Titel
Amerikanische
Altertümer. Während in der Alten Welt die prähistorischen Perioden tausend, resp. Tausende von Jahren hinter uns liegen, reichen dieselben in Amerika ungleich näher an die Jetztzeit heran, nämlich bis zu der Einwanderung der weißen Rasse, bis zum Beginn also etwa der Neuzeit. Wie in der östlichen Hemisphäre, so liegen auch für die westliche Erdhälfte zahlreiche Beweise für das hohe Alter des Menschen vor. So fand schon 1838 Lund menschliche Reste vereint mit solchen ausgestorbener Tiere in den Höhlen der Provinz Minas Geraës in Brasilien.
Vermischt mit den Knochen von Mastodon und Mammut wurden Reste menschlicher Thätigkeit in Missouri durch Koch und in Iowa und Nebraska durch Aughey nachgewiesen. In Kalifornien finden sich in den goldführenden Sanden und Kiesen menschliche Werkzeuge mit den Knochen diluvialer Tierformen, wie Elephas, Mastodon, Pferd, Löwe, Lama, vermischt. Steinäxte und Lanzenspitzen sind ferner in Mexiko in quartären Ablagerungen mit Knochenteilen des Elephas Colombi gefunden. In Südamerika sind am Rio de la Plata in den Pampasablagerungen Argentiniens durch Ameghino eine große Zahl von Beobachtungen gemacht worden, welche die gleichzeitige Existenz des Menschen und jetzt ausgestorbener Tierformen, unter ihnen namentlich des Megatherium, des Mylodon und Glyptodon, erwiesen haben.
Einen weitern Beweis für das hohe Alter des Menschen auf dem amerikanischen Kontinent liefern die zahlreichen Muschelhaufen (entsprechend unsern Kjökkenmöddings) an den verschiedensten Punkten der amerikanischen Küsten. In Nordamerika finden wir solche Muschelberge (shell-mounds) längs der Küsten des Atlantischen Ozeans und des Golfs von Mexiko in einer Länge und Breite von zuweilen mehr als 100 m und einer Höhe von über 10 m. Ebenso
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häufig finden sich diese Kjökkenmöddings an der pazifischen Küste Nordamerikas, vermischt mit Knochenwerkzeugen, steinernen Pfeilspitzen, Steinhämmern und zuweilen selbst menschlichen Knochenteilen. Ganz ähnliche Ablagerungen sind ferner in Nicaragua, im Mündungsgebiet des Orinoko, in Guayana, namentlich aber in Brasilien (Sambaqui) nachgewiesen sowie endlich auch an den Ufern der größern Flußläufe und Binnenseen.
Sehr charakteristisch sind die Mounds, meist regelmäßig angelegte, aus Steinen und Erdreich errichtete Wälle oder Hügel von kreisrunder, ovaler, viereckiger, zuweilen auch vieleckiger oder dreieckiger Gestalt. Sie finden sich bald unregelmäßig zerstreut, bald reihenweise geordnet und besitzen eine Höhe von wenigen Zentimetern bis zu 30, in einzelnen Fällen sogar bis nahezu 100 m bei einem Durchmesser bis zu 300 m. Ihre Hauptverbreitung finden die Mounds in den Thälern des obern Mississippi, Missouri und Ohio bis hinab zu den Golfstaaten.
Besonders reich ausgestattet ist Ohio mit noch jetzt 10,000 Hügeln und 1500 ringförmig erbauten Erdwällen. In dem Grenzgebiet von Iowa und Illinois finden sich, ganz abgesehen von den Ringwällen, mehr als 2500 Mounds. Die Verbreitung derselben erstreckt sich aber auch weit über Utah, Arizona hin bis nach Kalifornien, nach Oregon und in das Washingtonterritorium einerseits, anderseits nach S. bis gegen Guatemala und Honduras hin. Ohne nähere Kenntnis von der Rassenangehörigkeit der Erbauer dieser Erdhügel hat man dieselben Moundbuilders genannt und wohl mit den nahuatlakischen Bewohnern Altmexikos in Verbindung gebracht. Dagegen hat Samuel Havens die wohlbegründete Ansicht vertreten, daß die Vorfahren der jetzigen Indianer die Urheber jener Bauten gewesen seien, wie denn auch noch 1800 über der Leiche eines Omahahäuptlings ein solcher Mound errichtet wurde, und wie auch am obern Missouri noch frisch aufgeworfene Erdwerke nachgewiesen worden sind.
