ihr eine Unzahl von Bakterien auf, welche die verschiedenartigsten Gärungsvorgänge hervorrufen. Die moderne Einrichtung
guter Molkereigebäude, alle praktischen
Regeln des Molkereibetriebs haben den
Zweck, die
Milch möglichst lange vor den schädlichen
Einflüssen gewisser Bakterien zu schützen. Anderseits leisten die in der
Milchwirtschaft die nützlichsten
Dienste.
[* 2] Im
Rahm wird
zur Butterbereitung absichtlich die von Bakterien abhängige Milchsäuregärung eingeleitet.
Bei der Käsebereitung sucht man mit
Hilfe der durch die Bakterien hervorgerufenen Gärungsprozesse jeder Käsesorte den charakteristischen
Geruch und
Geschmack zu geben; in dieser Beziehung versucht man bereits Reinkulturen der Käsebakterien bei der Käsebereitung
in Anwendung zu bringen.
BeimReifen derKäse kommt bestimmten Bakterien eine besondere Aufgabe zu. Auch bei der
Bereitung des
Kefir handelt es sich darum, in der
Milch unter bestimmten
Bedingungen durch gewisse Bakterien eine eigentümliche
Gärung
einzuleiten.
Schließlich sind jene Bakterien genau bekannt, welche die sogen. Milchfehler hervorrufen.
Don Pietro, ital.
Historiker, geb. zu
Este, besuchte das Priesterseminar in
Padua
[* 4] und trat sodann in den geistlichen
Stand. Nachdem er in
Venedig,
[* 5]
Modena und
Turin
[* 6] ultramontane
Zeitungen redigiert hatte, wurde
er 1879 Archivar am vatikanischen
Archiv in
Rom und
[* 7] zog sich mit dem
Titel eines päpstlichen Hausprälaten 1883 nach Pregatto
bei
Bologna zurück. Unter seinen zahlreichen Werken klerikaler
Tendenz sind hervorzuheben: »I precursori
del razionalismo fino a Lutero«
(Parma
[* 8] 1867-69,2 Bde.);
»Pio IX., la
Chiesa e la Rivoluzione«
(Modena 1869,2 Bde.);
»Storia
di Gregorio IX.
e de' suoi tempi« (das. 1872-73,3 Bde.);
Gesellschaft. Die zwölfte Versammlung der Balneologischen Gesellschaft fand 7.-10. März 1890 in
Berlin
statt. Der Vorsitzende,ProfessorLiebreich, eröffnete die erste
Sitzung mit einem
Bericht über die Hygiene
in den
Kurorten. Auf Veranlassung von
Brehmer war eine Bäderkommission zusammengetreten, welche an sämtliche deutsche
Kur-
und Badeorte Fragebogen versandt hatte, deren
Inhalt sich meist auf hygienische Einrichtungen in den
Bädern bezog. Es sind 144 Fragebogen
ausgefüllt an die
Kommission zurückgelangt und zwar von 101
Bädern und 43
Kurorten. Im allgemeinen hat
sich ergeben, daß die hygienischen Einrichtungen sich in
Deutschland
[* 18] entwickelt haben wie in keinem andern
Lande.
Manche Badeorte freilich, die aus spekulativer
Sucht entstanden sind, entsprechen den zu stellenden Anforderungen nicht, und
in einzelnen kleinern
Orten herrschen unglaubliche Zustände. Am besten wäre es, wenn der
Staat eintreten
und jedem
Kurort erst eine gewisse
Approbation erteilen würde, bevor er als solcher sich aufthun dürfte. Vor allem bietet
die Beschaffung der
Nahrungsmittel
[* 19] den Kurgästen nicht die notwendige hygienische
Garantie.
In den meisten Badeorten fehlt
eine Fleischkontrolle, die vor allen
Dingen eingeführt werden müßte.
Ebenso fehlt die regelmäßige Untersuchung der
Milch, auf die nicht minder Wert zu legen ist. Die
Wohnungen müßten vor allem
der ärztlichen
Kontrolle unterstellt werden. Es ist vorgekommen, daß unmittelbar nach dem
Tode eines Kranken die
Leiche bei
Nacht ohne Aufsehen fortgeschafft und das
Zimmer ohne weiteres mit einem neuen
Gast belegt wurde. Natürlich
wird dadurch der Verbreitung von Infektionskrankheiten
Thür und
Thor geöffnet.
Liebreich teilte mit, daß in einem
Kurort 22 Proz.
der Todesfälle bei den Einwohnern und 10 Proz. bei den Badegästen ihre
Ursache in Infektionskrankheiten hatten.
