Dinder,
Julius, Erzbischof von Posen-Gnesen, starb in Posen. [* 2]
Seite 18.220 Jahres-Supplement 1890-1891
Julius, Erzbischof von Posen-Gnesen, starb in Posen. [* 2]
Zu der bereits an riesenhaften und abenteuerlichen Formen überreichen Reptilgruppe, welche den Höhepunkt ihrer Entwickelung am Schluß der Kreidezeit erreichte, um dann ziemlich plötzlich den Säugetieren das Feld zu räumen, haben die Ausgrabungen der Jahre 1886-89 wieder sehr merkwürdige Beiträge geliefert und in den Gattungen Ceratosaurus und Ceratops wohl die seltsamsten aller bisher bekannten. Der erstere Saurier ist dem europäischen Megalosaurus einigermaßen ähnlich; er trägt auf der Mittellinie des Nasenbeins einen starken Hornzapfen, und die Wirbel zeigen eine vordere flache und eine tiefere hintere Aushöhlung und darin eine bisher im gesamten Reptilreich einzig dastehende Bildung. Die Elemente des Beckens sind wie bei den Vögeln ohne Naht verschmolzen, und auch die Verwachsung der Zwischenhandknochen erinnert an die gleiche Bildung bei Vögeln, ohne daß man darin übrigens mehr als eine sogen. Konvergenzerscheinung sehen darf. Die ältere Annahme einer nähern Blutsverwandtschaft dieser spezialisierten Dinosaurierformen mit Vögeln hat aufgegeben werden müssen.
Noch viel seltsamere Formen stellen die nach ihren »Stierhörnern« benannten Ceratopsiden dar, die in bestimmten Schichten längs des östlichen Abhanges der Felsengebirge in einer Ausdehnung [* 3] von 800 engl. Meilen so häufig vorkommen, daß man dieselben als Ceratops-Schichten bezeichnet. Nach einer Beschreibung von Marsh übertraf die Größe der Ceratopsiden diejenige aller bekannten lebenden und fossilen Landtiere; der Schädel der Triceratops-Arten (T. horridus und T. flabellatus) erreicht allein schon 1,8-2,5 m Länge und muß ein enormes Gewicht gehabt haben, da die Schädelknochen entsprechend dick sind.
Die Gattung ist nach drei Hornzapfen benannt, von denen zwei große, 0,6-0,9 m hohe gewaltige Hörner auf den Stirnbeinen trugen, während ein dritter, kleinerer auf dem Nasenbein steht, so daß der Kopf zugleich Ähnlichkeit [* 4] mit dem des Rhinozeros erlangt haben muß, obwohl er vorn in einen Schnabel auslief. Auf große Schwere deutet auch die starke Verbreiterung des Schädels nach hinten, die dort ein mächtiges, aus dem Hinterhaupt und den Scheitelbeinen bestehendes Dach [* 5] bildete, welches weit über den Nacken zurückreichte und Nackenmuskeln als Ansatzfläche diente, die eine gewaltige Entwickelung gehabt haben müssen, um den mit drei großen Hörnern bewehrten ungeheuerlichen Kopf zu regieren.
Auch der Hinterhauptskamm ist bei T. flabellatus am Seitenrand mit einer Reihe spitzer Knochen [* 6] besetzt, welche wahrscheinlich Hornstacheln trugen. Der Rachen entspricht nicht ganz dem furchtbaren Anblick dieses gehörnten Drachenschädels, denn die Kiefer trugen nur kleine Zähne, [* 7] während die Zwischenkiefer ganz zahnlos sind und ebenso wie die entsprechende Partie des Unterkiefers mit einem sonst niemals beobachteten Schnabelbein bedeckt waren, welches im Leben wahrscheinlich einer Hornbekleidung des Schnabels, derjenigen der Schildkröten [* 8] ähnlich, als Unterlage diente. Natürlich kann ein solcher Schnappschnabel, wie wir ihn bei den Riesenschildkröten sehen, gefährlich genug sein. Die Nasenbeine, welche wie beim Rhinozeros ein Mittelhorn trugen, sind kräftig entwickelt.