Nach Squier und Davis unterscheidet man:
1) Verteidigungswerke, aus Erde und Steinen erbaut und aus Wällen und Gräben, vorgeschobenen Werken, Kasematten und unterirdischen Gängen bestehend. Dieselben sind an strategisch wichtigen Punkten, namentlich an der Vereinigungsstelle zweier Stromläufe, errichtet. So sind St. Louis, New Madrid, Cincinnati an der Stelle solcher alten Befestigungen erbaut. Diese Ringwälle besitzen oft eine Ausdehnung von mehreren Meilen und erreichen eine Höhe von mehr als 200 m. 2) Tempelringe, Erdwälle, in Thalgründen und am Fuß von Hügeln und Bergen, repräsentieren geheiligte Bezirke, Versammlungsorte des Volks zu religiösen Zwecken oder aber Wohnplätze der Priester. Sie umfassen nicht selten ein Areal von nahezu 40 Hektar und sind von hohen Erdaufwürfen und Gräben bald in Kreisen, bald in Quadraten oder Achtecken umgeben.
3) Die Tempelhügel (nach andern Wohnplätze der Häuptlinge); »rund, oval, vieleckig oder quadratisch, erheben sie sich zuweilen in Stufen oder Terrassen, und gemeiniglich führt eine Rampe auf ihren Gipfel«. Diese Hügel, von denen einige einen Umkreis von 300 m und eine Höhe bis zu 100 m besitzen und auf ihrem Gipfel eine Plattform von mehr oder weniger großer Ausdehnung zeigen, finden sich namentlich in Ohio, Kentucky, Missouri, Tennessee. Einer der bedeutendsten ist Monk's Mound bei Cahokia in Illinois gegenüber St. Louis. Inmitten von 60 kleinern, 10-12 m hohen Erdhügeln erhebt sich derselbe in vier Terrassen bis zu 30 m Höhe, ist an der Basis 220 m lang, 170 m breit und an der Plattform entsprechend 90 u. 40 m; er enthält 700,000 cbm Erde.
4) Die Opferhügel (sacrificial mounds), in eckiger oder runder Form erbaut, umschließen aus Steinplatten oder Thon errichtete kleine oder große altarähnliche Bauten. Diese Bauwerke hat man als Altäre aufgefaßt, weil dieselben ebenso wie in ihrer Nähe gelegene Artefakte (Pfeilspitzen, Äxte, Pfeifen, Schmuckgegenstände, Geschirr, Knochennadeln u. dgl.) die deutlichsten Spuren der Einwirkung des Feuers erkennen lassen. Möglicherweise indessen sind in diesen Hügeln nichts andres als Stätten der Leichenverbrennung zu erkennen.
5) Grabhügel (burial mounds), besonders zahlreich vertreten, besitzen die Form unsrer Hünengräber. Man findet die Reste der Leichen mit und ohne Totengaben, in liegender, gekrümmter oder hockender Lage, mit Steinen oder Erdreich überdeckt, in Grabkammern oder Steinsärgen beigesetzt. Auch für den Brauch der Leichenverbrennung liegen mehrfach Beweise vor. Als Beigaben dienten Gefäße, steinerne Pfeifen, Pfeilspitzen, Messer und sonstige Gerätschaften und Waffen sowie Schmucksachen aus Muschelschalen oder Kupfer. Die einzelnen Hügel umschließen zuweilen 500 und mehr Skelette. Eine besonders merkwürdige Form dieser Erdaufwürfe ist diejenige der animal mounds, welche, oft nur wenige Zentimeter, selten mehr als 2 m über die Umgebung hervorragend und aus erdumworfenen Steinmassen erbaut, die Gestalt von Tieren oder Menschen nachahmen. Dieselben finden sich namentlich in Iowa, Ohio, Illinois, Missouri, Indiana, vor allem aber in Wisconsin.
