dem abendländischen Filioque (s. Heiliger Geist) in die evangelische Kirche über, ja es ward der scholastische Lehrbegriff
von den altprotestantischen Dogmatikern nur noch systematischer durchgeführt.
(vom lat. trinitas), deutsch Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit,
in der Kirchensprache die Dreiheit göttlicher Personen in der Einheit des göttlichen Wesens. Die Kirchengeschichte läßt
das in der recipierten Lehre aller größeren christl. Kirchengemeinschaften festgehaltene Dogma von der Trinität erkennen als ein
nur sehr allmählich zu stande gekommenes Kompromiß zwischen dem ursprünglichen monotheistischen Gottesglauben und der
immer festere Formen annehmenden Betrachtung Christi als eines göttlichen Wesens. Alle Möglichkeiten, beides zusammen zu
denken, sind in den kirchlichen Kämpfen um dieses Dogma versucht worden. Schließlich hat die Form den Sieg behalten, die
sowohl Christi Gottheit als den monotheistischen
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Gottesbegriff dadurch festhielt, daß sie in letzterm eine Mehrheit einander völlig gleichstehender Personen unterschied,
und den damit sich ergebenden Widerspruch für ein im Wesen der Gottheit liegendes Mysterium erklärte. Das älteste Judenchristentum
hielt an der göttlichen Einheit oder «Monarchie» und der wesentlichen
Menschheit Christi fest. Auch der ApostelPaulus kennt die Trinitätslehre noch nicht. Nach ihm ist Christus
das himmlische, zu unserer Erlösung ins Fleisch gekommene Urbild der Menschheit, dessen Wesen der von Gott ausgehende Geist
ist.
Aber derselbe Gottesgeist wird bei der Bekehrung auch den Gläubigen eingepflanzt, die dadurch ebenfalls zu SöhnenGottes und
des ewigen göttlichen Lebens teilhaftig werden. Die Gnostiker, die zuerst polytheistischen Elementen
ins Christentum Eingang verstatteten, machten Christum zu einem aus dem Geisterreiche herabgestiegenen «Äon», der entweder
mit dem MenschenJesus sich verbunden, oder nur eine scheinbare Menschheit angenommen habe. In der großen Kirche bildete sich
dagegen die Anschauung von Christus dadurch weiter aus, daß die angesehensten Kirchenlehrer auf ihn, wie
es zuerst der Verfasser des 4. Evangeliums gethan, den aus der griechischen, namentlich alexandrinischen Phisosophie bekannten
Begriff des göttlichen Logos (s. d.) anwandten.
Christus wurde dadurch ein neben oder in Gott subsistierendes göttliches Wesen, als dessen Funktion Weltschöpfung und
Offenbarung Gottes galten. Da hierbei sich bereits die Frage erhob, wie sein Verhältnis zum Vater innerhalb
der Gottheit zu denken sei, wich eine andere Anschauung, die namentlich in Rom
[* 7] bis Mitte des 3. Jahrh. großen Anklang fand
(seitens der Bischöfe Zephyrinus und Callistus), dieser Frage dadurch aus, daß sie Gott und Christus dem Wesen nach einfach
identifizierte und nur formell unterschied (modalistische Monarchianer, s. d.).
Vom HeiligenGeistwar in diesen Kontroversen immer nur noch anhangsweise die Rede.
Die Logoslehre trug, verteidigt von Irenäus, Tertullian, Hippolytus, den Sieg davon. Doch erhielt sich unter dem Namen des
Sabellianismus (s. d.) ein fortgebildeter Monarchianismus, der im Logos ebenso wie im HeiligenGeiste nur
verschiedene Erscheinungsformen des einen göttlichen Wesens sah, bis ins 4. Jahrh. hinein.
Aber schon Origenes (s. d.) hatte die ältere Logoslehre dahin weiter gebildet,
daß er eine «ewige Zeugung» des Logos als des Sohnes von seiten des Vaters lehrte, wodurch jener rücksichtlich der Ewigkeit
letzterm schon gleichgestellt war. Im Laufe des 3. Jahrh. gewann diese
Meinung allenthalben die Oberhand, und nur darüber war Streit, ob der Sohn in demselben Sinne Gott heißen könne wie der
Vater, oder diesem völlig wesensgleich sei oder nicht.
