Wasser desselben auf lange Strecken unbrauchbar für andre Gewerbe und die Landwirtschaft wird, wenn die Selbstreinigung des Flusses
keine genügende Abhilfe schafft und sich Schlamm in dem Flußbett und am Ufer absetzt, so müssen nach Vorschlag der Chemnitzer
Handels- und Gewerbekammer besondere Schlammfänge mit oder ohne künstlichen Niederschlagsmitteln eingerichtet werden.
Der Hauptzweck derartiger Einrichtungen würde darin liegen, die Abwässer im Gemisch mit dem Flußwasser und den
regelmäßigen meteorischen Niederschlagen in eine Verdünnung zu bringen, welche die Selbstreinigung durch das vegetabilische
und animalische Leben ermöglicht und befördert. Die Kosten für solche Einrichtungen würden zunächst vom Staate zu tragen
und später je nach den voraussichtlich guten Erfolgen auf die industriellen Betriebe der ganzen Strecke
zu verteilen sein.
Vergleicht man die Sterblichkeit in den einzelnen Provinzen Preußens, so ergibt sich, daß, abgesehen von Schleswig-Holstein,
welches seinen ausgezeichneten Gesundheitszustand offenbar dem Seeklima und dem kräftigen Menschenschlag verdankt, gerade
die industriereichsten Landesteile die günstigsten Sterblichkeitsverhältnisse aufweisen. Offenbar ist
dies eine Folge des durch die Industrie verbreiteten Wohlstandes und der dadurch veranlaßten Gewöhnung an bessere Lebenshaltung.
Durch eine große Reihe von Untersuchungen hat sich herausgestellt, daß, wo immer die Ursache der Entstehung von epidemischen
Krankheiten oder erhöhter Sterblichkeit schlechtem Wasser zugeschrieben werden muß, dasselbe durch stickstoffhaltige
organische Substanzen und die in ihnen lebenden gesundheitsschädlichen Bakterien verunreinigt ist, ferner daß eine wirkliche
Schädigung der Gesundheit der Flußanwohner durch die von Fabriken oder gar die Entstehung von epidemischen Krankheiten durch
dieselben bisher noch nicht nachgewiesen ist.
Die sorgfältigen Erhebungen der englischen Flußverunreinigungskommission haben es nicht ermöglicht, darüber
zu entscheiden, ob der verunreinigte Fluß auch die Ursache von Krankheiten sei. Das sächsische Landesmedizinalkollegium und
die Technische Deputation des Ministeriums des Innern in Dresden faßten die Ergebnisse eingehender Untersuchungen bis 1885 dahin
zusammen, daß die Entstehung bestimmter Krankheiten aus der Flußverunreinigung durch Fabrikabwässer nirgends nachzuweisen,
daß aber ein nachteiliger Einfluß auf den allgemeinen Gesundheitszustand an solchen Orten, wo das Übel
einen ungewöhnlich hohen Grad erreicht hat, nicht unwahrscheinlich ist. Auch die preußische Wissenschaftliche Deputation
für das Medizinalwesen erklärte 1888, daß trotz des unzweifelhaften Vorhandenseins einer großen Menge faulender Stoffe in der
Wupper ein direkter Einfluß auf die allgemeine Sterblichkeit und auf die Häufigkeit von Infektionskrankheiten
nicht nachgewiesen ist.
Vgl. Jurisch, Die Verunreinigung der Gewässer (Berl. 1890).
Die eröffnete Lokalbahn von Station Jenbach nach dem Achensee ist 6,6 km lang, wovon 3,5
km als Zahnradbahn nach dem System Riggenbach mit Steigungen bis zu 16 Proz. ausgeführt sind, und besitzt
eine Spurweite von 1 m. Die Lokomotiven, welche die Fabrik Floridsdorf bei Wien geliefert hat, wiegen 18 Ton. und sind darauf berechnet,
zwei Wagen mit 20 Personen auf eine Höhe von 440 m zu schieben. Im Anschluß an die Eisenbahn soll ein für 100 Personen berechnetes
Zweischraubendampfboot den
Verkehr auf dem See vermitteln.
Karl Ferdinand, Komponist, geb. empfing seine musikalische Ausbildung in Leipzig
durch Kantor Weinlig, schrieb Kantaten, kleine Oratorien und Männerchöre, von denen namentlich das Quintett »Abend wird es wieder«
ein Lieblingslied der Männergesangvereine geworden ist. Adam starb als Kantor in Leisnig.
Herbert Baxter, amerikan. Historiker, geb. bei Amherst (Massachusetts), besuchte das College in Amherst,
dann 1872 die Universität Heidelberg, wo er 1875 die Doktorwürde erwarb, wurde nach seiner Rückkehr nach
Amerika Lehrer und 1882 Professor der Geschichte an der Hopkins-Universität in Baltimore und ist Sekretär der Amerikanischen Historischen
Gesellschaft. Er veröffentlichte: »The Germanic origin of the New-England towns«;
»Saxon tithing-men in America«;
»Norman constables
in America« und andre kleinere Schriften (gesammelt in »John Hopkins University studies in historical and political
science«, Baltimore 1882 bis 1886,4 Bde.);
»Contributions to the educational history of the United States«;
»The study of history in American colleges and universities«
(1887);
»Jefferson and higher education in Virginia«;
»History of cooperation in the United States« (1888) u. a.
Franz, Oberbürgermeister von Frankfurt a. M., geb. zu Harefeld bei Stade, studierte 1864-67 in Heidelberg,
München und Göttingen die Rechte, trat sodann in den Staatsjustizdienst, machte den französischen Krieg 1870/71 zuerst als
Unteroffizier, dann als Reserveleutnant im 3. Garderegiment z. F. mit, wurde 1873 nach bestandenem Assessorexamen
zum Beigeordneten von Dortmund, 1877 zum zweiten Bürgermeister von Altona und 1883 zum Oberbürgermeister daselbst gewählt.
Er erwarb sich um Neugestaltung der Stadt und um die Selbstverwaltung der Provinz Schleswig-Holstein große Verdienste. 1890 wählte
ihn die Gemeindevertretung von Frankfurt a. M. zum Nachfolger Miquels als Oberbürgermeister. Er schrieb:
»Zur Lehre von den Rechtsquellen« (Götting. 1872),
»Zur Lehre von den Bedingungen« (Berl. 1876) und mehrere Aufsätze in Zeitschriften.
[* ] Guido, Musikschriftsteller, geb. zu Eibenschütz in Mähren, studierte an der Universität und zugleich
am Konservatorium zu Wien und erwarb 1878 die juristische, 1880 mit der Abhandlung »Die
historischen Grundklassen der christlich-abendländischen Musik bis 1600« die philosophische Doktorwürde. 1881 habilitierte
er sich mit der »Studie zur Geschichte der Harmonie« (über Fauxbourdon) als Privatdozent für Musik an der Wiener Universität
und wurde 1885 als Professor der Musikwissenschaft an die deutsche Universität nach Prag berufen. Er
mehr
wurde besonders bekannt als Mitbegründer der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft«
(mit Chrysander und Spitta, Leipz., seit 1885), die er noch gegenwärtig redigiert. 1882 nahm er als Vertreter
Österreichs an dem internationalen liturgischen Kongreß zu Arezzo teil.