Unter den Artefakten, welche sich in diesen Erdaufwürfen gefunden haben, sind zunächst vielfach kunstvoll gestaltete Gefäße (Krüge und Flaschen, mit Hälsen versehene Gefäße, Henkeltöpfe, Schüsseln und Becken, Trinkbecher, nicht selten mit kunstvoller Ornamentik) aus mit Sand oder Muschelsplittern vermischtem und verschieden gefärbtem Thon hervorzuheben. Daneben finden sich Pfeifenköpfe, die Gestalt der verschiedensten Tiere nachahmend, aus Thon gebrannt oder aus Schiefer, Speckstein, Marmor, Porphyr geschnitten.
Zahlreich vorgefundene Röhren aus gebranntem Thon oder aus Stein oder Kupfer hat man als zu jenen Köpfen gehörig angesehen. Diese Skulpturen zeugen von aufmerksamer Beobachtung, und die Ausführung ist um so bewunderungswürdiger, als jenen Bildschnitzern nur sehr mangelhafte Werkzeuge zur Verfügung standen. Von Metallen scheinen die Hügelbauer im wesentlichen nur Kupfer und Silber und zwar letzteres nur in Form von dünnen Plättchen zur Plattierung des Kupfers bearbeitet zu haben.
Man hat Messer, Äxte, Meißel, Pfeil- und Lanzenspitzen von Kupfer, zum Teil von vortrefflicher Arbeit, gefunden; daneben Armbänder, Halsbänder, runde Scheiben, Kugeln und andre Schmucksachen. Steinerne Waffen, Pfeilspitzen, Speerspitzen, Messer und Äxte finden sich neben Gerätschaften aus Zähnen, Knochen, Muscheln sowie Schmuckgegenständen aus Steinen, Holz und Knochen. Auffallend erscheinen Pfeilspitzen aus Obsidian, dessen Verbreitung auf die Gebirgsregionen des Westens beschränkt ist. Außer dem Kupfer hat man in einigen Hügeln Bleierz vorgefunden, nie aber Gold oder Eisen. Grob gewebte Gewänder, Bastgewebe, aus Tierhaaren verfertigte Stoffe sowie zusammengenähte Leder scheinen einigen Funden zufolge zur Bekleidung gedient zu haben. Aus alledem ergibt sich, daß die Hügelbauer sehr zahlreich und ein Volk mit festen Wohnsitzen waren, bei welchem in vielen wesentlichen Dingen eine völlige Übereinstimmung herrschte. Wann sie ihre
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Blütezeit gehabt, wird schwerlich jemals ausgemacht werden; daß eine solche aber weit zurückliegt, ergibt sich aus zwei Umständen. Die Urwälder, welche sich innerhalb mancher Umwallungen und Einfriedigungen und auf vielen Mounds erheben, weisen auf mindestens 1000 Jahre zurück. Ferner liegen die alten Denkmäler niemals auf den jüngsten Flußterrassen, sondern auf den ältern. Die Hügelbauer führten offenbar dieselben auf, ehe die Flüsse im W. sich ihr gegenwärtiges Strombett gegraben hatten. Sie waren in dem weiten Gebiet von Wisconsin bis Florida heimisch, aber nicht etwa auf einer hohen Zivilisationsstufe angelangt, standen vielmehr hinter jener weit zurück, zu welcher die Mexikaner und Peruaner sich emporgearbeitet hatten, während sie die meisten heutigen Indianerstämme der Waldregion wie der Prärien übertrafen.
