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Neben dem New Yorker Clearinghaus besteht in den Vereinigten Staaten [* 2] eine größere Zahl (1885: 28) Clearinghäuser in den andern Städten. Deren Umsätze waren insgesamt 1885: 12,519, 1889: 20,119 Mill. Dollar. An diesem Umsatz von 20,119 Mill. Doll. partizipierten die Neuenglandstaaten mit 5409 Mill., das Zentrum der Union mit 5029 Mill., der zentrale Westen mit 4988, der übrige Westen mit 2413, der gesamte Süden mit 2279 Mill. Doll.
Den amerikanischen Clearinghäusern reihen sich der Bedeutung nach die deutschen Abrechnungsstellen an. Die Dienste [* 3] aber, die das Londoner Clearinghaus leistet, werden hier nicht so sehr durch jene Abrechnungsstellen, sondern größtenteils durch das Girokonto der Reichsbank versehen. Den Abrechnungsstellen kommt mehr lokale Bedeutung zu. In Deutschland [* 4] hatte die Hamburger Girobank dem Umschreibeverkehr zuerst Bahn gebrochen. Im Jahre 1619 gegründet, zählte sie zu Ende des vorigen Jahrhunderts (1799) nicht weniger als 24,151 Deponenten, 1876 liquidierte sie.
Nach dem Beispiel dieser ersten deutschen Girobank hatte später die preußische Bank ein Girokonto eröffnet, jedoch mit geringem Erfolg. Clearinghaus der Berliner [* 5] Bank- und Großhandlungsfirmen und gleichzeitig Depositenbank war der Berliner Kassenverein, der 1823 in der Absicht errichtet worden war, das Zahlungsgeschäft in Handel und Wandel dadurch zu erleichtern, daß die Zahlungen in barem Gelde aus einer Hand [* 6] in die andre entbehrlich gemacht werden, die dazu dienenden baren Fonds aber mit der erforderlichen Sicherheit und Vorsicht zu benutzen.
Der Kassenverein versah und versieht auch heute für seine Kunden die Ausgaben der englischen Banken, ist aber gleichzeitig Abrechnungsstelle und zwar für den Börsenverkehr sowohl als für den anderen. 1872 hat die Thätigkeit des Kassenvereins als Girobank ihren Höhepunkt erreicht mit einem Clearing von 10,335 Mill. Mk. 1885 wurden nur noch 5801,1888 aber doch schon wieder 8763 Mill. Mk. durch Abrechnung geordnet. Die Giroguthaben erreichten ihr Maximum im J. 1873. Andre Berliner Banken kultivieren den Checkverkehr erst seit Errichtung der dortigen Abrechnungsstelle. Von früher her und im übrigen Deutschland haben dagegen die Frankfurter Banken, die Vereinsbank und die Norddeutsche Bank in Hamburg [* 7] dem Checkverkehr besondere Aufmerksamkeit zugewendet.
Die neuerrichtete Reichsbank ordnete ihren Giro- und Checkverkehr durch Regulativ vom Dasselbe hat seitdem im J. 1883 einige Änderungen erfahren. In den Bestimmungen desselben tritt deutlich die Absicht hervor, die einmal als Girokunden gewonnenen Firmen über die gelegentliche Benutzung des Girokontos hinaus für die Abwickelung aller Zahlungsgeschäfte durch die Reichsbank, bez. die mit ihr in Verbindung stehenden Firmen zu gewinnen. Hierher zählt unter anderm die Verpflichtung zur Domizilierung der Accepte bei der Reichsbank oder einem Bankhaus, welches mit ihr in täglicher Abrechnung steht, und die Gutschrift der aus einer Diskontierung oder Lombardierung den Kunden zukommenden Beträge vorerst auf Girokonto, um die Aufmerksamkeit des Kunden immer neu auf das Girokonto zu lenken und in diesem ein vollständiges Bild seines Verkehrs mit der Reichsbank zu erzielen.
