Hof [* 6] hielt. Es war auch zu verschiedenen Zeiten ein Lieblingsaufenthalt Brownings, der so gern die Nebel Englands mit der Sonne [* 7] des italischen Himmels vertauschte (asolare heißt im Italienischen auch »atmen, frische Luft schöpfen«).
Und so waren diese Verse gleichsam die letzten Atemzüge des Dichters, der am in Venedig [* 8] starb. Wie die frühern Gedichtsammlungen Brownings, enthält auch dieser Band [* 9] neben anmutigen und kräftigen Stücken Dunkles und Groteskes. Die alten Verehrer bleiben treu, neue werden kaum angezogen, der Masse des englischen Volkes bleibt Browning nach wie vor fremd. Doch haben jene ihm die Ehre der Bestattung in der Westminsterabtei verschafft. Auch fährt die Browning-Gesellschaft fort, unter F. Furnivalls Leitung die Wertschätzung und das Verständnis des Dichters zu fördern; so veranstaltete sie eine Neuausgabe von Brownings »Life of Strafford«, der 1836 verfaßten Vor- oder Nebenarbeit seines Dramas »Strafford«, die aber bisher dem Historiker John Forster zugeschrieben wurde.
Der greise Tennyson hat auch in diesem Jahre wieder einen Band Verse dargeboten: »Demeter, [* 10] and other poems«, worin er teilweise, wie im Vorjahr, sich mit Altklassischem beschäftigt, teilweise seiner alten Neigung für den nordenglischen Dialekt und dessen Vertreter folgt. Stellenweise schlägt er hier auch, wie in dem im Vorjahr erschienenen »Sixty years after«, stark pessimistische Töne an. Noch hat Tennyson die Gabe der wohltönenden, einschmeichelnden Verse nicht verloren; aber es ist nicht zu bezweifeln, daß er nicht mehr wie früher die Lesewelt zu begeistern vermag.
Trübe Lebensauffassung stellt sich auch in Alfred Austins großem Gedicht »The human tragedy« dar. Es ist langsam und mit allmählichen Fortsetzungen und Erweiterungen, dem Goetheschen »Faust« ähnlich, aus dem ersten Entwurf herausgewachsen, der 1862 in nur zwei Gesängen erschienen war. Es folgten als scheinbar selbständige Stücke: »Madonna's Child« und späterhin »Rome or Death«, in welchem die italienischen Ereignisse der Neuzeit spielen. Das Ganze, zuerst 1876 in einem Bande herausgegeben, erscheint gegenwärtig neubearbeitet und trotz des Zugewachsenen beträchtlich gekürzt.
Weniger herb, aber oft ernst-schön zeigt sich Austins Muse in dem Bande »Love's Widowhood and other poems«. In eine ferne Welt führen uns Sir Alfred Lyalls »Verses written in India«, in die Welt der Eingebornen sowie der Anglo-Indier. Fräulein Mathilde Blind, deutscher Abkunft, die sich längst durch ernste Arbeiten einen geachteten Namen errungen, fand mit ihren Gedichten »The Ascent of man and other poems« beifällige Aufnahme. Algernon Swinburne hat durch eine wider das Zarentum gerichtete Ode den Ingrimm der irischen Agitatoren hervorgerufen, weil er ein Gegner des sogen. Home Rule ist, während jene, die Franzosen nachahmend, die Gunst der Russen für ihre Zwecke zu erreichen streben.
Wilfrid Blunt, der Asien [* 11] bereist und in Ägypten [* 12] eine Rolle gespielt hat, zog sich durch thätliche Einmischung in einen irischen Spektakel, den die Agitatoren in Szene gesetzt, einige Monate Gefängnis zu, aus dem er einen Sonettenkranz: »In Vinculis«, hervorgehen ließ, dem auch Gegner Beifall zollten. Baring-Gould gab mit Fleetwood Sheppard »Songs of the West« heraus, worunter nur Westengland zu verstehen ist. Catherine Furley Smith hat in »Treble Chords« einen vielversprechenden Erstlingsband veröffentlicht, A. L. Stevenson einen satirischen Band in Versen: »Raimond«, in dem er Byrons »Don Juan« nachahmt.
Edmund Gosse gab unter dem Titel: »On viol and flute« eine Auswahl seiner früher veröffentlichten Gedichte, die sehr günstig aufgenommen wurde;
ebenso Gerald Massey mit Beifügung von vielem Neuen: »My lyrical life«, ein Leben, das in frühern Jahren größere Aufmerksamkeit erregt hatte.
