Halmblasenfuß lebt im
Halme. Durch das Ansaugen desselben wird dieser an der betreffender
Stelle geschwächt und wenig widerstandsfähig,
so daß er hier durch Schlagregen,
Wind und ähnliche mechanische
Angriffe leicht geknickt wird. Äußerlich fällt die
Stelle,
an welcher die Blasenfüße sitzen, durch helle
Flecken, »Thripsflecken«, auf. Zuerst pflegt derRoggen befallen
zu werden, nach 14
Tagen der Frühweizen, nach 3-4
Wochen der
Dinkel; letzterer nimmt, wenn er von zahlreichen Blasenfüßen
heimgesucht ist, eine charakteristische blaurote bis schwarzviolette
Farbe an. Die noch nicht in allen
Phasen bez. der Zeitdauer
genügend verfolgte
Verwandlung geht sehr rasch vor sich, so daß es oft unmöglich ist, den Schädling
noch an
Ort und
Stelle mit Sicherheit nachzuweisen.
Daher kam es, daß im ersten Jahr die Waldmäuse als die Schädlinge angesehen wurden, bis der Sachverhalt durch die
Untersuchungen vonKoch und
Hofmann klargelegt wurde. Im J. 1889 war der
Schade sehr bedeutend und betrug an einzelnen
Punkten der
WürttembergerAlb bis 80 Proz.; 1890 traten die Schädlinge weniger zahlreich auf. Über Vorsichts- und
Vertilgungsmaßregeln ist noch nichts bekannt. Da sich die
Mehrzahl der
Larven im
Herbst wohl in die Röhrchen der Stoppeln
verkriecht, dürfte sich bei stärkerm Überhandnehmen der Plage die Vernichtung und
Verbrennung der Stoppeln
empfehlen.
[* 4] In
Mechernich erfolgt das
Rösten der durchschnittlich 60 Proz. Blei enthaltenden gattierten
Erze in 18 doppelsöhligen
Fortschaufelungsöfen mit Arbeitsöffnungen an beiden Längsseiten; jeder
Ofen ist 15 m lang und 4 m breit; die
Produktion
eines
Ofens an Röstgut beträgt in 24
Stunden 8000-10,000 kg. Das Erzschmelzen erfolgt in 9 als achtförmige
Tiegelöfen zugestellten Schachtöfen von 7 m
Höhe und 4,8 m
Länge. Von den 9
Öfen
[* 5] sind durchgängig nur 4 im Betrieb; dieselben
produzieren in 24
Stunden 73,000 kg
Werkblei. Das Entsilbern des
Werkbleies erfolgt durch
Zink; bei der ersten Entsilberung werden
0,13, bei der zweiten 0,95 Proz.
Zink zugesetzt. Das
Mechernicher Handelsblei enthält:
Die gewöhnlichen Bleichmethoden bestehen im wesentlichen darin, daß man die zu bleichenden Gegenstände
(Baumwolle,
[* 6]
Papier) der
Wirkung von unterchlorigsauren
Salzen aussetzt; diese
Salze, mit
Wasser angerührt, besitzen eine dem
Chlor
gleiche Bleichkraft und haben vor ihm den Vorteil eines nicht gasförmigen Aggregatzustandes voraus.
Man hat versucht, diese
Salze auf elektrolytischem Wege in einem
Bade kontinuierlich herzustellen, so daß der Bleichprozeß
ohne
Unterbrechung (ohne Nachfüllung von
Salzen) vor sich gehen kann. Zu dem Ende werden die
Chloride des
Calciums,
Magnesiums,
Kaliums der
Elektrolyse
[* 7] unterworfen, wodurch unterchlorigsaure
Salze dieser
Metalle gebildet werden. Sorgt
man dafür, daß die durch den Bleichprozeß in
Chloride übergeführten unterchlorigsauren
Salze durch den
Strom wieder zu
unterchlorigsauren
Verbindungen regeneriert werden, so haben wir einen ununterbrochenen
Prozeß.
(Entstehung). Bei den wirbellosen
Tieren hat man zweierleiLeibeshöhlen zu unterscheiden.
Im einfachsten
Fall ist zwischen
Darm
[* 13] und
Haut
[* 14] ein
System von Hohlräumen vorhanden, welches die im Innern gelegenen andern
Organe
(Muskeln,
[* 15]
Geschlechtsorgane etc.) umgibt, welches die physiologische
Funktion eines Blut- oder Lymphraumes hat, und welches
entwickelungsgeschichtlich von dem Hohlraum der Blastula hergeleitet werden kann oder nach der Gastrulation
durch Auseinanderrücken des
Ektoderms und des
Entoderms als Spaltraum (s.
Ei,
[* 16] Bd. 5) entstanden ist.
