Am wirksamsten ist die Bewässerung auf Lehmboden und Lehmmergelboden, während
der Sandboden zufolge seiner großen Durchlässigkeit, namentlich bei durchlässigem
Untergrund, zu bedeutende, oft nur schwer
zu beschaffende Wassermassen notwendig macht und der Thonboden besonders bei undurchlässigem
Untergrund Veranlassung zur
Versumpfung und schädlichen
Erkältung gibt.
Vor der Ausführung einer Bewässerung muß deshalb die
Beschaffenheit des
Bodens sowie
des
Untergrundes der
Wiese mit Bezug auf die klimatischen Verhältnisse und die Grasvegetation genau in Erwägung gezogen werden.
Das Wasserfutter ist bald besser und bald schlechter als das unter gleichen
Bedingungen gewachsene Trockenfutter.
Die Wasserverluste, welche bei der Verwendung des
Wassers zur Bewässerung durch Versickerung und
Verdunstung durch die
Pflanzen und von
dem
Boden entstehen, sind je nach der Bodenbeschaffenheit, dem Grundwasserstand, der
Neigung des
Bodens, der
Temperatur und dem
Feuchtigkeitsgehalt der
Luft und der Windstärke sehr verschieden; nach König beträgt die Wasserabnahme
für jede Benutzung auf westfälischen
Wiesen bei der Herbstbewässerung 1,18-3,67, bei der Frühjahrsbewässerung
0-4,60 und bei der Sommerbewässerung 6,48-8,57
Proz. Nach weitern
Versuchen
(»LandwirtschaftlicheJahrbücher«, Berl. 1885) beträgt der Verlust an
Wasser bei ein- bis zweimaliger
Benutzung zurHerbst- und Frühjahrsrieselung im
Durchschnitt 9-15 Proz. des aufgeleiteten
Wassers; er ist
um so größer, je geringer die aufgeleiteten Wassermengen sind.
in der
Physiologie und
Psychologie eine durch Muskelbeugung oder -Streckung hervorgerufene Lageveränderung
am menschlichen
Körper. Sie wird dem
Menschen unmittelbar bewußt durch die sogen. Bewegungsempfindungen, deren sehr zusammengesetzte
Natur bisher der Zergliederung große Schwierigkeiten geboten hat. Am deutlichsten ausgebildet sind
die Bewegungsempfindungen, die sich auf
Umfang und
Energie der Bewegung beziehen, und zwar unterscheiden wir in dem einfachsten
Falle
eines zu hebenden
Gewichts die Kraftempfindung, welche dem
Gewicht entspricht, und die Kontraktionsempfindung, welche der Hubhöhe
entspricht.
Bei jeder Bewegung, sei sie (aktiv) durch
Innervation vonMuskeln
[* 7] oder (passiv) durch äußere Mächte hervorgerufen,
haben wir
eine
Vorstellung von
Kraft,
[* 8]
Umfang,
Richtung und
Geschwindigkeit der betreffenden Bewegung, wodurch dieselbe zu einem raum-zeitlichen
Geschehnis wird. Für die
Einteilung der
Bewegungen muß wohl beachtet werden, daß jeder, auch der scheinbar rein mechanischen
Bewegung, eine durch einen
Reiz veranlaßte
Empfindung zu
Grunde liegt; man darf daher nicht zwischen automatischen
und reflektorischen
Bewegungen einerseits, den übrigen
Bewegungen anderseits in dem
Sinne scheiden, als ob jene physischer,
diese psychophysischer
Natur seien.
Keine ohne
Empfindung, ebenso wie keine
Empfindung ohne Bewegung, denn jeder innere Vorgang äußert
sich in freilich oft unbemerkten
Bewegungen. Die Bewegung als
Mittel des psychophysischen Lebewesens, um auf
die
Reize der
Außenwelt zu reagieren und sein Selbstgefühl zu bethätigen, steht in der
Reflexerscheinung (s. d., Bd.
13) auf der niedrigsten
Stufe.
Und zwar trennt man zwischen physischen
Reflexen (z. B. Lidschluß bei Berührung des Augapfels) und psychischen
Reflexen (z. B.
Lidschluß beiAnnäherung eines
Fingers gegen das
Auge).
