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und Beseitigung der gemischten Transitläger, gcrech- tere Besteuerung der Landwirtschaft, größere Berück- sichtigung der Eigenart des Grundbesitzes und des Landwirtschaftsbetriebes im geltenden Recht, Be- grüttdllng einer zweckmäßigen ländlichen Arbeits- verfassung und Reform der Arbeiterversicherung im Sinne größerer Vereinfachung der Organisation, Entschuldung des Grundbesitzes durch öffentlich-recht- liche Körperschaften und Verbilligung des Grund- kredits, Ausbildung des ländlichen Personal- vor dem Nealkredit, Ausgestaltung des ländlichen Ge- nossenschaftswesens, insbesondere Bildung von Silo- genossenschaften behnfs Organisierung des Getreidc- verkaufs im Anschluß an vom Staat zu errichtende Kornhäuser und Vermehrung sowie Verbilligung des landwirtschaftlichen Personalkrcdits, stärkerer Schutz des Vutterabsatzes gegen den Wettbewerb der Margarine, Bewilligung bedeutenderer staat- licher Geldmittel für landwirtschaftliche Melioratio- nen, Ausbau des Eisenbahnnetzes im Interesse der Landwirtschaft, Neuordnung des Eiscnbabntarif- wesens unter Beseitigung jeglicher Begünstigung der Auslandsprodukte gegenüber den einheimischen.
Wenn auch der V. d. L. mit seinen Hauptforderungen, der Preisnormierung des Auslandsgetrcides und der Währungsreform, noch nicht hat durchdringen können, so hat er doch unter anderm in der Durch- setzung der Vörsenreform unter Abfchaffuug des Getreideterminhandcl'ö einen nennenswerten prak- tifchen Erfolg zu verzeichnen. Gegenwärtig zählt der d. L. etwa 190000 Mitglieder und verfügt über eine einflußreiche Presse. [* 1] Die «Korrespondenz des Bundes» wird in 2000 Exemplaren ausgegeben.
Sie ist vor allem bestimmt, den Zeitungen fortlaufend Material zu bieten. Die Vereinswochenschrift «Bund der Landwirte», erscheint in mehr als 103000 Exem- plaren, die «Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung», das Fachblatt des V. d. L., in 10000 Exemplaren, end- lich die allgemeinpolit. «Deutsche [* 2] Tageszeitung» in etwa36000Exemplaren. AußerdemwirdvomV.d.L. eine Fülle von Druckschriften kleinern oder größern Umfangs ausgegeben, insbesondere die «Landwirt- schaftliche Bibliothek», ferner der weitverbreitete «Bundes -Kaleuder». Im 1.1895 wurden von 18 Beamten im Außendienst nicht weniger als 770 Ver- sammlungen abgehalten. Im gleichen Jahre belief sich die Ausgabe des V. d. L. auf nahezu ^ Mill. M. Der satzungsmäßige Beitrag ist für Preußen [* 3] auf 3 Proz. der Grundsteuer oder 10 Pf. für den Hektar landwirtschaftlich benutzter Fläche normiert. Diefer Norm entsprechend wird der Beitragsmaßstab mit den Vorständen der übrigen Vundesabteilungen vereinbart. Der Mindestbeitrag ist auf 50 Pf. festge- setzt. -
Vgl. stenographische Berichte über die Ge- neralversammlungen des V. d. L. (Berl. 1893-96).
Bundespräsidium, in der norddeutschen Bun- desverfassung die Bezeichnung, unter welcher dem König von Preußen eine Reihe von Regierungs- und Verwaltungsbefugnissen des Bundes beigelegt wurde. Es handelte sich dabei wesentlich um civile Kompetenzen (völkerrechtliche Vertretung des Bun- des, Berufung, Eröffnung und Schließung des Bun- desrats und Reichstags, Ernennung des Bundes- kanzlers und der Vundesbeamten, Ansfertigung und Verkündigung der Bundesgesetze u. s. w.), wäh- rend ihm die militärischen als «Vundcsfeldherrn» überwiefen waren. In der deutschenNeichsverfassung ist an die Stelle dieser verschiedenen Bezeichnung durchweg der Titel Deutscher Kaiser (f. d., Bd. 5) getreten.
