probeweise zur Verwendung kamen, sind sie wieder durch
Kabel ersetzt worden. Es ist schwierig, die Zementkanäle wasserdicht
zu verschließen, sodann werden sie nur zu häufig durch
Grundwasser
[* 2] überflutet, wobei die gegeneinander isolierten Leitungen
in leitende
Verbindungen gebracht werden, drittens lassen sich die
Kanäle nicht unter den Fahrdamm verlegen, da sie
eine größere Belastung nicht vertragen; wollte man sie jedoch stärker bauen, so würden sie bei weitem teurer werden als
Kabel, es sei denn, daß
man in jeden
Kanal
[* 3] eine große Anzahl von Leitungen legte; endlich aber ist die Isolation für
Ströme
von hoher
Spannung kaum betriebssicher herzustellen. Man ist daher in der
Praxis vorläufig von diesem
System abgekommen.
[* 4]Post.Schon seit Anfang der 60er Jahre sind Bestrebungen gemacht worden,
Briefe und kleine Pakete auf elektrischem
Wege zu befördern. Bei allen hierher gehörigen
Versuchen (von H.
Cook, G.
Bonelli, H.
Militzer, M. Deprez,
WernerSiemens u. a.)
handelt es sich um eine Art kleiner elektrischer
Eisenbahn, die z. B. längs des
Dammes einer Dampfeisenbahn
entlang geführt werden soll. Bei dem letzten dieser
Versuche von Dolbear (1889) werden die
Briefe und Pakete von einem stählernen
Kasten aufgenommen, der mittels vorn und hinten angebrachter
Räder auf einer
Schiene läuft.
Gegen Umkippen
ist er dadurch gesichert, daß er mittels kleinerer
Räder an einer zweiten, über ihm angebrachten
Schiene geführt ist. Die Bahnstrecke ist in
Entfernungen von etwa der halben Kastenlänge mit Drahtspulen besetzt, durch welche
der
Wagen hindurchläuft. Die Fortbewegung des
Kastens erfolgt dadurch, daß jedesmal nur eine der
Spulen, und zwar immer diejenige,
in welche der
Kasten gerade hineinfahren will, in die elektrische Leitung eingeschaltet wird, so daß
die
Spule den
Kasten bis nahe zur Hälfte seiner
Längein sich kräftig hineinzieht, worauf die
Spule ausgeschaltet und die nächstfolgende,
welche der
Kasten mit seinem vordern Ende eben erreicht hat, eingeschaltet wird.
Die Schließung und
Unterbrechung desStromes wird in jeder einzelnen
Spule selbstthätig dadurch bewirkt,
daß ein in der
Spule angebrachter
Magnet von dem
Wagen, der selbst ebenfalls magnetisiert ist, in solcher
Weise beeinflußt
wird, daß er einen
Kontakt herstellt, bez. wieder auslöst.
Um denKasten an der Endstation zum Stillstand zu bringen, richtet
man an der letzten
Spule den Ausschalter
[* 5] so ein, daß der
Strom in der
Spule noch wirksam bleibt, wenn der
Kasten bis zur Mitte
seiner
Länge hineingefahren ist. Die
Spule wirkt dann verzögernd auf den
Kasten und bringt ihn in kurzer Zeit zum Stillstand.
Der Stromverbrauch bei dieser elektrischenPost soll gering sein, da zur Fortbewegung des
Kastens, wenn
er erst einmal die erforderliche
Geschwindigkeit erlangt hat, ein sehr schwacher
Strom genügt.
[* 6]Kurzschluß. Das Bestreben der positiven und negativen
Elektrizität,
[* 7] sich miteinander auszugleichen, ist
je nach der
Menge der beiden angehäuften
Elektrizitäten oder, wie man sich ausdrückt, je nach der Spannungsdifferenz
oder kurz
Spannung, ein größeres oder geringeres. In der
Elektrotechnik benutzt man diese Ausgleichsbestrebung in der
Weise,
daß man die
Elektrizitäten sich durch dazwischengeschaltete
Apparate
(Lampen,
[* 8]
Motore) ausgleichen läßt, so daß man die
Elektrizität
zwingt, irgend eine gewünschte
Arbeit
(Licht,
[* 9]
Kraft)
[* 10] zu verrichten. Es kann nun aber durch einen Unfall
vorkommen, daß die beiden Leitungen der
Elektrizität durch irgend etwas andres metallisch miteinander verbunden werden;
diese
Verbindung kann ferner so gut leitend sein, daß der unerwünschte
Ausgleich vorwiegend durch sie, anstatt durch die
Lampen etc. erfolgt, so daß also die
Lampen etc. aufhören zu funktionieren. Eine solcheVerbindung hat
dann, wie man sich ausdrückt, die Leitungen kurzgeschlossen.