[* 9] Den letztern stehen die Nachahmungsbewegungen
nahe, welche ganz unwillkürlich beim Anblick einer oder bei
Erinnerung an frühere eigne
Bewegungen ausgeführt werden, und
die mehr pathologischen Fortsetzungsbewegungen, welche in der Wiederholung einer psychischen Reflexbewegung zu bestehen scheinen.
Einen gleichfalls unwillkürlichen
Charakter tragen die zahllosen automatischen
Bewegungen, die wir beim
Gehen, Schreiben etc., ohne Kenntnis von ihnen zu haben, ausführen, und die wir, insoweit
sie ehemals eingeübt worden sind, als gewohnheitsmäßige
Bewegungen bezeichnen. An sie schließen sich die Instinktbewegungen,
welche zwar ganz die zweckmäßige
Beschaffenheit willkürlicher
Bewegungen besitzen, aber thatsächlich doch ohne Überlegung
ausgeführt werden; sie sind entweder selber ererbt oder stammen aus ererbten
Dispositionen.
Mit ihnen sind die Triebbewegungen verwandt, die sich schon beim Neugebornen in dem impulsiven Zappeln äußern, einen Gefühlston
mit sich führen und teils mit Lust verbunden zur Nahrungsaufnahme
(Begattung), teils mit Unlust verbunden zu
Schutz oder Abwehr
dienen. Sie werden durch Erinnerungsbilder vertieft, durch individuelle
Erfahrung verinnerlicht.
Ihnen
stehen nahe die bei gewissen Gemütszuständen auftretenden Ausdrucksbewegungen.
Starke Hirnerregungen haben Muskelkontraktionen
oder Thätigkeiten der Absonderungsorgane (z. B. der Thränendrüsen) zur
Folge; lebhafte Sinnesempfindungen erzeugen
Bewegungen,
die sich später mit den
Empfindungen ähnlicher
Stimmungen associieren, wie beispielsweise das
Gefühl des Unangenehmen (etwa
eines Anerbietens) dieselben Mundverziehungen auslöst, welche ursprünglich beim Schmecken eines bittern
Stoffes auftraten. Deshalb spricht man sehr richtig von »süßem« Lächeln,
»saurer«
Miene etc. (vgl.
Mimik,
[* 10] Bd. 11).
Auf einem andern
Brett stehen die Willkürbewegungen, welche von dem
Gefühl der
Freiheit, d. h. dem
Bewußtsein des Anderskönnens
(gleichgültig ob dieses
Gefühl objektiv berechtigt ist oder nicht), begleitet sind. Wie die Zergliederung
des
Bewußtseins (s. d.) und der
Vorstellung (s. d.) zeigt, sind in jedem
Augenblick des normalen wachen
Lebens ungezählte psychische
Momente thätig, ohne direkt dem im
Vordergrund befindlichen Vorstellungsablauf anzugehören. Sie bilden, psychologisch ausgedrückt,
den zentralen Zusammenhang des Seelenlebens, physiologisch gesprochen, die regulierende
¶
mehr
Erregung des Gehirns. Dieser regulative Zusammenhang macht sich nun den auftauchenden Effektbildern von Bewegungen gegenüber
öfters geltend und zwar entweder im hemmenden Sinne (dann wird eine Bewegung mit Willen unterlassen oder unterbrochen) oder im fördernden
Sinne (dann entsteht eine Willkürbewegung). Wenn nämlich eine Bewegungsvorstellung erst durch den Einfluß einer Summe
von unbewußten Vorstellungen über die Bedeutung, die Beschaffenheit und die Folgen der betreffenden Bewegung die zur Ausführung
nötige Stärke
[* 12] erhält, dann sprechen wir von dem Willen zu dieser Bewegung Willkürliche Bewegungen werden demgemäß unmöglich,
einmal, sobald die nötige Vorstellung, d. h. das Effektbild, nicht reproduziert werden kann, wie in der Agraphie
und Aphasie (s. d., Bd.
1), sodann, wenn die halbbewußten psychischen Inhalte nicht in die vollbewußte Synthese eingreifen, wie im Schlaf. Spielt
das erwähnte Ineinandergreifen in einer Bewußtseinssphäre sich ab, werden also ganz bewußt vor der Ausführung einer Bewegung widerstreitende
Vorstellungen an ihrer Beziehung zum Lebenszweck angemessen, so resultiert eine Überlegungsbewegung
oder Wahlhandlung.