Auch das Trinkwasser ist in den meisten Badeorten, namentlich in den Seebädern Norddeutschlands, derart
beschaffen, daß ein gewissenhafter
Arzt seine
Patienten eigentlich nicht dahin schicken dürfte. Die
Presse
[* 20] hat mit der Offenheit,
die sie haben darf, die aber den
Ärzten versagt ist, schon viel zur Abhilfe der Übelstände beigetragen. Aber wie der
Staat
darüber wacht, daß kein schlechtes
Arzneimittel in den
Handel komme, so müsse auch das Trinkwasser unter
Schutz gestellt werden.
Auch
Isolier- und
Leichenhäuser zur Verhütung von
Ansteckungen sind nicht in allen Badeorten vorhanden. Der Redner schloß
etwa folgendermaßen: Wenn nun auch mancherlei
Schäden in Bezug auf die hygienischen Einrichtungen zu
Tage getreten sind,
so können die
Ärzte doch im allgemeinen die Kranken mit Beruhigung nach unsern Badeorten senden und
brauchen nicht ausländische zu empfehlen.
Schon das Zusammentreten der Bäderkommission hat wie ein Schreckschuß auf manche
Badeorte gewirkt.
Einzelne haben durch Zuschriften an die balneologische Gesellschaft gebeten, ihnen die Mängel anzugeben, damit
deren Beseitigung ins Werk gesetzt werden könne. Die
Kommission wird sich aber auf
Verhandlungen mit den
einzelnen
Verwaltungen nicht einlassen, sondern, sobald
Klagen aus einem
Kurort kommen, zunächst mit den dort praktizierenden
Ärzten sich ins Einvernehmen setzen. Badeorte, welchen die
Mittel fehlen, die geforderten hygienischen Einrichtungen zutreffen,
sollen auch nicht Erholung suchende Leute anlocken. Den zweiten
Vortrag hielt Zuntz -
Berlin über die
Wirkung des
Gehens,
Bergsteigens und
¶
Ist die Arbeitsleistung der betreffenden Konstitution angepaßt, so ergibt sich ein Gleichgewichtsverhältnis zwischen Verbrauch
und Vorrat. Wird die Arbeitsanforderung aber zu hoch, so daß sich dyspnoische Zustände einstellen,
so findet man entsprechend einen über die Vorräte des Körpers hinausgehenden Verfall stickstoffhaltiger Organe. Wie ausgezeichnet
übrigens die menschliche Maschine
[* 24] eingerichtet ist, ergibt sich bei einem Vergleich mit der Dampfmaschine,
[* 25] welche etwa sechsmal
soviel Brennmaterial als der Mensch für 1 Kilogrammeter Arbeit braucht.
Hierauf sprach Haupt - Soden über die Bedeutung der Erblichkeit der Tuberkulose im Vergleich zu ihrer Verbreitung durch den Auswurf.
Er sucht auf Grund eigner Beobachtungen, eigner und fremder Statistik zu beweisen, daß für die meisten Fälle von TuberkuloseErblichkeit nachzuweisen sei, wie z. B. in Soden selbst trotz der vielen dort weilenden tuberkulösen Kurgäste
unter der Bevölkerung
[* 26] selbst nur selten Tuberkulose vorkommt. Er bringt dann noch zahlreiche Belege aus der Litteratur für
die Möglichkeit einer direkten Vererbung der Tuberkulose, die analog der vererbten Syphilis lange Zeit latent bleiben kann.
In ähnlichem Sinne sprach sich Römpler - Görbersdorf aus. Die jetzt herrschende übertriebene Furchtvor der Ansteckungsfähigkeit der Tuberkulose suchten die Vortragenden zu dämpfen, die Ansteckung ist sicher anzunehmen, aber
sie trifft vorzugsweise nur erblich Belastete.
In der zweiten Sitzung des Kongresses sprach Kisch - Marienbad über Hirnhämorrhagie und Fettleibigkeit. Es gibt eine plethorische
Fettleibigkeit, welche durch erhöhten Blutdruck, vollen, gespannten Puls und rote Gesichtsfarbe charakterisiert
ist. Diese liefert die Hirnhämorrhagien. Nicht allein der erhöhte Blutdruck, sondern auch die Hirnhyperämie und Herzaufregung
spielen dabei eine Rolle. Die wahrnehmbaren Symptome derselben dienen als Warnung. In einem Vortrag über Neurasthenie und Herzkrankheiten
besprichtSchott - Nauheim die Herzsymptome der Neurastheniker und erinnert daran, daß sie auch von Verdauungsstörungen
herrühren.