[* 4]Sicherungen,Vorrichtungen, welche
elektrische Leitungen stromlos machen, falls sie durch irgend einen Unfall
(Kurzschluß) mehr
Strom führen, als sie nach Maßgabe ihres
Querschnitts aushalten können; sie haben den
Zweck, die Leitungen
vor dem Glühendwerden zu bewahren, eine Feuersgefahr für das Gebäude auszuschließen. Die
Sicherungen
bestehen aus kleinen
Stücken eines leicht schmelzbaren Metalls, welche in die einzelnen Zweigleitungen eingefügt und in
ihren Größenverhältnissen so bemessen sind, daß sie bei einer Stromstärke schmelzen, welche die Leitungen übermäßig
erhitzen würde; sie verursachen also beim
Schmelzen eine
Unterbrechung der Leitungen. Durch Einschalten solcherSicherungen
in jedem einzelnen
Zweige einer
Anlage ist jeder
Zweig für sich geschützt; tritt in irgend einem
Zweige eine
Störung dieser
Art auf
(Kurzschluß), so wird nur dieser
Zweig ausgeschaltet, während die andern nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Als
Material für
Sicherungen werden meist Bleistreifen verwendet, welche in den verschiedensten Gehäusen
(Porzellandosen etc.) untergebracht sind.
[* 11]Licht, für militärische
Zwecke. Soviel bekannt, wurde für Kriegszwecke zuerst im
Oktober 1855 bei der
Beschießung der taurischen
Festung
[* 12]
Kinburn von der französischenFlotte e. L. verwendet, um die nächtliche Wiederherstellung
der am
Tage beschossenen Festungswerke zu verhindern. Die
Franzosen bedienten sich seiner wieder bei den
Belagerungen von
Paris
[* 13] und
Belfort
[* 14] 1870/71. Auf dem
Montmartre und in
Double Couronne vor
St.-Denis waren Scheinwerfer aufgestellt,
aber das
elektrische Licht wurde noch von großen galvanischen
Batterien erzeugt.
Der Erfolg war zwar gering, teils wegen Unvollkommenheit der
Beleuchtungsapparate,
[* 15] teils wegen Vorsicht der deutschen
Truppen,
die sich beim Erscheinen des Lichtbündels auf die
Erde oder hinter
Deckungen legten und ruhig verharrten,
bis das
Licht fortging, aber man hatte doch die Überzeugung gewonnen, daßelektrisches Licht mit verbesserten
Apparaten für Kriegszwecke
von Nutzen sein könnte. 1873 waren denn auch auf der
WienerAusstellung von
Siemens u.
Halske in
Berlin
[* 16] und
Sautter-Lemonnier in
ParisApparate von bedeutend gesteigerter Leistungsfähigkeit aufgestellt, welche nach weiterer
Entwickelung
von 1877 an in den
Kriegsmarinen wie in
Küstenbefestigungen Verwendung fanden, zunächst auf den
Panzerschiffen, um die nächtliche
Annäherung feindlicher
Torpedoboote, deren Einführung damals begonnen hatte, zu entdecken; aber diese
Apparate waren feststehend
oder doch nur sehr wenig für Ortswechsel geeignet, und für den
Festungskrieg forderte man die Fahrbarkeit.
Elektrisches Ventil -
* 21 Seite 18.248.
Sautter-Lemonnier wie
Siemens u.
Halske, später Schuckert in
Nürnberg
[* 17] und
Fein in
Stuttgart
[* 18] haben sodann in der Herstellung
fahrbarer
Apparate gewetteifert. Nachdem
Versuche mit Sautter-Lemonnierschen Festungsapparaten in
Deutschland
[* 19] nicht befriedigt
hatten, gelangten die von Schuckert zur Einführung. Sie bestehen aus zwei mit 2
Pferden bespannten
Wagen,
von denen der eine die
Dampfmaschine
[* 20] von 14
Pferdekräften zum Betrieb der Dynamomaschine, welche bei etwa 700
Umdrehungen in der
Minute eine Lichtstarke von 30,000 Normalkerzen entwickelt, trägt; auf dem andern
Wagen steht
¶
mehr
die elektrische Bogenlampe mit Scheinwerfer von 90 cm Öffnungsweite. Beide Wagen sind durch ein 100 m langes Leitungskabel
verbunden. Man erzielt eine genügende Erleuchtung bis auf etwa 4 km und wird hier ein Streifen von 50-60 m belichtet. Durch
Einschieben eines Zerstreuers (konvexe Cylinderlinsen) kann eine 8-10malige Verbreiterung des erleuchteten
Gesichtsfeldes erzielt werden, wobei die Intensität des Lichtes entsprechend abnimmt. Der Scheinwerfer ist derart aufgehängt,
daß er nach allen Seiten gerichtet werden kann, wie es das Absuchen des Vorfeldes erfordert. Für die Beobachtung ist ein
Standpunkt 300-400 m oder weiter seitwärts und vorwärts des Scheinwerfers zweckmäßig, beide Standpunkte werden zur
gegenseitigen Verständigung durch Fernsprecher
[* 22] (Feldtelegraphenkabel) verbunden.
