semitischen Analogien, so daß hier eine starke altsemitische Kolonisation anzunehmen ist. Auch die Türken, welche die Hauptmasse
der kleinasiatischen Bevölkerung bilden und eine religiöse und sprachliche Einheit darstellen, zeigen körperlich drei verschiedene
Typen: den armenischen im Innern, den hellenischen an der Westküste und den semitischen an der Südküste. Die Türken
haben also den Bewohnern des von ihnen eroberten Landes ihre Sprache und Religion aufgedrängt, waren aber nicht zahlreich genug,
um ihre körperlichen Eigenschaften wesentlich zu beeinflussen. Man hat also vom anatomischen Standpunkt aus mit großer Wahrscheinlichkeit
für das ganze südliche Kleinasien eine einzige homogene Urbevölkerung anzunehmen, zu welcher in alter
Zeit nur noch zwei fremde Elemente hinzugekommen sind, die Griechen und die Semiten.
Eisenbahnen. Am 1. Okt. 1889 wurde die Fortsetzung der Eisenbahn Smyrna-Seraiköi im Mäanderthal bis Dinêr eröffnet, im Dezember
deren Zweigbahn nach Tschiwril. Im nordwestlichen Kleinasien ist die Eisenbahn von Ismid bis Eski Schehr fertig gestellt und
zum Teil eröffnet, die weitere Strecke bis Angora im Bau.
Administrative Einteilung. Die häufig wechselnde Einteilung der asiatischen Türkei ist für das Jahr 1890/91 folgende:
I. Anatolien.
1) der Polizeibezirk von Stambul zu beiden Seiten des Bosporus, umfassend Kütschük Tschekmedsche auf europäischer, Beikos,
Kartal, Gebize, Schile auf asiatischer Seite und die Prinzeninseln;
2) das selbständige Sandschak Bigha;
3) das selbständige Sandschak Ismid oder Kodscha Ili; ferner die Wilajets 4) Chodawendikjâr mit der Hauptstadt Brussa und den 5 Sandschaks:
Brussa, Ertoghrul (Hauptstadt Biledschik), Kjutahia, Karahissar und Karasi (Hauptstadt Balikesri);
5) Aïdin (Hauptstadt Smyrna) mit den 5 Sandschaks: Izmir (Smyrna), Saruchan (Hauptstadt Manisa), Aïdin, Mentesche
(Hauptstadt Mughla) und Denizlü;
6) Kastamuni mit den 4 Sandschaks: Kastamuni, Boli, Kjankari und Sinôb;
7) Angora mit den 4 Sandschaks: Angora, Kirscheher, Kaisarie und Jôzgâd;
8) Konia mit den 5 Sandschaks: Konia, Nigde, Buldur, Hamîd (Hauptstadt Isparta) und Tekke (Hauptstadt Adalia);
9) Tirabzon (Trapezunt) mit den 4 Sandschaks: Tirabzon, Dschanik (Hauptstadt Samsun), Lazistan (Hauptstadt
Rîze) und Gümüschchane;
10) Siwas mit den 4 Sandschaks: Siwas, Amasia, Karahissar-Scherki und Tokad;
11) Adana mit den 4 Sandschaks: Adana, Dschebel-Bereket (Hauptstadt Jarpuz), Kozan und Itsch-ili;
12) das Inselwilajet (Hauptstadt Rhodos) mit den 4 Sandschaks: Rhodos, Midüllü (Mytilini), Sakiz (Chios) und Lemni
(dazu Cypern unter englischer Verwaltung).
II. Armenien und Kurdistan.
13) Erzerum mit den 3 Sandschaks Erzerum, Bajesid und Erzingjan;
14) Ma'mûret 'Azîz (Hauptstadt Charput) mit den 3 Sandschaks: Charput, Malatia und Dersim;
15) Diarbekr mit den 3 Sandschaks: Diarbekr, Mardin und Arghana-madan;
16) Bitlis mit den 4 Sandschaks: Bitlis, Musch, Sort und Gindsch;
17) Wan mit den 2 Sandschaks: Wan und Hakkiari.
III. Arabistan.
18) Môsul mit den 3 Sandschaks: Môsul, Schehrizôr (Hauptstadt Kerkûk) und Suleîmânîje;
19) Bagdad mit den 3 Sandschaks: Bagdad, Hille und Kerbela;
20) Basra mit den 4 Sandschaks: Basra, Muntefik, Nedschd (Hauptstadt Hasa), 'Amâra;
21) das selbständige Sandschak Zêr (Hauptstadt ed-Deir);
22) Haleb (Aleppo) mit den 3 Sandschaks: Haleb, Urfa und Marasch;
23) Sûria (Hauptstadt Damaskus) mit den 3 Sandschaks: Schâm,
Hama und Haurân;
24) Beirut mit den 5 Sandschaks: Beirut, Akka, Tarabolus, Lâdikîje und Belka (Hauptstadt Nâbulus);
25) das selbständige Sandschak Dschebel-Libnân (Libanon);
26) das selbständige Sandschak El-Kuds (Jerusalem);
27) Hidschâz (Hauptstadt Mekka) mit den 3 Sandschaks: Mekka, Medîna und Dschidde;
28) Jemen (Hauptstadt Sana) mit den 4 Sandschaks: Sana, Hodeida, 'Asîr (Hauptstadt Kunfuda) und Tai'zz.