Eigentümliche Reste einer prähistorischen Bevölkerung finden sich in den plateauförmigen Gebirgserhebungen von Colorado, Utah, Neumexiko und Arizona. Inmitten dieses jetzt von Wüsten und Steppen eingenommenen Gebiets fanden die Europäer an zahlreichen Stellen umfangreiche, aus Stein erbaute Stadtansiedelungen vor, zusammengesetzt aus mehrere Stockwerke hohen, geräumigen Häusern, die alle Anzeichen eines hohen Alters an sich trugen. Holmes unterscheidet unter diesen »Pueblos«:
1) die Lowlands oder eigentlichen Pueblos, in mathematisch regelmäßigen Formen aus zugehauenen Steinen oder aus Luftziegeln erbaut, vorwiegend in Flußniederungen in der Nähe des Wassers, doch auch auf schwer zugänglichen Höhen der Sandsteinplateaus und nach Cabeza bisweilen die Stadt Mexiko an Größe übertreffend;
2) die Cave-Dwellings oder Höhlenbauten, in natürlichen Höhlungen der Kreideformation an steil abstürzenden Thalgehängen in der Weise angelegt, daß der Zugang dieser Höhlen durch Steinmauern verschlossen wurde mit Auflassung nur einer Öffnung, die gleichzeitig als Thür und Fenster diente. Ähnliche Bauten sind endlich 3) die Cliff-houses oder Riffhäuser, als befestigte Plätze an besonders schwer zugänglichen Abstürzen in natürlichen, durch Menschenhand aber später erweiterten Höhlungen angelegt.
Außer diesen Häusern und Höhlenwohnungen finden sich in jenen Gebieten nicht selten aufrechte Steinkreise nach Art unsrer Cromlechs sowie einzeln stehende, meist runde Türme, offenbar als Wachttürme am Eingang der Cañons und auf isolierten Felsspitzen errichtet. In den Pueblos fand man thönerne, nicht selten bemalte, ja in einigen Fällen sogar mit einer metallischen Glasur und mit erhabenen Verzierungen sowie mit Figuren von Menschen und Tieren (namentlich Vögeln, speziell der Eule) versehene Geschirre, polierte Steinwerkzeuge, Pfeilspitzen aus Feuersteinen, Quetschsteine zum Zerkleinern von Getreide, ferner Schmuckgegenstände in Form von Perlen, Muscheln aus dem Pazifischen Ozean, Amulette aus Stein etc.
Von metallenen Gegenständen haben sich ausschließlich einige Kupferringe vorgefunden. Als Hinterlassenschaften der alten Bewohner dieser Gegend dürfen die zahlreichen Felsmalereien und Skulpturen angesehen werden, welche in Form von Zeichnungen von Menschen und verschiedenen Tieren die Felswände oder isolierten Steinblöcke bedecken. Zahlreiche derartige Petroglyphen finden sich auch in Kalifornien, Oregon und östlich vom Mississippi, aber auch in Süd- und Mittelamerika, wo dieselben in Guayana, am Orinoko, in Venezuela, am Rio Negro, in Brasilien, in Chile, Peru, Kolumbien sowie auf dem Isthmus von Darien und in Nicaragua nachgewiesen sind.
Vgl. Andree, Ethnographische Parallelen und Vergleiche (Stuttg. 1878).
Eine ungleich höhere Entwickelung führen uns die Altertümer der vier großen Kulturkreise vom Hochland von Mexiko hinab bis zum Titicacasee, des toltekisch-mexikanischen, des yucatekischen, des inkaperuanischen und desjenigen der Tschibtscha Cundinamarcas, vor. Zu den wichtigsten Denkmälern dieser Art gehören die beiden Pyramiden bei San Juan de Teotihuacan, im Thal von Mexiko, und das Monument von Cholula, eins der ältesten Denkmäler des Landes. Andre Pyramiden merkwürdiger Struktur finden sich zu San Christobal Teohantepec, zu Santa Cruz del Quiche, bei Xochicalco, in Guatasco, bei Cuernavaca und anderwärts.
Ruinen ganzer Städteanlagen (casas piedras) finden sich zu Tusapan, bei Papantla in Veracruz, bei Mapilca in derselben Gegend, zu Tehuantepec, in der Provinz Oajaca, in dem vielfach beschriebenen Palenque und zu Ocosingo in der Provinz Chiapa, zu Copan in Honduras, zu La Quemada bei Villa Nueva im S. von Zacatecas, ferner in der Provinz Vera Paz, am Rio Gala. Großartig sind die Monumente zu Uxmal (dem alten Itzalane), zu Jabah, Zayi (Salli), Chichen, Itza, Tuloom u. v. amerikanische O. in Yucatan sowie zu Mitla in Oajaca, welche, obgleich höchst wahrscheinlich älter als die aztekische Herrschaft, doch die amerikanische Kunst in ihrer höchsten Entwickelung zeigen.