Die Einführung weittragender kleinkalibriger Gewehre mit rauchschwachem Pulver kann es unter Umständen schwierig oder unmöglich
machen, eine vom feindlichen Feuer beherrschte Fläche zu durchschreiten und dazu auffordern, die Dunkelheit zur Annäherung
zu benutzen. Glaubt eine Truppe solchen nächtlichen Angriffen ausgesetzt zu sein, so ist sie genötigt,
ihre Sicherheitslinien zu verstärken und womöglich weiter hinaus zu schieben. Zur Entlastung und Unterstützung des aufreibenden
Sicherheitsdienstes hat man in neuer Zeit auch die Ausrüstung der Feldarmeen mit fahrbaren elektrischen Scheinwerfern in Aussicht
genommen, wozu der vorbeschriebene von Schuckert mit Erfolg versucht wurde.
Man verspricht sich namentlich dann Nutzen von seiner Anwendung, wenn man den Angriff des Feindes in einer
vorbereiteten Stellung erwartet, zu welcher bestimmte Annäherungswege führen. In französischen Militärzeitschriften wird
sogar die Ausrüstung von zur Nacht ausgesendeten Erkundungsabteilungen der Kavallerie mit kleinen fahrbaren Scheinwerfern besprochen.
Täuschungen, zu denen das Orientieren nach dem elektrischen Scheinwerfer und das Erkennen ferner feststehender
Gegenstände im elektrischen Licht Veranlassung gibt, sucht man durch genaue Orientierung am Tage vorher zu vermeiden. In Küstenwerken
und auf Schiffen fallen diese Täuschungen zwar fort, aber auch hier erfordert das Erkennen feindlicher, grauschwarz angestrichener
Schiffe
[* 23] ebenso große Übung wie die Beobachtungen zu Lande.
Auf der Weltausstellung in Paris 1889 befanden sich fahrbare elektrische Festungsapparate von 35,000 Normalkerzen,
aus einem Maschinen- und einem Projektorwagen (Sautter-Lemonnier) bestehend; ersterer trägt eine Parsensche Dampfturbine mit
direkt gekuppelter Dynamomaschine (turbo-moteur électrique), die Turbinen machen 9000-10,000 Touren in der Minute. Jedes Armeekorps
in Frankreich soll mit einem solchen Apparat M/88 ausgerüstet sein. Die Schweiz
[* 24] führt gleiche Apparate,
aber mit Brotherhoodmaschinen.
Ein Küstenapparat hatte einen aplanatischen Glasspiegel nach Mangin von 1,50 m Durchmesser mit einem Beleuchtungseffekt von
80-99,000 Normalkerzen. Auf Schaffen sind die Scheinwerfer in der Regel in den Marsen aufgestellt, die Innenräume, namentlich
die Munitionskammern, sind durch Glühlampen erhellt. Kleinere fahrbare Scheinwerfer dienen auch zum Absuchen
der Schlachtfelder nach Verwundeten. Um das Absuchen von Gebüschen, Gehöften etc. zu ermöglichen, hat man inEngland tragbare
Glühlampen durch 50 m lange Lichtkabel mit der fahrbaren Dynamomaschine verbunden.
Noch zweckmäßiger sind die auf Anregung des RotenKreuz
[* 25] von Trouvé konstruierten selbständigen elektrischen Handlampen von 6 Normalkerzen
und 3-4 Stunden Glühdauer, weil sie denTräger
[* 26]
unabhängig vom Gelände machen und ihm das Absuchen von Wäldern gestatten.
Fein in Stuttgart hat einen elektrischen Beleuchtungswagen in zwei Größen, sowohl für Fernbeleuchtung wie Teilungslicht zur
Verwendung bei den Eisenbahntruppen gebaut. Sie gestatten den Betrieb von 6-8 Bogenlampen von je 500-1000
Normalkerzen und einiger Glühlampen, oder eines Einzellichts mit Scheinwerfer. Die Bogenlampen, durch Lichtkabel mit der
Dynamomaschine verbunden, werden an mitgeführten eisernen Tragestangen aufgehängt, um nächtliche Arbeiten an Eisenbahnen,
Straßen, Brücken
[* 27] etc. zu beleuchten. Es ist außerordentlich schwer, auf unbekannte Entfernungen aufgestellte Scheinwerfer
durch Mitrailleusen- oder Gewehrfeuer zu treffen, weil selbst annähernd richtiges Abschätzen der Entfernung
kaum möglich ist.