Nach Art. 11 derselben steht das Präsi- dium des Bundes dem König von Preußen zu, wel- cher den Namen Deutscher Kaiser führt. Der sich an mehrern Stellen der Reichsverfassnng sindende Aus- druck Präsidium bezeichnet nicht den König von Prenßen in seiner Eigenschaft als Spitze und Organ des Reichs, sondern ist identisch mit Preußen: die Stimme des «Präsidiums» ist die stimme Preußens. [* 4] Bundesversammlung, soviel wie Bundestag, das einzige Organ des vormaligen Deutschen Bun- des (s. d., Bd. 5); sodann Bezeichnung eines gegen- wärtig bestehenden Organs des schweiz. Vundes- staates (s. Schweiz, [* 5] Bd. 14). Bunge, Alexander Alexandrowitsch, russ. Zoolog und Reisender^ geb. 9. Nov. in Dorpat [* 6] als ^ohn des Botanikers Alex. Bunge (s. d., Bd. 3), stndierte daselbst Medizin, brachte 1876 in Österreich, [* 7] Italien [* 8] und Deutschland [* 9] zu, nahm 1882-84 an der Expedition an die Mün- dnng der Lena, 1885-87 an einer solchen in das Ianageb iet und nach den Neusibirischen Inseln teil. V. veröffentlichte: «Untersnchungen zur Entwicklungs- geschichte des Beckengürtels der Amphibien, Vögel [* 10] und Reptilien» (Dorpat 1880),
«Bericht über die im Sommer 1885 ausgeführten Reisen ins Lenagebiet» (3. Aufl. 1886),
«Bericht über die Reise auf die Neu- sibirischen Inseln» (3. Aufl. 1887),
«Nber die Krank- heiten unter den Fremdvölkern in den nördl. Teilen des Gebietes Iakutsk» (russisch, Petersb. 1888). ^Bunge, Friedr. Georg von, starb in Wiesbaden. ' ^1895 in Petersburg. [* 11] ^ Bunge, Nikolaus von, starb 15. (3.) Juni -i-Bunsen, Christian Karl Iosias, Freiherr von. Sein Sohn Georg von V. starb in London. [* 12] ^Buol-Berenberg, Rudolf, Freiherr von, wurde 1893 zum ersten Vizepräsidenten, 27. März und zum Präsidenten des Reichstags gewählt.
Burckhard, Mar Eugen, Direktor des Wiener Hofburgtheaters, geb. in Korneu- durg, studierte in Wien [* 13] Rechtswissenschaft, schlug zuerst die richterliche Laufbabn ein, wurde dann in das Kultusministerium berufen, im Febr. 1890 zum artistischen Sekretär [* 14] und im Mai zum Direktor des .Vofburgthcaters ernannt. Seit 1886 ist er auch Privatdoccnt für österr. Privatrecht an der Wiener Universität. Er veröffentlichte: «System des österr. Privatrcchts» (3 Teile, Wien 1883-89; unvollen- det),
in dessen erstem Teil Burdeau den Versuch macht, die Darwinsche Theorie auch auf Moral und Recht anzuwenden und beides als Produkt eines natür- lichen Entwicklungsprozesses darzustellen, «Zur Re- form der jurist. Stildien» (Wien 1887),
«Gesetze und Verordnungen in Kultussachen» (ebd. 1887; 3. Aufl., 2 Bde., 1895),
«Volksschulgesctze» (2 Bde., ebd. 1888; 2. Aufl. 1893),
«Leitfaden der Verfassungs- urkuude der Österreichisch-Ungarischen Monarchie» (ebd. 1893; 2. Aufl. 1895),
«Ästhetik und Social- wissenschaft» (Stuttg. 1895),
«Das Recht der Schau- spieler» (ebd. 1896); ferner ein romantisches Gedicht «Das Lied vom Tannhäuscr» (Lpz. 1888). ^Burckhardt, Jak., starb in Basel. [* 15] Burdeau (spr. bürdoh), Auguste Laurent, franz. Politiker, geb. zu Lyon, [* 16] studierte an der ^C0l6 normals Zu Paris, [* 17] machte 1870/71 als Freiwilliger den Krieg mit, wurde Professor der Philosophie in St. Eticnne und später am (0i- legL I^ouiä 16 (^nä in Paris. 1881 ernannte ihn ¶