Vgl. Kingsborough, Antiquities of Mexico (Lond. 1829, 4 Bde.).
Grundform für die gesamte Architektur Mexikos und des mittlern Amerika ist die Pyramide, und zwar tritt dieselbe am kenntlichsten in den religiösen Monumenten, weniger sichtbar in Tempelbauten und Palästen hervor. Die Teokallis (Gotteshäuser), gewissermaßen zu riesiger Größe emporgebaute Altäre, sind stets vierseitige, genau nach den Weltgegenden orientierte, oben abgestumpfte Pyramiden, auf welchen sich häufig noch andre Baulichkeiten erhoben (s. Tafel »Baukunst I«, [* ] Figur 1-3). Sie steigen entweder in einfachen, schiefen Flächen empor, oder erheben sich in mehreren (höchstens acht) großen Absätzen, die entweder besondere Terrassen bilden, oder bloß durch herumlaufende, gewöhnlich verzierte und kassettierte Gurtungen angedeutet werden.
Zur Scheitelfläche führen an einer oder mehreren Seiten breite und steile Treppen; bisweilen laufen Treppen oder Aufgänge auch zickzackförmig von einem Absatz zu dem andern. Rings um die Teokallis befanden sich die Wohnungen der Priester und andre für den Götterkultus nötige Räume. Als Schmuck der Wandflächen ist nur geradliniges, wenn auch zum Teil reich und mannigfaltig zusammengesetztes Kassettenwerk, Mäanderzüge, Zickzacks u. dgl., angewendet. In ihrer Hauptform bilden die zu ebener Erde oder auf einfachen Terrassen oder auf den Scheiteln der Teokallis errichteten Gebäude einfache, viereckige Massen mit geradlinig überdeckten Portalen und viereckigen Pfeilerstellungen, über denen sich oft ein friesartiger, reich ornamentierter Aufsatz erhebt.
Die Bedachung ist entweder horizontal oder durch stufenförmig übereinander geschichtete Steinplatten gebildet, daher sie einen bedeutenden Innenbau vermissen lassen. Die skulpturelle Ausschmückung der Bauten Mexikos und Mittelamerikas besteht in Reliefs und frei stehenden Statuen. Eine Anzahl kolossaler Götzenbilder wurde 1850 von Squier auf den Inseln des Nicaragua- und Managuasees entdeckt. In neuerer Zeit sind namentlich die Entdeckungen großartiger Ruinenstädte in Honduras und Yucatan epochemachend gewesen. In
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Honduras enthält Temampua an 300 Gebäude und Pyramiden; Copan erinnert durch seine Monumente an Ägypten, seine Bauten sind die ältesten des Landes und waren schon bei Ankunft der Spanier mit einem Sagenkreis umwoben. Riesige Götzenbilder stehen auf hohen Bergen. Yucatans Ruinenstädte, Uxmal, Zayi, Labna, Kabah u. a., von denen man bereits 50 kennt, überraschen durch ihre Ausdehnung und die Pracht ihrer Paläste, zu deren aufeinander getürmten Terrassen riesige Treppen führen.
Alle diese alten Bauten zeichnen sich im strengen Gegensatz zu den überladenen neuern Denkmälern vorteilhaft aus durch ihre strenge Einfachheit und ihren Ernst. Ein schönes Beispiel ist der berühmte pyramidale Tempel von Palenque in Guatemala. Die von H. Berendt aus Danzig 1877 entdeckten Überreste eines Tempels in Santa Lucia de Cotzamalquapan wurden zum Teil 1881 nach Berlin gebracht; es sind acht das Menschenopfer darstellende Tuffsteine. Steinerne Götzenbilder kommen in den Ruinen zahlreicher Bauten vor, sowohl kleine Amulette als kolossale Steinfiguren, wie die Schlangen zu Chichen Itza mit Köpfen von mehr als 3 m Länge.
