hat Casati den 1888 erlittenen Verlust aller seiner Tagebücher und Aufzeichnungen einigermaßen ausgeglichen durch das zuerst
in deutscher Sprache erschienene Werk »Zehn Jahre in Äquatoria und die Rückkehr mit Emin Pascha« (Bamberg 1890,2 Bde.). Nach
einem Briefe des Reisenden Cecchi an den Professor dalle Vedova in Mailand hat Casati bereits Emin ausführliche
Mitteilung gemacht von der Existenz des angeblich von Stanley entdeckten Berges Ruvenzori.
(spr. -perĭeh), Jean Paul Pierre, franz. Politiker, geb. zu Paris, Enkel des berühmten Ministers
der Julimonarchie und Sohn des 1876 gestorbenen Ministers des Innern Casimir-Périer, studierte die Rechte, nahm 1870-71
als Hauptmann der Mobilgarde des Departements Aube an der Verteidigung von Paris teil, wurde Kabinettschef seines Vaters, als derselbe
Minister des Innern wurde, und 1876 als republikanischer Kandidat zum Deputierten gewählt. 1877 wurde er zum Unterstaatssekretär
im Unterrichtsministerium, 1883 im Kriegsministerium ernannt. In der Kammer war er Mitglied der Budgetkommission
und seit 1885 Vizepräsident derselben. 1891 ward er zum Senator gewählt.
(spr. kastíljo), Don Fernando de Leon y, span. Staatsmann, geb. 1842 auf den Kanarischen Inseln, studierte in
Madrid die Rechte und beteiligte sich schon damals an der liberalen Bewegung in der Presse und als Redner
in Versammlungen. Durch die Revolution von 1868 gelangte er in die Staatsverwaltung und wurde 1871 in die Cortes gewählt. 1872 wurde
er Unterstaatssekretär im Ministerium der Kolonien. Unter der Republik bekämpfte er die Radikalen im Parlament
mit großer Entschlossenheit, ebenso verteidigte er als liberaler Monarchist die konstitutionellen Prinzipien gegen Canovas
und erwarb sich in der Kammer großes Ansehen als Redner und Politiker. Sagasta übertrug ihm daher 1886 in seinem Kabinett das
Ministerium des Innern und ernannte ihn 1887 zum Botschafter in Paris.
(spr. kawanjack), Godefroy, franz. Politiker, geb. zu Paris, Sohn des berühmten
Generals Cavaignac, zog schon als Schüler die Aufmerksamkeit auf sich, indem er 1867 bei einer öffentlichen Preisverteilung sich
weigerte, den ihm zuerkannten Preis aus der Hand des kaiserlichen Prinzen anzunehmen. 1870 nahm er als Freiwilliger am Kriege
teil, besuchte sodann die polytechnische Schule, studierte die Rechte und wurde zunächst Requetenmeister
im Staatsrat. 1882 wurde er in St.-Calais zum Deputierten gewählt. 1885 war er unter Brisson Unterstaatssekretär im Kriegsministerium.
Cavaignac gehört zu den gemäßigten Republikanern und widmet sich besonders wirtschaftlichen Fragen.
Giovanni, Artillerist, geb. zu Turin, trat in die piemontesische Armee ein, lieferte
Verbesserungen von Brücken- und Feldartilleriematerial, ging 1847 nach Schweden, um den Guß der für die piemontesische Armee
bestimmten Geschützrohre zu überwachen und gab dem Baron v. Wahrendorff in Aker Anregung, seinen glatten gußeisernen Hinterlader
mit Zügen zu versehen. Er setzte dann diese Versuche in Turin fort, konstruierte für sein gezogenes Geschütz
passende Geschosse und gab damit die Grundlage zu dem System La Hitte, welches 1860 auch in Italien eingeführt wurde. 1865 zum
Kommandanten der Turiner Militärakademie ernannt, trat Cavalli 1879 in Ruhestand. Er schrieb: »Mémoire sur les canons
se chargeant
par la culasse et sur les canons rayés« (Par. 1849);
»Aperçu sur les canons rayés se chargeant par
la bouche et par la culasse et sur les perfectionnements à apporter à l'art de la guerre en 1861« (Turin 1862) u. a.
Felice, ital. Dichter und Politiker, ließ sich nach seiner Mandatsniederlegung von 1879 wiederwählen
und wiederholte die Niederlegung 1885, in welchem Jahre seine Demission von der Kammer nicht angenommen wurde, und 1888, wo
er gleich wiedergewählt wurde.
In der Kammer vertritt er republikanische und irredentistische Anschauungen und bekämpft mit
rücksichtslosester Schärfe die Regierung.
