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Brigade) und 145, welches neu zu formieren ist, errichtet. Die bayrische Besatzungsbrigade und das 5. Chevauleger-Regiment treten an Bayern [* 2] zurück. Beim 2. Armeekorps (Stettin) [* 3] wird das Pionierbataillon Nr. 17 neu errichtet, das Pionierbataillon Nr. 3 auf 4 Kompanien ergänzt. Beim 16. und 17. Armeekorps werden die Trainbataillone Nr. 16 und 17, bei der großherzoglich hessischen Division Nr. 25 (11. Armeekorps) das Trainbataillon Nr. 25 neu errichtet. Die Trainbataillone Nr. 16 und 25 haben 2, alle übrigen 3 Kompanien.
Die Feldartillerie wird um 23 Abteilungsstäbe, davon 17 bei der fahrenden und 6 bei der reitenden Artillerie, sowie um 53 fahrende Batterien vermehrt. Außerdem erhält die Artillerieschießschule (in Jüterbog) [* 4] noch eine (3.) Lehrbatterie und einen Abteilungsstab. Die Feldartillerie zählt dann 96 Abteilungen zu 3 fahrenden, 5 zu 2 fahrenden Batterien, eine Abteilung zu 3 reitenden, 17 zu 2 reitenden Batterien, eine reitende Batterie der 25. Division gehört zu einer fahrenden Abteilung, zusammen 298 fahrende, 38 reitende Batterien, außerdem 3 Lehrbatterien.
2) Sachsen [* 5] vermehrt seine Feldartillerie um 2 Abteilungsstäbe und 7 fahrende Batterien, es zählt dann in seinen 3 Feldartillerieregimentern (Nr. 12,28 und 32, das 12. Armeekorps hat 3 Divisionen Nr. 23,24 und 32) 9 Abteilungen zu 3 fahrenden und eine Abteilung zu 3 reitenden, zusammen 30 Batterien.
3) Württemberg [* 6] errichtet einen Abteilungsstab und 2 fahrende Batterien und zählt dann in 2 Regimentern (Nr. 13 und 29) 6 Abteilungen zu 3 und eine zu 2 fahrenden, zusammen 20 Batterien.
4) Bayern stellt eine neue, 5. Division (in der Rheinpfalz) und dazu eine 10. Infanterie- und eine 5. Kavalleriebrigade auf. Für die neue Infanteriebrigade ist ein Regiment (Nr. 11) verfügbar, neu aufgestellt wird das Infanterieregiment Nr. 19 aus dem durch den Etat bewilligten Bataillon und 2 Jägerbataillonen, so daß künftig nur 2 Jägerbataillone bestehen bleiben. Die 5. Division wird dann bestehen aus der 9. Infanteriebrigade mit den Regimentern Nr. 17 und 18, der 10. Infanteriebrigade mit den Regimentern Nr. 4 und 8 (bisher Besatzungsbrigade in Metz), [* 7] der 5. Kavalleriebrigade mit den Chevauleger-Regimentern Nr. 3 und 5 und dem neu aufzustellenden Feldartillerieregiment Nr. 5 aus 2 Abteilungen zu 3 fahrenden Batterien, die 3 Abteilungen der Regimenter Nr. 2 und 3 erhalten noch je eine fahrende Batterie.
Die bisherigen 2 reitenden Abteilungen zu 3 Batterien werden in 3 Abteilungen zu je 2 reitenden Batterien umgewandelt. Bei jedem der beiden Trainbataillone wird noch eine Kompanie errichtet, so daß dieselben künftig bestehen aus je 3 Train- und einer Sanitätskompanie mit Krankenwärterabteilung. Die beiden bayrischen Armeekorps werden daher künftig zählen: 20 Regimenter Infanterie, 2 Jägerbataillone, 10 Regimenter Kavallerie (2 schwere Reiter, 2 Ulanen, 6 Chevauleger), 5 Feldartillerieregimenter mit 42 fahrenden und 6 reitenden Batterien, 2 Fußartillerieregimenter zu 2 Bataillonen, 2 Pionierbataillone zu 5 Kompanien, ein Eisenbahnbataillon mit Luftschifferabteilung, 2 Trainbataillone zu 4 Kompanien.