Dies ist die primäre
Leibeshöhle, neben welcher sich bei andern
Tieren noch geschlossene Hohlräume finden, die man als sekundäre
Leibeshöhle bezeichnet.
Letztere ist in ihrer entwickelungsgeschichtlichen Entstehung ganz unabhängig von der primären
Leibeshöhle
und tritt als Spaltraum in einer kompakten
Masse von Mesodermzellen auf. Sie hat immer den physiologischen
Charakter eines Exkretionsorgans und steht durch ausführende flimmernde
Kanäle mit der
Außenwelt in
Verbindung. Denkt man
sich die sekundäre
Leibeshöhle so vergrößert, daß hauptsächlich durch diese der
Raum zwischen
Ektoderm und
Entoderm eingenommen
und daß die primäre
Leibeshöhle auf ein
System enger
Kanäle und
Lücken zurückgedrängt wird, so ergibt
sich eine
Organisation, wie sie bei den chätopoden
Ringelwürmern und bei den
Wirbeltieren thatsächlich vorhanden ist. Die
Leibeshöhle der letztern ist
¶
mehr
nach ihrem ursprünglichen physiologischen Charakter die sekundäre, das Blut- und Lymphgefäßsystem aber besteht aus den
Resten der primären Leibeshöhle. Hiermit erklärt sich dann auch, daß das Lymphgefäßsystem jederseits an einer (Säugetiere)
oder an mehreren (niedere Wirbeltiere) Stellen in das Blutgefäßsystem einmündet. Die angegebene phylogenetische Herleitung
des Blut- und Lymphgefäßsystems findet ihre Bestätigung durch die Beobachtungen auf ontogenetischem
Gebiet.
Der Embryo eines Wirbeltiers besteht nach der Ausbildung der Keimblätter aus folgenden Teilen. Er ist bedeckt von dem Ektoderm
(Hautblatt, spätere Epidermis),
[* 18] darunter liegt das Medullarrohr (Anlage des Gehirns und Rückenmarks), und diesem schmiegt sich
an der Unterseite die Chorda (die erste stabförmige Anlage der Wirbelsäule) an. Unter der Chorda liegt
das Entoderm (Darmdrüsenblatt, später Epithel des Darmkanals, der Lunge,
[* 19] Leber und des Pankreas). Das Medullarrohr, die Chorda
und die Anlage des Darmrohrs liegen in der Medianebene; seitlich schließt sich an dieselben das Mesoderm an, welches jederseits
einen vom Kopf bis zum Schwanzende reichenden, mehr oder weniger breiten Mesodermstreifen bildet. An dem
obern Teile dieses Streifens, welcher neben dem Medullarrohr und der Chorda liegt, grenzen sich zahlreiche aufeinander folgende
Abschnitte, die sogen. Ursegmente, gegeneinander ab, welche hauptsächlich zur Bildung der Muskulatur bestimmt sind.
In dem übrigen Teile des Mesodermstreifens tritt eine Höhle auf, welche sich durch die ganze Länge des
Rumpfteils des Embryos erstreckt. Diese Höhle, das Cölom oder die sekundäre Leibeshöhle, ist die noch einheitliche Anlage
der Herz-, Brust- und Bauchhöhle. Die Zwischenräume zwischen allen genannten Organanlagen bilden dagegen die primäre Leibeshöhle,
welche sich außerhalb der Mesodermstreifen, teils zwischen denselben und dem Ektoderm, teils zwischen
den Mesodermstreifen und dem Medullarrohr, der Chorda und dem Ektoderm, findet.
Von den Mesodermstreifen lösen sich Zellen einzeln oder gruppenweise ab, dringen in die primäre Leibeshöhle ein und füllen
dieselbe größtenteils aus. Diese Zellen, in ihrer Gesamtheit als Mesenchym oder Bildungsgewebe bezeichnet, erzeugen die mesenchymatischen
Gewebe:
[* 20] das Bindegewebe, die Wandung der Blut- und Lymphgefäße, alle lymphoiden Organe, Knochen,
[* 21] Zahnbein,
Knorpel
[* 22] und gewisse Teile der Muskulatur. Die Zellen des Mesenchyms sind meist locker gelagert und durch feine pseudopodienförmige
Ausläufer verbunden; mittels letzterer vermögen sie nach Art der Protozoen zu kriechen.
Was nun den Ursprung des Lymph- und Blutgefäßsystems von der primären Leibeshöhle betrifft, so ist
hinsichtlich des erstern noch nicht sicher ermittelt, ob es wirklich (wenigstens teilweise) aus Resten der primären Leibeshöhle
entsteht, welche bei der Einwucherung des Mesenchyms frei bleiben. Es ist dies aber sehr wahrscheinlich, und hinsichtlich
des Blutgefäßsystems ist nachgewiesen, daß in gewissen Fällen manche der ersten Gefäße auf die Weise
zu stande kommen, daß Teile der primären Leibeshöhle von den Zellen des Mesenchyms umschlossen werden.
