mehr
Litteratur, Statistik und Geschichte der Pädagogik im In- und Ausland« (Halle [* 2] 1838-39).
Seite 18.162 Jahres-Supplement 1890-1891
Litteratur, Statistik und Geschichte der Pädagogik im In- und Ausland« (Halle [* 2] 1838-39).
in Unterägypten ist im Winter 1888/89 von dem Schweizer E. Naville auf Kosten des Egypt Exploration Fund untersucht und speziell der Tempel [* 3] der katzenköpfigen Göttin Bast [* 4] aufgegraben worden. Derselbe bestand aus vier zu verschiedenen Zeiten erbauten Hallen, deren östlichste die älteste ist und auf die Pyramidenerbauer der 4. Dynastie, Cheops und Chephren, zurückgeht. Westlich davon folgte eine zweite, der Festsaal, dann die am reichsten geschmückte dritte, endlich die vierte, ein wahrscheinlich unvollendet gebliebener großer Saal mit einer Kapelle der Göttin Bast. Die zweite Halle ist unter der 6., die dritte unter der 12. Dynastie erbaut und um 2200 v. Chr. vollendet worden. 100 Jahre später eroberten die fremdländischen (semitischen? turanischen?) Hyksos Unterägypten, wo sie bis in das 17. vorchristliche Jahrhundert herrschten.
Auf sie gehen zwei Statuen aus schwarzem Granit zurück, die am Tempelthor gefunden wurden, die Hyksoskönige Apepi und Janra (Raian) darstellend. Ebenso wurden zahlreiche Steinbilder von Königen und hohen Beamten der 18. und der folgenden Dynastien, namentlich von Ramses II., aufgedeckt, welche den Inschriften nach aber noch nicht die Göttin Bast, sondern den Ammon, [* 5] den Set und andre Götter verehrten. Später scheint der Tempel zerstört worden zu sein; denn Osorkon I. von der 22. (libyschen) Dynastie stellte ihn wieder her, wählte Bubastis zu seiner Residenz und machte die Bast zur Hauptgöttin des Tempels.
Damals begann auch die Verehrung der ihr geheiligten Katze [* 6] und die Bestattung von Katzenleichen in tiefen Brunnen [* 7] aus Ziegeln. Erst Osorkon II., der Nachfolger Osorkons I., aber führte den Wiederaufbau des Tempels zu Ende (um 860 v. Chr.) und stiftete zu Ehren Ammons ein großes Fest, das am 18. Oktober gefeiert wurde und der größten Anschwellung des Nils galt; dasselbe ist in Bild und Wort auf den Tempelwänden dargestellt und wird noch heute als Durchstechung der Dämme genau unter denselben Belustigungen wie im Altertum gefeiert. Die vierte und letzte Halle des Tempels wurde unter König Nachthorhib (30. Dynastie, Anfang des 4. Jahrh.) errichtet; die letzte Nachricht über ihn geben zwei griechische Inschriften aus der Zeit des Ptolemäos Epiphanes. Im ganzen umfaßt die Geschichte dieses Tempels einen Zeitraum von 3500 Jahren, und seine Inschriften melden von nicht weniger als 26 Königen.
Sein Leben beschrieb H. v. Poschinger (»Ein Achtundvierziger«, Berl. 1890).
s. Cody. ^[= (spr. koddĭ), William Frederick, ein unter dem Namen auch in Europa bekannt gewordener ...]
George Louis Leclerc, Naturforscher.
Seine Biographie schrieb Lebasteur (in der »Collection des classiques populaires«, Par. 1889).
[* 9] Über die Bewegung der Bevölkerung [* 10] in hat das dortige Statistische Büreau für die Jahre 1881-84 Erhebungen angestellt, aus denen hervorgeht, daß im Durchschnitt auf 1000 Einw. 37,3 Geburten, 18,4 Sterbefälle, 19,4 Eheschließungen stattfanden und die natürliche Volksvermehrung 18,9 pro Mille betrug. Letztere Zahl ist auffallend hoch, fast doppelt so hoch wie in Preußen, [* 11] und erregt Zweifel an der Vollständigkeit der amtlichen Listen; desgleichen ist die Sterbeziffer auffallend niedrig.
Unter der Regierung des Fürsten Ferdinand hat die wirtschaftliche Lage einen entschiedenen Aufschwung genommen. Es wurden Anstalten zur Forderung des Ackerbaues, Musterwirtschaften, wissenschaftliche Versuchsstationen errichtet. Der Staat unterstützt gegenwärtig (1890) 17 Ackerbauschulen und zahlt 46,000 Lew (Frank) für landwirtschaftliche Wanderlehrer. Ärmern Landleuten werden Grundstücke und Sämereien überwiesen; 78 landwirtschaftliche Hilfskassen besitzen ein eignes Vermögen von über 16 Mill. Fr. Allein 1889 wurden 7 Handelsgesellschaften, 12 Sparkassen, eine Schifffahrtsgesellschaft und vier andre Vereine zu wirtschaftlichen Zwecken begründet.
