mehr
Herstellung der photomikroskopischen Depeschen hat sich am besten weißes Hautpapier (Pellure) in 8 oder 16facher Verkleinerung unter Anwendung von Eisensalzen statt Silbersalzen, in Rücksicht auf die Feinheit und Durchsichtigkeit des Papiers am besten bewährt. Die Depesche wird, in eine Federpose eingeschlossen, an einer Schwanzfeder festgebunden.
In Deutschland [* 2] ist das Militärbrieftaubenwesen dem Inspekteur der Militärtelegraphie in Berlin [* 3] unterstellt und steht unter Leitung des Direktors Lenzen; die Stationen in Festungen stehen unter der örtlichen Fortifikation und unter Aufsicht eines Wallmeisters. Berlin ist Zentralstation und Zuchtanstalt. Die Stammtauben sind belgischer Rasse. Stationen bestehen in Königsberg, [* 4] Danzig, [* 5] Posen, [* 6] Thorn, [* 7] Breslau, [* 8] Torgau, [* 9] Spandau, [* 10] Stettin, [* 11] Kiel, [* 12] Tönning, Wilhelmshaven, [* 13] Köln, [* 14] Mainz, [* 15] Metz, [* 16] Straßburg, [* 17] Würzburg. [* 18]
Thorn unterhält Linien mit Posen, Königsberg und Danzig, Würzburg mit Straßburg, Metz und Mainz, Köln mit Metz und Mainz; außer Thorn, Straßburg, Metz, Mainz und Tönning stehen alle Stationen mit Berlin in Verbindung. Belgien, [* 19] welches über 1000 Brieftaubenvereine besitzt, hat noch kein Militärbrieftaubenwesen organisiert, doch ist ein solches mit Stationen in Lüttich, [* 20] Namur [* 21] und Antwerpen [* 22] vorgeschlagen. In Dänemark [* 23] besteht eine Brieftaubenstation beim Ingenieurregiment, doch liegt die eigentliche Bedeutung in den Brieftaubenvereinen, die staatliche Unterstützung erhalten; die Oberleitung hat der Generalstab. In Frankreich wurde durch Gesetz vom dem Kriegsminister für den Kriegsfall das Requisitionsrecht von Privattauben gesichert und durch Dekret vom die staatliche regelmäßige Musterung der Privattaubenschläge angeordnet, welche mit der Pferdemusterung verbunden wird; falsche oder unterlassene Angaben sind mit Strafen bis 2000 Frank belegt. 1878 wurde mit der Einrichtung von Militärbrieftaubenschlägen begonnen, die jetzt in Paris, [* 24] Marseille, [* 25] Perpignan, Verdun, [* 26] Lille, [* 27] Toul, [* 28] Belfort, [* 29] Vincennes, Douai, Langres, Mézières, Besançon, [* 30] Lyon, [* 31] Briançon und Grenoble [* 32] bestehen; Paris und Langres sind Zentralstationen.
Durch Dekret vom ist das Brieftaubenwesen dem Generalstab unterstellt. Ein Dekret vom regelt die Teilnahme an den vom Staate veranstalteten Wettflügen der Tauben. [* 33] An denselben dürfen nur solche Taubenbesitzer teilnehmen, welche einen eignen Taubenschlag besitzen, in demselben mindestens 10 Paar Brieftauben unterhalten und Mitglieder eines behördlich bestätigten Brieftaubenvereins sind. Es bestehen in Frankreich jetzt etwa 80 Privattaubenvereine.
Neuerdings haben in Roubaix unter staatlicher Teilnahme Versuche mit Briefschwalben stattgefunden. Bei einem Fliegeversuch wurden 242 km in 1,5 Stunde zurückgelegt, also in der Minute etwa 2 km. In Italien [* 34] wurde 1876 mit staatlicher Genehmigung von Malagoli in Ancona [* 35] der erste Versuchstaubenschlag und nach dessen Erfolg 1878 das Militärbrieftaubenwesen eingerichtet. Es bestehen jetzt Stationen in Gaeta, Rom, [* 36] Ancona, Bologna, Piacenza, Alessandria, Fenestrelle, Mont Cenis, Exilles, Vinadio, Cagliari und Maddalena; außerdem in Massaua, [* 37] Assab und Saati.
Die Privattaubenliebhaberei ist noch wenig verbreitet, aber unter Malagolis Anregung in steigender Entwickelung. In Österreich [* 38] begann das Militärbrieftaubenwesen 1875 mit Errichtung einer Station in Komorn, außerdem bestehen jetzt Stationen in Krakau, [* 39] Wien, [* 40] Olmütz, [* 41] Semmering, Franzensfeste, Katsburg, Sarajewo und Mostar. In Rußland begann 1874 das Militärbrieftaubenwesen mit 60 belgischen Tauben in Moskau, [* 42] 1875 folgte eine Station in Moskau, heute bestehen außerdem noch Stationen in Petersburg, [* 43] Krasnoje Selo, Kiew, [* 44] Nowogeorgiewsk, Iwangorod, Brest-Litowsk, Luminez; weitere Stationen sollen noch in einer Anzahl Grenzorte eingerichtet sein. Für jede Fluglinie werden 250 Tauben gehalten. In Deutschland zählte 1890 der Verband [* 45] deutscher Brieftauben-Liebhabervereine 175 Vereine mit 2544 Mitgliedern und 63,536 Tauben. Dem Verband hat sich der bayrische Landes-Geflügelzuchtverein mit 58 Vereinen und 3388 Tauben angeschlossen.
Vgl. Hörter, Handbuch über die Behandlung und Zucht der Brieftauben (Hamb. 1890);
Bungartz, Modellbrieftaubenalbum (Leipz. 1888);
Derselbe, Der Brieftaubensport.
Taschenbuch für Brieftaubenzüchter (das. 1888);
Malagoli, Il colombo viaggiatore (Rom 1887) und Colombaie militari (das. 1888-89), beides Sonderdrucke aus der »Rivista militare italiana«; Richou, La poste par pigeons (Par. 1888);
Fellmer, Experimente über Hin- u. Rückflug.
Übersetzung aus Malagoli (Berl. 1889); Roeder, Die Brieftaube und die Art ihrer Verwendung zum Nachrichtendienst (Heidelb. 1890); Rosoor, La colombophilie (Jahrbuch, Tourcoing 1891).