Aus dem Nachlaß des am verstorbenen Dichters Charles Mackay, der sich gleichfalls einst eines berühmten Namens erfreut hatte, und von dem manche Lieder noch populär blieben, nachdem das Publikum schon lange des armen Dichters vergessen hatte, gab dessen Sohn »Gossamer and snowdrift« heraus. Noch mehr hatte sich Martin Tupper (gest. überlebt, dessen »Proverbial Philosophy« vor einem Vierteljahrhundert wirklich für Poesie angesehen wurde. Aber zwei wahre Dichter schieden in William Allingham (gest.
dem Verfasser von »Day and night songs«, »Lawrence Bloomfield«, »Songs, ballads and stories« etc., und in Charles Grant, der im Juli 1889 zu Graz in [* 13] Steiermark [* 14] ein unruhiges Leben endete. Seine »Studies in verse« enthalten viel des Zarten und Kräftigen, seine Dramen »The charm and the curse«, deren Stoff er der Edda entnahm, sind mit Recht andern, aus derselben Quelle [* 15] stammenden ¶
Schöpfungen an die Seite zu setzen. Auf kritischem Gebiet (in den »Preußischen Jahrbüchern«, der »Contemporary Review« und »Saturday Review«) ein Vermittler zwischen England und Deutschland, [* 17] dann auch mit Italien, [* 18] hatte er in diesen beiden Ländern den größern Teil seines Lebens zugebracht. Seine letzte Arbeit erschien in der »Weser-Zeitung«.
Von Shakespeare abgesehen, versorgt sich die englische Bühne der Gegenwart zum großen Teil mit Stücken, die aus dem Französischen herübergenommen und im Anpassungsprozeß auch gewöhnlich etwas gesäubert sind, mit Dramatisierung bekannter Romane und mit litterarisch recht wertlosen Spektakelstücken. Doch gelingt bisweilen ein Original-Lustspiel, seltener ein ernstes Drama. Von den besonders hervorragenden Versorgern der Bühne sei zunächst Henry Arthur Jones genannt, der in diesem Jahre zwei Erfolge hatte, mit dem »Middleman«, der an die Arbeiterbewegung anknüpft, und mit »Judah«, in dem die moderne Wundersucht, die Hungerexperimente und die religiöse Schwärmerei gewisser Klassen von Dissidenten behandelt werden, gegen welch letztere der Verfasser schon früher zu Felde gezogen.
Arthur Pinero wagt sich nicht an so heikle Stoffe, doch zeigen seine neuen Stücke: »Sweet Lavender« und »The Profligate«, Bühnengewandheit und errangen Massenerfolg. Justin Huntly Mac Carthy, mit größerer litterarischer Bedeutung, lieferte leichte Stücke, Robert Buchanan, bekannt als Bühnenbearbeiter alter Romane, erntete diesmal mit einem eignen Stoff: »That Doctor Cupid«, vielen Erfolg. Größern Anspruch auf Beachtung hat das Drama »Beau Austin«, das R. L. Stevenson in Gemeinschaft mit W. Englische Henley brachte. Im Singspiel hatten Gilbert und Sullivan, die Verfasser des »Mikado«, einen neuen Erfolg mit »The Gondoliers«. Ibsens »Nora« und »Die Stützen der Gesellschaft« ließen das Publikum ziemlich kalt, noch weniger erbaut war es von Buchanans Bearbeitung Dostojewskis. Die Aufführung eines Dramas über Mohammed, von Hall [* 19] Caine, das Irving mit Glanz inszenieren wollte, wurde durch den Einfluß indischer Mohammedaner verhindert.
Unter den Buchdramen nimmt Richard Garnetts »Iphigenia in Delphi« durch Entwurf und poetische Diktion die erste Stelle ein. Dem Stücke sind metrische Übersetzungen aus verschiedenen klassischen Autoren angehängt. Ein neuer Schriftsteller, James Thornely, trat mit dem historischen Schauspiel »Stanley« hervor. Seine Hoffnung, das geschickt angelegte Stück auch auf die Bühne zu bringen, erfüllte sich bisher nicht. Der Held desselben ist der siebente Graf von Derby, einer der treuesten und unglücklichsten Führer der königlichen Truppen im englischen Bürgerkrieg.