Die Feldartillerie des deutschen Heeres zählt dann in 43 Regimentern 131 fahrende und 22 reitende Abteilungen mit 387 fahrenden und 47 reitenden Batterien, zusammen 2604 Geschütze, [* 8] dazu 3 Lehrbatterien mit 18 Geschützen. Der Etat vom ab beträgt: 20,285 Offiziere, 58,369 Unteroffiziere, 936 Zahlmeisteraspiranten, 19,776 Spielleute, 394,512 Mannschaften, 3777 Lazarettgehilfen, 9613 Ökonomiehandwerker, überhaupt 486,983 Unteroffiziere und Mannschaften. Ferner 1830 Ärzte, 892 Zahlmeister etc., 852 Büchsenmacher und Waffenmeister, 93 Sattler; 93,650 Dienstpferde.
In der Vermehrung um 18,574 Mann sind enthalten 2642 Unteroffiziere, 38 Zahlmeisteraspiranten, 166 Unteroffiziere als Spielleute, 99 Lazarettgehilfen, 160 Spielleute, 395 Ökonomiehandwerker, 15,074 Gefreite und Gemeine. Die Zahl der Dienstpferde hat sich um 5348 vermehrt, von denen 3649 auf die Feldartillerie, 1151 auf die Kavallerie und 548 auf den Train entfallen; sie sollen freihändig angekauft werden. Um die volle Verstärkung [* 9] schon gleich Ende des Jahres 1890 herbeizuführen, würde das bisherige Aushebungskontingent für dieses Jahr um 15,500 Mann, in Zukunft dagegen um etwa 6000 erhöht werden müssen; kommen aber schon im Herbst 1890, wieder Reichskanzler zusicherte, 6000 Dispositionsurlauber mehr zur Entlassung, so würden dem entsprechend 21,500 Mann mehr oder etwa 185,000 Rekruten in das Heer einzustellen sein, wobei die Einjährig-Freiwilligen, deren Zahl etwa 9000 beträgt, nicht, dagegen alle Drei- und Vierjährig Freiwilligen mit eingerechnet sind. Im Ersatzjahr 1889/90 wurden 170,494 Rekruten in das Heer und in die Marine eingestellt, 17,831 Mann haben sich freigelost, der Ersatzreserve wurden 102,013 und dem Landsturm 109,939 Mann zugewiesen.
Von den 170,494 Rekruten des Ersatzjahrs 1889/90 hatten 165,755 Schulbildung in der deutschen, 3870 nur in einer andern Sprache, [* 10] und 869 konnten weder lesen noch ihren Namen schreiben. Die Analphabeten beschränken sich auf die Bezirke mit polnischer Bevölkerung, [* 11] und zwar kommen 3,63 Proz. (die meisten) auf den Regierungsbezirk Marienwerder, [* 12] 1,59 Proz. auf den Regierungsbezirk Oppeln. [* 13] Im Ersatzjahr 1875/76 betrugen diese Zahlen 11,05, bez. 4,89 Proz.; damals waren die meisten Analphabeten im Regierungsbezirk Posen [* 14] mit 13,08 Proz., welche sich bis auf 3,60 Proz. vermindert haben.
Die Durchschnittszahl betrug 1875/76: 2,37 Proz., 1889/90 nur noch 0,51 Proz. Nach der am eingetretenen Dislokation stehen in Elsaß-Lothringen [* 15] etwa 67,000 Mann u. zwar 70 Bataillone Infanterie, 12 Regimenter Kavallerie, 41 Batterien Feldartillerie, 29 Kompanien (714 Bataillone) Fußartillerie, je 2 Bataillone Pioniere und Train. Die Garnison der Festung [* 16] Metz allein besteht aus 7 Infanterie-, 2 Kavallerieregimentern, 5 Bataillonen Fußartillerie und 10 Batterien. Die vom ab geltende Zusammensetzung der Truppenverbände des deutschen Reichsheers geht aus der Übersicht I (S. 192/93) und die Gliederung der Feldartillerie aus der Übersicht II (S. 195) hervor.
Als Kriegsstärke des deutschen Reichsheers sind Anfang 1891 folgende Zahlen als Minimalstärken angegeben worden: 1,080,000 Linie und Reserve, 620,000 Landwehr 1. und 700,000 Landwehr 2. Aufgebots, zusammen 2,400,000 Mann ohne Ersatzreserve und ohne Landsturm, über deren Stärke [* 17] amtlich ermittelte Zahlen noch nicht bekannt geworden sind.