Eine gewisse Empfindlichkeit des Herzmuskels gestattet, durch Druck auf die Brustwand die Herzgrenzen zu bestimmen, auch konnte
er an dem Einwärtsrücken der Herzspitze eine tetanoide Herzkontraktion konstatieren. Letztere wurde indes in der Diskussion
auf zwei schnell aufeinander folgende Herzschläge zurückgeführt. Winternitz - Wien sprach über Wärmeregulierung
und Pathogenese und suchte Traubes Fieberlehre zum Siege zu verhelfen. Marigliano hat mit Mossos' Plethysmographen konstatiert,
daß dem Ansteigen der Temperatur eine Abnahme des Volumens der Glieder
[* 27] ebenso vorausgeht, wie das Anschwellen derselben dem
Fieberanfall zuvorkommt. Es ist nicht mehr zu zweifeln, daß die Vasomotoren das Fieber erzeugen. Es gelang,
die Bedeutung derselben für die Wärmeabgabe mit dem
Kastenthermometer nachzuweisen, und durch entsprechende Hautreize konnte
die Wärmeabgabe bis auf 70 Proz. gesteigert oder vermindert werden.
Zuntz - Berlin führte hierzu aus, daß auch er an eine andre Steigerung der Wärmeproduktion beim Fieber nicht mehr glaube
als an die, welche bei Abkühlung der Haut
[* 28] reflektorisch durch unwillkürliche und willkürliche Muskelspannungen hervorgebracht
wird. Marcus hielt einen Vortrag über Behandlung der Bleichsucht. Er warnt vor allem das gefährliche Alter vor Seebädern,
dem Schwimmen im Süßwasser und dem Umherklettern in den Bergen;
[* 29] er bezeichnet die Behauptung, daß das Eisen
[* 30] den Magen
[* 31] verderbe, als übertrieben. Trotz Salzsäure und andrer Tonica sei es unentbehrlich. Auch Weißenberg - Kolberg
[* 32] bestätigte
durch genaue vergleichende Beobachtungen die Schädlichkeit des Seebades. Ebenso sprach sich Jacob - Cudova aus, nach welchem
die Wärme
[* 33] und zwar das sehr warme Moorhalbbad besonders durch Hebung
[* 34] der Dyspepsie wirksam sind.
In der dritten Sitzung empfahl Rosenbaum - Berlin die subkutane Anwendung von Silbersalzen gegen Rückenmarksschwindsucht. Er
hat dabei alle wesentlichen Symptome schwinden sehen; freilich sei das Verfahren schmerzhaft, so daß die Kranken sich demselben
gern entziehen. Jacob - Cudova rühmte ebenfalls die Anwendung der Silbersalze, doch zieht er kohlensaure Bäder
vor. Winternitz - Wien warnt vor einer Verwechselung von arzneilicher Besserung mit Stillstand und freiwilligem Besserwerden
und bemerkt, daß es Fälle gebe, welche bei jeder Behandlung sich rasch bessern.
Groedel - Nauheim hielt darauf einen Vortrag über nervöses Herzklopfen und sonstige, auf Innervationsstörung beruhende Herzaffektionen.
Er gibt die Möglichkeit zu, verschiedene Unterarten des nervösen Herzklopfens zu unterscheiden, je nachdem
sich die Erscheinungen mehr im Sinn einer Erregung des Sympathikus oder einer Lähmung des Vagus mit oder ohne Beteiligung der
Vasomotoren zeigen. Im allgemeinen aber sei ein mehr einheitlicher Standpunkt richtiger, indem es sich um eine durch psychische
Eindrücke abnorm leichte Störung des für gewöhnlich bestehenden Gleichgewichts der entgegengesetzten
Innervationsfaktoren für die Herzbewegung handelt und um eine nicht normal rasche Rückkehr in den Gleichgewichtszustand,
wenn derselbe gestört sei.
Bei der Tachycardie dagegen müssen tiefere funktionelle Verletzungen vorliegen, da die Störung des Gleichgewichtsverhältnisses
oft ohne äußere Veranlassung eintritt und viel länger dauert, mitunter tagelang, ja mehrere Jahre
permanent fortbestehen und selbst zum Tode führen kann. Jacob - Cudova sprach hierauf über die Symptomatologie und Pathogenese
der Neuralgien. Er schildert einen stationären schmerzhaften Zustand der gesamten Haut und Muskulatur, welcher teils in Druckschmerz,
teils in spontanen Schmerzen besteht und auf krampfhafter Anämie beruht; ein ganz ähnlicher Zustand ist
auf die Fußsohle beschränkt.
Dann gehört hierher Ischias, welche auf Ödem der Fußsohle, bez. des ganzen Beins beruht;
ferner eine anfallsweise auftretende,
mit Hyperämie einhergehende Gelenkneuralgie;
endlich eine Angina pectoris, welcher
ein heftiger Angiospasmus des linken Armes und der linken Brusthälfte vorausgeht, und der mit heftigem Schmerz in den angiospastischen
Regionen verknüpft ist.