Eine Feuerversicherungsgesellschaft befindet sich in der Organisation. Am wurde die für Südbulgariens Entwickelung so wichtige Bahnlinie Burgas-Jamboli (108 km lang) eröffnet, wodurch die Länge der bulgarischen Eisenbahnen auf 799 km stieg. Ebenso sind Straßen gebaut, Gymnasien und Schulen errichtet worden, und die Sobranie bewilligte allein für Gemeindeschulen einen Zuschuß von 1½ Mill. Fr., während die Volksschulen im letzten Schuljahr von mehr als 172,000 Kindern besucht wurden, ein großer Fortschritt in einem Lande, unter dessen Soldaten ca. 70 Proz. weder lesen noch schreiben können.
Auch die mohammedanischen Schulen gehen nicht leer aus, und allein für die Besoldung der Muftis zahlt der Staat jährlich 30,000 Fr. Im Budget für 1891 sind die Einnahmen auf 80,478,700 Fr. und die Ausgaben auf 79,368,422 Fr. veranschlagt. Die öffentliche Schuld besteht außer in dem Reste der bis 1896 zu tilgenden Okkupationskosten aus der Anleihe von 1887 im Betrag von 50 Mill. türk. Pfund; außerdem muß Bulgarien jährlich der Türkei [* 12] 130,000 türk. Pfund als Tribut für Ostrumelien und 21,000 türk. Pfund Rückstände zahlen.
Der Handelsverkehr hatte 1889 einen Wert von 72,8 Mill. Fr. in der Einfuhr und 80,5 Mill. Fr. in der Ausfuhr. Großbritannien [* 13] hat zu Anfang 1890 mit Bulgarien direkt ein förmliches Handelsabkommen getroffen, obwohl die Berliner [* 14] Kongreßakte dies dem suzeränen Sultan vorbehält; danach wird für die Einfuhr in ein Wertzoll von 8 Proz. erhoben.
1888 liefen ein in Warna 256 (meist österreichische) Schiffe [* 15] von 274,261 Ton., in Burgas 553 Schiffe von 101,657 Ton. An Banken bestehen außer den landwirtschaftlichen die Nationalbank in Sofia mit Filialen in Philippopel, Rustschuk und Warna und eine Filiale der Ottomanischen Bank in Philippopel. Geschichte. In ihrer Unversöhnlichkeit bemühte sich die russische Regierung, Bulgarien alle möglichen Schwierigkeiten zu bereiten. So erhob sie Einspruch gegen die Anleihe von 30 Mill., welche Bulgarien 1889 bei der Österreichischen Länderbank und der Deutschen Bank in Berlin [* 16] aufnahm.
Als sie damit nicht durchdrang, verlangte sie im Februar 1890 plötzlich die Bezahlung der Kriegskostenraten, die Bulgarien Rußland für den Krieg von 1877/78 schuldete, welche die russische Regierung aber seit 1886 anzunehmen sich geweigert hatte, weil sie seitdem die bulgarische Regierung nicht als rechtmäßig anerkannte. Glücklicherweise hatte diese die verschmähten Gelder in der Bank angesammelt und konnte sie sofort dem deutschen Generalkonsul zur Übermittelung an Rußland übergeben. Wenn auch in der Annahme der Gelder seitens Rußlands keine Anerkennung des Fürsten Ferdinand lag, so wurde doch damit die Gültigkeit und Verbindlichkeit der Handlungen seiner Regierung anerkannt, womit schon viel gewonnen war. Gleichzeitig wurde das hinterlistige Verhalten eines Teils der russischen Diplomatie gegen Bulgarien entlarvt. Man entdeckte ¶
nämlich eine Verschwörung, welche der Major z. D. Panitza, ein makedonischer Bulgare, der sich im Kriege durch Tapferkeit ausgezeichnet hatte, angezettelt und für die er mehrere Offiziere der Linie und der Landwehr gewonnen hatte; ihr Ziel war, den Fürsten und die Minister gefangen zu nehmen und, falls sie Widerstand leisteten, zu töten. Panitza wurde verhaftet, und in seinen Papieren fand man Briefe und Aktenstücke, welche bewiesen, daß Panitza seit 1887 mit russischen Beamten, namentlich mit der russischen Gesandtschaft in Bukarest, [* 18] in Verbindung gestanden hatte; die Vermittelung bildete ein ehemaliger russischer Offizier, Kolubkow, in Sofia.
Panitza hatte zwar seinen Mitverschwornen vorgespiegelt, der geplante Staatsstreich habe den Zweck, einer von Rußland beabsichtigten Okkupation Bulgariens durch Beseitigung des dem Zaren verhaßten Fürsten und Stambulows zuvorzukommen. In Wirklichkeit aber sollte der Staatsstreich dazu dienen, Rußland wieder die Wege nach Bulgarien zu öffnen; der russische Departementschef Zinowjew versprach, daß gleich nach dem Gelingen der Revolution Rußland einen General nach Bulgarien senden werde, um bis zur Wahl eines neuen Fürsten, für welche drei Kandidaten bezeichnet waren, die bulgarischen Angelegenheiten zu leiten.