Der »Secolo« von Mailand, eine der gelesensten italienischen Zeitungen, ist
sein Organ.
(spr. kehlĭ), Arthur, Mathematiker, geb. 1821 zu Richmond in der Grafschaft Surrey, studierte in London und Cambridge
und bekleidete 1849-63 eine Professur in Cambridge. Er war 1872-73 Präsident der Mathematischen Gesellschaft, 1885 der British
Association und erhielt von der Londoner Royal Society die Copley-Medaille. Er schrieb unter anderm: »Elementary
treatise on elliptic functions« (1876) und zahlreiche Abhandlungen über höhere Mathematik, welche die Universität Cambridge
seit 1889 als »Collected mathematical papers« in 10 Bänden herausgibt.
dePradines (spr. kas'nohw d' pradihn), Edouard
de, franz. Politiker, geb. zu Marmande, schloß sich dem Grafen von Chambord an und war eine Zeitlang dessen Sekretär,
dann einer seiner treuesten und uneigennützigsten Anhänger. 1870 kämpfte er in dem Corps Charettes und wurde bei Loigny schwer
verwundet. Im Februar 1871 in die Nationalversammlung gewählt, gehörte er zur äußersten Rechten und
war Mitglied des reaktionären Klubs der Chevau-légers. An den Versuchen, die legitime Monarchie herzustellen, war er eifrig
beteiligt und zog sich nach deren Scheitern für längere Zeit vom politischen Leben zurück. Erst 1884 ließ er sich in die
Deputiertenkammer wahlen und gehörte zu den Monarchisten, lehnte aber im Gegensatz zum Grafen von Paris
öffentlich jede Verbindung mit den Boulangisten ab, welche Haltung durch Boulangers feiges Benehmen gerechtfertigt wurde.
Abgesehen von den Manteltieren, bei welchen bisher allein im Tierreich Cellulose aufgefunden war,
ist dieser Stoff jetzt auch bei der überwiegenden Mehrzahl der Gliedertiere und bei einigen Weichtieren nachgewiesen worden.
Bei den Gliedertieren findet sich Cellulose oder zum mindesten ein ihr sehr nahe stehender, die gleichen Reaktionen zeigender Körper
als fast ständiger Begleiter des Chitins; der Körper färbt sich wie die Cellulose durch Chlorzinkjodlösung
intensiv violett, und die Färbung zeigt alle charakteristischen Eigenschaften der Cellulosereaktion bei den Pflanzen; sie
verschwindet, nachdem die Präparate einige Zeit im Wasser gelegen haben, und die gefärbten Partien bekommen infolge ihrer
Doppelbrechung sämtlich denselben starken Pleochroismus, der sich an den auf gleiche Art gefärbten Cellulosemembranen der
Pflanzen sowie im Mantel der Tunikaten nachweisen läßt. Die Reaktion läßt sich beschleunigen, wenn man
die Objekte vorher in alkoholischer Kalilauge kocht. Bei den Krustentieren, die untersucht wurden,
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Einsiedlerkrebs, Heuschreckenkrebs, Hummer, Bärenkrebs, Ruderfüßer, Entenmuschel u. a., zeigte sich die Cellulosereaktion
stets an den innern Schichten des Panzers, während sie an der äußersten Schicht desselben nie eintritt, so daß diese demnach
aus echtem, reinem Chitin besteht; besonders schön tritt die Reaktion ferner an Sehnen dieser Tiere auf. Bei einigen Krustentieren
dagegen, so Muschelkrebsen, ferner dem krebsartigen und fischförmigen Kiefenfuß (Apus und Branchipus), gelang die Reaktion überhaupt
nicht.
Auch bei den übrigen Gliedertieren zeigen sowohl die innern Schichten des Chitinskeletts als auch die Sehnen sehr schön die
charakteristische Violettfärbung; in allen übrigen Tierklassen konnte bis jetzt Cellulose nur noch in einigen
wenigen Fällen bei Mollusken nachgewiesen werden, so in der Radula einer Helix-Art und besonders in der Rückenschulpe der
beiden gewöhnlichen Tintenfische Sepia und Loligo; aus diesen Schulpen läßt sich die tierische Cellulose rein darstellen, indem
die gewaschenen und getrockneten Schulpen gepulvert, sodann entkalkt und mit frisch dargestelltem Kupferoxydammoniak extrahiert
werden, worauf man die abfiltrierte Lösung mit Salzsäure ausfällt. Es entsteht ein seiner, langsam sich
absetzender weißer Niederschlag, der mit Chlorzinkjodlösung die charakteristische Violettfärbung ergibt.