Ein andres Erstlingswerk ist Fräulein Alice Sargants »Endymion's Dream«, in welchem sie, nach Boccacio, Chaucer und Dryden, die Geschichte von Palamon und Arcite dramatisiert. Viele schöne, wirklich poetisch-gefühlte Stellen in dem Stücke, das an die Masken [* 20] des 17. Jahrh. erinnert, berechtigen zu weitern Hoffnungen für die junge Dichterin. Roden Noels »Modern Faust« sei nur erwähnt, um den nimmer vergehenden Reiz des alten Vorwurfs anzudeuten.
Der kaum übersehbare Stoff auf dem Gebiet des Romans legt unsrer Übersicht Beschränkungen auf, wenn dabei auch eins und das andre beiseite gelegt wird, ohne daß es eben zum Unkraut gehörte. In dem Vaterlande Defoes hat sich keine Veranlassung gefunden, mit Erfolg den modischen sogen. Realismus zu predigen. Zolas und seiner Anhänger Evangelium des Schmutzes hat nie durchgreifend auf die englische Litteratur eingewirkt, und seit der Reiz der Neuheit davon abgestreift, wendet man sich mehr und mehr davon ab. Was die Form betrifft, so hat man angefangen, nach dem Vorgang der Franzosen, Deutschen und Amerikaner, mehr die Novelle zu pflegen, und die Monatsschriften leisten dieser Begünstigung der »short story« kräftig Vorschub.
Von den anerkannten Meistern des Romans ist in diesem Jahre William Collins geschieden (gest. in
London).
[* 21] Er war lange Jahre ein Liebling desjenigen Teils des Publikums, der am Sensation
ellen Wohlgefallen hat. Aber auch
eine junge vielversprechende Kraft
[* 22] verließ uns in Fräulein Amy Levy; mit ihrem Buche »Reuben Sachs«, aus der Judenwelt, schien
ein heller Stern am Litteraturhimmel aufzugehen.
Die meisten der alten Leiter haben uns Neues geliefert. James Payn: »The word and the will« und »The burnt million«, in dem letztern Buche ebenfalls stark die Judenwelt streifend und mit altbewährtem Talent der Erzählung und des Dialogs starke Schlagschatten der Sensation verbindend. Walter Besant: »The hell of St. Paul's«, geschichtlich, und eine Fortsetzung von Ibsens »Nora«, hochtragisch schließend: »The doll's house - and after«. William Black: »The new prince Fortunatus«, mit schottischer Szenerie, Liebhabertheater und Dilettanten verspottend, und »The penance of John Logan«. Robert Louis Stevenson: »The Master of Ballantrae«, eine Geschichte aus der Jakobitenzeit, in Schottland spielend, von vielen für das beste Buch des begabten Verfassers gehalten. R. D. Blackmore: »Kit and Kitty, a story of West Middlesex« und »Springhaven«, um 1805 spielend, wo England durch eine Landung Napoleons bedroht war, ein äußerst lebendiges Buch, von vielen seinem berühmten »Lorna Doone« an die Seite gestellt. Rider Haggard: »Cleopatra«, phantasievoll und farbenprächtig, aber durch das Ausspinnen der Rachepläne ermüdend, und »Beatrice«, aus dem modernen Leben, nicht immer erbaulich. Christie Murray: »John Vele's guardian«, eine liebenswürdige Geschichte aus dem englischen Landleben, von denen er bereits in »Aunt Rachel« ein reizendes Beispiel gegeben, und in Gemeinsamkeit mit H. Herman: »The Bishop's Bible«, »Wild Darrel« und »A dangerous cat's paw«. Marion Crawford: »Witch of Prague« (unvollendet),
den Hypnotismus ausbeutend, und das sehr günstig aufgenommene: »A cigarette-maker's romance«, das in München [* 23] spielt.
Von Schriftstellerinnen mit feststehendem Ruf traten mit neuen Romanen auf: Frances Eleanor Trollope mit »Madame Leroux«;
F. Mabel Robinson mit »A woman of the world«;
Bertha Thomas mit »The house on the scar«, einer Geschichte aus Devonshire;
Annie Edwardes mit »Pearl-powder«;
Rhoda Broughton mit »Aias«, Frau Alexander mit »Blind fate« und Frau Oliphant mit »The mystery of Blencarrow«, »The Duke's daughter«, »Neighbours on the green«, »Lady Car« und »A poor gentleman«.
Die außerordentliche Fruchtbarkeit der Letztgenannten erscheint bei der allgemeinen Güte ihrer Werke rätselhaft. Dies kann nicht von den drei Schriftstellerinnen gesagt werden, welche wir zunächst nennen: Florence Marryat mit »Brave heart and true« und ¶