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Die gesamte Gasabgabe der deutschen
[* 1] hat ge- rade in den letzten Jahren infolge der allgemeinen
Steigerung des Licht- und Kraftbedürfnisfes
trotz der durch die Elektricität entstandenen Konkurrenz 55e Flößle
Steigerung erfahren. Diese gesamte Gasabgabe von 733450
600
cdm verteilt sich fol- gendermaßen : Verwendungsarten Proz.
Straßenbeleuchtung Motoren-, Heiz-
und Industriegas Privatbeleuchtung inkl.
Verlust. . 114 534 900 87 437
100 531
478
600 15,6 12,0 72,4 Die Privatbeleuchtung
bildet sonach immer noch den Hauptabsatz für die Gasglühlicht. Trotzdem ist auch der Abfatz für die übrigen Zwecke
nicht unbedeutend. Die deutschen Gasglühlicht versorgen rund 15650 Gasmo- toren mit 52700 Pferdestärken:
dieselben dienen meist gewerblichen Zwecken. Die Anlagekosten der Gasglühlicht betragen pro 1 cdin Produktionsfähigkeit
in 24
Stunden 85-90 M. und sind, auf gleiche Leistung bezogen, meist geringer als die der elektrischen
Centralen. -
Vgl. Schillings Statist.
Mitteilungen über die Gasglühlicht
Deutschlands,
[* 2]
Österreich-Ungarns und der Sckweiz (5. Aufl.,
Münch. 1896);
Pfeiffer, Das
Gas als Leucht-, Heiz- und Kraftstoff (Wcim. 1896. Gasbahn, s.
Straßenbahnen. ^Gasbeleuchtung, s.
Beleuchtung,
[* 3] Gasanstal- ten, Gasglühlicht. * Gasfeuerungen.
Wie schon früher vereinzelt, sucht man jetzt mehrfach an den Gasgeneratoren
felbst solche
Anordnungen zu treffen oder dieselben mit solchen Einrichtungen in Verbindung zu bringen, welche möglichst
hochwertige
Gase
[* 4] erzielen lassen. Insbesondere vollzieht man die Entgasung der rohen BrennstosfethunlichstgetrenntvonderVergasungund
strebt durch In- berührungbrin- gen der Entga- sungsprodukte mit glühendem, schon entgastem Brennmaterial diese zu zersetzen
und in beständi- gere
Gase über- zuführen. Den Stickstoffgehalt der resultierenden Gafe vermindert man durch Zu- führung
heißer Verbrennungs- luft und über- hitzten Wasser- dampfes, fo daß ein
Gas erhalten wird, das
eine dem Misch gas (Generatorgas und Wassergas)
[* 5] ähnliche Zusam- mensetzung zeigt. Auch strebt man mehr auf Er- leichterung
der
Arbeiten an dcn Gasgeneratoren, hauptfächlich bei dem mit Vrcnnmaterialverlust ver- bundenen Abschlacken durch Anwendung
mechan.
Mittel. Auf welche
Weise dies erfolgen kann, zeigt z. B. der Taylorsche Generator mit
drehbarer Rost- platte, welcher besonders in
Amerika
[* 6] in Gebrauch gekommen ist (s. vorstehende Abbildung).
Der von einem Eisenblechmantel umgebene und mit Cha- mottefutter versehene runde Generator wird von oben durch einen in seiner Mitte angeordneten Füll- trichter mit Brennmaterial beschickt, welches, im Schacht allmählich niedersinkend, schließlich vollstän- dig verbrannt auf der unter einer trichterförmigen Zusammenziehung des Schachtes drehbar gelager- ten, horizontalen Rostplatte Unterstützung findet; diese Rostplatte wird in ihrer Mitte von einem Nohr durchdrungen, welches heiße Verbrennungslust und überhitzten Wasserdampf in die mittlere Partie der untern Brennstofffchicht einführt.
Kurama - Kurbel

* 7
Kurbel.Bei Drehung der kreisförmigen Rostplatte mittels Kurbel [* 7] und Rüder- übersetzung wird ein Teil der auflagernden Afchen und Schlacken durch mehrere von der Außenwand über die Platte hereinragende Stäbe abgestrichen und in den Afchenfall befördert. Die Notwendigkeit, durch Drehung der Platte ein teilweises Entfernen der Asche vornehmen zu müssen, wird an dem Höher- stcigen der Glut im Brennmaterial nach Beobach- tungen durch die in verschiedenen Höhen angeord- neten Schaulöcher erkannt und dabei wird so viel Asche entfernt, bis die Glut auf eine für einen guten Betrieb normale Höhe zurückgegangen ist. * Gasglilhlicht.
Das Auersche Gasglühlicht wurde dem Er- finder 1885 patentiert. Obwohl schon vor dieser Zeit die Anwendung seltener Erden zu Glühkörpern für nichtleuchtende Gasflammen bekannt und in Amerika sogar patentiert war und ein Patent des Engländers Williams der Auerschen Erfindung sehr ähnlich lautete, so hat doch erst die letztere es ermöglicht, die Idee des Gasglühlicht für die Praxis verwertbar zu machen, da es erst Auer gelang, solche Mischungen der Oxyde der seltenen Erden herzustellen, welche den höchsten Lichteffekt bei geringstem Energieaufwand lieferten, und auch dicfe Mischungen zu einer praktisch brauch- baren und haltbaren Form zu gestalten.
Die Gas- glühlichtgcsellschaften, denen der Erfinder die Aus- nutzung seiner Patente übertrug, erzielten einen sehr großen Absatz;
Deutsche Altertümer -

* 8
Deutsche. die Deutsche
[* 8] Gasglühlichtgesellschaft verkaufte schon im ersten Betriebsjahr 300000
Bren- ner,
im zweiten etwa eine halbe Million;
die Divi- dende stiegvon 65 Proz. im ersten Jahre auf 130 Proz. im zweiten Jahre;
die Aktien, die mit einem Kurse von 310 an die Börse kamen, waren bald über 1000 gestiegen.
Dieser beispiellose materielle Erfolg ließ eine emsig arbeitende Konkurrenz entstehen. Die- selbe suchte zunächst die Nichtigkeitserklärung des Auerschen Patents zu erreichen mit der Begründung, daß schon vor Auer Patente erteilt worden seien, deren Gegenstand sich mit der Auerschen Erfindung decken. Die ausgedehnten Prozesse konnten eine endgültige Lösung dieses Kampfes gegen das Mono- pol der Auerschen Gesellschaften nicht herbeiführen, und die letzte Entscheidung des Reichsgerichts wurde von beiden Parteien zu ihren Gunsten gedeutet.
Wenn anch die Kläger die Nichtigkeitserklärung der Auerschcn Patente nicht erreichen konnten, so machen sie andererseits geltend, daß das unter Schutz ge- stellte reine Thoriumoxyd keine brauchbaren Glüh- törper liefert, wenn es nicht geringe Beimengungen von Ccr enthält, wie dies wohl schon bei dem han- dclsmäßigen Thorium dcr Fall ist. Die Frage, ob nun auch dieses mit geringen Beimischungen von Cer versehene Thoriumoxyd unter das Auersche Patent fällt oder nicht, ist durch das letzte Urteil dcs Reichsgerichts nicht entschieden. Die Konkurrenz- gesellschaften haben für das Publikum den Vorteil gebracht, daß der Preis des Aucrlichts von 15 M. auf 5 M. pro Lampe [* 9] zurückgegangen ist, während ¶