Muskelfragmente. Es zeigte sich ferner, daß die
Phagocyten auch in den
Organismus gelangende
Fremdkörper, Pilzsporen u. dgl.,
aufnehmen, welche in denselben der
Verdauung anheimfallen. Hieraus schien sich zu ergeben, daß den
Leukocyten eine überaus
wichtige prophylaktische
Rolle im tierischen
Organismus zukommt, insofern sie auch Krankheitserreger,
Bakterien, aufnehmen und
zerstören (vgl. Phagocytose, Bd.
17).
Metschnikow beobachtete dies bei Milzbrandbacillen, dem Streptococcus des Erysipels und den Spirillen des
Rückfalltyphus.
Durch die
Arbeiten von
Heß wurde die Phagocytenlehre bestätigt, allein
Baumgarten widerlegte alsbald die Hauptargumente
Metschnikows,
Flügge zeigte, daß die
Leukocyten keine lebensfähigen, sondern nur durch die Einwirkung der Körpersäfte getötete oder
abgeschwächte
Bakterien aufnehmen, und
Buchner konstatierte die bakterienlösende
Wirkung des Blutserums.
Looß fand dann ferner, daß zur Verflüssigung der bei der
Metamorphose von
Wirbeltieren zerfallenden
Gewebe
[* 2] die verdauende
Thätigkeit der
Phagocyten nicht nötig sei, und daß dieselben nur gelegentlich Gewebsfragmente aufnehmen.
Die
Gewebe des Batrachierschwanzes zerfallen selbständig und werden ohneBeihilfe der
Leukocyten durch
die Leibesflüssigkeit allein verdaut; nur wenn letztere hierzu nicht völlig im stande ist, treten die
Leukocyten als Reservemacht
zeitweise aushelfend ein, und namentlich scheinen sie einen schnellen und zweckmäßigen
Transport der Zerfallsprodukte zu
vermitteln. Eine ganz eigenartige
Rolle kommt den
Phagocyten aber doch zu. Bei derAuflösung der
Gewebe
wird stets
Pigment in feinen Körnchen gebildet, und diese letztern, die in der Leibesflüssigkeit unlöslich sind, werden
mit Vorliebe von den
Leukocyten aufgenommen.
Looß fand am Ende eines Rückbildungsprozesses kaum noch
Leukocyten, welche keine Pigmentkörnchen enthielten, und diese nun
zu Pigmentzellen gewordenen
Leukocyten wandern stets gegen die Oberfläche, dringen hier in die
Epidermis
[* 3] ein und geben, indem sie zerfallen, ihr
Pigment an die Epithelzellen ab. Auf diese
Weise werden die im
Organismus als
Fremdkörper
wirkenden Pigmentkörnchen nach außen geschafft, um mit der
Regeneration der Epithelzellen aus dem Zellverbande gelöst zu
werden. So erscheinen die
Leukocyten als ein noch auf embryonaler
Stufe stehendes
Exkretionsorgan, welches
in der Leibesflüssigkeit nicht lösbare Zerfallsprodukte der
Gewebe aufnimmt und nach außen schafft. Je nach dem
Bedürfnis
an irgend einer
Stelle des
Körpers sammeln sie sich daselbst an, um ihre
Funktion zu erfüllen, und wirken in dieser
Weise geradezu
regulierend auf den
Stoffwechsel.
[* 4] Die
Thatsache, daß in den wärmern
Ländern auch die
Vögel
[* 5] sich nicht unerheblich an der
Bestäubung derBlumen beteiligen, ist seit langem bekannt und durch
Belt,
Delpino etc. bearbeitet worden, indessen beruhten die Angaben vielfach
auf unsichern
Beobachtungen von Reisenden, die nicht eigentlichBotaniker waren. Die besten ältern
Beobachtungen
sind die von
Belt, der in
Nicaragua
[* 6] nicht nur verschiedene
Vögel beobachtete, welche aus dem unter den
Blumen hängenden
Kranze
von Honigbehältern von Marcgravia picta (Abbildung s. Bd. 11, S. 222) naschten und dabei mit dem
Kopfe den
Blütenstaub abstreiften, um ihn zu andernBlumen zu tragen, sondern auch sah, wie die über und
über mit scharlachroten
Blumen bedeckten und zur selben Zeit blattlosen
Bäume
einer
Erythrina-Art von zwei langschnäbeligen
Kolibris
[* 7] (Heliomaster pallidiceps und Phaethornis longirostris) besucht wurden, welche leicht im stande waren, die in
den außerordentlich verlängerten
Schmetterlingsblüten gefangenen kleinen
Insekten
[* 8] herauszuholen und dabei
den
Pollen auf dem untern Teile des
Kopfes ansammelten.
