forlaufend
1036
zucker übergeht. Um den Traubenzucker darzustellen, wird die oben erwähnte rechtsdrehende Mannon- säure mit Chinolin erhitzt, wodurch sie zum Teil in Glykonsäure übergeht.
Das Lakton dieser Säure kann dann durch Reduktion in Traubenzucker verwandelt werden.
Die Zuckerarten der Rohrzucker- gruppe, die Saccharosen, lassen sich beim Kochen mit verdünnten Säuren unter Aufnahme von Wasser in je zwei einfache Zuckerarten spalten.
Der umgekehrte Weg, die Kondensation zweier Moleküle von ein- fachen Zuckerarten unter gleichzeitiger Entziehung von Wasser, müßte die Synthese der Saccharosen er- möglichen.
Doch hat man den Verlauf dieser Reaktion nicht so in der Hand, [* 1] daß die Darstellung aller be- treffenden Zuckerarten wirklich gelänge.
Nur die Isomaltose hat man durch Einwirkung von Salz- säure auf Traubenzucker fynthetisch erhalten können. Neuerdings will man auch Rohrzucker durch Ein- wirkung von Acetochlorhydrose, einem aus Trauben- zucker und Acetylchlorid entstehenden Körper, auf die Natriumverbindung der Lävulofe erhalten haben. Zukunft, Die, in Berlin [* 2] (im «Verlag der Zu- kunft») erscheinende Wochenschrift für Politik und öffentliches Leben, Tbeater, Kunst und Litteratur, die von Maximilian Harden (s. d.) ge- gründet wurde.
Das Blatt [* 3] sollte seine Unabhängig- keit wahren und eine freie Rednertribüne für jeder- mann werden. In viel beachteten Leitartikeln hat es nationaleTendenzen vertreten, aber in fcharferOppo- sition gegen die Regierung, namentlich während der Kanzlerschaft des Grafen Caprivi. Es erreichte bis- her eine Auflage von 11-13000 Exemplaren.
Zulasfungsstelle, s. Börse. *Zululand. England annektierte im April 1895 das nördlich gelegene Tongaland und unterstellte es der Verwaltung von Z. ^ Zürich. [* 4] Durch die 1894 angenommenen Ver- besserungen der Kantonsverfassung wurde im Früh- jahr 1896 der Kantonsrat reduziert, indem nicht mehr auf 1500 Seelen, sondern auf ebenso viele Schweizer Bürger ein Mitglied gewühlt werden mußte. Am beschloß der Kantonsrat mit 126 gegen 22 Stimmen, Frauen zur Advokatur zuzulassen.
Ehefrauen bedürfen der Zustimmung der Gatten. Am 28. Febr. wurde der erste Social- demokrat in die Kantonalregierung gewählt. Iur-Mühlen, Raimund von, Sänger (Tenor), geb. auf dem väterlichen Rittergut Tännasilm in Livland, [* 5] studierte Musik auf der königl. Hochschule für Musik in Berlin, dann Ge- sang bei Adolf Schulze in Berlin, bei Julius Stock- hausen in Frankfurt [* 6] a. M., Romain Bussine in Paris [* 7] und Galliera in Mailand. [* 8]
Auf zahlreichen Konzertreisen in Deutschland, [* 9] Rußland, England, Holland und der Schweiz [* 10] hat Zwischenmeister sich als Lieder- und Oratoriensänger ersten Ranges bekannt gemacht. Die Bühne hat er nur einmal, in der Titelrolle von Anton Rubinsteins geistlicher Oper «Christus» (Brem. 1896), betreten. ^Einziehen.
Zurückstellung (militür.), s. Ersatzwesen und Iustandsverbrecher, s. Kriminalität.
Zweckstrafe, s. Kriminalpolitik.
Zweihonnfchaften, Gemeinde im Landkreis Essen [* 11] des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, [* 12] hat (1895) 4649 E. *Zwickau, Stadt, ist Sitz eines Bezirkskom- mandos und hat (1895) 50391 (25839 männl., 24552 weibl.) E., darunter 47 825 Evangelische, 2161 Katholiken, 260 andere Christen und 71 Is- raeliten, ferner 2304 bewohnte Grundstücke, 10960 Haushaltungen und 15 Anstalten, d. i. eine Zu- nahme seit 1890 um 6193 Personen oder 14 Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 1828, der Eheschließungen 377, der Sterbefälle (einschließlich Totgeburten) 1255. Der Anbau des Rathauses wird 1897 vollendet.
Ostern 1897 wird eine höhere Fachschule für Mafchinenbau und Elektrotechnik mit Vorschule eröffnet. Einwohnerzahl der Kreishauptmannschaft und ihrer Amtshauptmannfchaften: Amtshauptmannschaften Einwohner Zunahme (^-) Abnahme (-) Von 1890-95 in Proz. 1895 1890 Stadt Chemnitz. . . Annaberg Auerbach Chemnitz Flöha 161017 101 547 88 357 186 063 81581 141910 61926 62 768 152 155 108 375 243 973 138 954 99 164 82 714 187 800 80144 137 709 60 842 58 090 135 761 101 542 227 563 -j-10,78 4- 2,40 ^- 6,68 - 0,03 -^ 1,80 ^- 3,05 -^ 1,79 -j- 8,04 ^-12,07 -!- 6,73 -j- 7,21 Marienberg Oelsnitz Planen Schwarzenberg . . . Zwickau .,,... Kreishauptmannschaft 1389672 1310283 -j- 6,05 Zwiefalten, Marktflecken im Oberamt Mün- singen des württemb.
Donaukreises, hat (1895) 1142 E., darunter 408 Evangelische, zwei kath., eine evang. Kirche und eine Irrenanstalt (587 Insassen) in der ehemaligen Benediktinerabtei (1089). Zwifchenmeister, in der Hausindustrie (s. d.) die zwifchen Unternehmer und Heimarbeiter vermittelnde Perfon.
Seine Aufgabe besteht darin, den Rohstoff unter die Hausindustriellen zu verteilen und die fertig gestellten Erzeugnisse von diesen wieder ein- zusammeln.
Als sog. Faktor, Ferger, Fercher, Fac- teur, Fattorino ist der Zwischenmeister wohl in den Hausindu- strien aller Länder bekannt und immer mehr oder weniger geneigt, sowohl die Hausindustriellen aus- zubeuten als auch die Unternehmer zu betrügen. Eine besondere Gestalt gewinnt er bei dem zuerst in der Lyoner Seidenindustrie aufgekommenen sog. Ateliersystem.
Bei diesem übergiebt der Unterneh- mer, der nur ein Comptoir, keine Fabrik hat, seine Aufträge einem hausindustriellen Meister (Naitre, Oliek ä6 1'gelier), und dieser beschäftigt in seinem Hause Arbeiter an Webstühlen und ist gleichzeitig selbst mit thätig.
Ein solcher Meister ist einerseits selbst Heimarbeiter, andererseits wird er Arbeitgeber.
Analog diesem Verhältnis hat sich in engl. und amerik. Städten, neuerdings auch in Deutschland, das Sweatingsystem (s. d., Bd. 15) entwickelt, wobei sich die größten Mißständ-e eingeschlichen haben. -
Vgl. Joh. Timm, Das Sweatingsystem in der deut- schen Konfektionsindustrie (Flensb. 1895). ¶