Euter
,
das die
Milch absondernde
Organ der weiblichen
Säugetiere, besonders der größern
Haustiere (s.
Milchdrüsen).
Das Euter
des Zuchtviehs ist im gesunden Zustand weder schmerzhaft angeschwollen noch verhärtet, auch nicht mit zu
kleinen, geschwundenen
Zitzen
(Strichen) versehen. Namentlich sieht man bei
Kühen ein großes, mäßig gespanntes, mit langen,
am
Grund recht umfangreichen
Strichen und starken Milchadern versehenes Euter
gern. Um dem Euter dies volle Ansehen
zu geben, unterläßt man wohl betrügerischerweise das Ausmelken schlechter
Kühe mehrere
Tage lang; dann ist es aber auf
Druck empfindlich und stark gespannt.
Unter den
Krankheiten des Euters
ist
Entzündung desselben die am häufigsten vorkommende. Sie tritt in
verschiedenen
Graden und
Formen auf. Bei der leichten
Entzündung, welche namentlich bei jungen vollblütigen
Tieren kurz vor
oder bald nach dem Gebären häufig vorkommt, erscheint zwar das ganze Euter
bedeutend angeschwollen; aber die Geschwulst
ist nicht hart, sondern weich und gibt bei
Eindrücken mit den
Fingern nach (vgl.
Einschuß). Die Milchabsonderung
ist zwar dabei verringert, aber nicht aufgehoben.
Diese Euter
entzündung zerteilt sich in der
Regel bald. In manchen
Fällen ist die Zerteilung jedoch zunächst nur unvollständig,
indem an einem Teil
(Viertel) des Euters
die elastische Anschwellung fortbesteht, die
Empfindlichkeit sich sogar noch steigert,
die Milchsekretion erheblich abnimmt, die
Milch dünn, gelblich oder rötlich
(Blutmelken) und mit
Gerinnseln
vermischt erscheint. Bei passender Behandlung erfolgt noch vollständige Zerteilung. Bei der schwerern
Entzündung zeigen
sich häufig zuerst Fiebererscheinungen; dann schwillt ein Teil des Euters
und zwar meist die hintern
Partien oder das ganze
Euter
an, wird hart, heiß und sehr schmerzhaft; in den entzündeten
Partien ist die Milchsekretion sehr
vermindert und die
Milch klümprig, oder die
Sekretion hört ganz auf. In günstigen
Fällen erfolgt in 3-5.
Wochen Zerteilung,
die aber meist unvollständig ist, indem umschriebene
Verhärtungen, sogen. Milchknoten,
oder
Verhärtungen eines ganzen
Viertels
oder sogar einer Hälfte des Euters
zurückbleiben. In diesen Teilen hört die Milchsekretion oft für
immer auf. In heftigen
Fällen entsteht
Eiterung und
Aufbruch an einer
oder an mehreren
Stellen, oder es entsteht
Brand, wobei
das Euter
bläulich oder violett gefärbt, kalt, gefühllos und an der Oberfläche weich wird und infolgedessen gewöhnlich
der
Tod eintritt.
Die Brandbildung erfolgt namentlich bei
Schafen oft sehr schnell.
Ursachen der Euter
entzündung sind
Erkältung
durch Zugluft oder feuchte Lagerplätze, Verwundungen der
Striche,
Stöße,
Schläge,
Stoßen der
Jungen beim Saugen, endlich
innere
Krankheiten. Behufs der
Heilung der Euter
entzündung muß den
Tieren ein zugfreier Aufenthaltsort und ein warmes, trocknes
Lager
[* 2] gegeben und die äußere
Haut
[* 3] nötigen Falls durch Frottierungen oder Zudecken erwärmt werden.
Sie müssen knappes, leichtverdauliches
Futter und bei
Hartleibigkeit Abführmittel bekommen. Das Euter
ist alle 3-4
Stunden vorsichtig,
aber vollständig auszumelken, wobei
Gerinnsel, die sich in den Milchkanal der
Zitzen schieben, vorsichtig herauszubefördern
sind. Die
Jungen dürfen an dem kranken Euter
nicht saugen. Dieses wird täglich zwei- oder dreimal
mit ungesalzener
Butter eingerieben, oder es wird mit Tischlerfirnis wiederholt bestrichen, bis sich eine gleichmäßige,
zusammenhängende
Decke
[* 4] gebildet hat.
Bei beginnender
Eiterung wird außerdem das Euter
mit lockerm
Werg oder mit
Watte eingehüllt, die reifen
Abscesse werden geöffnet;
bei Brandbildung werden tiefe
Einschnitte gemacht,
Bähungen von Heusamenbrühe mit
Essig angewendet und
die
Wunden täglich mehrmals mit einer 2proz. Karbolsäurelösung ausgepinselt. Die nach der
Entzündung öfters zurückbleibenden
partiellen
Verhärtungen erfordern zeitiges und täglich wiederholtes Abmelken der betreffenden
Drüse, wenn bei neu eingetretener
Trächtigkeit die Milchsekretion wieder beginnt, um
Spannung und neue
Entzündung zu verhüten.
Ist die Öffnung der
Zitzen verwachsen, so ist dieselbe mit einer gereinigten
Sonde wiederherzustellen
und bis zur Vernarbung nach jedesmaligem
Melken eine mit
Bleisalbe bestrichene
Darmsaite oder ein
Milchkatheter einzulegen. Gegen
das Wundwerden an den
Strichen, welches bei Milchkühen häufig vorkommt, ist sorgfältiges Ausmelken nach vorhergehender
Bähung des Euters
mit warmem Kleienwasser und häufiges
Bestreichen mit
Zinksalbe oder
Vaseline zu benutzen.
Warzen am der
Haustiere werden in der Zeit, in welcher die
Tiere keine
Milch geben, auf operativem Weg mit dem
Messer
[* 5] entfernt.