So baut sich in unsrer Phantasie ein Tier auf, welches an Größe und Schreckhaftigkeit alle Drachenphantasien der Maler weit übertrifft, wenn wir auch in Moloch horridus, Phrynosoma orbicularis, Metapoceros und andern ausländischen Eidechsen [* 9] lebende Miniaturbilder solcher mit Hornstacheln besetzter Großechsen besitzen. Bei Triceratops scheint der ganze übrige Körper dem schwerbewaffneten Haupt in dem Maße dienstbar geworden zu sein, daß diese Schreckenstiere an solcher Einseitigkeit zu Grunde gehen mußten.
Während das Haupt wuchs, um die Bewaffnung noch tragen zu können, wurden zuerst der Nacken, dann die Vorderglieder, zuletzt das ganze Skelett [* 10] in der einen Richtung verändert, Stützpunkte für den Schädel zu liefern. Die Intelligenz scheint dagegen, wie aus dem außerordentlich kleinen Gehirnraum zu schließen ist, nur schwach entwickelt gewesen zu sein, schwächer selbst als bei den ebenfalls mit Hornstacheln bewaffneten Stegosauriern, bei denen die im Kreuzbein belegene Strecke des Rückenmarkskanals, d. h. der Raum des Hinterteilgehirns, den Inhalt der Schädelhöhle um mehr als das Zehnfache übertrifft.
röm. Kaiser.
Zur Litteratur: Allard, La persécution de Dioclétien (Par. 1890,2 Bde.).
Seit man die Erreger der Diphtheritis kennen gelernt und sich überzeugt hat, daß dieselben nicht im Blute des erkrankten Körpers kreisen, auch sich nicht in den verschiedenen Organen ablagern, sondern sich nur auf den erkrankten Teilen des Rachens und der obern Luftwege in den Membranen vorfinden und vermehren, ist die von vielen Ärzten verlassene lokale Behandlung der Krankheit mit neuem Eifer aufgenommen worden, da es scheinen will, daß die unmittelbare Bekämpfung der Diphtheritisbacillen an diesen relativ zugänglichen Stellen erreichbar sein müsse.
Gelänge es, dieselben hier abzutöten oder auch nur durch entwickelungshemmende Mittel zu schädigen, so müßte auch die Produktion der chemischen Giftstoffe, welche ins Blut übergehen, aufhören. Leider sind aber spezifische Mittel, welche mit hinreichender Sicherheit die schädlichen Diphtheritisbacillen abtöten oder wenigstens erfolgreich schädigen, immer noch nicht gefunden, wenn auch dem einen und dem andern eine günstige Wirkung nicht fehlen mag.
Die Hauptschwierigkeit bleibt immer die lokale Behandlung des erkrankten Kehlkopfes und der Luftröhre. Neuerdings sind besonders empfohlen: Resorcin, Brom, Karbolsäure, Salicylsäure, übermangansaures Kali, Natriumhypochlorid, Borsäure zum Pinseln;
Kalomel, Zuckerstaub zum Einblasen;
Kalkwasser zum Ausspülen, Sublimatausspülung 1:10,000 (nach Löffler prophylaktisch zu gebrauchen);
endlich als innerliche (jedoch während des Schlingens auch lokal wirkende Mittel) wiederum Brom, Bromoform, Quecksilbercyanid und Quecksilberchlorid, endlich Arak, zweistündlich täglich bis zum Eintritt eines leichten Rausches, bei Kindern von einem Jahr einen halben, bei Kindern von 2-4 Jahren einen ganzen Theelöffel etc.