Für erstere Ansicht, welche BischofAthanasius von Alexandria gegen den Presbyter Arius verteidigte, entschied 325 die
Synode von Nicäa; doch dauerte es über ein halbes Jahrhundert, ehe das Nicänische Bekenntnis von der Wesensgleichheit des
Vaters und des Sohnes allgemeine Annahme fand. Die entgegengesetzte, allmählich zu der Konsequenz fortgebildete Ansicht, daß
der Sohn nur die erstgeschaffene Kreatur und höchstens im uneigentlichen Sinne Gott sei, weil doch die
Ungezeugtheit nur dem Vater zukommen könne, wurde als arianische Ketzerei von der Kirche ausgeschlossen, und dieser Beschluß
auch gegenüber der mannigfach schwankenden kaiserl. Kirchenpolitik festgehalten. Die zu Nicäa noch
nicht ausgesprochene
Gleichstellung des HeiligenGeistes mit Vater und Sohn wurde auf der Synode zu Konstantinopel
[* 8] (381) angebahnt und dann
bald zur herrschenden kath. Lehre erhoben. (S. Heiliger Geist.)
Der im vollendeten Trinitätsdogma liegende Widerspruch wurde schließlich durch die abendländ. Theologie zur vollsten Bestimmtheit
entwickelt, am schärfsten im sog. Athanasianischen Symbolum (s. d.) zusammengefaßt und von der mittelalterlichen Kirche als
göttliche Offenbarung hingenommen. Zwar versuchte die Scholastik eine Zeit lang das Geheimnis dem Denken
begreiflich zu machen, gelangte dabei aber nur bald zu völliger Dreigötterei, bald zur sabellianischen Aufhebung wirklich
persönlicher Unterschiede in Gott.
Die Reformation des 16. Jahrh. nahm die Trinitätslehre als das Fundament alles Christenglaubens
in ihre sämtlichen Bekenntnisschriften herüber und verfolgte jede Abweichung davon als ärgste Ketzerei selbst
mit blutiger Gewalt. (S. Servet.) Dennoch ging schon in der Reformationszeit aus der neu belebten Kritik der überlieferten
Kirchenautorität die Gründung einer eigenen «unitarischen» Kirchengemeinschaft hervor, die die Trinität verwarf. (S. Antitrinitarier.)
Auch unter den Arminianern (s. d.) und in der anglikanischen Kirche nahmen bald unitarische Meinungen überhand, die der engl.
Deismus (s. d.) zur konsequenten Bestreitung der Trinitätslehre ausbildete.
Auch der deutsche Nationalismus verwarf dieselbe, während der Supranaturalismus sie in abgeschwächten Formen zu halten suchte.
Die Kantsche Philosophie sah in der Trinität nur eine symbolische Andeutung der göttlichen Macht, Weisheit und Liebe, oder
die schöpferische, erhaltende und regierende Wirksamkeit Gottes. Auch Schleiermacher, der sie in seiner
Glaubenslehre in den Anhang verwies, redete nur von verschiedenen Daseinsformen des göttlichen Seins. Die Hegelsche Schule
dagegen fand nach dem Vorgange Schellings in der Trinität den Inbegriff alles spekulativen Gehalts des christl. Glaubens zusammengefaßt,
indem man das Ansichsein des Absoluten als den Vater, sein Anderssein in der Welt als den Sohn, seine Rückkehr
zu sich selbst im menschlichen Bewußtsein als den Geist bezeichnete.
Die freiere prot. Theologie der Gegenwart erkennt im Trinitätsdogma einen Versuch der alten Kirche, den Gottesbegriff christlich
zu gestalten, erachtet denselben aber als durch Einmischung metaphysischer Spekulation über das innere Wesen Gottes
mißlungen, und glaubt, was im Trinitätsdogma beabsichtigt war, einfacher und zutreffender durch theol.-wissenschaftliche
Ausgestaltung des religiösen Begriffs der göttlichen Liebe zu erreichen.