Die angegebenen Thatsachen erklären die Entstehung der Hohlräume, in welchen und Lymphe fließen; es handelt sich nun noch
um die Abstammung der Zellen, der Blut- und Lymphkörperchen (Leukocyten, weiße Blutkörperchen),
[* 23] welche
jene Flüssigkeiten mit sich führen. Da ist festgestellt, daß die Blutflüssigkeit im Embryo anfangs frei von Blutkörperchen
ist, und es scheint,
daß auch die Lymphe zunächst und lange Zeit keine Zellen führt. Letztere werden von den Lymphdrüsen
geliefert, und diese entstehen erst in spätern Stadien der Entwickelung im Mesenchym; an den betreffenden
Stellen treten die Zellen desselben in lebhafte Teilung ein, und es bildet sich ein aus dicht gelagerten Zellen bestehendes Knötchen,
welches erst allmählich sich scharf gegen das umgebende Bildungsgewebe abgrenzt; während es heranwächst, bilden seine Zellen
einesteils das Netzwerk
[* 24] der Drüse, andernteils die Follikularsubstanz, von welcher bekanntlich die Lymphzellen
sich beständig ablösen.
Man kann also die Lymphdrüsen und überhaupt alle lymphoiden Organe auffassen als Teile des Mesenchyms, welche die Fähigkeit
lebhafter Zellteilung beibehalten haben und das ganze Leben hindurch Zellen vom Charakter jugendlicher Mesenchymzellen liefern,
während die andern Teile des Mesenchyms sich zu Bindegewebe und den andern mesenchymatischen Geweben differenzieren.
Zu den erwähnten lymphoiden Organen sind nicht allein alle Lymphfollikel und Lymphdrüsen zu rechnen, sondern auch die Milz,
das Knochenmark, das lymphoide Gewebe derUrniere und Kopfniere (bei Fischen), die Thymusdrüse etc. In allen diesen Organen entstehen
Lymphkörperchen.
Die roten Blutkörperchen (Erythrocyten), welche im Embryo sehr früh auftreten, entstehen in sogen. soliden
Gefäßanlagen; es differenziert sich im Mesenchym ein dichter Zellstrang, welcher mit Blutgefäßen in Verbindung tritt und
für das Serum durchlässig wird, worauf dann die im Innern liegenden Zellen als Blutkörperchen allmählich fortgeschwemmt
werden und eine periphere Lage von Zellen die Gefäßwand bildet. Insofern also auch hier aus einer kompakten
Masse von Mesenchym die Zellen abgelöst werden, stimmt der Bildungsmodus der beim Embryo auftretenden ersten Blutkörperchen
prinzipiell mit der Bildung der Lymphkörperchen überein.
Beim ausgebildeten Tier ist die Entstehung der roten Blutkörperchen an gewisse lymphoide Organe gebunden und zwar an das lymphoide
Gewebe derUrniere (bei Fischen), die Milz (bei Fischen, urodelen Amphibien, Vögeln und Säugetieren) und das
Knochenmark (bei anuren Amphibien, Vögeln und Säugetieren). Während man bisher glaubte, daß die roten Blutkörperchen in
diesen Organen durch Umbildung von weißen entstünden, ist jetzt erwiesen, daß sie auf eigenartige Weise sich bilden, nämlich
dadurch, daß sie aus kleinen Gefäßen sich ablösen und zwar ganz übereinstimmend mit der Bildung im
Embryo. Es handelt sich auch hier um solide Gefäßanlagen, aus welchen die innern Zellen allmählich als Blutkörperchen weggeschwemmt
werden. Dieser Vorgang findet in den lymphoiden Organen statt, weil sich hier noch ein Gewebe von embryonalem
Charakter, sozusagen ein Rest des embryonalen Mesenchyms findet.
Häckel hatte beobachtet, daß die farblosen Blutkörperchen (Leukocyten) bei Wirbellosen nach Art der Amöben
Fremdkörperpartikelchen aufzunehmen vermögen, und andre Forscher hatten diese Beobachtung bestätigt. Metschnikow fand dann,
daß bei der Umbildung der Larven von Holothurien,
[* 25] Seesternen und Seeigeln ganze Körperteile rückgebildet
werden, und daß die Trümmer dieses Vorganges, verschieden große Eiweißkügelchen, von den Leukocyten aufgenommen werden.
Metschnikow nannte letztere deshalb Freßzellen, Phagocyten. Kowalevsky und vanRees bestätigten die Beobachtung an Insektenlarven.
Letzterer betonte besonders die aggressive Rolle der Leukocyten beim Zerfall der
¶