Die sichtbaren Verwerfungen in der Erdrinde sind das Ergebnis von Bewegungen, welche aus der Verringerung des Volumens der Erde hervorgehen. Die durch diesen Vorgang erzeugten Spannungen zeigen das Bestreben, sich in tangentiale und radiale Spannungen und dabei in horizontale, d. h. schiebende und faltende, und in vertikale, d. h. senkende, Bewegungen zu zerlegen. Man trennt daher die Dislokationen in zwei Hauptgruppen, von denen die eine durch mehr oder minder horizontale, die andre durch vertikale Ortsveränderung von Gebirgsteilen gegeneinander erzeugt ist. Die nächste Folge einer annähernd horizontalen Bewegung der Erdrinde ist das Entstehen langer Falten, deren Sättel eine Strecke weit hinstreichen, allmählich verflachen und dann durch andre Sättel abgelöst werden, welche ungefähr ¶
parallel dazu stehen. Solche Falten werden durch entgegenstehende Hindernisse gestaut, und ihr Streichen krümmt sich dann im Sinne der allgemeinen Bewegung nach vorwärts. Der mittlere Teil des Schweizer Jura ist ein typisches Beispiel hierfür. Bei stärker geneigten Falten teilt sich dieselbe nach einer der Achse des Sattels entsprechenden Fläche, worauf dann die Überschiebung des hängenden Teils auf dieser Teilungsfläche erfolgt. Tritt diese Erscheinung in mehreren parallel hintereinander streichenden Faltensätteln auf, so zeigt in dem ursprünglichen, geneigten Faltensattel der liegende Teil die verkehrte, der hängende die normale Reihenfolge der Schichten.
Wird durch Überschiebung der liegende, d. h. der überstürzte, Flügel ganz verdeckt, so bleiben hintereinander nur die hängenden Flügel mit einer gegen das Innere des Gebirges, bei nördlicher Bewegung also südwärts geneigten, doch normalen Schichtfolge sichtbar, so daß man in der Richtung gegen das Innere des Gebirges folgende Schichtfolge trifft: 1 2 3 4 5,1 2 3 4 5 etc. Ein einfaches Faltengebirge würde ergeben 1 2 3 4 5 4 3 2 1 2 etc. Diese Erscheinung heißt Schuppenstruktur oder in der Sprache [* 12] der Bergleute Wechsel oder Schlächten.
Das regelmäßige Streifen der Gebirgsfalten wird häufig durch eine S-förmige Beugung [* 13] und durch das Vorwärtstreten eines Gebirgsteils gegen den andern unterbrochen. Noch häufiger sieht man einen steil abfallenden Bruch, welcher beide Gebirgsteile quer auf das Streichen trennt. Diese oft beträchtliche Verschiebung einzelner Gebirgsteile gegeneinander ist ohne Zweifel durch eine ungleichmäßige Bewegung der Massen hervorgebracht. Diese zweite Gruppe der aus der tangentialen Bewegung im Gebirge hervorgehenden Sprungflächen umfaßt die Verschiebungsflächen, Blätter oder Übersprünge.
Das Streichen der Wechsel entspricht dem Streichen der Gebirgsfalten und wird mit demselben abgelenkt; das Streichen der Blätter ist meist fast senkrecht auf das Streichen des Gebirges. Jede einzelne Wechselfläche hat eine bestimmte Fallrichtung, welche an demselben Orte gegen die Tiefe anhält; die Fallrichtung der Blattflächen ist fast immer außerordentlich steil und kann in der Tiefe von einer Himmelsrichtung in die entgegengesetzte umspringen. Durch die radialen Spannungen entstehen Senkungen und Einstürze. In einem normalen Senkungsfeld lassen sich zwei Hauptrichtungen der Sprünge unterscheiden, peripherische und radiale; eine geringere Bedeutung haben die diagonalen und Quersprünge.