Die Unterstellung der Trainbataillone unter die Artilleriebrigaden der betreffenden Armeekorps sowie die Errichtung der Traindepotinspektion ist in Kraft [* 18] getreten. Die Artilleriebrigadekommandeure regeln den Dienstbetrieb der Trainbataillone. Dem Traindepotinspekteur, welcher dem Waffendepartement des Kriegsministeriums unterstellt ist, sind sämtliche Traindepots (bei jedem Trainbataillon eins) untergeordnet. Das Festungsbaupersonal bei den Festungsbaubehörden ist seit entsprechend dem Zeugpersonal, neu organisiert ¶
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Die bisherigen Fortifikationssekretäre heißen Bauwarte und zwar Festungsbauwarte erster und zweiter Klasse, entsprechend den Zeugleutnants, und Festungsoberbauwarte erster und zweiter Klasse, entsprechend den Zeughauptleuten. Sie gehen aus den Wallmeistern hervor, welche ihre technische Ausbildung auf der Festungsbauschule erhalten. Der Etat beträgt 38 Festungsober- und 94 Festungsbauwarte sowie 264 Wallmeister.
Die Munitionsfabriken in Danzig [* 20] und Erfurt [* 21] sind nach Erweiterung derjenigen in Spandau [* 22] eingegangen. Die Pulverfabrik in Spandau ist für die Herstellung rauchlosen Pulvers vergrößert worden. Festungsgefängnisse bestehen noch in Danzig, Dömitz, Graudenz, [* 23] Köln, [* 24] Neiße, [* 25] Rastatt, [* 26] Spandau, Straßburg [* 27] i. E., Torgau [* 28] und Wesel. [* 29] Die Stadtumwallungen der Festungen Koblenz, [* 30] Wesel und Rastatt sollen geschleift, Neiße als Festung aufgegeben, Graudenz als wichtiger Weichselübergang mit Eisenbahnbrücke für nach Rußland führende Bahnlinien als Festung wiederhergestellt werden. Die Offiziere der Fußtruppen, welche bis dahin den Offiziersdegen trugen, haben durch Kabinettsorder vom einen Degen mit Korbgefäß in vernickelter Stahlscheide und Reiterkoppel mit Tressenbesatz erhalten. Seit Unterstellung der Feldartillerie unter die Armeekorps erhalten die Generale von der Artillerie bei ihrem Aufrücken vom Generalleutnant in die höhere Charge den Diensttitel »General der Artillerie«.
II. Gliederung der deutschen Feldartillerie vom
Regimentsnummer | Besteht aus Anzahl Abteilungen zu | Summe der Batterien | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
3 | 2 | 3 | 2 | 3 fahrenden, 1 reitenden | ||
fahrenden Batterien | reitenden Batterien | |||||
1. u. 2. Garde, 1-10,14.15, 31, 35; 1., 2 u. 3. bayr. | 3 | - | - | 1 | - | 11 |
11.12 | 3 | - | 1 | - | - | 12 |
13,16.18, 20.36. | 3 | 1 | - | - | - | 11 |
17,19.21-24, 26 bis 30, 32; 4. bayr. | 3 | - | - | - | - | 9 |
25 | 1 | - | - | - | 1 | 7 |
33 | 2 | 1 | - | - | - | 8 |
34 | 2 | - | - | 1 | - | 8 |
5. bayr. | 2 | - | - | - | - | 6 |
Zur Litteratur: Rott, Die Wehrpflicht im Deutschen Reiche systematisch bearbeitet (Kassel [* 31] 1890);
H. v. Arnim, Garnisonkarte der deutschen Armee (Berl. 1890).
[Flotte.]
Im August 1889 ist das Panzerfahrzeug Siegfried (von 3495 Ton., 16 Knoten Fahrgeschwindigkeit, armiert mit drei 24 cm Kanonen L/35 in Barbetttürmen und 6 Schnellfeuerkanonen) vom Stapel gelaufen. Nach dem verbesserten Siegfriedtyp sollen bis 1895 auf Grund des Programms für die Flottenvermehrung des Marinerats 1889/90 noch 9 Panzerfahrzeuge erbaut werden, welche zum Schutze der Kanal- u. Flußmündungen (Nord-Ostseekanal, Elbe-, Weser-, Ems-, Oder-, Weichselmündung) bestimmt sind, und von denen im Herbst 1890 der Beowulf vom Stapel lief.
