hinausgehenden
Unternehmergewinn entspricht, die Hälfte oder auch z. B. von den ersten 10,000 Mk.
über den Normalertrag 50 Proz. und für weitere Mehrerträge nur 25 Proz.
ausbezahlt, während der Rest zur Schaffung eines
Reservefonds Verwendung findet, welcher zur Begleichung von Mindererträgen
in Anspruch genommen wird, indem der Anteilverwalter dem Normalertrag gegenüber keine
Garantie übernimmt
und aus dieser
Ursache auch für einen etwanigen Unternehmerverlust nicht aufzukommen hat.
Wenn derReservefonds den Wert des
halben oder ganzen Jahresnormalertrags erreicht hat, so tritt derselbe an
Stelle der
Kaution zur Sicherstellung des Normalreinertrags
bei der
Gewährverwaltung, womit der Übergang zu dieser gegeben ist.
Bei der
Gewährverwaltung garantiert der Gewährverwalter dem Gutsherrn mit
Kaution den Eingang des Normalreinertrages
oder die durchschnittliche Verzinsung des
Grund- und
Betriebskapitals, welches auch hier, wie bei der Anteilverwaltung, von
dem Gutsbesitzer beschafft wird. Der
Unternehmergewinn fällt dann (neben einer baren
Besoldung für die
Verwaltung des
Kapitals
oder auch ohne diese) ganz oder bei ungenügender
Kaution zur
Deckung gegen das damit verbundene größere
Risiko zu 75 Proz. oder weniger dem Gewährverwalter zu, welcher dagegen für jeden Unternehmerverlust
aus der
Kaution oder aus eignem
VermögenErsatz zu bieten hat.
Bei der G. stellt somit der
Besitzer das
Grund- und
Betriebskapital; die eventuelle
Kaution hat nur den
Zweck, den Normalertrag, nicht aber das Gutsobjekt sicherzustellen, weshalb denn auch dem
Besitzer oder dessen Vertreter die
Kassa und
Buchführung auf
Grund von
Anweisung der Empfänge und
Ausgaben von seiten des Anteil- und Gewährverwalters sowie
die
Kontrolle über alle Naturalvorräte und die Werterhaltung der Gutssubstanz zusteht, zum Unterschied
von der
Verpachtung, bei welcher die
Kontrolle sich nur auf die Einhaltung der
Bedingungen des Pachtkontrakts erstreckt.
Der Anteil- und Gewährverwalter erhält dagegen vollständige
Freiheit, solche Betriebsorganisationen einzuführen, welche
ihm zur Erreichung der höchsten
Rente am passendsten dünken, die
Konjunkturen im
Kauf und Verkauf ohne Einholung einer
gutsherrlichen
Genehmigung ausnutzen zu können, und das
Recht, das erforderliche Hilfspersonal nach eignem Ermessen aufnehmen
und entlassen zu können. Am
Schluß des Rechnungsjahrs wird nach der Eingangs- und Ausgangsinventur, der
Abschreibung der
vereinbarten
Amortisationen und der Rechnungsgebarung der bilanzmäßige Erfolg oder Verlust des abgelaufenen Wirtschaftsjahrs
ermittelt und auf
Grund deren der Anteil des Verwalters am
Unternehmergewinn oder der von diesem zu leistende
Ersatz berechnet.
Dem kapitalschwachen Landwirt wird mit der G. die Möglichkeit geboten, eine
Unternehmung auf eigne Rechnung und
Gefahr
zu übernehmen, während für den Gutsherrn gegenüber der
Verpachtung die Möglichkeit gegeben ist, an der
Steigerung des
Reinertrags teilzunehmen und dabei über sein
Eigentum mehr
Herr zu bleiben. Nachteile sind die Schwierigkeit der
Aufstellung
eines zutreffenden Normalertragsanschlags und der Umstand, daß die
Wirkung von
Unterbilanzen, besonders am Beginn einer
G.,
in allen
Konsequenzen an der
Hand
[* 2] thatsächlicher Verhältnisse noch nicht genügend geklärt und erprobt worden
ist.
