Adolf (Diesterweg-Feier). Die hundertste Wiederkehr des
Geburtstags des berühmten
Pädagogen hat allerorten in
Deutschland
[* 3] den Volksschullehrerstand lebhaft beschäftigt.
Schon der achte deutsche Lehrertag
in
Berlin
[* 4] und folgende
Tage gestaltete sich zu einer Vorfeier namentlich durch die
Rede von
FriedrichDittes zum Andenken
Diesterwegs, die freilich in ihrer leidenschaftlichenEinseitigkeit auch viel
Widerspruch herausforderte
und in der
Folge viel
Staub aufgewirbelt hat.
[Litteratur.]
Aus der umfangreichen Litteratur über Diesterweg, welche das
Jubeljahr hervorgerufen hat, verzeichnen wir (nach der
»Deutschen Schulzeitung«):
Andreä, Über die Bedeutung
Diesterwegs für die deutsche
Volksschule (Kaiserslaut.);
Außerdem erschien zur Diesterweg
Feier eine neue (6.)
Auflage des allgemeinen, von Diesterweg selbst herrührenden
Teils des »Wegweisers«, bearbeitet vom
Leipziger Schuldirektor
KarlRichter. Ein zweiter
Band
[* 10] wird die weitern von Diesterweg selbst
bearbeiteten Teile des »Wegweisers« nebst
Auslese wichtiger pädagogischer und methodischer
Stellen aus seinen übrigen Werken
enthalten. - In
Siegen,
[* 11]Diesterwegs Geburtsstadt, ist ein Denkmal (Erzbüste, der schon früher
in
Mörs aufgestellten nachgebildet) des gefeierten Schulmannes enthüllt.
[Diesterweg-Stiftung.]
Einem Gesamtbericht des Kuratoriums der
Diesterweg-Stiftung über die Wirksamkeit der
Stiftung (in der
»Deutschen Schulzeitung«) entnehmen wir folgendes. Die Gesamteinnahmen der
Stiftung, zu der Überschüsse bei der Sammlung
für ein
GrabmalDiesterwegs den ersten Anstoß gaben, betrugen 1866-89: 15,005 Mk.; die Gesamtausgaben 8934 Mk.
Das
Vermögen bestand im
Oktober 1889 in 5780 Mk. Nach den grundlegenden
Sätzen des Statuts hat
die
Diesterweg-Stiftung den
Zweck, im
GeisteDiesterwegs zu wirken, insbesondere seine anregende und geistweckende
Methode unter den
Lehrern zu pflegen
und dies zunächst anzustreben durch Prämiierung von Abhandlungen und methodischen
Schriften.
Dieser Vorschrift gemäß sind anfangs jährlich, später jedes zweite Jahr Preisaufgaben gestellt, die zumeist auch nach
dem
Urteil der
Preisrichter preiswürdige
Lösung fanden. Von 1873 bis 1877 ward keine Preisaufgabe gestellt, dafür aber eine
neue (5.)
Auflage vonDiesterwegs »Wegweiser zur
Bildung für deutsche
Lehrer in zeitgemäßer Bearbeitung«
(Essen
[* 12] 1873-77,3 Bde.) unter
Mitwirkung des Kuratoriums hergestellt, die gegenwärtig vergriffen ist. Im Hinblick auf das Herannahen der 100jährigen
Feier ward 1887 die Aufgabe gestellt: »Diesterweg und die Lehrerbildung«.
Zwei
Arbeiten über dies
Thema konnten mit dem
Preis bedacht werden und als Festgaben erscheinen, von den
LehrernWilke zu
Köslin
[* 13] und Kreitz zu
Kassel
[* 14] (s.
oben). Die
Diesterweg-Stiftung steht unter der Leitung des Seminarlehrers
a. D.
Böhme zu
Berlin, mit dem noch neun andre Schulmänner
Berlins (unter 10 noch 8 persönliche
SchülerDiesterwegs) das Kuratorium
bilden.
(spr. djölafŏá),Georges,
Mediziner, geb. 1840 zu
Toulouse,
[* 15] promovierte 1869 und wurde 1886
Professor
der
Pathologie an der medizinischen
Fakultät in
Paris.
[* 16] Er konstruierte 1869 einen nach ihm benannten
Aspirator
[* 17] zur Entleerung
krankhaft angesammelte
Flüssigkeiten in Körperhöhlen, welcher seitdem in vielen Modifikationen verbreitet wurde und erst
durch die Anwendung des antiseptischen
Verfahrens an Bedeutung verlor. Er schrieb: »De la mort subite dans
la fièvre typhoide« (Par. 1869);
»Du diagnostic et du traitement des kystes hydatiques et des abscès du foie par aspiration«
(1872);
»Du diagnostic et du traitement des épanchements aigus et chroniques de la plèvre par aspiration« (1872);
»Traité de l'aspiration des liquides morbides« (1873);
»Des progrès réalisés par la physiologie expérimentale
dans la connaissance des maladies du système nerveux« (1875);
»De la thoracocentèse par aspiration dans la pleurisie aïguë«
(1878);
(spr. -óng),Arthur, franz.
Politiker, war Zögling von St. Cyr, nahm als Kavallerieoffizier
seinen
Abschied und trat in den
Dienst industrieller
Unternehmungen. Als sein Schulfreund
Boulanger mächtig wurde, trat er in
Beziehungen zu ihm und spielte den Vermittler zwischen ihm und den Monarchisten, weswegen er es auch für nützlich hielt,
sich
Graf Dillon zu nennen. Durch seine
Hände gingen die teilweise großen
Summen, welche einige Mitglieder
des monarchistischen
Adels für den Boulangismus spendeten, so die 3 Mill. der Herzogin von
Uzès. 1889 floh er mit
Boulanger
nach
Belgien
[* 19] und wurde
in contumaciam wegen
Komplotts zu lebenslänglicher
Deportation verurteilt. Dennoch wurde er in
Lorient
zum
Deputierten gewählt. Die
Wahl war aber ungültig, zumal Dillon keinen
Versuch machte, seinen Sitz in der
Kammer einzunehmen.
¶