Die erstern umgrenzen nicht nur das Senkungsfeld, sondern wiederholen sich innerhalb desselben in mehr oder minder konzentrischer Weise. An jedem dieser peripherischen Sprünge ist der gegen die Mitte des Senkungsfeldes liegende Flügel gesenkt, so daß sich der Betrag der Senkungen gegen die Mitte des Senkungsfeldes summiert. Ist zwischen irgend zwei peripherischen Sprüngen ein Gebirgsstreifen zu tief gesunken, so nennt man solche zu tief gesenkte Streifen Gräben oder Grabensenkungen.
Mindert sich in dem Streichen einer peripherischen Linie das Ausmaß der Senkung allmählich und beginnt zugleich eine zweite peripherische Spalte mit parallelem Verlauf und zunehmender Senkung, so bleibt zwischen beiden Sprüngen ein schwebendes Stück zurück, das man als Brücke [* 14] bezeichnet. Nähern sich die äußern Umrisse zweier Senkungsfelder einander und bleibt zwischen beiden ein trennender Rücken, von welchem nach beiden Seiten die Senkungen treppenförmig abfallen, so heißt ein solcher Rücken ein Horst.
Zwischen dem schwäbischen und lothringischen Senkungsfeld sind Schwarzwald und Vogesen als solche Horste stehen geblieben. Die radialen Sprünge durchschneiden die peripherischen und erzeugen trapezförmige Schollen. Gegen die Mitte, wo die radialen Linien sich vereinen, entstehen kleinere Keile, aus deren Zerstückelung Einsturzfelder hervorgehen, welche bald einen runden, bald einen unregelmäßig eckigen Umriß haben. Solche Einstürze gegen die Tiefe eines Senkungsfeldes sind der Rieskessel bei Nördlingen [* 15] und der Hegau an der Ostseite des südlichen Schwarzwaldes.
Eine andre Art von Störungslinien ist auf dem großen Plateau des westlichen Nordamerika [* 16] besonders ausgeprägt. Dieselben sind auf weite Strecken hin mehr oder minder scharfe S-förmige Beugungen der Schichten, welche man im Gegensatz zu den echten Falten als Flexuren bezeichnet. Dieselben ersterben an manchen Orten in immer flacherer Beugung; an andern Stellen gehen sie in steile Brüche über mit beträchtlicher Absenkung einer Seite. Aus der zerrissenen Flexur wird eine Verwerfung mit geschuppten Flügeln, wobei der gesenkte Flügel nach aufwärts, der andre nach abwärts geschleppt ist, gerade so wie durch Zerreißung eines Faltensattels eine Wechselfläche entsteht.
Verwerfungen und Flexuren treten abwechselnd auf derselben Störungslinie auf; es schwankt aber nicht bloß der Betrag der Störung, sondern es kann bald der östliche, bald der westliche Flügel abgesunken sein. Bei den Dislokationen, welche aus Senkung und tangentialer Bewegung zu stande gekommen sind, ist zu unterscheiden, welches die Streichungsrichtung der hauptsächlichsten Bruchlinie im Verhältnis zu der Richtung der faltenden Kraft [* 17] ist. Ist der Bruch ein Längsbruch, so kann der gesenkte Teil im Sinne der faltenden Kraft nach innen oder nach außen liegen, also z. B. in einem nach Norden [* 18] gefalteten Gebirge der südliche oder der nördliche Teil abgesunken sein.
Sinkt in einem solchen Fall an einem Längsbruch der innere Flügel ab, so herrscht häufig in dem Gebirge das Bestreben, in einer der normalen Faltung entgegengesetzten Richtung den Bruch zu überfalten. Diese Erscheinung heißt Rückfaltung. Wenn hingegen in einem faltenden Gebirge Absenkungen auf Sprüngen, die im Streichen des Gebirges liegen, in der Weise vor sich gehen, daß ein nach außen liegender Teil absinkt, also in einem nordwärts faltenden Gebirge auf ostwestlich verlaufenden Sprüngen nördlich von dem Hauptgebiet der Faltenbildung das Land gesenkt wird, so erfolgt eine weit größere Horizontalbewegung; diese heißt Vorfaltung.