Die 21. allgemeine Versammlung der
DeutschenGesellschaft fürAnthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte
tagte vom 11.-14. Aug. 1890 in
Münster.
[* 5] Die erste
Sitzung wurde von dem Vorsitzenden Prof.
Waldeyer -
Berlin
[* 6] mit einer
Ansprache eröffnet, welche die Beziehungen
Westfalens zur
Urgeschichte kennzeichnete. Das
Land der roten
Erde sei eins
der ältesten Kulturgebiete unsers deutschen Vaterlandes, das Land, in welchem sich wie kaum irgendwo anders bei uns verbriefte
Geschichte und
Urgeschichte die
Hand reichen, es sei aber auch das Land, in welchem zum erstenmal das Deutschtum
als geschlossen wirkende Macht in der Abwehr gegen die
Fremden erfolgreich in die
Schranken trat, so erfolgreich, daß die
Varusschlacht im
TeutoburgerWalde die ganze damalige Kulturwelt erschütterte.
Jener Waffenklang töne heute noch an unserOhr
[* 7] und solle immerdar daran tönen, nicht mehr mahnend zum
Krieg, sondern zur Einigkeit aller deutschen
Stämme in festem Zusammenhalten zu friedlicher
Arbeit. Redner gab nun eine kurze
Geschichte der
Gesellschaft. Auf der
Naturforscherversammlung in
Innsbruck
[* 8] 1869 entstand in der anthropologischen
Sektion der
Plan, eine deutsche anthropologische
Gesellschaft zu gründen. 1870 gelangte diese
Gründung in
Mainz
[* 9] zum
Abschluß.
Von den Leistungen der
Gesellschaft ist, abgesehen von ihrem Korrespondenzblatt, anzuführen die in
Arbeit befindliche prähistorische
Karte von
Deutschland,
[* 10] die Vereinbarung über die
Methoden der Körpermessung, namentlich betreffs des
Schädels, die Katalogisierung
der sämtlichen in deutschen
Museen befindlichen
Schädel, die Anregung zu der erfolgten Untersuchung der
germanischen
Völker auf die
Farbe ihrer
Haut,
[* 11]
Haare
[* 12] und
Augen, die Verständigung mit den deutschen Staatsregierungen behufs
Schutzes der
Altertümer und behufs Erweiterung der ethnologischen Sammlungen mittels Inanspruchnahme der
Marine etc. Was den
Stand der urgeschichtliche Forschung in
Westfalen
[* 13] betrifft, so sind zwar beachtenswerte Ergebnisse gewonnen: es
besteht eine westfälische
Gruppe der
Deutschen anthropologischen
Gesellschaft, die namentlich in
Hamm,
[* 14]
Iserlohn
[* 15] und
Letmathe ihre
Pflegestätten besitzt, es sind über die westfälischen
Höhlen, so neuerdings über die Bilsteiner
Höhle bei
Warstein, ausführliche
Untersuchungen angestellt; die bei
Hamm gefundenen Totenbäume (Baumstämme, so ausgehöhlt, daß ein
Leichnam gerade hineinpaßt)
waren schon früher Gegenstand der
Verhandlung in der Anthropologischen
Gesellschaft, von
Schaaffhausen
sind viele
Ausgrabungen veranlaßt, aber doch bleibt gerade in
Westfalen noch viel zu thun übrig. - Nach den üblichen Begrüßungsreden
begannen die wissenschaftlichen
Verhandlungen mit einem
Vortrag von Prof.
Hosius -
Münster über die
Geognosie von
Westfalen mit
besonderer Berücksichtigung der für vorgeschichtliche Fundstellen wichtigen Formationsglieder.
nach Balda hin, die zweite, übrigens weniger zu Höhlen geeignete, ist das Plateau von Brilon, die dritte die Mulde von Attendorn,
die vierte die Insel von Warstein. Zwischen 30 und 40 Höhlen sind erschlossen, alle mehr oder weniger voneinander verschieden,
manche ganz trocken, andre mit Tropfstein oder Schlamm und Tropfstein in wechselnden Verhältnissen erfüllt.