Durch die Erwerbung Helgolands für das Deutsche Reich [* 32] hat die Küstenverteidigung einen wertvollen Stützpunkt für den Beobachtungs- und Vorpostendienst gewonnen. Welche Einrichtungen die Insel zu diesem Zwecke wie zu ihrer Verteidigung erhalten wird, darüber sind noch keine Bestimmungen getroffen. Beim Bau der neuen Schiffe [* 33] soll besondere Rücksicht auf deren ausgiebige Verwendung im strategischen Sicherungs- und Kundschafterdienst genommen werden. Im Herbste 1890 haben auf dem Artillerieschulschiff Mars [* 34] in Wilhelmshaven [* 35] Versuche mit dem gefesselten Luftballon auf See zum Zwecke weitreichender Beobachtung stattgefunden, welche günstig ausgefallen sind und vermutlich zur Einführung gefesselter Luftballons (s. Luftschiffahrt) [* 36] in die Marine führen werden.
Die höhern Techniker der Marine sind nach Maßgabe der vom preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten über die Ausbildung und Prüfung im Baufach für den Staatsdienst gegebenen Vorschrift vom derart organisiert worden, daß sich ihre Ausbildung, Prüfung (zwei vollwertige Staatsprüfungen), Rang- und Einkommensverhältnisse thunlichst denen der letztern gleichstellen. Hiernach führen seit die bisherigen Ressortdirektoren den Amtstitel Marineoberbaurat und Schiffbau- (bez. Maschinenbau- oder Hafenbau-) Direktor, die Betriebsdirektoren heißen Marinebaurat und Schiffbau- (bez. Maschinenbau-) Betriebsdirektor; es folgen dann als Bauinspektoren die Marineschiffbau- (bez. Maschinenbau- und Hafenbau-) Inspektoren (an Stelle der bisherigen Oberingenieure), als Baumeister die Marineschiffbau- (bez. Maschinen- oder Hafenbau-) Meister (an Stelle der bisherigen Ingenieure). Die bisherigen Ingenieuraspiranten führen den Amtstitel Marinebauführer. Die Seekadetten und Kadetten der Marine haben an Stelle des bisher von ihnen getragenen Infanterieseitengewehrs einen 50 cm langen Dolch [* 37] mit Elfenbeingriff und damaszierter Klinge in polierter Bronzescheide, welcher an einem aus blauem Wollgarn geflochtenen Gehänge getragen wird, erhalten.
Geschichte.
Das Ergebnis der Reichstagswahlen vom durch welche das 1887 geschlossene Kartell von 215 auf 135 Mitglieder gemindert wurde und die Mehrheit im Reichstag verlor, wurde allgemein als eine Niederlage des Reichskanzlers Fürsten Bismarck angesehen und daher von seinen Gegnern mit Jubel begrüßt. Da Bismarck aber erklärte, daß er den Kampf mit der ihm feindlich gesinnten, von den Ultramontanen, den Deutschfreisinnigen und den Sozialdemokraten gebildeten Mehrheit aufnehmen wolle, so sah man mit Spannung den Verhandlungen des neuen Reichstags entgegen.
Inzwischen hatte Kaiser Wilhelm II. die nötigen Schritte zur Ausführung seiner beiden Erlasse vom gethan. Der preußische Staatsrat wurde berufen, »um zu prüfen, wie die Zeit, die Dauer und die Art der Arbeit zu regeln sei, damit die Erhaltung der Gesundheit, die Gebote der Sittlichkeit, die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter und ihr Anspruch auf gesetzliche Gleichberechtigung gewahrt blieben«. Die Sitzungen des Staatsrats begannen 11. Febr.; der Kaiser nahm persönlich eifrigen Anteil an den Beratungen, welche sich auf die Ergänzung der Gesetzgebung über den Schutz der Arbeiter bezogen. Es wurden darauf die Einladungsschreiben an die industriellen Staaten Mittel- u. Westeuropas erlassen, ihre Vertreter nach Berlin [* 38] zu einer internationalen Arbeiterschutzkonferenz (s. d.) zu senden, »um die Herbeiführung gleichmäßiger internationaler Regelungen der Grenzen [* 39] für die Anforderungen anzustreben, welche an die Thätigkeit der Arbeiter gestellt werden dürfen«. Alle Staaten, auch die Schweiz, [* 40] welche schon 1889 zu einer solchen Konferenz eingeladen hatte, und ¶