Öle zeigen in ihrer Zusammensetzung große Mannigfaltigkeit. Neben den Terbenen, welche
fast niemals fehlen und oft die Hauptmasse bilden, finden sich Aldehyde, Phenole, Ketone, zusammengesetzte Äther etc. Über
diese Thatsachen hinaus ist wenig bekannt, was nähere Aufschlüsse über die Bedeutung der ätherischen Öle im Pflanzenleben,
ihre Beziehungen zu andern Körpern etc. geben konnte. Erst einige neuere Arbeiten geben tiefere Einblicke
und zeigen, welchen Atomgruppierungen die Natur bei den ätherischen Ölen den Vorzug gibt.
In den ätherischen Ölen der Betelblätter findet sich eine Substanz, Chavicol, welche ihrer Struktur nach als Paraallylphenol
C6H4.C3H5.OH ^[C6H4.C3H5.OH] aufzufassen ist. Sie ist also abzuleiten von Benzol C6H6 ,
in welchem zwei Atome H, und zwar das erste und das vierte (Parastellung), durch Allyl C3H5 und
Hydroxyl OH vertreten sind. Diese Struktur ist nun für viele ätherische Ö. charakteristisch.
In den Benzolkern C6H4 des Paraallylphenols treten noch ein, zwei oder drei Hydroxyle ein, die ganz oder
teilweise durch Methyl CH3 oder Methylen CH2 ätherifiziert werden. Neben Chavicol
enthält das Betelöl noch Chavibetol C6H3.C3H5.OH.OCH3 ^[C6H3.C3H5.OH.OCH3], und dieser Körper
ist isomer mit dem Eugenol, dem ätherischen Öl der Gewürznelken. Der Unterschied zwischen beiden besteht lediglich darin,
daß eine andre Hydroxylgruppe durch Eintritt von CH3 ätherifiziert ist.
Beide enthalten eine freie Hydroxylgruppe, und wenn man diese ätherifiziert, so erhält man aus Chavibetol
und aus Eugenol einen und denselben Körper. Chavicol ist ein klares Öl von kreosotartigem Geruch, wirkt fünfmal stärker antiseptisch
als Karbolsäure und doppelt so stark wie Eugenol. Man muß annehmen, daß dies bei der Wirkung der Betelblätter auf den Organismus
zur Geltung kommt. Wenn im Chavibetol oder Eugenol des Methyl CH3 durch Methylen ersetzt wird,
dann werden beide Hydroxylgruppen ätherifiziert, und es entsteht Safrol C6H3.C3H5.OCH2O ^[C6H3.C3H5.OCH2O],
der Hauptbestandteil des ätherischen Sassafrasöls, welcher neben Eugenol im ätherischen Öl der Blätter des Sternanisbaums
vorkommt.
Safrol bildet eine leicht schmelzbare Kristallmasse, riecht aromatisch und steht in naher Beziehung zur
Piperinsäure, die leicht aus dem Alkaloid des schwarzen Pfeffers, dem Piperin, gewonnen wird. Im Apiol, dem kristallinischen
Bestandteil des ätherischen Petersilienöls, haben wir einen Körper, der hinsichtlich seiner chemischen Konstitution das Methyleugenol
(oder Methylchavibetol) und das Safrol in sich vereinigt. Er ist C6H.C3H5.OCH2O. (OCH3)2 ^[C6H.C3H5.OCH2O.
(OCH3)2]. Das Apiol ist eine farblose Kristallmasse, riecht schwach petersilienartig und schmilzt
bei 30°. - Die Gruppe C3H5 in den genannten ätherischen Ölen kann entweder, wie oben angenommen, Allyl
CH2.CH.CH2 ^[CH2.CH.CH2] oder Propenyl CH.CH2.CH2 ^[CH.CH2.CH2] sein. Das optische Verhalten der
ätherischen Öle
mehr
beweist, daß sie in der That Allyl enthalten, wenn man sie aber mit alkoholischem Kali erhitzt, so geht das Allyl in Propenyl
über. Nun finden sich aber auch Propenylphenole in ätherischen Ölen. Der Hauptbestandteil des Anisöls, das Anethol, ist nämlich
der Methyläther des Parapropenylphenols C6H4.C3H5.OCH3 ^[C6H4.C3H5.OCH3], also isomer mit
einem methylierten Chavicol und aus solchem durch Behandeln mit alkoholischem Kali leicht zu erhalten.
Man kann also ohne Schwierigkeit vom Betelöl zum Anisöl gelangen. Dieses Verhalten dürfte auch praktisches Interesse besitzen,
da sich die Propenylderivate wesentlich leichter oxydieren lassen als die Allylderivate. Wenn man z. B.
das leicht zugängliche Safrol durch Behandeln mit alkoholischem Kali in die isomere Propenylverbindung
überführt, so erhält man durch Oxydation leicht den Aldehyd C6H3.CHO.OCH2O ^[C6H3.CHO.OCH2O], das Piperonal,
eine Substanz, die unter dem Namen Heliotropin in der Parfümerie benutzt wird.