Titel
Dilke
,
1)
Charles
Wentworth, engl.
Publizist und
Kritiker, geb. war Mitarbeiter an der
»Westminster
Review« und
»Retrospective
Review« und schrieb mehrere Werke über das
Drama und die Litterargeschichte
Englands; auch gab er eine Sammlung
älterer englischer Theaterstücke (1814) heraus. Ende 1830 übernahm er die Leitung des »Athenaeum«,
eines litterarischen
Journals, das durch ihn das erste
Organ dieser Art in der englischen
Presse
[* 3] wurde. Seine
Schriften über
Junius,
Burke,
Pope zeugen von bedeutender Forschung und kritischer
Schärfe. Obwohl noch
Eigentümer dieses
Blattes, gab er die
eigentliche Redaktion doch 1846 auf, um sich an den
»Daily News« zu beteiligen, wovon er sich indessen 1848 gleichfalls
zurückzog. Er starb in der
Nähe von
Farnham.
Biographie vgl. Dilke
3).
2) Sir Charles Wentworth, Sohn des vorigen, bekannt durch seine Gemeinnützigkeit, geb. zu London, [* 4] studierte in Cambridge. Er war ein thätiges Mitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften, doch ist er hauptsächlich bekannt als einer der Urheber der Londoner Industrieausstellungen von 1852 und 1862. Seit 1830 leitete er das »Athenaeum«, gehörte 1846 zu den Gründern der »Daily News« und bewirkte als Mitglied der Society of arts 1847 die erste Ausstellung britischer Fabrikate in den Sälen der Gesellschaft, was zur Verwirklichung des Gedankens einer Weltindustrieausstellung führte. 1862 wurde er zum Baronet erhoben. Er starb in Petersburg. [* 5]
3) Sir Charles Wentworth, Sohn des vorigen, geb. zu Chelsea, erhielt seine Bildung in Trinity Hall [* 6] zu Cambridge, wurde Advokat in London und begann dann eine große Reise um die Welt. Er ging zunächst nach Kanada und den ¶
mehr
Vereinigten Staaten, [* 8] traf im August 1866 zu St.-Louis mit Hepworth Dixon zusammen, in dessen Begleitung er die Rocky Mountains und den Mormonendistrikt besuchte, und setzte dann seine Reise allein über Nevada und Kalifornien nach Panama, [* 9] von da weiter nach Neuseeland, Tasmania und Australien [* 10] fort, überall sich gründlich über die gegenwärtige Lage und die kommerziellen Aussichten der englischen Kolonien zu unterrichten bemüht. Über Ceylon [* 11] kam er nach Madras [* 12] und Kalkutta, [* 13] Oberindien und Lahor und kehrte dann über den Indus, Bombay [* 14] und Ägypten [* 15] nach England zurück.
Als wissenschaftliches Resultat dieser Reise veröffentlichte er: »Greater Britain; a record of travel in English-speaking countries during 1866-67« (1868, 2 Bde.), ein vorzügliches Werk, das besonders den Einfluß der Rassen auf das Gouvernement und den der klimatischen Bedingungen auf die Rassen selbst in scharfsinniger Weise untersucht und nicht nur während des ersten Jahrs vier Auflagen in England selbst erlebte, sondern auch gleichzeitig in Amerika [* 16] zweimal nachgedruckt wurde.
Diesem großen litterarischen Erfolg verdankte es Dilke
, daß er 1868 von
Chelsea zum Parlamentsmitglied gewählt wurde, der jüngste Repräsentant einer Stadt, der jemals im englischen Unterhaus gesessen.
Im Parlament schloß er sich den fortgeschrittensten Radikalen an und stand nicht an, sich offen zu republikanischen Grundsätzen
zu bekennen. Trotzdem wurde er 1880, als Gladstone nach dem liberalen Wahlsieg ein neues Ministerium bildete,
zum Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt ernannt und verteidigte die auswärtige Politik der Regierung, die er im Unterhaus
zu vertreten hatte, während der Sessionen 1880 und 1881 geschickt und glücklich.
Ende 1882 trat er als Präsident des Lokalverwaltungsamts in das liberale Kabinett selbst ein, mit welchem
er im Juni 1885 seine Entlassung nahm. Einer ehrenrührigen Anklage wegen Ehebruchs gegenüber, die gleichzeitig gegen ihn
erhoben wurde, behauptete er in einem offenen Brief an seine Wähler seine volle Unschuld. 1874 veröffentlichte er anonym
seine politische Satire »The fall of Prince Florestan of Monaco«,
[* 17] welche drei Auflagen erlebte und ins Französische
übersetzt wurde. Außer dem »Athenaeum«, dessen Eigentum er von seinem Vater erbte, ist er auch Besitzer der wertvollen wissenschaftlichen
Zeitschrift »Notes and Queries«. Aus den Schriften seines Großvaters (Dilke
1) gab er heraus: »The papers of
a critic« (1875, 2 Bde., mit Biographie des Genannten).