Manche enthalten organische Reste, andre wieder nicht. Der Lehm in den Höhlen enthält keine nordischen Geschiebe, das vorkommende
Geröll entstammt sämtlich den in der Nähe anstehenden Gesteinen, und die gefundenen Feuersteine sind bearbeitet ebenso wie
die vereinzelt auftretenden Bernsteinstücke.
Meist enthält der Lehm 8-9, selbst 14 Proz. phosphorsauern Kalk. Die organischen Reste umfassen 30-35
Säugetiere, 5-6 Vögel,
[* 21] einige Amphibien und Schnecken,
[* 22] sämtlich aus der Fauna der Gegenwart oder der ihr unmittelbar vorhergehenden
Periode. So findet sich der Höhlenlöwe, die Höhlenhyäne, der Höhlenwolf und Höhlenbär, letzterer besonders häufig.
Der Riesenhirsch ist zweifelhaft, ebenso Bos priscus, dagegen mit Sicherheit erkannt das große und kleine
Renntier, Bos primigenius, Pferd,
[* 23] Nashorn, Elefant
[* 24] und Mammut.
Hippotherium und Hippopotamus sind mehr als zweifelhaft. In denHöhlen der Lenne, dem erstbezeichneten Höhlengebiet, sind die
genannten Tiere sämtlich vorhanden, in den übrigen nur teilweise und in wechselnden Verhältnissen. Reste menschlicher Thätigkeit,
rohe Topfscherben, Holzkohle, bearbeitete Kieselschiefer, finden sich in verschiedenen Schichten, zuweilen
gerade in den tiefsten, jedenfalls nie derart neben Mammutresten, daß man berechtigt wäre, eine gleichzeitige Existenz von
Mensch und Mammut anzunehmen. Im Diluvium finden sich überhaupt keine Gegenstände aus der Hinterlassenschaft des Menschen,
bez. scheint es, als wenn die hier und da gefundenen Geräte
und Waffen
[* 25] erst nachträglich in die betreffenden Erdschichten hineingeraten sind; erst die jetzige geologische Epoche zeigt
sichere Spuren des Menschen.
Das Diluvium erfüllt einen großen Teil des Münsterschen Beckens und findet sich ferner am Teutoburger Wald, wo es bis 190 m
aufsteigt. Von N. bis zur Lippe
[* 26] enthält es nordische Geschiebe, südlich dieses Flusses Rheingeröll. Die
Tierreste des Diluviums umfassen in der Hauptsache die großen Pflanzenfresser des Diluviums. Sie sind sicher in jener Zeit
dort gewesen und nicht nachträglich hineingeraten; die Knochen
[* 27] sind besser erhalten als die Knochen der Höhlentiere; merkwürdigerweise
kommen sie gerade in den untersten Schichten zahlreich, in den mittlern spärlich, in den obersten gar
nicht mehr vor.
Dies deutet auf ein Aussterben, eine Vertreibung der Tiere, jedenfalls veranlaßt durch die Eisverhältnisse der Diluvialzeit.
Aus den eben angedeuteten Verhältnissen der Geschiebe ergibt sich, daß das nordische Eis
[* 28] in der Vergletscherungsperiode mit
den Gletschern der rheinischen Mittelgebirge etwa an der Lippe zusammengestoßen ist; diejenigen Tiere, welche
nicht einen Ausweg nach der rheinischen Ebene fanden, gingen aus Mangel an Nahrung und Wärme
[* 29] zu Grunde.
Nach dem wissenschaftlichen Jahresbericht des Generalsekretärs Prof. Ranke - München
[* 30] erläuterte Landesbauinspektor Honthumb
das Modell eines westfälischen Bauernhauses aus der Nähe von Osnabrück.
[* 31] Nach langem Suchen hatte er das
betreffende Haus als ein den reinen Typus des schon mehr entwickelten niedersächsischen Hauses noch möglichst getreu wiedergebendes
ermittelt, genau vermessen und in 0,05 der natürlichen Größe nebst
allem Mobiliar und Inventar in den entsprechenden Materialien
nachbilden lassen.