Später ist man besonders auf die ebenfalls langen und hängenden Trichterblüten der Bignonien,
Tecoma- und
Fuchsia-Arten aufmerksam
geworden, deren
Honig nur von
Vögeln und
Insekten, die sich während des Saugens schwebend erhalten können, ausgebeutet zu
werden vermag. Auf der östlichenHalbkugel vertreten die
Rolle der gänzlich auf
Amerika
[* 9] beschränkten
Kolibris die namentlich in der australischen
Region heimischen
Honigsauger (Meliphagidae) und die
Sonnenvogel (Nectariinidae)
Afrikas, und es ist merkwürdig, daß die gleiche Ernährungsweise bei
Kolibris und
Sonnenvögeln dieselben Körperveränderungen
hervorgebracht hat, obwohl die
Kolibris sich den
Seglern und die Sonnenvögel den Passenden zunächst anschließen.
Beide haben nicht nur den langen
Schnabel, sondern auch die röhrenförmige
Zunge, um damit
Nektar zu saugen, erlangt.
Wallace
hat es wahrscheinlich gemacht, daß diese röhrenförmige Zusammenfügung der Zungenränder erst eine jüngere
Anpassung ist,
und daß die
Kolibris ursprünglich nur den
Insekten in den
Blüten nachgegangen wären; er sah, daß junge,
eben ausgekommene
Kolibris begierig
Insekten verschlangen, die er ihnen reichte,
Honig aber nicht hinunterwürgen konnten.
Über die ornithophilen, d. h. der
Bestäubung durch
Vögel angepaßten,
Blumen Südafrikas hat
Scott-Elliot kürzlich genauere
Beobachtungen mitgeteilt. Er fand, daß in
Natal Sonnenvögel die gewöhnlichsten Bestäuber der
Bananen
(Musa) seien, obwohl
häufig auch
Insekten (besonders
Bienen) an den
Blüten beschäftigt waren. Strelitzia regina wurde namentlich
von Nectarinia
Afra und Ravenalia madagascarensis, der sogen. Quellenbaum oder
»Baum der Reisenden« von Nectarinia sonimanga
bestäubt.
Außer den
Sonnenvögeln beteiligten sich hier auch verschiedene Zosterops-Arten (Meliphagidae) am Blumenbesuch, und die
Vögel
zeigen gleich den blumenbesuchenden
Insekten die für die
Pflanzen nützliche
Gewohnheit, meist von einer
Blume zur andern derselben
Art zu fliegen. Eine große Anzahl dieser Vogelblumen zeichnet sich, obwohl sie zu den verschiedensten
Familien gehören, außer durch die lange, röhrenförmige Gestalt der
Krone durch eine eigentümlich glänzende orange oder
scharlachrote Färbung aus, wie man sie an Insektenblumen nur sehr ausnahmsweise findet, und es ist wahrscheinlich, daß
diese Färbung den betreffenden
Vögeln als Kennzeichen dient, daß diese
Blumen ihnen ihren
Honig vorzugsweise
aufheben.
Scott-Elliot glaubte nun auch zu bemerken, daß diese nämliche Scharlachfarbe ziemlich häufig auch auf der
Brust
der Sonnenvögel (z. B.
¶
mehr
bei Nectarinia chalybea, afra, famosa, sonimanga und bicollaris) wiederkehrt, und sucht sich dies mit GrantAllen dadurch zu
erklären, daß diese Vögel eine große Vorliebe für diese Blumenfarbe gewannen und sie durch geschlechtliche Zuchtwahl aus
ihrem eignen Gefieder zur Geltung brachten. Wallace hat aber dagegen geltend gemacht, daß in sehr vielen
Fällen keine Übereinstimmung zwischen der Farbe des Vogels und der von ihm besuchten Blumen besteht, und daß in andern Fällen,
wo eine sehr große Gleichheit vorhanden ist, wie bei einem Sonnenvogel, der die purpurroten blattlosen Blütengipfel von Erythrina
caffra besucht, die Übereinstimmung vielmehr eine Anpassung zum Zwecke der bessern Verbergung des Vogels
sein dürfte, also nicht in die Klasse der geschlechtlichen, sondern der schützenden Färbungen fällt.
Vgl. Scott-Elliot
in den »Annals of Botany«, 1890, S. 259 u.
265; Wallace, Darwinism, S. 201 und 319 (Lond. 1889).