Linthal
(Kt. Glarus). 682 m. Gem. und Pfarrdorf im südlichsten Teil des Linththales, zu beiden Seiten der Linth, am Fuss des Kilchenstocks und des Ortstocks; 15 km s. Glarus. Endstation der Linie Zürich-Glarus-Linthal. Ausgangspunkt der Klausenstrasse, die das Linththal mit Altorf im Reussthal verbindet, sowie des Sandpasses und des Kistenpasses, die ins bündnerische Vorderrheinthal führen, und des Richetlipasses, über den man ins Sernfthal gelangt. Postbureau, Telegraph, Telephon; im Sommer Postwagen über den Klausen nach Altorf und Flüelen. Wasserversorgung mit Hydrantennetz; Elektrizitätswerk ¶
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am Fätschbach, das Linthal
und die benachbarten Ortschaften mit Licht versorgt und an die industriellen Etablissemente
Kraft abgibt. Die Gemeinde, zu der das weite Fels- und Gletschergebiet der Tödi- und der Claridengruppe gehört, umfasst
1/6 der Fläche des Kantons Glarus
und ist daher dem Areal nach dessen grösste Gemeinde. Sie zählt 315 Wohnhäuser
mit 1894 Ew., worunter sich etwa 300 Katholiken befinden. In kirchlicher Beziehung zerfällt sie in eine evangelische und
eine katholische Pfarrgemeinde, in ökonomischer Beziehung in drei Verwaltungstagwen, von denen jeder besondere Bürgergüter
besitzt: Linthal
-Dorf, zu dem auch die Auengüter und Thierfehd gehören, mit 171 Wohnhäusern und 784 Ew.;
Matt mit 71 Wohnhäusern und 520 Ew.;
Ennetlinth mit 73 Wohnhäusern und 590 Ew. Dieser Gemeindeeinteilung entsprechend zerfällt das Dorf, das sich in einer Länge von 1,5 km längs zweier parallelen Strassen ausdehnt, in vier Häusergruppen, die miteinander durch drei über die Linth führende Brücken verbunden sind.
Auf dem rechten Linthufer liegt auf dem
N.-Rand des grossen Schuttkegels der Auenrunse Linthal
-Dorf mit der reform. Kirche, n. davon auf dem Kegel der Durnagelbaches
Matt mit der kathol. Kirche, auf dem linken Ufer der Linth Ober-Ennetlinth und Unter-Ennetlinth, wo sich die Eisenbahnstation
und das Bad Stachelberg befinden. Viehzucht und Alpwirtschaft, 2 Spinnereien und eine Weberei mit 67000 Spindeln
und 200 Webstühlen, die über 500 Arbeiter beschäftigen; eine Stickerei, eine mechanische Schreinerei, 2 Sägen; mehrere
Hotels.
Linthal
verdankt seinen Aufschwung namentlich der Einführung der Spinnerei im Jahr 1839. Daneben haben ihm seine malerische
Lage im Hintergrund des Linththales, dem die Berge der Tödi- und Claridenkette mit ihren imposanten Felswänden,
ihren Gletschern und Wasserfällen einen prachtvollen Abschluss geben, sowie das Bad Stachelberg mit seiner kräftigen Schwefelquelle
seit langer Zeit einen regen Fremdenverkehr gebracht. In den letzten Jahren hat die Eröffnung der Klausenstrasse dem Touristenzufluss
einen neuen Impuls gegeben. Im Jahr 1283 löste sich Linthal
von der Kirchgemeinde Glarus
los und baute eine
eigene Kirche, die heute noch bestehende katholische Kirche.
Die Reformierten, die durch den Landesvertrag von 1532 gezwungen wurden, die Kirche den an Seelenzahl weit zurückstehenden
Katholiken zu überlassen und denen 1595 auch die eidgenössische Tagsatzung die Gründung einer Kirche im
Gebiet von Linthal
verbot, bauten 1600 ein eigenes Gotteshaus in Ennetlinth, das damals zur Gemeinde Rüti gehörte, wurden
aber 1782 durch die Ueberschwemmungen der Linth genötigt, dieselbe nach Linthal
-Dorf zu verlegen. (S. auch die Artikel Ennetlinth
und Matt).