Niederurnen
(Kt. Glarus).
432 m. Gem. und grosses Pfarrdorf am linken Ufer der
Linth, am O.-Fuss des
Hirzli
und auf dem Schuttkegel des
Niederurnerbaches; an der Strasse
Oberurnen-Bilten und 700 m nw. der Station Nieder- und
Oberurnen
der Linie
Zürich-Glarus. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit den Weilern
Ziegelbrücke und
Linthkolonie und den
zerstreuten
Höfen auf den
«Rietern» und im Niederurner
Alpenthal: 307
Häuser, 1998 vorwiegend reform.
Ew.; Dorf: 270
Häuser, 1610 Ew. Kirchgemeinde.
Hauswasserversorgung und Hydrantennetz. Elektrische Beleuchtung. Elektrizitätswerk, für das die Quellen des Niederurner
Alpenthales die Kraft liefern. Sekundarschule. Die Bevölkerung beschäftigt sich zum Teil mit Land- und Alpwirtschaft, Viehzucht
und Obstbau, zu einem grossen Teil aber mit Industrie. Neben zwei grossen
Spinnereien in
Ziegelbrücke
(etwa 600 Arbeiter) besitzt Niederurnen
eine Baumwollweberei, eine
Fabrik zur Herstellung von Eternit (Asbest-Zementschiefer)
für Dächer- und Wandbekleidung, eine
Säge, zwei kleine
Mühlen, zwei Gerbereien. Am N.-Ende des Dorfes liegt ein kleines
Mineralbad mit Heilquelle.
Auf der sonnigen Berghalde im NW. dehnt sich ein kleiner Rebberg aus, der einzige des Kantons Glarus. Im Gebiet der Gemeinde liegen die Knaben-Erziehungsanstalt Linthkolonie und das Ferienheim der Stadt Basel auf der Alp Morgenholz. Dicht n. vom Dorf stand auf dem spornartig in die Linthebene vorragenden O.-Ende der Hirzlikette im Mittelalter die Burg Ober Windeck, die einst den Grafen von Lenzburg gehörte, 1172 an die Grafen von Kiburg und 1260 an Rudolf von Habsburg überging.
Während des Sempacherkrieges wurde sie von den Glarnern belagert und am verbrannt. Auf ihren Mauerresten steht
jetzt ein einfacher Pavillon mit Sommerwirtschaft, das
«Schlössli», ein beliebtes Ausflugsziel mit prachtvollem Ueberblick
über den
Walensee, die Linthebene und die sie einrahmenden
Berge. Niederurnen
gehörte bis gegen Ende
des 14. Jahrhunderts zum
Gaster und war durch Schenkungen der
Grafen von
Lenzburg dem Kloster
Schännis pflichtig. Nach dem Fall
der
Burg Ober
Windeck kam es zum Land Glarus
und kaufte sich im
Lauf des 15. und 16. Jahrhunderts von den Verpflichtungen
gegen das Kloster
Schännis los. In alten Urkunden heisst der
Ort Urannen. Funde von Bronzeschwertern im Schwärzigraben und
bei
Ziegelbrücke und von andern Bronzegegenständen im
Linthkanal nahe dem
Biberlikopf. Unter dem
Biberlikopf eine Römersiedelung.
Ein Knüppelweg beim Hofwiesgraben.