Die Änderungen, welche die Bestimmungen über den Giroverkehr der Reichsbank Anfang 1883 erfahren haben, standen im Zusammenhang mit der gleichzeitig erfolgten Errichtung von Abrechnungsstellen, durch welche die Reichsbank mit den andern leistungsfähigen Bankfirmen sich auf dem Fuße der Gleichberechtigung zu gemeinsamer Pflege des Girogeschäfts verband. Abrechnungsstellen, also Einrichtungen für die Verrechnung solcher Zahlungsanweisungen, welche die an der Abrechnungsstelle teilnehmenden Banken und Bankiers sich gegenseitig zu präsentieren haben, gibt es gegenwärtig in Berlin, [* 8] Bremen, [* 9] Breslau, [* 10] Dresden, [* 11] Frankfurt [* 12] a. M., Hamburg, Köln, [* 13] Leipzig [* 14] und Stuttgart. [* 15] Die Umsätze betrugen 1889:
Mill. Mk. | Mill. Mk. | |
---|---|---|
Summe der Einlieferungen | Nicht ausgeglichen, sondern als Saldo bei der Reichsbank angeschrieben | |
in Berlin | 4140.6 | 2162.9 |
- Bremen | 814.3 | 177.0 |
- Breslau | 330.5 | 131.5 |
- Dresden | 247.3 | 186.1 |
- Frankfurt a. M. | 3941.5 | 638.4 |
- Hamburg | 7313.9 | 524.0 |
- Köln | 631.7 | 242.4 |
- Leipzig | 306.0 | 139.9 |
- Stuttgart | 323.1 | 149.2 |
Zusammen: | 18048.9 | 4351.4 |
Der Begleich der Schlußdifferenzen findet nicht in bar, sondern durch Anschreibung auf dem Girokonto der Reichsbank statt. In je größerm Umfange sich der Zahlungsverkehr des betreffenden Platzes bei den am Abrechnungsverkehr teilnehmenden Banken konzentriert, desto geringer sind diese Restanschreibungen; denn desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß den Forderungen in ziemlich gleichem Betrage Gegenforderungen gegenüberstehen. Eine vollständige Ausgleichung auf beiden Seiten wird sich allerdings nie vollziehen. Auf dem Girokonto der Reichsbank war 1889 der Geschäftsverkehr in Mill. Mark:
Die Giroguthaben betrugen 1. Jan. 1889: | 214 | |
Einnahmen auf Girokonto: durch Barzahlung | 7520.3 | ↘ |
- diskontierte Wechsel | 3937.6 | ↘ |
- eingezogene Wechsel u. Effekten | 882.7 | 37855 |
- Übertragungen am Platze | 14434.4 | ↗ |
- dgl. von andern Bankstellen | 11079.6 | ↗ |
: | 38069 | ↗ |
Dagegen auf Girokonto verausgabt. | ||
durch Barzahlung | 11941.3 | ↘ |
- eingelöste Domizilwechsel | 1407.9 | 37831 |
- Übertragungen am Platze | 14434.4 | ↗ |
- dgl. auf andre Bankstellen | 10037.6 | ↗ |
Guthaben der Girokunden 31. Dez. 1889: | Mill. Mark | 248 |
Um den effektiven Giroverkehr zu berechnen, müssen die Barumsätze und die vorläufigen Anschreibungen für von der Reichsbank diskontierte und bei direkter Auszahlung nur im Übergangswege auf Girokonto gebuchte Wechsel in Abzug gebracht werden.
Dem deutschen Abrechnungsverkehr folgt der Bedeutung nach der italienische, welcher sich auf ein königliches Dekret vom Mai 1881 zurückführt. Gegenwärtig sind 7 Abrechnungsstellen in Italien [* 16] in Thätigkeit, in folgenden Städten und mit folgenden Umsätzen (in Millionen Lire):
Einlieferungen | Kompensationen | Ausgleichungen der Differenz in | ||
---|---|---|---|---|
bar | Anweisungen | |||
Livorno | 920.4 | 803.9 | 166.5 | - |
Genua | 2780.9 | 1966.9 | 679.6 | 134.5 |
Mailand | 9105.3 | 6463.0 | 923.5 | 1718.6 |
Rom | 989.1 | 939.2 | 36.2 | 13.6 |
Bologna | 45.5 | 23.6 | 5.3 | 16.6 |
Catania | 4.0 | 3.6 | 0.3 | - |
Florenz | 3068.6 | 1645.6 | 202.5 | 1220.4 |
Zusammen: | 16913.8 | 11845.8 | 1963.9 | 3103.7 |
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Für Frankreich versieht das Girokonto der Banque de France ähnliche Funktionen wie das Girokonto der Deutschen Reichsbank. Der Betrag der vollzogenen Umschreibungen war im J. 1886: 34,698 Mill. Frank. Neben der Bank von Frankreich besteht als Abrechnungsstelle die Chambre de compensation des banquiers zu Paris [* 18] mit gegenwärtig 13 Teilnehmern und einer Einlieferung von 1196 Mill. Frank im J. 1886/87, wovon 863 Mill. auf Girokonto übertragen werden mußten. Sehr bemerkenswert ist endlich der Übertragungsverkehr, den die österreichische Postsparkasse in erster Linie für Zahlungen an andre Plätze, nicht minder wirksam aber auch für den Lokalverkehr eingerichtet hat. Die Umsätze im Clearing betrugen:
1885: 40 Mill. Gulden
1886: 102 - -
1887: 150 - -
1888: 178 - -
1889: 217 - -
Daneben unterhalten auch der Wiener Saldierungsverein und die österreichisch-ungarische Bank einen Umschreibeverkehr.
Vgl. Julius Wolf, Zur Reform des schweizer Notenbankwesens.
Eine eidgenössische Girostelle als Lösung (Zürich [* 19] 1888).