Zweimal, im Sommer 1889 und Anfang Januar 1890, war der Staatsstreich geplant, aber durch besondere Umstände die Ausführung vereitelt worden. Die Regierung ließ alle Genossen Panitzas verhaften und im Mai vor ein Kriegsgericht stellen. Die Anklageakte enthielt alle Briefe und Telegramme, welche die Teilnahme der russischen Beamten bezeugten. Das Gericht verurteilte 30. Mai Panitza zum Tode durch Erschießen, den Russen Kolubkow zu 9 Jahren, die übrigen Teilnehmer zu 6 und weniger Jahren Gefängnis.
Nachdem der Kassationshof die Berufung der Verurteilten abgewiesen hatte, wurde Panitza 28. Juni Sofia erschossen; Kolubkow wurde an die russische Grenze gebracht. Rußland mußte dem stillschweigend zusehen. Die Erbitterung über den Verlauf der Dinge in Bulgarien wuchs in den russischen Kreisen begreiflicherweise nur noch mehr. Aber auf eigne Faust in Bulgarien einschreiten konnte Rußland nicht, ohne einen Krieg zu entzünden, und das wollte der Zar nicht. Aber selbst wenn es gelang, in Bulgarien festen Fuß zu fassen, so war es mehr als fraglich, ob Rußland davon Vorteil hatte, da die ihm feindliche Stimmung dort mit jedem Jahre zunahm.
Die Regierung des Fürsten Ferdinand befestigte sich unter der geschickten Leitung Stambulows immer mehr. Der Fürst selbst zeigte ein lebhaftes Interesse für die Entwickelung der Verkehrswege und beförderte die Vollendung der Bahn von Sofia nach Burgas und den Ban einer andern Eisenbahn von Sofia über Tirnowa nach Warna und Rustschuk. Straßen und Brücken [* 19] wurden gebaut, die öffentliche Sicherheit hergestellt und das Ansehen der Behörden gekräftigt. Begreiflicherweise wünschte das Volk aus dem provisorischen Zustand herauszukommen durch Anerkennung der Herrschaft des Fürsten.
Der auswärtige Minister Stransky richtete daher im Juni 1890 eine Note an die Pforte, in welcher er die Anerkennung des Fürsten und die Entsendung bulgarischer Bischöfe nach Makedonien verlangte. Die erstere war indes unmöglich, da hierfür der einstimmige Beschluß der Mächte erforderlich war, und ein solcher war bei der offen ausgesprochenen Gesinnung Rußlands nicht zu erwarten. Dagegen erfüllte die Pforte den andern Wunsch Bulgariens und ernannte drei Bischöfe für die bulgarische Kirche in Makedonien; auch hiergegen erhob Rußland, freilich vergeblich, Einspruch. In Bulgarien zeigte man sich für die Ernennung der Bischöfe sehr dankbar, und so sehr hatte die Stimmung in Bulgarien umgeschlagen, daß ein Teil der bulgarischen Presse [* 20] der Türkei die Freundschaft Bulgariens und ein Bündnis gegen Rußland antrug: »Wir werden nicht aufhören«, hieß es, »offen jene Macht zu bekämpfen, welche durch unser Land die ottomanische Hauptstadt zu erreichen strebt, um sich von dort aus der ganzen europäischen und asiatischen Türkei zu bemächtigen.« Die Bevölkerung war mit der vorsichtigen Haltung der Regierung durchaus einverstanden, und bei den Neuwahlen für die Sobranie wurden fast nur Anhänger der Regierung, nämlich 260, darunter 30 Türken und 2 Griechen, und bloß sehr wenige (35) Anhänger Karawelows und Zankows gewählt.
Stambulow erklärte sich durch dies Ergebnis ermutigt, auf der beschrittenen Bahn zu verbleiben und unentwegt die bisherige auswärtige wie innere Politik fortzusetzen. Die russische Regierung verharrte in ihrer zürnenden Zurückhaltung, aber die panslawistische Partei in Rußland bekam Besorgnis, daß Bulgarien sich wirklich ganz von Rußland abwenden könne, und suchte durch Agenten wieder Beziehungen anzuknüpfen. So kam im September 1890 ein Journalist Tatischew nach Sofia und bot in einer Unterredung mit den Ministern Anerkennung des Fürsten Ferdinand, Unabhängigkeit und Unterstützung bei der Erwerbung Makedoniens an, wenn Bulgarien eine Militärkonvention mit Rußland anschließe, russischen Oberbefehl über die bulgarische Armee annehme und Burgas als Flottenstation abtrete. Stambulow erklärte jede Verhandlung auf dieser Grundlage für undenkbar.
Vgl. Franz Joseph, Prinz zu Battenberg, Die volkswirtschaftliche Entwickelung Bulgariens von 1879 bis zur Gegenwart (Leipz. 1890).