Die
Wallonen gedachten dagegen 9. Nov. die
Erinnerung an die
Schlacht von
Jemappes zu feiern, durch welche Belgien
[* 4] mit der französischen
Republik vereinigt wurde; die
Feier, zu der sich mehrere Mitglieder des
PariserGemeinderats angemeldet hatten,
wurde durch die Obrigkeit verboten. Auch die
Regierung ließ sich die Zugeständnisse an die
Vlämen einzeln abringen, so 1891 die
Errichtung einer vlämischen
Kammer bei dem
Brüsseler Appellhof, wodurch die vlämischen
Liberalen mehr und mehr auf die Seite
der
Radikalen gedrängt wurden und das Verlangen nach einer durchgreifenden Verfassungsdurchsicht sich
zu eigen machten. Die
Bewegung für das
allgemeine Stimmrecht schwoll daher von
Tag zu
Tag an, und selbst die
Klerikalen neigten
sich teilweise einer bedeutenden Erweiterung des
Wahlrechts zu.
In den Arbeiterkreisen fuhr es fort zu gären, und die bedenklichen
Zustände im
Heer, in dem noch immer nicht die allgemeine
Wehrpflicht eingeführt war, führten Anfang
Februar 1891 in
Brüssel
[* 5] zu
Meutereien.
Edward, nordamerikan. Schriftsteller, geb. 1850 zu Chikopee
Falls
(Massachusetts), studierte auf dem
UnionCollege zu
New York und ein Jahr lang in
Deutschland
[* 6]
Rechtswissenschaft, wandte
sich aber bald journalistischer Thätigkeit zu, 1871 bei der
New York Evening
Post, im nächsten Jahre
bei der
SpringfieldUnion und lebt seit 1876 ganz der Litteratur. Weit über die
Grenzen
[* 7] seines Vaterlandes hinaus bekannt wurde
BellamysName durch den sozialistischen Zukunftsroman »Looking backward, 2000-1887«
(1888),
der binnen kurzem in
Amerika
[* 8] wie in zahllosen Übersetzungen (deutsch u. d. T.: »Ein Rückblick
aus dem Jahr 2000«) eine nach Hunderttausenden zählende Verbreitung fand. Seine frühern
Schriften: »A
Nantucket idyll«,
»Dr.
Heidenhoff's Process« (1884),
SamuelGreeneWheeler, amerikan. Schriftsteller und
Künstler, geb. 1837 zu
Argos in
Griechenland
[* 12] als Sohn eines
Missionars, wurde seit 1859 auf dem
William'sCollege gebildet, bekleidete darauf eine
Stelle als Unterbibliothekar
in der
NewYorker Staatsbibliothek zu
Albany und ging dann auf drei Jahre nach
Europa,
[* 13] wo er sich ausschließlich mit Kunststudien
beschäftigte. Benjamin ist Mitarbeiter der hauptsächlichsten illustrierten
ZeitschriftenAmerikas und
Englands und hat sich für
Anbahnung eines gesunden Kunstverständnisses in
Amerika große
Verdienste erworben. Er lebt gegenwärtig in
New York. Von seinen
Schriften sind zu nennen: »Constantinople,
Isle of
Pearls, and
other poems« (1860);
Johannes, österreich. Bildhauer, geb. zu
Wien,
[* 15] begann seine
Studien auf der dortigen
Akademie, wo er
für eine
Gruppe: Genovefa lehrt den Schmerzenreich beten, 1868 den
Reichel-Preis erhielt, bildete sich dann im
AtelierHähnels zu
Dresden
[* 16] und durch
Studien in
Florenz
[* 17] und
Rom
[* 18] weiter und ließ sich 1871 in
Wien nieder, wo er sich zumeist in der
monumentalen und dekorativen
Plastik zur äußern und innern Ausschmückung öffentlicher Bauten bethätigte.
Einen sehr großen
Anteil hatte
er an der plastischen Ausschmückung des neuen Hofburgtheaters, für das er zwei Geniengruppen
auf dem
Dache des Bühnengebäudes, vier
Kentauren an der
Fassade des Treppenhauses, sechs
Gruppen für die
Nischen des ersten
Stockwerks, die
Personifikationen der
Schönheit,
Weisheit,
Wahrheit und
Dichtung für die Treppenhäuser und
die mit reichem Bronzeschmuck versehene Marmorstatue der
Klytia für den Kaisergang ausgeführt hat.
Letztere, zugleich als Trägerin von Beleuchtungskörpern dienend, ist in zahlreichen
Nachbildungen weit verbreitet worden.
Von seinen übrigen
Schöpfungen sind noch das Grabdenkmal des Malers
Amerling auf dem Zentralfriedhof und ein
Brunnen
[* 21] auf dem
Hauptplatz in
Währing hervorzuheben. Benks Begabung wurzelt in der
Darstellung weiblicher
Anmut und Körperschönheit
und in dem
Ausdruck feiner seelischer
Empfindung. Mit einer edlen Formenbildung, die aus dem
Stile der italienischen
Renaissance
abgeleitet ist, aber ein modernes, spezifisch Wienerisches Gepräge trägt, verbindet er ein großes
Geschick im
Aufbau rhythmisch
bewegter
Gruppen.
yGil,José, span.
Maler, geb. 1855 zu
Valencia
[* 22] als der Sohn eines Malers, von
dem er den ersten
Unterricht
erhielt.
SeinTalent kam so frühzeitig zum Durchbruch, daß er schon in seinem 9. Jahre
Bilder malte. Im 14. Jahre ging er
nach
Madrid,
[* 23] wo er sich bei FranciscoDomingo weiter ausbildete. Im J. 1878 ging er nach
Rom, wo er seitdem,
wie viele seiner spanischen Kunstgenossen, seinen
Wohnsitz behalten hat. Er behandelt in seinen Bildern, die eine zu höchstem
Raffinement ausgebildete Virtuosität des
Kolorits im
Verein mit realistischer Lebendigkeit der
Darstellung zeigen, teils
Szenen
aus dem spanischen Volksleben, teils phantastische
Motive, die bisweilen auf eine die
Nerven
[* 24] erregende
Wirkung ausgehen. Für ein großes
Bild dieser
Gattung: eine
Vision im
Kolosseum,
[* 25] ein gespenstisches
Nachtstück,
¶
mehr
auf dem der letzte der in der Arena getöteten Märtyrer den ihn im Reigentanz umschwebenden Geistern der Schicksalsgefährten
predigt, erhielt Benlliure auf der MünchenerKunstausstellung von 1888 eine erste Medaille. Nach einer ähnlichen spukhaften Wirkung
bei düsterer Färbung strebte er auf dem figurenreichen Bilde: der Hexensabbat. In seinen Darstellungen aus
dem Volksleben, von denen der Karneval in Rom, die Verteilung der Preise im Kinderasyl und der Marienmonat in Valencia, die Heimkehr
vom Felde und vor dem Stiergefechte die hervorragendsten sind, entfaltet er ein reiches, blühendes Kolorit bei heller Beleuchtung
[* 27] und eine große Mannigfaltigkeit und Feinheit in der Individualisierung der Figuren aus allen Volksklassen.