Tulipa
L.
(Tulpe),
Gattung aus der
Familie der
Liliaceen,
Zwiebelgewächse mit riemenförmigen oder lineal-lanzettlichen,
häufig blaugrünen Blättern, einblütigem
Stengel,
[* 2] sechsblätteriger, glockiger Blütenhülle u. oblonger oder verkehrt-eiförmiger,
stumpf dreikantiger, vielsamiger
Kapsel. Etwa 50
Arten, meist im
Orient. Tulipa
silvestris L. (wilde
Tulpe), mit breit lineal-lanzettlichen
Blättern und gelben, äußerlich grünen, wohlriechenden
Blüten, wächst in
Süd- und Mitteleuropa und
in
Sibirien auf Waldwiesen und in
Weinbergen.
Tulipa
suaveolens
Roth, mit sehr kurzem
Stengel und roten, am obern
Rand gelben, wohlriechenden
Blüten, findet sich in Südeuropa und wird in mehreren
Varietäten, auch mit gefüllten
Blumen kultiviert; eine der beliebtesten
Formen ist
Duc van
Toll. Auch von Tulipa
praecox
Tenor, bei
Neapel,
[* 3] und Tulipa
turcica W., in der Türkei,
[* 4] hat man
Varietäten (von letzterer die Monströsen oder Perroquetten mit zerschlitzten
Blumenblättern). Viel wichtiger aber ist Tulipa
Gesneriana
L. (Gartentulpe), mit 30-45
cm hohem
Schaft, eirund-lanzettlichen Blättern und ursprünglich karmesinroten, im
Grund gelblichen
Blüten.
Sie ist in Südosteuropa, bis zum Altai und zur Dsungarei heimisch, kam durch Busbecq, den Gesandten Ferdinands I. in Konstantinopel, [* 5] wo sie damals schon von den Türken kultiviert wurde, nach dem westlichen Europa, [* 6] blühte 1560 in Augsburg, [* 7] wurde von Gesner zuerst gezogen und beschrieben, kam 1573 an Clusius in Wien, [* 8] 1577 nach England und Belgien [* 9] und ward schon 1629 in 140 Spielarten kultiviert. 1634-40 erreichte in Haarlem [* 10] die Tulpenliebhaberei ihren Gipfel, und man zahlte für eine einzige Zwiebel bis 13,000 holländ. Gulden; es gab Sammlungen mit mehr als 500 klassifizierten Varietäten.
Gegenwärtig ist die Zahl der verbreitetern Varietäten verhältnismäßig niedrig. Man unterscheidet als Hauptvarietäten Früh- und Spättulpen. Die frühen Tulpen, mit kürzerm Stengel, blühen an einem warmen Standort schon im April oder noch früher und lassen sich sehr gut treiben. Ihre Hauptfarben sind: Weiß, Gelb, Rot und Purpurrot, einfarbig oder schön geflammt. Die Spättulpen teilen die holländischen Blumisten in einfarbige (Exspektanten oder Muttertulpen, welche anfangs nur eine Farbe haben, nach 2-4 Jahren aber nach und nach mehr Illuminationsfarben annehmen und aus den Samen [* 11] neue bunte Sorten liefern) und bunte und gestreifte Tulpen. Nach der Beschaffenheit ihrer Zeichnung teilt man letztere in Baquetten, Bybloemen und Bizarden. Die gefüllt blühenden Varietäten werden von den Blumisten den einfachen nachgesetzt. Die Monströsen (Perroquet- oder ¶
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Papageientulpen) haben sehr große, unförmliche Blumen von schöner Farbe (gelb und rot), mit weit abstehenden, zerrissen gefransten Kronblättern. Die Kultur stimmt im wesentlichen mit der der Hyazinthen überein. Die zur Erlangung neuer Spielarten aus Samen gezogenen Tulpen blühen meist erst im siebenten Jahr.