mehr
sich nach und nach anschließen, sobald die Thatsache mehr und mehr gewürdigt wird, daß der elektrische Betrieb weitaus billiger ist, daß die Elektromotoren bei gleicher Leistung nur ein Bruchteil der Anlagekosten sonstiger Betriebsmittel ausmachen und überall in dem kleinsten Winkel [* 2] aufzustellen sind. In Berlin [* 3] scheint sich diese Thatsache bereits Bahn gebrochen zu haben; es ist heute schon eine ganze Anzahl kleinerer und auch größerer Betriebe (Ludwig Löwe, Gewehrfabrik) angeschlossen.
Licht

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Licht.Unter anderm wird in Berlin auch bereits eine große Zahl Nähmaschinen [* 4] elektrisch betrieben (Mantelfabrik Mannheimer), wodurch eine Arbeiterin nunmehr das Doppelte leisten kann. Die elektrische Arbeitsübertragung hat also auch ein ethisches Moment, sie rüstet den kleinen Handwerker mit allen Mitteln aus, um mit der Massenfabrikation in Wettbewerb zu treten. Was Wunder, daß nunmehr die Städte, welche mit der Errichtung von Zentralen umgehen, ein Hauptaugenmerk auf die Leistung motorischer Arbeit legen, haben sie doch die Pflicht, bei allen kommunalen Unternehmungen alle Berufsklassen zu berücksichtigen; dies können sie aber nur, wenn sie neben dem elektrischen Licht, [* 5] welches vorläufig doch nur den Wohlhabendern zugänglich ist, vor allem auf die Arbeitsleistung des elektrischen Stromes Bedacht nehmen und so auch den kleinen Leuten die Wohlthaten des Unternehmens zukommen lassen.
Von den bereits in Betrieb befindlichen elektrischen Kraftübertragungen wird bei der nach den Angaben des Ingenieurs Brown von der Firma Örlikon ausgeführten Anlage Kriegstetten-Solothurn in Kriegstetten eine Wasserkraft von 30-50 Pferdekräften mittels einer Turbine auf zwei ganz gleiche Dynamomaschinen übertragen. Die elektromotorische Kraft ist 1250 Volt, die Stromstärke 15-18 Ampère. Mittels blanker Kupferleitungen von 6 mm Dicke wird der Strom nach den 8 km weit entfernten Motoren geführt.
Diese sind von gleicher Bauart wie die Dynamos. Alle Maschinen sind hintereinander geschaltet. Bei gleichbleibender Tourenzahl der primären Maschinen bleibt selbst bei stark wechselnder Belastung auch die Tourenzahl der Motoren einigermaßen konstant. Der Wirkungsgrad der Anlage ist im Mittel 75 Proz., in der That eine großartige Leistung. Die Anlage ist seit Dezember 1886 in dauerndem Betrieb. Nachstehende Tabelle verzeichnet die weitern Kraftübertragungsanlagen, die von der Maschinenfabrik Örlikon bisher ausgeführt worden sind:
Installiert bei | Ort | Pferdekräfte | Entfernung in Metern | Wirkungsgrad Prozent |
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Gebr. Troller, Mahlmühle | Luzern | 120 | 3000 | 70 |
R. u. M. Frey, Schokoladefabrik | Aarau | 16 | 1200 | 70 |
Bay u. Komp., Tuchfabrik | Steinbach | 15 | 1450 | 70 |
Kammgarnspinnerei | Derendingen | 280 | 1300 | 80 |
Spinnerei von G. Rossi | Piovene | 250 | 450 | 78 |
Spinnerei von Amman u. Wepfer | Pordenone | 70 | 1000 | 75 |
Spinnerei von Legler | Diesbach | 120 | 600 | 75 |
Spinnerei della Valle | Garzaniga | 100 | 900 | 71 |
Seriana | Garzaniga | 120 | 800 | 78 |
J. Rauch, Mühle | Innsbruck | 50 | 450 | 80 |
Prockeroff, Weberei | Moskau | 70 | 3500 | 73 |
Papierfabrik Steyermühl | Aichberg-Steyermühl | 100 | 600 | 75 |
G Rossi | Schio | 300 | 6000 | 73 |
Jenny u. Schindler | Kennelbach Bregenz | 200 | 2500 | 75 |
Beja - Beleuchtung [un
![Bild 67.145: Beja - Beleuchtung [unkorrigiert] Bild 67.145: Beja - Beleuchtung [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0145.jpeg)
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Beleuchtung.Eine Arbeitsübertragung, welche gleichzeitig für Beleuchtung [* 6] und Arbeitsleistung dient, wurde in Weidenbach a. d. Tristing von Siemens u. Halske, Wien, [* 7] ausgeführt. Von augenblicklich projektierten Anlagen ist zu nennen die [* 8] elektrische Kraftübertragung von Lauffen am Neckar nach Heilbronn [* 9] zwecks Beleuchtung und Arbeitsleistung. Es sind ca. 1000 Pferdekräfte verfügbar. Eine außerordentlich großartige elektrische Kraftübertragung aber ist für die elektrotechnische Ausstellung zu Frankfurt [* 10] a. M. (1891) geplant. Es sollen von Lauffen am Neckar bis nach Frankfurt a. M. 300 Pferdekräfte mittels eines 5 mm starken Kupferdrahtes übertragen werden. Die Entfernung beträgt 75 km. Geplant ist eine Betriebsspannung von 30,000 Volt. Mit Rücksicht auf die maßlose Spannung mochte man geneigt sein, von vornherein Zweifel in dieses Unternehmen zu setzen. Von Fabriken, deren Betrieb vollkommen elektrisch ist, nennen wir die der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft zu Berlin; außerdem wird das Charlottenburger Werk von Siemens u. Halske demnächst vollkommen elektrisch betrieben sein.