In der zweiten Sitzung sprach Prof. Nordhoff über eine Reihe wichtiger vorgeschichtlicher Funde aus Westfalen,
die er vorlegte, und gedachte dabei einer neuerdings mehrfach aufgetauchten Ansicht, der zufolge die Hünengräber (Riesenbetten)
erst nach der Römerzeit errichtet sein sollen. Zur Begründung dieser Ansicht, die schon um deswillen nicht sehr wahrscheinlich
ist, weil bei so jugendlichem Alter jener Denkmäler wohl noch Überlieferungen über ihre Entstehung und
Bedeutung im Volk aufzuspüren sein würden, wird angeführt, daß auffallenderweise die römischen Schriftsteller, welche
über Deutschland berichten, der Hünengräber nirgends Erwähnung thun, obschon vielfach die Römerstraßen gerade mitten
durch die Steinsetzungen hindurchführen, daß ferner aber neben ältern Gegenständen solche neuern Ursprungs, namentlich
auch Eisengerät, in den Hünengräbern gefunden werden.
Nach Tischler - Königsberg
[* 32] sind aber diese Begründungsversuche hinfällig. Zunächst charakterisieren sich die megalithischen
Denkmäler in ihren Einschlüssen an keramischen Gegenständen und Steingeräten so augenscheinlich als der jüngern
Steinzeit
[* 33] angehörig, daß die vereinzelten jüngern Gegenstände, die hin und wieder gefunden sein mögen, dagegen gar
nicht in Betracht kommen. Die Denkmäler sind so oft (von den alten Schatzgräbern) durchwühlt, daß
bei diesen Besuchen sehr wohl Geräte, Werkzeuge
[* 34] u. dgl. von den Schatzgräbern verloren,
bez. zurückgelassen sein können.
Daß die römischen Schriftsteller über die Hünengräber schweigen, erklärt sich leicht, da in damaliger Zeit überhaupt
noch nicht eine so eingehende, umfassende und objektive Art der Reisebeschreibung üblich, zudem aber
schon damals im Volksbewußtsein nichts mehr über Entstehung und Bedeutung der Steinmassen übriggeblieben war, also auch
dieser Anreiz zur Aufmerksamkeit fehlte. Daß Römerstraßen durch die Riesenbetten gehen, mag durch die Lage mancher der letztern
bedingt, oft aber auch Werk des Zufalls gewesen oder durch Kuriositätensucht veranlaßt worden sein,
insofern die Erbauer die Steine möglicherweise aus der Nachbarschaft an die Straße versetzten.
Den zweiten Vortrag hielt Prof. Virchow - Berlin über kaukasische und kleinasiatische Prähistorie. Anknüpfend an die alte
Anschauung, als hänge der Kaukasus zusammen mit der Wiege des Menschengeschlechts, als sei von ihm alle
Kultur ausgegangen und auch die Bronzedarstellung habe von dort ihren Ausgang genommen, gedachte Redner neuerer Beobachtungen
auf dem Gebiete des Bergbaues in der Gegend von Batum,
[* 35] dem alten Chaldäa, wo WernerSiemens ein Kupferbergwerk errichtet hat.
Man ist dort auf ausgedehnte Halden, von altem Bergbau
[* 36] herrührend, gestoßen, aber auch dieser alte Bergbau
war auf Kupfer
[* 37] beschränkt, und nirgends hat man eine Spur von Zinn, dem zweiten Bestandteil der antiken Bronze,
[* 38] gefunden, wenn
nicht die Erzählung eines Aufsehers, er habe bei einem Streifzug ins Daghestan ein StückZinnerz gefunden, für bedeutungsvoll
erachtet werden soll. Gegenwärtig kennt man Zinnerzlagerstätten nur in England und Ostindien,
[* 39] und es
bleibt daher unklar, woher das Zinn zu der Bronze gekommen, da man doch kaum annehmen wird, daß von EnglandZinn nach dem SchwarzenMeer oder andern Stätten der Kupferverhüttung gebracht worden sei. Und das müßte doch für den Kaukasus der Fall
gewesen sein, wenn dort wirklich Bronze gemacht worden wäre. Bei der Suche nach
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