Diejenige Reiselitteratur, die der schönen Litteratur hinzugezählt werden muß, da sie weder eine wissenschaftliche noch
eine praktische Bedeutung beanspruchen kann, aber lebendige und unterhaltende Schilderungen gibt, hat gleichfalls eine
Reihe
von
Bereicherungen gefunden. Am glücklichsten und fesselndsten waren hier wohl die
Skizzen »Aus dem
Orient« von
PaulLindau,
[* 2] flüchtige Aufzeichnungen von großem
Reiz und scharfem
Blick für alles, was den Verfasser besonders interessiert.
[* 8] Am fand im
DeutschenReiche eine
Volkszählung statt, über deren Ergebnisse noch keine amtlichen
Veröffentlichungen vorliegen¹. Nach den Mitteilungen in der Tagespresse betrug die
Volkszahl in den deutschen
Städten über 20,000 Einw.
¹
Die ersten vorläufigen Ergebnisse der Zählung sind von den Einzelstaaten bis zum dem kaiserl.
StatistischenAmt einzuliefern, die endgültigen Feststellungen bis und in eingehendern Bearbeitungen bis 1. Juli und ¶
Die mit Tabak
[* 23] bepflanzte Bodenfläche war im Erntejahr 1889/90 um 633 Hektar geringer als im Vorjahr, lieferte aber einen um
12,641 Ton. höhern Ertrag an getrockneten Tabaksblättern; es wurden nämlich auf 17,400 Hektar 39,000 T. Blätter im Werte von
31,956,800 Mk. geerntet. 1890 ist die Größe der mit Tabak bepflanzten Ländereien auf 20,195 Hektar gestiegen.
Auch die Zuckerindustrie hat einen erheblichen Aufschwung genommen; es wurden im Betriebsjahr 1889/90: 9,8
Mill. T. Rüben (fast 2 Mill. T. mehr als im Vorjahr) verarbeitet und 1,205,310 T. Rohzucker und 679,199 T. raffinierter und
Konsumzucker hergestellt. Die Weinernte blieb hinter dem zehnjährigen Durchschnitt erheblich zurück;
es wurden auf 120,935 Hektar 2,021,569 hlWein (288,827 hl weniger als im Vorjahr) geerntet.
Industrie. Im J. 1889 waren in 2189 Bergwerken (darunter 285 Nebenbetriebe) 364,932 Personen beschäftigt und förderten 96,243,433
Ton. Bergwerksprodukte im Werte von 548,9 Mill. Mk. Gegen das Vorjahr hat
sich die Produktion um 3,6 Mill. T., der Wert derProdukte aber um 60,6 Mill. Mk. gesteigert. Im einzelnen betrug die
Produktion:
Dem
Wert nach wurden die geförderten Steinkohlen 1889 auf 385 Mill. Mk. (1888: 341 Mill.), Braunkohlen 44,3 Mill. (40,9 Mill.),
Eisenerze 46,5 Mill. (39,9 Mill.), Kupfererze 18,2 Mill. (17,5 Mill.), Zinkerze
17,7 Mill. (13,7 Mill.), Bleierze 17,7
Mill. (16,7 Mill.), Silber- und Golderze 4 Mill. (4 Mill.), Steinsalz 2,2 Mill. (1,8 Mill.), Kalisalze 15,1 Mill. (14,9 Mill.)
geschätzt. Von Salzen aus wässeriger Lösung wurden 1889 gewonnen: 814,464 T. im Werte von 39,7 Mill. Mk., darunter 492,522
T. Kochsalz. Die Produktion der Hütten
[* 24] ergab 1889 in Deutschland und Luxemburg:
[* 25]
Die chemische Industrie hat wie schon seit einigen Jahren auch im J. 1889 eine Steigerung der Produktion
erfahren; die Zahl der Betriebe stieg auf 4809, in denen 90,585 Arbeiter Beschäftigung fanden. Die Einfuhr von Rohstoffen
zur Erzeugung von Chemikalien ist um 147,000 Ton. gegen das Vorjahr gestiegen, während die Ausfuhr davon sich um 29,000
Ton. verminderte. Die in der chemischen Industrie bestehenden 85 Aktiengesellschaften mit einem eingezahlten Kapital von 188 Mill.
Mk. verteilten im Durchschnitt 10½ Proz. Dividende, 24 davon gar keine und 7 mehr als 15 Proz.
Der Anschluß von Hamburg und Bremen an die Branntweinsteuergemeinschaft des DeutschenReiches (Oktober 1888) ist, wie
bei der geringen Zahl der dortigen Brennereien vorauszusehen war, ohne Einfluß auf die deutsche Branntweinproduktion geblieben.
Im Betriebsjahr 1888/89 waren von 90,313 vorhandenen Brennereien 65,652 in Betrieb (17,237 mehr als im Vorjahr); die Produktion
an reinem Alkohol betrug 2,727,061 hl, wofür nach Abzug der Rückvergütung 139 1/7 Mill. Mk. an Steuern
gezahlt wurden (22⅔ Mill. Mk. mehr als im Vorjahr). An reinem Alkohol wurden gegen Entrichtung der Verbrauchsabgabe 2,179,000
hl (im Vorjahr 1,684,000 hl) in den freien Verkehr gesetzt, dagegen abgabenfrei zu gewerblichen Zwecken verwandt 431,300 hl (im
Vorjahr 387,600 hl).
Das Eisenbahnnetz hat 1890 eine Länge von 42,022 km erreicht, wovon 36,967 km auf Staatsbahnen
[* 26] entfallen.
Die Zahl der Postanstalten betrug 1889: 23,410, darunter 21,212 im Reichspostgebiet;
13 deutsche Postagenturen befanden sich
in den Schutzgebieten.
Telegraphenanstaltengab es in Deutschland 12,431, davon 10,607 im Reichstelegraphengebiet; die Länge der Linien
betrug 98,391, resp. 86,212 km. Das im Post- und Telegraphenverkehr beschäftigte Personal betrug 120,629
Personen, davon 107,823 im Reichspostgebiet. Befördert wurden in Deutschland 1338 Mill. Briefe und Postkarten (im Reichspostgebiet 1176 Mill.), 389 Mill.
Drucksachen und Warenproben (350 Mill.), 77 Mill. Postanweisungen und 9 Mill. Geldbriefe (67, resp. 7,8 Mill.);
der Gesamtwert der Geldsendungen betrug 22,241 Mill. Mk. (19,924 Mill.), das
Gewicht der beförderten Pakete 4½ Mill. Doppelzentner. 1889 besaßen 214 Orte Fernsprecheinrichtung; die Länge der Linien
betrug 8179 km, die der Leitungen 71,985 km, die Zahl der Teilnehmer an der Benutzung 42,824. Verbindungsanlagen zwischen
verschiedenen Städtengab es 205.
Vgl. auch die Einzelartikel: »Eisenbahn«, »Post« etc.
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