Meist sind indessen diese größern Statuen nicht vollständig aus dem Gestein ausgearbeitet, sondern nur in Hautrelief ausgeführt. Die aus einfach kolorierten Umrißlinien bestehenden hieroglyphischen Malereien der Mexikaner sind in demselben Stil gehalten wie ihre Skulptur. Gerätschaften und Waffen verschiedenster Art haben sich vorgefunden. Vor allem diente der Obsidian zur Herstellung von Messern, Pfeil- und Lanzenspitzen etc.; auch Serpentin, Marmor, Granit, Sandstein, Nephrit, Gold, Silber, Kupfer und Bronze wurden verarbeitet.
Als Zahlungsmittel dienten Goldstaub in Federkielen, Silber-, Zinn- und Kupferbarren, daneben Kakaobohnen. Außerdem wurde das Gold zu Perlen, Ringen, Halsketten und kleinen Götzenbildern vielfach angewandt. Namentlich in der Nähe des Golfs von Chiriqui hatte die Goldschmiedekunst ihre höchste Vollendung erreicht, wie die zahlreichen Funde in den Grabstätten der Nachbarschaft bezeugen. Gefäße und Geschirr wurden aus schwarzem oder rotem Thon hergestellt. Dieselben besitzen nicht selten absichtlich unproportionierte Formen und stellen vielfach tierische und menschliche Figuren dar.
In Südamerika treffen wir einen weitern Kulturkreis zunächst bei den Tschibtscha- oder Muiscavölkern auf dem Hochland und in den Thälern von Kolumbien. Reste alter massiver Bauwerke, wahrscheinlich Ruinen alter Tempel, sind auf der Hochebene von Tunja gefunden worden. Doch sind architektonische Reste verhältnismäßig selten, da die Häuser vorwiegend aus Holz errichtet wurden. Steinbilder von 1-2,5 m Höhe sind in grotesken Formen aus einem harten Sandstein ausgehauen. Aus dem in den meisten dortigen Flußläufen gefundenen Gold wurden Bildnisse von Menschen, Tieren u. a. in ansprechender Form hergestellt. Hautreliefs mit hieroglyphenartigen Inschriften, so der von Humboldt beschriebene Kalenderstein, scheinen darauf hinzuweisen, daß die Tschibtscha Schriftzeichen besaßen.
Die Savannen von Varinas durchzog eine 38 km lange, aus hohen Dämmen bestehende Straße, an der sich viele Begräbnisstätten befinden; im Gebiet des Orinoko müssen vor den jetzigen sehr rohen Bewohnern Stamme höherer Kultur gewohnt haben, denn wir sehen an den Felswänden riesenhafte Darstellungen von Tieren, planetarische Figuren u. a. Auch auf den Hochebenen Perus und Bolivias deuten die gigantischen Monumente zu Tiahuanaco am Titicacasee auf eine ausgestorbene Urbevölkerung.
Man findet aus mächtigen Steinblöcken errichtete Bauwerke, die, früher von den höher stehenden Gewässern des Sees bespült, jetzt nach Sinken des letztern landeinwärts gerückt sind, Cyklopenmauern, aus mächtigen Steinen ohne Anwendung von Mörtel so geschickt erbaut, daß kaum die Schneide des Messers in die Fugen einzudringen vermag, große Thore aus Monolithen, aber sämtlich schon zerfallen, als die Inka ins Land. kamen. Die Skulpturen aus dieser ältesten Zeit zeigen zwar nur die Umrisse der menschlichen Form, sind aber sorgfältig nach konventionellen Gesetzen behandelt.
Aus der Zeit der Inka stammen die Ruinen eines Inkatempels auf der Insel Titicaca im gleichnamigen See; die Reste des berühmtesten aller Tempel, des Pachacamac, 17 km von Lima; die an verschiedenen Orten vorkommenden Gräber und Paläste der Inka. Alle diese Bauten, meist einfache Vierecke von großen behauenen Steinen, mit riesigen Steinplatten gedeckt, charakterisieren sich durch die pyramidale Gestalt der Thür- und Fensteröffnungen, die nicht selten mit großen und schönen Umfassungen geziert sind. In Cuzco, der Residenz der Inka, stand der berühmte Sonnentempel mit seinen Goldreichtümern.
Hier finden sich gleichfalls noch die Ruinen der großen Festung von Cuzco, welche, von dreifacher Ringmauer umgeben, die mit Gold- und Silberschmuck ausgestattete Behausung der Inka umschloß. Von Cuzco aus verliefen die in ihren Resten noch erhaltenen Heerstraßen des Inkareichs; vor allen war die nördliche, nach Quito führende, mit Festungen und Herbergen versehene ein Meisterwerk der Baukunst. Diese Straßen verbanden Cuzco mit 300 im Land erbauten Tempeln. - Bei den Skulpturen aus der Zeit der Inka fehlt die künstlerische Ausführung der Altertümer von Mexiko.
Dagegen überragten die Inkaperuaner die nördlichern Völker weitaus in der Bearbeitung der Metalle, vor allem in derjenigen des Goldes. Künstlerisch hergestellte Vasen, Figuren der verschiedensten Art, Schmuckgegenstände aus diesem Metall haben sich in den Grab- und Ruinenstädten der Inka vorgefunden, nicht minder keramische Arbeiten, welche sich durch Mannigfaltigkeit und Schönheit der Formen auszeichnen: Tiere, Menschen in den verschiedensten Stellungen, Schiffe u. a., namentlich auch bemalte Vasen.
Besonderes Interesse hat noch das Gräberfeld von Ancon, unfern Lima, mit seinen Tausenden von Grabstätten durch die Untersuchungen von Reiß und Stübel (»Das Totenfeld von Ancon«, Berl. 1881 ff.) in Anspruch genommen. Dasselbe ist in einem Areal von etwa 1 qkm in unregelmäßigem Viereck von einer jetzt meist von Sand verschütteten Mauer umfriedigt, doch hat es sich später weit über jene Mauer hinaus ausgedehnt. Die einzelnen Gräber sind weder durch Hügel noch sonstige Denkmäler gekennzeichnet, stellen vielmehr einfache, schachtartige Vertiefungen von 2-6 m dar, in welchen der Leichnam, umhüllt von Tüchern, in kauernder Stellung als »Mumienballen« beigesetzt wurde.
Nur bei den Leichen vornehmer Familien sind diese Ballen mit kostbaren Decken und Tüchern umkleidet, welche durch ihr gobelinartiges Gewebe und durch die Farbenpracht ihrer mannigfaltigen Muster einzig in ihrer Art dastehen. Die Beigaben bestehen aus allerlei Hausrat: zierlichen, bunt bemalten Spindeln sowie allen zum Spinnen, Weben und Nähen gehörigen Geräten, welche neben noch unvollendeten Gespinsten fast in allen Gräbern vorkommen. Daneben zeigen sich Waffen,
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Schmuckgegenstände, Hals- und Armbänder, Thonfiguren sowie Gefäße und Geflechte verschiedenster Form.
Vgl. noch Braunschweig, Altamerikanische Denkmäler (Berl. 1840);
Squier und Davis, Ancient monuments of the Mississippi Valley (Philad. 1847);
Baldwin, Ancient America (Berl. 1872);
Foster, Prehistoric races of the United States (New York 1873);
C. Jones, Antiquities of the Southern Indians (1873);
Bastian, Die Kulturländer des alten Amerika (Berl. 1878);
Short, The North Americans of antiquity (New York 1879);
»Antiquités mexicaines« (Par. 1834);
Rau, Palenque Tablet (Washingt. 1879);
Squier, Peru (deutsch, Leipz. 1883);
Wiener, Pérou et Bolivie (Par. 1880);
Schlösser und Seler, Die ersten Menschen, mit besonderer Berücksichtigung der Urbewohner Amerikas (nach de Nadaillac, Stuttg. 1884).